Lange Zeit war das Thema Fußball im Dritten Reich ein Tabuthema in der deutschen Sportgesellschaft, wie auch in der Medienlandschaft. Erst spät begannen Rekonstruktionsarbeiten dieser 12 Jahre dauernden Phase des Terrors und der Diktatur.
Der DFB wurde der Aufgabe der kritischen Vergangenheitsaufarbeitung lange Zeit nicht gerecht.
Erst im Jubiläumsband „100 Jahre DFB“, erschienen im Jahre 2000, wurde eine Auseinandersetzung mit dem damaligen Präsidenten des DFB Felix Linnemann vorgenommen.
Im Jahre 2005 erschien dann eine vom DFB in Auftrag gegebene Studie, die die Zeit von 1933 bis 1945 kritisch und objektiv hinterleuchten und analysieren sollte.
Beauftragt wurde Nils Havemann, der als Dr. phil., Geschichte, Romanistik und Politische Wissenschaft studierte und heute als Lektor arbeitet.
Er verfasste seine Studie unter Zuhilfenahme umfangreicher Archive und Nachlässe, die bis dato verschossen waren.
Der DFB stellte sich damit circa 60 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs auf direkte Weise dem Fehlverhalten seiner Funktionäre während des 3. Reichs.
Auf Grund der Tatsache, dass die Rekonstruktion der Geschehnisse unter der NS- Diktatur erst wenige in Angriff genommen haben und folglich wenig Forschungsmaterial gibt, basiert diese Arbeit vornehmlich auf die Werke von Havemann, Nils (Fußball unterm Hakenkreuz, Frankfurt/Main, 2005), sowie von Fischer, Gerhard in Zusammenarbeit mit Lindner, Ulrich (Stürmer für Hitler, Vom Zusammenspiel zwischen Fußball und Nationalsozialismus, Verlag die Werkstatt,1999).
Da dieses Gebiet der Sportgeschichte erst wenig untersucht wurde, spornte es mich geradezu an, einen zusammenfassenden Einblick in diese Thematik zu geben. In dieser Arbeit wurde versucht, anhand der Forschungsergebnisse der einschlägigen Literatur, eigenständige Schlüsse und Interpretationen zu ziehen und auf problematische und kritische Geschehnisse hinzuweisen.
Der Fußball entwickelte sich seit seiner Gründung am 28. Januar 1900 in Deutschland zu einem wahren Massenphänomen. Im Jahre 1933, also im Jahr der Machtergreifung Hitlers und der Nationalsozialisten, zählte der DFB zu den größten Verbänden in der deutschen Sportgesellschaft mit circa 3 Millionen Mitgliedern.
Nach der Machtübernahme kam es zu einer grundlegenden Umstrukturierung und Verstaatlichung des Sportes.
Dieser Umwälzung konnte sich der DFB nicht entziehen und wurde Stück für Stück in den NS-Apparat eingegliedert. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gründungsakt und Entwicklung des DFB bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933
- Gründungsakt des deutschen Fußballs und Folgejahre
- Die Entwicklung des Fußballs vom Ersten Weltkrieg, über die Weimarer Republik, bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933
- Der Sport im Ganzen und der Fußball im Speziellen zur Zeit des Nationalsozialismus und der damit einhergehende Antisemitismus
- Rassismus und Antisemitismus zur Zeit des Nationalsozialismus in den verschiedenen Sportverbänden
- Rassismus und Antisemitismus zur Zeit des Nationalsozialismus im Fußball
- Fazit/Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des deutschen Fußballs vom Gründungsakt des DFB bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten und deren Einfluss auf den Sport. Sie beleuchtet die Rolle des DFB während der NS-Diktatur und analysiert den Umgang mit Antisemitismus und Rassismus im Fußball. Die Studie zielt darauf ab, die Position des DFB in diesem Kontext zu ergründen, indem sie dessen Handeln kritisch hinterfragt und einordnet.
