Die Beziehung zwischen prosodischer Phrasierung und syntaktischer Struktur in der Produktion und Perzeption


Term Paper, 2009

18 Pages, Grade: 2,0

Anonymous


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theorien zur Beziehung zwischen der syntaktischen Struktur und prosodischen Grenzen in der Sprachproduktion
2.1 Cooper und Paccia-Cooper (1980)
2.2 Gee und Grosjean (1983)
2.3 Ferreira (1988)

3. Experiment 1

4. Neue Theorie - LHS/RHS boundary (LRB) hypothesis
4.1 LRB und Experiment 1

5. Experiment 2

6. Prosodische Grenzen und Perzeption

7. Experiment 1

8. Experiment 2

9. Fazit

Literatur

1. Einleitung

Es ist unumstritten, dass die Prosodie in vielen Bereichen der Sprachwissenschaft eine Rolle spielt. So konnte z.B. gezeigt werden, dass Prosodie Kindern schon beim Spracherwerb hilft. Kinder machen sich ihr (bereits bei der Geburt teilweise ausgebildetes) Wissen über die Pro- sodie zunutze, um einen Einstieg in die Grammatik zu finden (Bertschi-Kaufmann et al. 2006). Wie Watson & Gibson (2004) schreiben, ist es aber nicht ganz leicht, die Rolle der Prosodie zu verstehen und zu beschrieben, da sie viele Arten von Informationen übermitteln kann. Sie kann z.B. Informationen über die Diskursstruktur geben und gleichzeitig die syntak- tische Struktur eines Satzes anzeigen.

In dieser Arbeit wird die Rolle der Prosodie in Bezug auf die Beziehung der prosodischen Phrasierung und der syntaktischen Struktur beschrieben. Im ersten Teil wird diese Beziehung in der Sprachproduktion dargestellt. Watson & Gibson (2004) haben eine Theorie zur Vorher- sage prosodischer Grenzen aufgestellt (LHS/RHS boundary (LRB) hypothesis), die sie in zwei Experimenten mit drei weiteren Theorien vergleichen. Die LRB ist zwar eigentlich ein theore- tischer Ansatz zur Sprachproduktion, gibt aber auch Hinweise auf die Rolle der Prosodie in der Sprachperzeption. Daher wird im zweiten Teil der Arbeit näher auf die Beziehung zwi- schen der prosodischen Phrasierung und der syntaktischen Struktur in der Sprachperzeption eingegangen. Watson & Gibson (2005) beschreiben zwei Erklärungsansätze bzw. Hypothesen (Anti-attachment-hypthesis und Domain-hypothesis), die sie in zwei Experimenten testen. Abschließend folgt dann ein Fazit, in dem die wichtigsten Ergebnisse noch einmal zusam- mengefasst werden.

2. Theorien zur Beziehung zwischen der syntaktischen Struktur und prosodischen Grenzen in der Sprachproduktion

Watson & Gibson (2004) stellen drei Theorien (Cooper & Paccia-Cooper/CPC, 1980; Gee & Grosjean/GG, 1983; Ferreira, 1988) vor, die zeigen, dass die syntaktische Struktur die Platzie- rung prosodischer Grenzen in der Produktion beeinflusst. Die Theorien bestimmen die Stärke einer prosodischen Grenze, die mit der Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Grenze korre- liert. CPC und GG wollten eigentlich die Länge einer Pause und weniger die Wahrscheinlich- keit der Produktion einer Pause vorhersagen. Ferreira (1993) hat jedoch gezeigt, dass die syn- taktische Struktur nicht die Länge einer Pause bestimmt, sondern dass sie nur die Wahrschein- lichkeit einer Produktion beeinflussen kann.

2.1 Cooper und Paccia-Cooper (1980)

CPC nehmen in ihrem Ansatz an, dass die Wahrscheinlichkeit einer Grenze steigt, je mehr syntaktische Konstituenten an einer Phrase beginnen oder enden.

Am Bespiel der Grenze zwischen book und to (siehe Abbildung 1) wird nun gezeigt, wie nach CPC die Wahrscheinlichkeit einer Grenze bestimmt wird. Zuerst wird die Grenzstärke errechnet. Hierbei werden die Knoten gezählt, die die Grenzwörter dominieren, aber nur bis zum höchsten Knoten, der nicht beide Wörter dominiert (book-NP; to-PP). Auf der linken Seite werden die Hauptkategoriewörter (N, A, V) und verzweigenden Nicht-Terminalknoten gezählt und mit 2 multipliziert. Auf der rechten Seite werden die Hauptkategoriewörter und alle Nicht-Terminalknoten gezählt. Die Stärke der Grenze zwischen book und to ist demnach 3 (links 2 (Nx2; NP zählt nicht, gilt als nicht-verzweigend, da D keine Hauptkategorie ist); rechts 1 (PP, P zählt nicht, da es nicht zur Hauptkategorie gehört)).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1. Vorhersagen für die Grenzwahrscheinlichkeit nach CPC (Watson & Gibson 2004: 716).

