Der sächsische Lokomotivenkönig

Zum 200. Geburtstag des sächsischen Lokomotivenkönigs und Industriepioniers Richard Hartmann


Scientific Study, 2009

27 Pages


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Zum 200. Geburtstag des sächsischen Lokomotivenkönigs und Industriepioniers

Richard Hartmann (8.11.1809-16.12.1878)

Literatur

Anlagen

- Anlage 1: Überblick zu Sachsen, Frankreich, der Welt sowie Richard

Hartmann – sein Leben

- Anlage 2: Zeichnung der ersten von Hartmann 1848 gefertigten

Lokomotive namens „Glück auf“

- Anlage 3: Besetzung der Tätigkeitsbereiche in den Hartmannwerken im

Jahre

- Anlage 4: Ausgewählte Patente, Verbesserungen und Neuerungen von

Richard Hartmann

- Anlage 5: Richard Hartmanns begutachtete Neuerungen aus den Jahren

1852 bis

- Anlage 6: Richard Hartmanns testamentarischen Legate zur soziale Fürsorge

Vita des Autors

Abstract

Einleitung.

Im Mittelpunkt des vorliegenden Buches steht der sächsische Lokomotivkönig Richard Hartmann, dessen 200. Geburtstag am 8. November 2009 begangen wird. Mit ihm wird der Industriepionier und Leuchtturm des Maschinenbaus wie auch der bedeutendste Chemnitzer Industrielle des 19. Jahrhunderts und der industriellen Revolution im Königreich Sachsen und Deutschland geehrt.

Über ihn, der vom einfachen Zeugschmied, welcher im Jahre 1832 nach zwanzig Monaten Gesellenwanderung aus Barr im Elsass kommend, im aufstrebenden Chemnitz Fuß fasste und folgend in nur wenigen Jahren zum größten Arbeitgeber dieser Stadt und zu dem mächtigsten Maschinenbaufabriken Sachsens emporstieg, wird vom Autor in einer gedrängten Zeitreise Auserwähltes aus seinem Leben wie auch vom Aufstieg zum Mythos Hartmann in Erinnerung gebracht.

Darin mit einbezogen sind, neben einem kurzen Blick auf seine Wanderschaftsstationen, die Lebensabschnitte: vom Facharbeiter zum Meister, seine ersten Partnerschaftsunternehmen (Hartmann & Illing; Götze und Hartmann), seine erste eigene Maschinenfabrik Hartmann in Chemnitz wie auch die von ihm 1870 firmierte Aktiengesellschaft Sächsische Maschinenfabrik zu Chemnitz.

Besondere Erwähnung findet die Universalität von Richard Hartmann, die er in all seinen Anstalten und Unternehmen bewies, insbesondere bei der Reparatur und dem Bau von Baumwollspinnmaschinen, der Fertigung von Krempel und Strecken, dem Bau von Maschinen für die Tuchfabrikation, Streichgarnspinnerei und dem Dampfmaschinenbau, der Fertigung, der von ihm erfundenen Vorspinnkrempelmaschine für Streichgarn „Continue“, der Herstellung von Dampfkesseln, Dampfmaschinen, Lokomotiven, Werkzeugmaschinen, Transmissionen, Mühleneinrichtungen, Bergwerksmaschinen, Gießereierzeugnissen sowie auch kurzfristig von Gewehren.

Eingebunden dabei sind auch Hartmanns bedeutendsten Erfindungen und Neuerungen, sein Engagement für die Ablösung der Handarbeit durch die Maschinenfertigung, die Nutzung innovativer Antriebskräfte, nämlich, statt menschlicher bzw. tierischer Muskelkraft.

Erfasst wurden bei diesem Exkurs auch Richard Hartmanns Ehrungen für seinen besonders ausgezeichneten Bau von Maschinen in vorzüglicher Konstruktion und gediegener Ausführung auf den nationalen und internationalen Ausstellungen im 19. Jahrhundert.

Erwähnung finden des Weiteren seine intensiven Bemühungen nur mit bestens ausgebildeten bzw. qualifizierungswilligen Arbeitern und Angestellten die Hartmannwerke jederzeit mit dem aktuellen Stand der Technik von der Insel, vom Kontinent wie auch dem eigens geschaffenen Know-how zu entwickeln. Dabei werden auch die bedeutendsten Techniker, Erfinder, Wissenschaftler, die bei Hartmann gelernt und gearbeitet haben, ins Gespräch gebracht.