- Entwicklung des DFB von der Gründung bis 1933
- Der Einfluss des Nationalsozialismus auf den deutschen Fußball
- Antisemitismus und Rassismus im deutschen Fußball während der NS-Zeit
- Die Rolle des DFB im nationalsozialistischen System
- Kritische Auseinandersetzung mit dem Handeln des DFB
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Diese Einleitung beschreibt den lange Zeit bestehenden Schwebezustand bezüglich der Aufarbeitung der Geschichte des Fußballs im Dritten Reich. Sie erläutert die späte Beschäftigung mit diesem Thema und die Rolle des DFB dabei, beginnend mit dem Jubiläumsband „100 Jahre DFB“ im Jahr 2000 und der folgenden Studie von Nils Havemann (2005). Die Einleitung betont den Mangel an Forschungsmaterial zu diesem Thema und benennt die wichtigsten Quellen der vorliegenden Arbeit. Schließlich wird die zentrale Forschungsfrage formuliert: War der DFB williger Teilnehmer oder Opfer der nationalsozialistischen Diktatur?
Gründungsakt und Entwicklung des DFB bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933: Dieses Kapitel beschreibt die Gründung des DFB am 28. Januar 1900 in Leipzig und seine Entwicklung in den folgenden Jahrzehnten. Es widerlegt die landläufige Meinung, dass Fußball ein Sport des Proletariats war, indem es die anfängliche Beteiligung des gebildeten Bürgertums betont. Das Kapitel beleuchtet die anfängliche patriotische Ausrichtung des DFB und die Bestrebungen nach Reinhaltung des deutschen Fußballs, die bereits rassistische Tendenzen aufweisen. Es wird gezeigt, wie sich der Fußball trotz anfänglicher Widerstände zu einem Massenphänomen entwickelte.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) im Nationalsozialismus
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) von seiner Gründung bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und analysiert den Einfluss des Nationalsozialismus auf den Fußball. Sie beleuchtet insbesondere den Umgang des DFB mit Antisemitismus und Rassismus während dieser Zeit und hinterfragt dessen Rolle im nationalsozialistischen System kritisch.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung des DFB von der Gründung bis 1933, den Einfluss des Nationalsozialismus auf den deutschen Fußball, Antisemitismus und Rassismus im deutschen Fußball während der NS-Zeit, die Rolle des DFB im nationalsozialistischen System und eine kritische Auseinandersetzung mit dem Handeln des DFB. Es wird auch die anfängliche patriotische Ausrichtung des DFB und die bereits vorhandenen rassistischen Tendenzen beleuchtet.
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über die Gründung und Entwicklung des DFB bis 1933, ein Kapitel über den Sport und Fußball im Nationalsozialismus mit Fokus auf Antisemitismus, und eine Schlussbemerkung/ein Fazit. Die Kapitel behandeln die Entwicklung des DFB, den Einfluss des NS-Regimes, den Umgang mit Antisemitismus und Rassismus im Fußball und die Rolle des DFB in diesem Kontext.
Was ist die zentrale Forschungsfrage der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: War der DFB williger Teilnehmer oder Opfer der nationalsozialistischen Diktatur?
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit benennt die wichtigsten Quellen in der Einleitung, wobei ein Mangel an Forschungsmaterial zu diesem Thema hervorgehoben wird. Die Einleitung erwähnt explizit den Jubiläumsband „100 Jahre DFB“ (2000) und die Studie von Nils Havemann (2005) als wichtige Bezugspunkte.
Was wird in der Einleitung beschrieben?
Die Einleitung beschreibt den lange Zeit bestehenden Schwebezustand bezüglich der Aufarbeitung der Geschichte des Fußballs im Dritten Reich, die späte Beschäftigung mit diesem Thema und die Rolle des DFB dabei. Sie betont den Mangel an Forschungsmaterial und formuliert die zentrale Forschungsfrage.
Was wird im Kapitel über die Gründung und Entwicklung des DFB bis 1933 behandelt?
Dieses Kapitel beschreibt die Gründung des DFB am 28. Januar 1900 und seine Entwicklung in den folgenden Jahrzehnten. Es widerlegt die Annahme, Fußball sei ein rein proletarischer Sport gewesen, und beleuchtet die anfängliche Beteiligung des gebildeten Bürgertums, die patriotische Ausrichtung des DFB und die bereits vorhandenen rassistischen Tendenzen. Es zeigt auch die Entwicklung des Fußballs zum Massenphänomen.
Wie wird der Antisemitismus und Rassismus im Fußball behandelt?
Die Arbeit analysiert den Antisemitismus und Rassismus im Fußball während der NS-Zeit in verschiedenen Sportverbänden und speziell im Fußball. Sie untersucht, wie der DFB mit diesen Phänomenen umgegangen ist und welche Rolle er dabei gespielt hat.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2007, Fußball im Dritten Reich - Fußball im Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140706