„Nur nebenbei sei angemerkt, daß es fürs Denken gar keinen besseren Start gibt als das Lachen. Und insbesondere bietet die Erschütterung des Zwerchfells dem Gedanken gewöhnlich bessere Chancen dar als die der Seele.“ Walter Benjamin, 19341
Was kann es befreienderes geben als ein Lachen, das uns auch noch einen gedanklichen Prozess erleichtert? Wo doch kaum ein Mensch von sich behaupten würde, nicht gerne zu lachen. Doch ist uns auch bewusst, dass ein Witz nicht jeder Thematik angemessen erscheint.
Kommt beispielsweise 2006 der deutsch-jüdische Regisseur Dani Levy auf die Idee, eine Komödie über Hitler („Mein Führer“) zu machen, so stößt er schnell auf Entrüstung:
"Eine Komödie über Hitler können Amerikaner machen oder sogar Engländer. Aber Deutsche oder Juden in Deutschland? Das ist ein Mangel an Respekt vor Millionen Opfern". So empört zeigt sich ein Leser der polnischen Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“.
Bei der Frage nach komödiantischen Darstellungen Hitlers im Film sollen in dieser Arbeit zwei Werke untersucht werden: Zum einen der 1940 von Charlie Chaplin veröffentlichte „The Great Dictator“, zum anderen der eben erwähnte Film „Mein Führer“ von Dani Levy.
Auf inhaltlicher Ebene soll versucht werden, die Handlungen aus
geschichtswissenschaftlicher Sicht zu verorten und zu deuten.
Im Blickfeld steht dabei in erster Linie die Darstellung Hitlers, 1940 und 2006. Wie wird er in den Filmen erinnert, wie dem Publikum vermittelt?
Anschließend spielt natürlich die Rezeption der Filme eine bedeutende Rolle. Welches Potential wird dabei dem Film als Medium, insbesondere dem Genre Komödie eingeräumt, welche Mittel werden eingesetzt? Wer lacht über was? Wie wird gelacht im Kontext eines der größten Verbrechen der Menschheit?
Des Weiteren soll die Entstehungsgeschichte der Filme untersucht werden. Welche Motivationen stehen hinter den Filmen, welche Absichten? Ist Lachen über Hitler ein Tabu, weil es gleichzusetzen ist mit einem Lachen über die Schrecken des Holocausts? Was bedeutet es über die komödiantische Darstellung Hitlers zu lachen? Werden dabei Normen durchbrochen? Müssen
wir beim Verlassen des Kinos ein schlechtes Gewissen haben, gelacht zu haben?
Es geht in dieser Arbeit um die Untersuchung der Frage, was passiert, wenn wir über einen historischen Akteur wie Hitler lachen, warum, worüber und wie wir lachen, wer lacht und wer nicht, und welche Auswirkungen dies auf unser
Geschichtsbild hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung
- Forschungsstand/Quellenlage
- Hauptteil
- Inhaltsangaben
- "Der große Diktator"
- "Mein Führer"
- Lachen über Hitler?
- Vermittlungspotential des Genres "Komödie"
- Das Komische und das Lachen
- Die Wirkung des Witzes
- Entstehungsgeschichte der Filme
- 1940- zu Hitlers Lebzeiten
- 2006 -mehr als 60 Jahre nach dem Holocaust
- Vermittlungsinhalte und -mittel
- "Der große Diktator"
- "Mein Führer"
- Rezeption
- "Der große Diktator"
- "Mein Führer"
- Inhaltsangaben
- Schlussteil
- Entwicklung der "Holocaust-Komödie"
- Stellungnahme zur Debatte um "Mein Führer"
- Abschlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Darstellung Adolf Hitlers im Film, insbesondere in den Komödien "Der große Diktator" von Charlie Chaplin und "Mein Führer" von Dani Levy. Ziel ist es, die komödiantische Darstellung Hitlers in den historischen Kontext einzubetten und die Rezeption dieser Werke zu analysieren.
- Die Verwendung des Genres "Komödie" zur Darstellung des Nationalsozialismus und des Holocaust
- Die Wirkung des Witzes und die Frage, ob Lachen über Hitler ein Tabu ist
- Die Entstehungsgeschichte der Filme und die Motivationen der Filmemacher
- Die Rezeption der Filme und die Debatte um den Umgang mit der deutschen Vergangenheit
- Die Vermittlungsinhalte und -mittel der Filme
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und skizziert den Forschungsstand sowie die Quellenlage. Der Hauptteil beschäftigt sich mit der Inhaltsanalyse der Filme, der Wirkung des Witzes und der Entstehungsgeschichte. Die Rezeption der Filme wird ebenfalls beleuchtet. Der Schlussteil widmet sich der Entwicklung der "Holocaust-Komödie" und der Stellungnahme zur Debatte um "Mein Führer".
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themenkomplexen Komödie, Holocaust, Nationalsozialismus, Film, Rezeption, Vermittlung, Hitler-Darstellung und Tabu. Im Fokus stehen die Filme "Der große Diktator" von Charlie Chaplin und "Mein Führer" von Dani Levy.
- Quote paper
- Julia Ossenbruegge (Author), 2007, Hitler als Witzfigur - Komödiantische Darstellungen von Nationalsozialismus und Holocaust im Film, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140429