„Doing Gender“ - Männlichkeitsinszenierung im Kontext Schule


Hausarbeit, 2008

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

I. Einleitung

II. Hauptteil
1. Grundlagen
1.1.Doing Gender
1.2 Theorie der Männlichkeitsinszenierung
2. Interaktion in der Schule
2.1. Gleichgeschlechtliche Peer-Group
2.2. Gemischtgeschlechtliche Interaktion
2.3 Interaktion mit LehrerInnen
3. Jungenarbeit

III. Schluss

IV. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Im der Diskussion um Geschlechterbenachteiligung in den Bildungsinstitutionen hat sich in den letzten 20 Jahren eine drastische Wende vollzogen. Die Ergebnisse aktueller Studien verweisen nicht mehr auf die Benachteiligung von Mädchen sondern stellen den Misserfolg der Jungen hervor. Ein Beleg für den Misserfolg der Jungen ist der hohe Anteil von männlichen Schulbesuchern an Haupt- und Sonderschulen . Entgegengesetzt verhält es sich an Gymnasien. Hier stellen die Mädchen die Mehrzahl der Schüler dar. Unabhängig davon, beenden auch wesentlich mehr Männer ihre Schullaufbahn ohne Abschluss. Gleichzeitig müssen weniger Mädchen eine Klasse wiederholen. Nachfolgende Statistik unterlegt diese Entwicklung nochmals.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: http://www.bmbf.de/pub/Bildungsmisserfolg.pdf)

So stieg also in den letzten 30 Jahren der Anteil an Jungen in gering qualifizierenden Bildungseinrichtungen und sank drastisch im Hinblick auf den Besuch des Gymnasiums. (vgl. Flaake 2006, S.28) Entsprechend wollte ich mich in dieser Arbeit mit der Benachteiligung von Jungen in unserem Bildungssystem und mit Möglichkeiten der Förderung von Jungen in Schulen beschäftigen. Allerdings zeigte sich schnell, dass es hierzu einer genaueren Analyse der Geschlechterverhältnisse an Schulen bedürfte. Im Laufe meiner Recherchen fand dabei mehr und mehr die Konstruktion von Männlichkeit in der in der Institution Schule mein Interesse. Als Konsequenz daraus beschäftige ich mich in dieser Arbeit zunächst mit den Theorien zur Erklärung von „Männlichkeit“, versuche dann anhand der Doing Gender Theorie zu erklären welche Rolle hierbei die Schule spielen kann und werde abschließend noch Denkansätze zur Jungenarbeit vorstellen.

II. Hauptteil

1. Grundlagen

Zunächst gilt zu klären welche Grundannahmen zum Thema Geschlecht dieser Arbeit zugrundeliegen. Geschlecht wird hier nicht als biologischer Determinismus sonder (auch) als sozial und kulturell konstruiert verstanden. Unterschiede in Verhaltensweisen, Deutungsmuster und Wahrnehmung entstehen demnach nicht durch unterschiedliche biologische Grundvoraussetzungen sondern ergeben sich anhand der jeweiligen gesellschaftlichen Erwartungen in Zusammenhang mit dem jeweiligen Geschlecht. (vgl. Budde 2005, S.14ff)

1.1.Doing Gender

Einerseits werden diese Verhältnisse gesamtgesellschaftlich reproduziert. So werden z.B. in der Werbung immer wieder Geschlechtsstereotype bedient. Auch Kinderspielzeug orientiert sich in Farbgestaltung, Sprache und Symbolik oftmals stark an den vorgegebenen Stereotypen. Mädchen wird hierbei einerseits die Mutterrolle z.B. im Umgang mit Puppen zugedacht, andererseits wird die Bedeutung von Schönheit für die Mädchen deutlich in den Vordergrund gestellt, für Jungs ist es „typisch“ mit Autos und Flugzeugen zu spielen, sich in körperbetonten Sportarten zu beweisen und im Sinne von „ein Indianer kennt keine Schmerzen“ alle Aufgaben zu meistern. Allerdings ist jeder einzelne nicht nur „passiver Empfänger“ dieser Ordnung sondern immer auch aktiv an der Gestaltung und Reproduktion beteiligt. Da das Geschlecht ein wichtiges Identitätsmerkmal darstellt ist es für jeden einzelnen von Bedeutung sich anhand gesamt Gesellschaftlicher und dichotomer Deutungsmuster eindeutig zuordnen und inszenieren zu können. In der Interaktion mit anderen muss durch Mimik, Gestik und Körperhaltung sowie Sprache und Wahrnehmung das Geschlecht eindeutig erkennbar sein. Formen dieser Inszenierung können sowohl die Frisur, Bekleidung Schmuck usw., aber auch das Auftreten und der Umgang mit Mitmenschen sein. All dies wird – oftmals unbewusst- auf „Geschlechtsangemessenheit“ überprüft. Dabei gibt es natürlich einen gewissen Spielraum, der hier und da auch übertreten werden kann, allerdings muss eine klare Zuordnung weiterhin möglich sein. Zwar kann nicht jede Regung und Aussage als „doing gender“ begriffen werden, allerdings spielt das Geschlecht zumindest hintergründig immer eine Rolle. (vgl. Budde 2005, S.19-27)

