Der Salzberg bei Hallstatt im oberösterreichischen Teil des Salzkammerguts war in der Mittelbronzezeit (frühestens ab dem 15. Jh. v. Chr., spätestens ab dem 14. Jh. v. Chr. bis zum 13. Jh. v. Chr.) ein wichtiger Abbauort von Steinsalz und eine Produktionsstätte für Schweine-Surfleisch. Mit Hilfe von Bronzepickeln wurde das Steinsalz im trockenen Abbau unter Tage als Hauklein abgebaut und anschliessend mit Aufzügen an die Erdoberfläche befördert. Zum Suren des Schweinefleischs wurden oberirdische Surbecken aus Holzbohlen errichtet.
Aufgrund der konservierenden Wirkung des Steinsalzes sind zahlreiche organische Funde, wie z. B. Tragerucksäcke, Pickelholme, Traglastseile, Leuchtspäne, Kleidung und Grubenhölzer der bronzezeitlichen Bergleute, bis heute erhalten geblieben und lassen wertvolle Rückschlüsse auf den damaligen Arbeitsalltag zu. Die Salz- und Fleischproduktion in Hallstatt zeichnet sich nach Zeugnis dieser Funde durch einen hohen Spezialisierungs- und Organisationsgrad, Arbeitsteilung, generationsübergreifende Wissensvermittlung und eine lange Tradition des Bergbaus aus . Angesichts dieses hohen Organisationsstands, der Dimensionen der Bergwerke sowie der Quantität der Surbecken samt Schweineknochen stellt sich die kritische Frage, welcher Wirtschaftstyp in Hallstatt vorlag: reine Subsistenz- und/oder auch Handelswirtschaft? Die Beantwortung dieser Frage wird durch das Fehlen eines Gräberfelds samt Werkssiedlung sowie klar fassbarer An- und Abtransportwege für Produktionsressourcen erschwert. Im Folgenden soll dennoch der Versuch unternommen werden, sie unter Einbeziehung der verfügbaren archäologischen Quellen (Pollenanalysen, Holzartenbestimmung, Schweineknochen, konservierte menschliche Exkremente, Vergleiche mit anderen bronzezeitlichen Bergwerken) und von Modellrechnungen (agentenbasierte Simulation) zu klären. Dazu soll untersucht werden, welche der derzeit von der Forschung vorgeschlagenen und sich bislang ausschliesslich auf die Eisenzeit beziehenden Handelsmodelle auf die Mittelbronzezeit übertragbar scheinen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Subsistenzhandel in Verbindung mit Etappenhandel (nach K. Kromer und T. Stöllner)
- Handelswirtschaft in Verbindung mit direktem Fernhandel (nach G. Kossack, M. Egg, O. Dörr, B. Glunz und R. Schumann)
- Hauptteil
- War Hallstatt vernetzt?
- Hallstatt und seine Umgebung
- Verkehrsinfrastruktur als Voraussetzung für die Vernetzung
- Stellt Hallstatt eine Subsistenzwirtschaft dar?
- Betriebsmittel als Quelle für Subsistenzhandel
- Lebensmittelversorgung
- Werkzeug- und Grubenholzversorgung
- Bronze-, Kupfer-, Zinnversorgung
- Salz für den Eigenkonsum und als mögliches Zahlungsmittel
- Fazit Vernetzung/Subsistenzwirtschaft
- Stellt Hallstatt eine Handelswirtschaft dar?
- Salz- und Surfleischüberschuss als Quelle für Handelswirtschaft
- Surfleischproduktion
- Salzproduktion
- Fazit Handelswirtschaft
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Salz- und Fleischproduktion im bronzezeitlichen Hallstatt und untersucht, ob es sich dabei um eine reine Subsistenz- oder auch um eine Handelswirtschaft handelte. Im Vordergrund steht die Analyse der archäologischen Befunde, insbesondere der Bergwerke und der Surbecken, um Erkenntnisse über den Produktionsablauf, die Organisation und die Vernetzung der Hallstätter Gesellschaft zu gewinnen.
- Analyse der archäologischen Befunde im Salzberg von Hallstatt
- Bewertung der Bedeutung von Salz und Surfleisch für die bronzezeitliche Wirtschaft
- Untersuchung der möglichen Handelsbeziehungen von Hallstatt
- Vergleich verschiedener Handelsmodelle, die auf die Eisenzeit zurückgehen
- Anwendung von Modellrechnungen zur Klärung der Frage nach Subsistenz- und Handelswirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Salz- und Fleischproduktion im bronzezeitlichen Hallstatt vor und beschreibt die Funktionsweise der Bergwerke und der Surbecken. Sie führt die Frage nach dem Wirtschaftstyp in Hallstatt ein und erläutert die Schwierigkeit, diese Frage aufgrund fehlender archäologischer Quellen zu beantworten.
- Das Kapitel „Subsistenzhandel in Verbindung mit Etappenhandel“ präsentiert ein Handelsmodell, in dem Hallstatt als Konsum- und Produktionsstätte fungiert, wobei das Salz im Umland gegen Güter getauscht wird, die für den Eigenverbrauch und den Bergbau notwendig sind. Der Salzexport erfolgt über mehrere Zwischenhandels- und Umschlagsplätze. Dieses Modell sieht Hallstatt als ein mit dem Umland vernetztes Verbrauchszentrum, das sich am Handel beteiligt, ohne einen über die Selbsterhaltung hinausgehenden Überschuss zu produzieren.
- Das Kapitel „Handelswirtschaft in Verbindung mit direktem Fernhandel“ stellt ein Modell vor, in dem externe Fernhändler nach Hallstatt kommen, um ihre Waren gegen das Salz der Bergleute einzutauschen. Hallstatt fungiert als Produktions- und Marktort, und der Salzhandel wird von Fernhändlern abgewickelt, die vorübergehend oder dauerhaft in Hallstatt leben. Dieses Modell geht von einer gezielten Überschussproduktion von Salz aus, um im Gegenzug Luxusgüter zu erwerben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Salzberg Hallstatt, Bronzezeit, Mittelbronzezeit, Salzabbau, Surfleischproduktion, Subsistenzwirtschaft, Handelswirtschaft, Etappenhandel, direkter Fernhandel, archäologische Befunde, Handelsmodelle.
- Arbeit zitieren
- Nicolas Ströhla (Autor:in), 2023, Die Salz- und Fleischproduktion im bronzezeitlichen Hallstatt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1380330