Komplettiert wird die Karrieredarstellung Richard Hartmanns mit den Hinweisen, daß er seine Mitarbeiter nicht nur ständig forderte, sondern sie auch stetig förderte und außerdem eine sehr sozial-fürsorgliche Ader besaß. Und mit einigen Anlagen wird der Aufstieg Richard Hartmanns zum Großunternehmer illustriert.

Zum 200. Geburtstag des sächsischen Lokomotivenkönigs und Industriepioniers

Richard Hartmann (8.11.1809-16.12.1878).

Fällt der Name Richard Hartmann, führt dies nicht nur unter den Textil-, Werkzeug- und Dampfmaschinenbauern sowie den Dampflokomotiven-, Dampfkessel-, Dampfhämmer- und Dampfpumpenkennern in Sachsen zur Assoziation sächsischer Dampflokomotivenkönig, Industriepionier, Maschinenindustriebegründer, Universalist, sondern auch außerhalb des Freistaates ist dies der Fall. Nicht zuletzt über Deutschlands Grenzen hinaus gilt er sowohl in der Fachwelt von der Eisen- und Stahlverarbeitung wie auch unter den Laien als einer der bedeutendsten Träger der industriellen Revolution dieser Region. Sein unternehmerisches Wirken in Chemnitz führte auch mit zu der Bezeichnung "Sächsisches Manchester" für diese nach 1830 aufstrebende Stadt, und die 22 hohen Schornsteine auf dem Hartmannschen Firmengelände gaben mit den Ausschlag, daß diese Industriemetropole auch den Beinamen „Ruß-Chamtz“ bekam.

Hartmanns Lebensweg ist eine der einzigartigen Erfolgsgeschichten eines sächsischen Protagonisten des Maschinenbaus im 19. Jahrhundert (Anlage 1).

Das Licht der Welt erblickte der Franzose Richard Hartmann vor 200 Jahren am 8. November 1890 als Sohn des Weißgerbers und Schuhmachers Johannes Hartmann (1774-1853) und seiner Frau Maria Magdalene, geb. Schwartz (1783-1856), im elsässischen Barr bei Schlettstadt, verbrieft mit Nr. 137 im Geburtenbuch (1808-1812) dieses Ortes, welcher auch die Stadt seiner Kindheit und Jugend war.

Sein Geburtshaus befindet sich da in der Neuen Gasse, später Hartmanngasse (Rue Hartmann). Richard wuchs im Kreise seiner vier Geschwister Benedikt (1806-1848), Johannes (1808-1859), Caroline (1813-1838) und Magdaleine (1815-1901) in der südöstlich von Straßburg am Fuße der Vogesen gelegene Gemeinde auf. Hier ging er auch bis zum 14. Lebensjahr zur Schule. Anschließend besuchte er eine Internatsschule in Lunéville (1824-1826), wo er seine Bildung vervollständigte wie auch sein Französisch verbesserte.

In seinen Geburtsort erlernte der jugendliche Hartmann von 1825-1829 das Handwerk eines Zeugschmiedes beim Barrer Meister Georg Friedrich Dietz; und wurde als Geselle Mitglied dieser Zunft. Eigentlich sollte ein siebenjähriger Militärdienst folgen, wozu er ausgelost worden war. Da es sich seine Eltern leisten konnten, einen Stellvertreter zu entsenden, konnte ihr Sohn Richard am 19. Juli 1830, zur Erweiterung seiner Kenntnisse und Fertigkeiten auf die damals traditionelle Wanderschaft gehen.

Seine Vaterstadt soll er mit den Worten verlassen haben „Ich komme zurück, wenn ich Pferd und Wagen habe.“ [3], was er später auch tat. Seine Gesellenwanderung währte bis März 1832. Sie umfasste rund 1021 Kilometer und führte ihn durch 31 Städte und Gemeinden. In diesen 20 Monaten arbeitete er fast 16 Monate, so beispielsweise zehn Wochen beim Zeugschmiedemeister Johannes Heintzler in Weißenburg a. d. Lauter, weiterhin conditionirte er neun Monate in der Zeugschmiedewerkstatt bei Jakob Recken in Neustadt a. d. Haard, zugleich arbeitete er während dieser Zeit für einen Mechanicus. Bei ihm wurde er bereits nach drei Monaten als Werkführer engagiert und hatte als solcher über elf Arbeiter die Aufsicht zu führen. Da fertigte er mit ihnen alle Werkzeugarten, z. B. Bohrmaschinen, Schraubstöcke,

Drehstühle, des Weiteren beschäftigte sich der erst 21-jährige Hartmann auch schon mit dem Bau einer Schraubenschneidemaschine.

