Zu den Urängsten des Menschen gehört die Furcht, als noch Lebender bereits für tot gehalten zu werden. Diese Angst rührt daher, dass an Toten gewisse Handlungen vollzogen werden dürfen, für welche lebende Menschen tabu sind.
Weil der medizinische Fortschritt die Grenze zwischen Leben und Tod immer stärker verschwimmen lässt und dadurch die alten Todeskriterien nicht mehr ausreichend sind, müssen neue Kriterien gefunden werden. Die Angst, auf Grund eines falschen Kriteriums als tot bezeichnet zu werden und somit unmoralisch behandelt zu werden, nimmt dadurch aber nicht ab. Im Gegenteil: Die Etablierung des Hirntodkriteriums entfachte einen nicht enden wollenden Diskurs.
Im Folgenden soll Untersucht werden, was die Konsequenzen einer rein moralphilosophischen Betrachtungsweise des Hirntods sind, wie sie Ralf Stoecker fordert. Dabei werde ich mich im Wesentlichen auf den Artikel Stoeckers „Die Hirntod - Debatte aus philosophischer Sicht“ stützen.
In einem ersten Teil möchte ich in die Thematik des Hirntods einführen, um dann das Problem der Todesdefinition und des entsprechenden Kriteriums aufzuzeigen.
Im weiteren Verlauf soll, von der ethischen Grundannahme ausgehend, die Entwicklung des moralischen Status von Sterbenden untersucht werden, um anschliessend die Konsequenzen Stoeckers moralphilosophischer Auflösung der Hirntoddebatte darzustellen. Dabei soll die Frage geklärt werden, ob sie zu einem Durchbruch in der Hirntoddebatte oder einer blossen Problemverlagerung führt.
Der Schwerpunkt soll der Hirntod an sich sein, doch scheint mir, in Anbetracht der immensen Wichtigkeit des Hirntodkriteriums für die Transplantationsmedizin, eine Kontextualisierung stellenweise sinnvoll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Hirntodkonzept
- Drei Lebensdefinitionen
- Biologische Definition des Lebens
- Bewusstsein als Definition menschlichen Lebens
- Lebendigkeit als Definition des Lebens
- Der moralische Status von Hirntoten und die moralphilosophische Auflösung der Hirntoddebatte
- Konsequenzen aus der moralphilosophischen Auflösung
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text befasst sich mit der Frage, ob das Hirntodkriterium als moralisch vertretbar angesehen werden kann. Der Autor untersucht die Konsequenzen einer rein moralphilosophischen Betrachtungsweise des Hirntods, die von Ralf Stoecker gefordert wird. Dabei wird auf Stoeckers Artikel "Die Hirntod - Debatte aus philosophischer Sicht" zurückgegriffen.
- Die Definition von Tod und die Suche nach einem geeigneten Todeskriterium
- Die ethische Grundannahme der Unantastbarkeit menschlichen Lebens und die Entwicklung des moralischen Status von Sterbenden
- Die Konsequenzen der moralphilosophischen Auflösung der Hirntoddebatte nach Stoecker
- Die Relevanz des Hirntodkriteriums für die Transplantationsmedizin
- Die Suche nach einem umfassenden Lebensverständnis, das über die rein biologische oder bewusste Ebene hinausgeht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Hirntods ein und beleuchtet die Herausforderungen, die der medizinische Fortschritt mit sich bringt, insbesondere im Bereich der Transplantationsmedizin. Die Problematik der Todesdefinition und die Suche nach neuen Kriterien werden angesprochen. Im ersten Kapitel wird das Hirntodkonzept vorgestellt und dessen Entwicklung im Kontext der Transplantationsmedizin dargestellt. Die Kritik an der "pragmatischen Umdefinierung des Todes" wird diskutiert, wobei die Notwendigkeit einer klaren Definition des Todes betont wird. Im Anschluss werden verschiedene Lebensdefinitionen vorgestellt: Die biologische Definition, die das Leben als Fähigkeit zur Selbstregulierung betrachtet, das Bewusstsein als Grundlage des menschlichen Daseins und die Lebendigkeit als umfassendere Definition. Die Kapitel analysieren die Grenzen dieser Definitionen und untersuchen, ob sie das Hirntodkriterium als akzeptabel erachten lassen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Textes sind die moralphilosophische Betrachtungsweise des Hirntods, die Definition des menschlichen Lebens, die ethische Grundannahme der Unantastbarkeit menschlichen Lebens, die Relevanz des Hirntodkriteriums für die Transplantationsmedizin, und die Kritik an der "pragmatischen Umdefinierung des Todes".
- Arbeit zitieren
- Mathias Haller (Autor:in), 2005, Ralf Stoeckers moralphilosophische Auflösung der Hirntoddebatte - Durchbruch oder Problemverlagerung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140734