Als zweites werden die Bisection values bestimmt. Dafür wird zuerst die Anzahl der Hauptkategoriewörter im Satz gezählt (John, gave, book, Mary) und durch 2 geteilt. Dann wird die Anzahl der Hauptkategoriewörter von der Grenze bis zum Ende oder Anfang (je nach dem, was näher ist; hier das Ende, also zählt nur Mary) durch diese Zahl geteilt. Das Bisection value für die Grenze zwischen book und to beträgt also 0,5 (1/(4/2)). Als letztes wird das Produkt der Grenzstärke und dem Bisection Value gebildet, welches die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer prosodischen Grenze bestimmt (3x0,5=1,5).

2.2 Gee und Grosjean (1983)

Für die Vorhersage einer prosodischen Grenze nehmen GG einen Algorithmus mit folgenden

8 Schritten an:

1. Satz in phonologische Phrasen teilen;
2. Für jede phonologische Phrase wird ein rechtsverzweigender Baum gezeichnet;
3. Bäume, die eine NP oder einen S formen, werden zu einem rechtsverzweigenden Baum kombiniert;
4. Baum mit dem Hauptverb wird an das Material gehängt, das die wenigsten phonologischen Phrasen enthält;
5. Alle Bäume werden zu einem linksverzweigenden Baum kombiniert;
6. Wahrscheinlichkeit wird durch das Zählen der Knoten, die durch den tiefsten Knoten, der die Wörter auf beiden Seiten dominiert, dominiert werden, ermittelt;
7.&8. Wortgrenzen vor der letzten phonologischen Phrase und Grenzen vor Wörtern mit 2 oder mehr Füßen wird 1 hinzugefügt.

Die Schritte 1-5 ergeben den Baum in Abbildung 2, die Schritte 6-8 erklären, wie die Wahr- scheinlichkeit bestimmt wird. Für die Grenze zwischen book und to ist die Wahrscheinlichkeit

8. Es werden alle 7 Knoten des Baums gezählt, da das höchste I der tiefste Knoten ist, der beide Grenzwörter dominiert. Zusätzlich wird 1 addiert, da es sich um die Grenze vor der letzten phonologischen Phrase (φ) handelt

Abbildung 2. Vorhersagen für die Grenzwahrscheinlichkeit nach GG (Watson & Gibson 2004: 717).

2.3 Ferreira (1988)

Der Ansatz von Ferreira (1988) basiert auf der x-bar-Theorie und sie nimmt an, dass die syn- taktische und auch die semantische Struktur eine Rolle spielen und Pausen so auftreten, dass die resultierenden Einheiten semantisch zusammenhängend sind. Um die Wahrscheinlichkeit einer Grenze zu bestimmen, wird der niedrigste Knoten gesucht, der beide Grenzwörter do- miniert. Die unmittelbaren Töchter bilden eine Vorlage syntaktischer Kategorien. Abbildung 3 zeigt 9 Vorlagen von syntaktischen Paaren mit einem Ranking (je niedriger im Baum, desto niedriger das Ranking). Für jede Grenze wird eine Vorlage gebildet, die ein Ranking erhält, durch das die Wahrscheinlichkeit vorhergesagt wird. Die Wahrscheinlichkeit der Grenze zwi- schen John und gave ist z.B. 7. Die IP ist der tiefste Knoten, der beide Grenzwörter dominiert, ihre beiden unmittelbaren Töchter sind NP und I´, die die Vorlage X´XP mit dem Ranking 7 bilden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3. Ranking und Baum zur Vorhersage der Grenzwahrscheinlichkeit nach Ferreira (1988) (Watson & Gibson 2004: 719).

3. Experiment 1

Nach Watson & Gibson (2004) sind alle drei Theorien sehr komplex und sie wurden experi- mentell noch nicht richtig getestet. Dies machen Watson & Gibson in einem Experiment, in dem sie die Vorhersagen der drei Theorien für die 8 verschiedenen Satzstrukturen in Abbil- dung 4 testen.

[...]

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Details

Title
Die Beziehung zwischen prosodischer Phrasierung und syntaktischer Struktur in der Produktion und Perzeption
College
University of Potsdam
Grade
2,0
Year
2009
Pages
18
Catalog Number
V139782
ISBN (eBook)
9783640500611
File size
971 KB
Language
German
Notes
Keywords
Beziehung, Phrasierung, Struktur, Produktion, Perzeption
Quote paper
Anonymous, 2009, Die Beziehung zwischen prosodischer Phrasierung und syntaktischer Struktur in der Produktion und Perzeption, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139782

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