Geschlechtsspezifische soziale Ungleichheit wird in der Soziologie oftmals als „neue“
Form sozialer Ungleichheit bezeichnet. Erst mit dem Entstehen von sozialen
Bewegungen und den Forderungen nach Emanzipation bekam die Kategorie
„Geschlecht“ im Zusammenhang mit sozialer Ungleichheit in den
sozialwissenschaftlichen Bereichen der Frauenforschung und Soziologie eine größere
Bedeutung. Mit der vorliegenden Arbeit möchte ich einen Überblick über den
sozialwissenschaftlichen Diskurs in Bezug auf die Diskussion soziologischer Theorien
zu sozialer Ungleichheit und Geschlecht geben. Hierbei gehe ich so vor, dass ich
zunächst einleitend eine definitorische Einführung in die Thematik der sozialen
Ungleichheit gebe, indem ich mich auf Erklärungsansätze von Jean-Jacques
Rousseau, Stefan Hradil und Reinhard Kreckel stütze. Danach nehme ich das
Geschlecht als Determinante sozialer Ungleichheit hinzu und beschreibe Aspekte
geschlechtsspezifischer sozialer Ungleichheit, indem ich einleitend auf die vorhandene
Geschlechtsblindheit in der herrschenden Soziologie verweise. Anschließend grenze
ich die Begriffserklärung weiter ein und gehe näher auf Entwicklungstendenzen der
geschlechtsspezifischen Ungleichheit ein. In Kapitel 3 (auch hier gehe ich zunächst auf
die stark einseitige Sichtweise auf die Kategorie Geschlecht im Mainstream der
klassischen Soziologie ein) beziehe ich mich exemplarisch auf einige soziologische
Theorien im Hinblick auf die Analyse sozialer Ungleichheit im Zusammenhang mit
Geschlecht: die Klassentheorie und die Individualisierungsthese. In Bezug auf
klassentheoretische Ansätze untersuche ich im Speziellen zunächst, ob in der
klassischen Soziologie ein Zusammenhang zwischen Klasse und Geschlecht besteht,
d. h. ob die Kategorie Geschlecht in der traditionellen Klassentheorie Max Webers mit
einbezogen wurde und ziehe für eine Überprüfung dessen Eva Cybas
Argumentationen zu dieser Thematik heran, um diese Frage zu diskutieren.
Anschließend möchte ich aufzeigen, wie sich der Zusammenhang von Klasse und
Geschlecht in der neueren Klassenforschung manifestiert. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Soziale Ungleichheit und Geschlecht
- Soziale Ungleichheit - Einführung
- Geschlechtsspezifische Ungleichheit
- Verständnis geschlechtsspezifischer Ungleichheit und Abgrenzung
- Geschlecht als biologisch bedingte soziale Strukturkategorie?
- Entwicklungstendenzen geschlechtsspezifischer Ungleichheit
- Überblick soziologischer Theorien zu Ungleichheit und Geschlecht
- Frauen als Klasse?
- Webers Klassentheorie und geschlechtsspezifische Ungleichheit?
- Geschlechtsspezifische soziale Ungleichheit in Anlehnung an die Studie von Petra Frerichs
- Soziale Ungleichheit, Geschlecht und Individualisierung
- Monographien
- Zeitschriftenartikel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Thematik der sozialen Ungleichheit im Kontext von Geschlecht. Ziel ist es, einen Überblick über den sozialwissenschaftlichen Diskurs zu soziologischen Theorien zu sozialer Ungleichheit und Geschlecht zu geben. Dabei werden verschiedene Erklärungsansätze und Entwicklungstendenzen der geschlechtsspezifischen Ungleichheit beleuchtet.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs der sozialen Ungleichheit
- Analyse der Rolle von Geschlecht als Determinante sozialer Ungleichheit
- Bedeutung klassentheoretischer Ansätze für die Erklärung geschlechtsspezifischer Ungleichheit
- Einfluss von Individualisierungstendenzen auf die geschlechtsspezifische soziale Ungleichheit
- Empirische Ergebnisse und Fallbeispiele zur Veranschaulichung der Thematik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der sozialen Ungleichheit und Geschlecht ein und stellt die Zielsetzung der Arbeit dar. Sie beleuchtet die historische Entwicklung des Begriffs der sozialen Ungleichheit und die Bedeutung von Geschlecht als Determinante sozialer Ungleichheit.
Kapitel 2 befasst sich mit der Definition und Abgrenzung des Begriffs der sozialen Ungleichheit. Es werden verschiedene Erklärungsansätze von Jean-Jacques Rousseau, Stefan Hradil und Reinhard Kreckel vorgestellt. Anschließend wird die geschlechtsspezifische soziale Ungleichheit als „neue“ Form sozialer Ungleichheit definiert und die vorhandene Geschlechtsblindheit in der herrschenden Soziologie kritisiert.
Kapitel 3 bietet einen Überblick über soziologische Theorien zu Ungleichheit und Geschlecht. Es wird die Frage untersucht, ob in der klassischen Soziologie ein Zusammenhang zwischen Klasse und Geschlecht besteht. Dabei wird die Klassentheorie von Max Weber und die Argumentation von Eva Cyba zur Einbeziehung der Kategorie Geschlecht in die Klassentheorie diskutiert.
Kapitel 3 beleuchtet außerdem die Rolle von Geschlecht in der neueren Klassenforschung. Anhand der empirischen Ergebnisse von Petra Frerichs, die Pierre Bourdieus Ansatz integriert hat, wird die Reproduktion des Geschlechterverhältnisses in verschiedenen Klassenmilieus untersucht.
Kapitel 4 betrachtet die geschlechtsspezifische Ungleichheit aus der Perspektive moderner Individualisierungstendenzen in der Gesellschaft. Es wird untersucht, ob und inwieweit geschlechtsbasierte soziale Ungleichheit durch Individualisierungstendenzen verringert oder verstärkt werden könnte.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen soziale Ungleichheit, Geschlecht, Klassentheorie, Individualisierung, Geschlechterverhältnis, Frauenforschung, Soziologie, Emanzipation, Lebensbedingungen, Lebenschancen, Macht, Interessen, Habitus, Arbeit, Reproduktion, Entwicklungstendenzen, empirische Forschung, Klassenmilieus, Bielefelder Längsschnittstudie (BiLieF-Projekt).
- Arbeit zitieren
- Denise Sajdl (Autor:in), 2009, Soziale Ungleichheit und Geschlecht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140616