Nach einem Jahr, also nach dem 31. Juli 1831, stand er vier Wochen in Diensten bei Johann Schweitzer in Mannheim, er folgten dreizehn Wochen Anstellung bei einem ungenannten Meister in Bingen, datiert sind auch vier Wochen bei Caspar Pfelzer in Jena im Februar 1832. Hier begegnete ihm ein Landsmann aus Weissenburg, Georg Samuel Apffel (1802-1873), der Chemnitz sehr gut kannte. Möglicherweise trugen seine Schilderungen über diese Stadt dazu mit bei, daß sie für Hartmann zum auserwählten Ziel wurde. Er soll als einzige Barschaft den Erlös aus dem Verkauf seiner silbernen Uhr, zwei Taler, in der Tasche gehabt haben. In dieser ersten Fabrik- und zweiten Handelsstadt im Königreich Sachsen nimmt der junge Richard zuerst Einkehr im „Schwarzen Bären“ und fand seine erste Unterkunft in der Herberge für Zeugschmiede.

Der Zeugschmied Hartmann kam wie gerufen in diese am Fuße des Erzgebirges gelegene Stadt, deren industrieller Aufschwung gerade begonnen hatte. Ihre mittelalterlichen Stadtmauern waren um Chemnitz bereits abgerissen, die Textilfabriken wie auch der Textilmaschinenbau blühten auf. Deshalb strömten viele Arbeiter sowie Handwerker aus allen Himmelsrichtungen herbei. Kaufleute und unternehmungslustige Handwerker gründen Fabriken, zu denen sich Hartmann bald gesellte.

Zunächst verdiente Hartmann seinen Lebensunterhalt im damals größten Etablissement für Maschinenbau, der Fabrik von Carl Gottfried Haubold (1792-1862), der als Vater des sächsischen Maschinenbaus bekannt ist. Durch sein mitgebrachtes unschätzbares Startkapital, die reiche Erfahrung im Metallfach und Umgang mit Menschen, seine Strebsamkeit wie auch organisatorisches Geschick stieg er, der junge Schmiedegeselle, in dieser Unternehmung innerhalb kurzer Zeit unter Führung des Akkordmeister Heinrich Knieriem vom einfachen Fabrikarbeiter zu seinem Stellvertreter beziehungsweise zum anerkannten Meister auf. Aus diesem Maschinenbaubetrieb entstand 1836 die Sächsische Maschinenbau-Compagnie.

Nach Friedrich Georg Wieck (1800-1860), einem technologischen Schriftsteller und Unternehmer, war sie eine Werkstatt, welche mit besonders guten Werkzeugen ausgerüstet war, die alle Sorten von Maschinen von den feinsten bis zu den schwersten, insbesondere Spinnmaschinen, liefert und gleichsam auch viel für die Fortbildung der Industrie in Sachsen getan hat, wovon auch Hartmann partizipierte.

Nach fünf Jahren da gut qualifiziert, vom Arbeiter zum Meister, zeigte sich für Richard Hartmann das Jahr 1837 als ein in dreifacher Hinsicht bedeutsames, nämlich, erstens, nachdem er sich, wie auch Haubold, von diesem Unternehmen getrennt hatte, folgte sein Schritt in die Selbständigkeit. Dafür kaufte er mit Franz Carl Illing, aus Pest in Ungarn gebürtig, am 13. März d. J. die Werkstatt des Maschinenschlossers Friedrich August Schubert, die sich im Hause des Webermeisters Ihle in der Annaberger Straße 539a, vor dem einstigen Chemnitzer Tor, befand. Für die Werkstätte zahlte Illing 2.125 und Hartmann 1.500 Taler. Beide gründeten in diesem Anwesen eine Werkstatt zur Reparatur und zum Bau von Baumwollspinnmaschinen. Dafür ergänzten sie die technische Basis ihrer Unternehmung mit einer von G. S. Apffel gebauten und einer von Hartmann gefertigten Bohrmaschine.

Das zur Firmengründung erforderliche Bürgerrecht und die damit verbundene Geschäftsfähigkeit wurde Hartmann am 24. Juni 1837 erteilt. Dieser Tag gilt gleichzeitig als

das Gründungsdatum des Unternehmens „Hartmann & Illing“. Und drittens heiratete er im selbigen Jahr am 11. Oktober die Schankwirtstochter von Oppelts Garten, Bertha Oppelt (1813-1869). Ihre Wohnung befand sich noch im Hinterhaus des kleinen Werkstattgebäudes.

