Um die Semantik von Fragesätzen zu verstehen und vor allem beschreiben zu können, ist es notwendig, sich zunächst mit der Semantik von Aussagesätzen auseinander zusetzen.
Die Bedeutung, also die Semantik, von Aussagesätzen, wird auf den Begriff der Wahrheit zurückgeführt, wodurch jeder Satz unter Berücksichtigung der Umstände (mögliche Welten) als
wahr oder falsch deklariert werden kann. Das heißt, wir können jedem Satz einen Wahrheitswert zuordnen. Ein Satz kann folglich mit der Menge dieser Umstände identifiziert werden, in denen er
wahr ist. Diese Mengen werden Propositionen genannt.
Doch welche Bedeutungen haben die Wörter und vor allem Konstituenten innerhalb des Satzes?
Indirekte Entscheidungsfragen bei Higginbotham, Hamblin und Karttunen
Um die Semantik von Fragesatzen zu verstehen und vor allem beschreiben zu konnen, ist es notwendig, sich zunachst mit der Semantik von Aussagesatzen auseinander zusetzen.
Die Bedeutung, also die Semantik, von Aussagesatzen, wird auf den Begriff der Wahrheit zurackgefhrt, wodurch jeder Satz unter Beracksichtigung der Umstande (mogliche Welten) als wahr oder falsch deklariert zu werden. Das heiBt, wir konnen jedem Satz einen Wahrheitswert zuordnen. Ein Satz kann folglich mit der Menge dieser Umstande identifiziert werden, in denen er wahr ist. Diese Mengen werden Propositionen genannt.
Doch welche Bedeutungen haben die Worter und vor allem Konstituenten innerhalb des Satzes? Far diese Betrachtung ist es zunachst notwendig, Notationsweisen fr Funktionen zu erklaren.
Eine Funktion ist eine Zuordnungsvorschrift, die jedem Element aus einer Menge von Argumenten (Elemente aus Domane) einen Wert zuweist.
Bsp.: Die Funktion f: x + 1 ordnet dem Wert 1 ein Argument (A) zu;
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
die Funktion ist somit eine Menge von geordneten Paaren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Eine Funktion wird also auf einen Wert angewendet: Funktion (Argument) = Wert. Funktionen
werden dann im allgemeinen mit Lambda-Termen beschrieben:
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] x ist dabei die Variable, welche der A— Term bindet, der Inhalt der Klammer ist die Beschreibung des Wertes der Funktion, in der x vorkommt.
Um den Argumentbereich deutlich zu machen, schreibt man zudem:
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (N als Menge der ganzen Zahlen).
Wenn wir dann auf ein Argument die Funktion in A— Schreibweise anwenden, erhalten wir einen
Wert, indem wir die gebundene Variable (hier x) ersetzen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Da es in der realen Sprache nicht nur einfache Sätze, bestehend aus einem einzigen Haupsatz, gibt, interpretiert man komplexe Sätze kompositional. Dieses Kompositionalit ätsprin ! ip besagt, dass die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks vollständig abhängig von den Bedeutungen seiner
Konstituenten (Teilausdriicke) ist. Schematisch dargestellt bedeutet es dies:
komplexer Ausdruck:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Bedeutung von y ist somit abhangig von der Bedeutung von [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] und [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] .
Frege spezifizierte dieses Prinzip noch, indem er sagte, dass die Bedeutung eines komplexen Ausdruckes eine Funktion von den Bedeutungen seiner Konstituenten ist.
Doch besteht die reale Sprache nicht nur aus Aussagesatzen, sondern unter anderem auch aus Fragesatzen. Diese Fragesatze jedoch lassen sich wiederum in direkte und indirekte Fragesatze unterscheiden.
Higginbotham erklart den Begriff „Frage" sowohl durch die Pragmatik (bestimmter Sprechakt) und die Semantik (andere Bedeutung als Aussagesatze) als auch durch die Syntaktik. Bei der Syntaktik unterscheidet er zwischen einfachen Fragesatzen, also direkten Fragesatzen, und eingebetteten (durch Erganzungen oder als Satzglied) Formen, also indirekten Fragesatzen. Die Hauptfrageform ist dabei der direkte Fragesatz, z.B. „Wo ist Sylvia?" Die Frage: „Ich mochte wissen, wo Sylvia ist.", ist dagegen eine Erganzung mit einer eingebettet Frage, wobei die Einbettung als Aussage angesehen werden kann. Zudem geht Higginbotham davon aus, dass die Semantik von Fragesatzen durch die Vereinigung mit dem Objekt eindeutig erschlieBbar ist, denn die direkte Frage driickt aus, worauf sich die indirekte Frage bezieht. Ein anderer indirekter Fragesatz ware z.B. „John weiB, ob es regnet." Diese indirekte Entscheidungsfrage ist eben durch das Wort „ob" gekennzeichnet, welchen das Fragezeichen, als Merkmal einer Frage, impliziert. Zugleich kann die indirekte Frage als eindeutige Bestimmung angesehen werden, denn die Bedeutung des Satzes „John weiB, ob es regnet" hat immer den Wahrheitswert „wahr". AuBerdem ist Higginbotham der Ansicht, dass das Ergebnis der Interpretation einer indirekten Frage dem der indirekten Frage gleicht.1
Higginbotham orientiert sich demnach an der Theorie Hamblins, indem er die Antworten auf eine Frage als Teilmenge ansieht. Die Bedeutung der Frage nach dem Regen ware bei ihm also {{es regnet},{es regnet nicht}}.
Hamblin (1973) vertritt, wie gesagt, die propositionale Theorie der Fragebedeutung. Der Grundgedanke dabei ist, dass die Bedeutung einer Frage eine Menge von Propositionen, also eine Menge von moglichen Antworten, ist. Eine Antwort ist dann nicht kongruent, wenn ihre Propositionen kein Element der Fragebedeutung sind.
[...]
1 Vgl.: Higginbotham, J.: The Semantics of Questions, in: Lappin, S.(Hrsg.): The Handbook of Contemporary Semantic Theory, Oxford 1996, S.361-383.
- Quote paper
- Nadja Kloß (Author), 2009, Indirekte Entscheidungsfragen bei Higginbotham, Hamblin und Karttunen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138554