1.2 Theorie der Männlichkeitsinszenierung

Bei der Analyse der Frage „was ist Männlichkeit?“ bin ich immer wieder auf den Theoretischen Ansatz des „Systems der hegemonialen Männlichkeit“ nach Conell gestoßen. Sowohl Budde als auch Faulstich-Wieland und Flaake operieren mit diesem Begriff, deshalb werde ich diesen Erklärungsansatz kurz umreißen.

Zunächst geht Conell davon aus, dass sich Aufgrund der geschichtlichen Entwicklung das Geschlechterverhältnis als ein hierarchisches Verhältnis etabliert hat. Damit wird Geschlecht also auch als ein soziales Konstrukt und damit als wandelbar aufgefasst. Allerdings weist auch der Begriff der Hegemonie auf die Veränderbarkeit der Verhältnisse hin, denn:“Die Dominanz resultiert also nicht (nur) aus materiellen Strukturen, sondern vor allem aus der ideologischen Vormacht, die eine gesellschaftliche Gruppe ermächtigt, ihre Interpretation und Interessen durchzusetzen. Die jeweilige hegemoniale Gruppe besitzt die Macht nicht, sie verfügt lediglich darüber in dem Maße, indem sie diese einzusetzen und zu behaupten vermag“ (Budde 2005, S.32).

Macht geht also nicht von bestimmten Gruppen aus, sondern konstituiert sich anhand verschiedener Handlungsmuster und Strukturen, die ihrerseits die Kriterien für die Entwicklung mächtiger Gruppierungen darstellen. Gleichzeitig impliziert Hegemonie auch ein „Geschehen lassen“ durch die Beherrschten. (vgl. Budde 2005 S.32-38)

Männlichkeit definiert sich dabei durch Abgrenzung von allem weiblichen. Da Weiblichkeit seinerseits ebenfalls in Abgrenzung zu allem Maskulinem definiert wird, entsteht hier eine wechselseitige Beziehung. Sowohl Männlichkeit als auch Weiblichkeit ist damit kein starres, abgeschlossenes Konstrukt sondern immer Teil eines dynamischen Aushandlungsprozesses. Wobei männlich konnotierte Attribute als Überlegen eingestuft werden müssen, um die Geschlechter-Hierarchie aufrecht zu erhalten. Dieser Prozesse bezieht sich nicht auf einzelne Personen sondern auf soziale Strukturen und Handlungsmuster, die auch Bedeutung für den Umgang in gleichgeschlechtlichen Gruppen haben. Hier unterscheidet Conell 4 Formen, die hegemoniale, komplizenhafte, untergeordnete und marginalisierte Männlichkeit.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
„Doing Gender“ - Männlichkeitsinszenierung im Kontext Schule
Hochschule
Universität Augsburg  (Phil.-Soz. Fakultät)
Veranstaltung
Pädagogik und die Kategorie Geschlecht
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V139409
ISBN (eBook)
9783640492756
ISBN (Buch)
9783640492893
Dateigröße
624 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ich beschäftige mich in dieser Arbeit zunächst mit den Theorien zur Erklärung von „Männlichkeit“, versuche dann anhand der Doing Gender Theorie zu erklären welche Rolle hierbei die Schule spielen kann und werde abschließend noch Denkansätze zur Jungenarbeit vorstellen.
Schlagworte
Gender“, Männlichkeitsinszenierung, Kontext, Schule
Arbeit zitieren
Bernd Kugler (Autor:in), 2008, „Doing Gender“ - Männlichkeitsinszenierung im Kontext Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139409

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