Durch die genannten Besonderheiten hoch motiviert, bahnt Richard Hartmann sich den Weg zum Großunternehmen Maschinenfabrik Richard Hartmann. Begonnen hat damals alles mit drei Gesellen und der Mitarbeit des Vorbesitzers. Gleichlaufend werden zur Reparatur von Textilmaschinen und Fertigstellung der von Schubert begonnenen Maschinen auch Krempel und Strecken hergestellt. Schon nach kurzer Zeit, so die Chronisten [3], benötigten sie bei ihrer Fertigung bis zu fünfzehn Schwungraddreher für den Maschinenantrieb; daneben arbeiteten in dieser aufstrebenden Werkstatt bald 40 Gehilfen.

Nachdem sich Hartmann im Februar 1839 von Illing getrennt hatte kam es zur Partnerschaft mit dem aus Glauchau stammenden Kaufmann August Ludwig Götze (1814-1881). Dieser war in der neuen Firma „Götze und Hartmann“ für den kaufmännischen, Hartmann für den technischen Teil verantwortlich. Mit diesem neuen Kompagnon nahmen die Aufträge stetig zu und es kam zum deutlich spürbaren Firmenerfolg.

Über ihre Fertigung informiert im August 1839 der „Anzeiger zum Gewerbeblatt“: „Götze & Hartmann bauen in einer ganz neuen Konstruktion Streichgarnfeinkrempeln. Auftragsbedingt folgte alsbald am 5. Oktober 1840 eine Firmenerweiterung in der Augustusburger Straße 35 mit modernerer Antriebstechnik, denn da übernahmen 17 Pferde an Göpeln diese, denn Verbesserungen an den Spinnmaschinen sicherten ihm einen ständig steigenden Absatz. Zu dieser Zeit (1841) bescheinigte Friedrich Georg Wieck (1800-1860) in seinen Buch "Sachsen in Bildern", Hartmann sei "besonders ausgezeichnet im Bau von Maschinen für Tuchfabrikation, Streichgarnspinnereien und Dampfmaschinen" [10]. Zu diesem Ergebnis kam es, da Hartmann marktverändernde Prozesse schnell erkannte und verstand, sie vorteilhaft umzusetzen.

Trotzdem waren zur Gewährleistung der Liquidität des Unternehmens finanzielle Zuwendungen seines Schwiegervaters, Gastwirt Wilhelm Oppelt (1784-1855) und seines späteren Schwagers, Färbermeister Friedrich Preußer, wie auch seiner Eltern im elsässischen Barr erforderlich. Mit dem Bau und Verkauf von Spinnereimaschinen, insbesondere der von Hartmann erfundenen Continue, einer Vorspinnkrempelmaschine für Streichgarn, begann es zu prosperieren. Mit ihrer Direktzufuhr des Fasermaterials wurden ein Arbeitsgang und Arbeitskräfte eingespart sowie die Kosten gesenkt. Hartmann ließ sie 1842 patentieren und 1843 bekam er dafür von der sächsischen Regierung in Dresden die Große Goldene Preismedaille verliehen.

Im ab Februar 1842 von alleiniger Hand von Hartmann geführten „Maschinenfabrik Hartmann in Chemnitz“ wurden von ihm und seinen Mitarbeitern zuerst sowohl Maschinen- und Maschinenteil-Reparaturen wie auch Maschinennachbau ausführt. Im Mittelpunkt dabei standen der Bau von Maschinen für die Streichgarnspinnerei und Appretur sowie für die Kammgarn- und Baumwollspinnerei. Seine von ihm produzierte „Continue“ verkaufte er erfolgreich auf dem gesamten Kontinent. Um der Nachfrage entsprechen zu können, war es erforderlich, die Aufträge in Tag- und Nachtarbeit zu erfüllen.

Da Hartmann die qualifizierteste Arbeitskraft in seinem Unternehmen war, war er auch für die Maschinenbaugehilfen der Lehrmeister. Oft oblag ihm auch noch der Transport, der Aufbau,

die Montage bis hin zur Inbetriebnahme der fertigen Maschinen.

Der Betrieb wurde so groß, daß die Pferdekraft zur Bewegung der Werkzeugmaschinen nicht mehr ausreichte. So entschloss sich Hartmann unter entscheidender Mithilfe des aus Leipzig stammenden und seit dem 2. Dezember 1840 bei ihm tätigen Techniker (Mechanikers) Franz Eduard Habersang eine Dampfmaschine mit 16 Pferdekraft für den eigenen Betrieb zu bauen. Sie kam 1841 in Betrieb.

Mit der nachfolgenden Produktion ab 1844 ging Hand in Hand der Dampfkessel- und Dampfmaschinenbau. Im letzteren Zweig wurden allein bis 1846 53 Dampfmaschinen mit 618 PS Leistung gebaut, und ab 1847 kam der Lokomotivbau dazu, der das Eisenbahnbauzeitalter auch in Chemnitz begründete. Durch die Firmenexpansion verlegte Hartmann 1844 seinen Maschinenbaubetrieb von der Chemnitzer Klostervorstadt nach Schloßchemnitz. Das Firmengelände befand sich beiderseits der Hartmannstraße und reichte bis zur Fabrikstraße und zum Chemnitzer Schloßteich.

Aus seiner Lokomotivbauanstalt kam im Revolutionsjahr am 7. Februar 1848 die erste Dampflok (Anlage 2), gefertigt für die Sächsisch-Bayerische Bahn, namens „Glück auf“ (Baureihe 1 B n2; Normalspur, dreiachsig, Länge 7.500 mm, Treibräder D = 1538 mm, Zugkraft 1.520 kg, Pferdestärke 250 PS, Dienstgewicht 24.000 kg, Preis 15.263 Taler., 1855 in Tenderlok umgebaut, 1863 an die Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn als Baulok verkauft). Den Namen hatte die Staatsregierung als Kreditgeber festgelegt. Ihre Approbation, Taufe, Funktionsprobe erfolgten am 5. Januar d. s. J. vor etwa 350 Personen (Beschäftigten, Freunden, Sachverständigen, Technikern, Regierungsmitgliedern); ihre erste Probefahrt in Leipzig war im Februar d. J. Da das Werk erst ab 1903 einen Gleisanschluss besaß, musste diese Lokomotive wie auch die weiteren auf Pferdewagen zur Bahn gebracht werden. Und vor der Bahnanbindung von Chemnitz 1852 erfolgten Landtransporte.

Ihr kurzfristiger Bau war eine Leistung, mit dem Hartmann sich im Lokomotivenbau einen Namen machte, im sächsischen Könighauses Respekt einbrachte und somit zum Haus- und Hoflieferant der von 1847-1920 existierenden Kgl.-Sächs. Staatseisenbahnen aufstieg. Die Staatsregierung hatte den Schritt zum Lokomotivbau und Hauptlieferanten der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen mit einem Kredit von 30.000 T. unterstützt. Diesem Prototyp folgten in kurzen Abständen die Saxonia, Germania, Pirna, Ross, Elbe, Friedrich August, Hartmann, Crocodil, Königstein, Richard Hartmann und am 23. Juli 1849 die Chemnitz (für die Leipzig-Dresdener Eisenbahn) sowie die Hundert (gebaut für die Obererzgebirgische Eisenbahn Zwickau-Schwarzenberg, getauft am 9.4.1858). Durch ihre gediegene Ausführung und vorzüglichen Konstruktion wurden Hartmanns Lokomotiven in die ganze Welt geliefert, wovon heute noch einige im Einsatz sind.

Ein Schicksalsschlag war für ihn die Unterbrechung des Lokomotivbaues nach dem Fabrikbrand mit 341.000 rth. Schaden am 17.07.1860. In normalen Gang kam dieser wieder Mitte 1861, als bereits 113 der 203 Loks in Sachsen von Hartmann stammten. In seiner Lok-Halle konnte er bis zu 32 Loks gleichzeitig bauen. Im Jahre 1862 sicherte ihm die materiell-technische Ausrüstung von 80 Kränen, Wagen, 23 Dampfmaschinen und Dampfkessel, 250 Drehbänke, 68 Hobelmaschinen, 77 Bohr- und 26 Stoßmaschinen, 53 andere Maschinen, acht Kesselschmiedefeuer, 1388 Schmiede- und Gießereiwerkzeuge sowie 1418 Beschäftigte (Anlage 3) seine Fertigung.

[...]

Excerpt out of 27 pages

Details

Title
Der sächsische Lokomotivenkönig
Subtitle
Zum 200. Geburtstag des sächsischen Lokomotivenkönigs und Industriepioniers Richard Hartmann
Course
Technikgeschichte
Author
Year
2009
Pages
27
Catalog Number
V137862
ISBN (eBook)
9783640445851
ISBN (Book)
9783640445929
File size
4262 KB
Language
German
Keywords
Lokomotivenkönig, Geburtstag, Lokomotivenkönigs, Industriepioniers, Richard, Hartmann
Quote paper
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Ing., Dr.-Ing. Wolfgang Piersig (Author), 2009, Der sächsische Lokomotivenkönig, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137862

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