Der Begriff der Biomacht – beziehungsweise Biopolitik - geht auf den französischen Philosophen und Historiker Michel Foucault zurück. Sowohl in seiner Vorlesung am Collège de France im Jahr 1976 als auch in seinem Buch Sexualität und Wahrheit – Der Wille zum Wissen von 1977 beschäftigt sich Foucault erstmals eingehend mit einer Transformation der souveränen Machtstrukturen zu einer modernen Machtform, die sich durch eine „Vereinnahmung des Lebens“ und die „Verstaatlichung des Biologischen“ auszeichnet.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine systematische Darstellung Foucaults Begriff der Biomacht. Für das Verständnis derselben ist es notwendig, zunächst einen Rückblick auf die klassische Theorie der Souveränität zu geben und anhand derer die einzelnen Transformationen und Veränderungen hin zur Biomacht aufzuzeigen, wobei das souveräne Recht über Leben und Tod und die anschließende Abwendung der Macht vom Tod eine übergeordnete Rolle spielen sollen.
Im weiteren Verlauf sollen die beiden die Biomacht auszeichnenden Machttechnologien erläutert werden. Dabei stehen ihre jeweiligen Wirkungsmechanismen, ihre Angriffspunkte sowie ihre institutionelle Lokalisierung im Mittelpunkt.
Abschließend soll kurz auf die Bedeutung der Sexualität innerhalb des modernen Machtgefüges der Biomacht eingegangen werden, zumal Foucault der Sexualität eine herausragende Stellung als „Scharnier“ zwischen beiden Machttechnologien zuteilt.
Obwohl Foucault sich in seinem Buch Sexualität und Wahrheit – Der Wille zum Wissen ausgiebig mit der Bedeutung der Sexualität im Zusammenhang mit der Biomacht auseinandersetzt, würde die Darstellung Foucaults diesbezüglicher Überlegungen den Rahmen dieser Arbeit sprengen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Von der Souveränitätsmacht zu Biomacht
- Der Eintritt des Lebens in die Geschichte – Die Geburt der Biomacht
- Die Abwertung des Todes
- Das Organigramm der Biomacht
- Die disziplinäre Technologie der Macht
- Die Institution Gefängnis – Die Modernisierung der Bestrafungstechnologie
- Die regulierende Technologie der Macht
- Das Sexualitätsdispositiv
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Michel Foucaults Konzept der Biomacht, einer modernen Machtform, die sich durch die Vereinnahmung des Lebens und die Verstaatlichung des Biologischen auszeichnet. Die Arbeit verfolgt das Ziel, Foucaults Begriff der Biomacht systematisch darzustellen und die Transformation der Souveränitätsmacht zu dieser neuen Machtstruktur zu beleuchten.
- Der Übergang von der Souveränitätsmacht zur Biomacht
- Die beiden Haupttechnologien der Biomacht: disziplinäre und regulierende Macht
- Die Rolle des Todes in der souveränen und der biopolitischen Macht
- Die Bedeutung der Sexualität im Gefüge der Biomacht
- Die Institution des Gefängnisses als Beispiel für die disziplinäre Macht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt den Leser in das Thema der Biomacht ein und präsentiert die zentralen Thesen Foucaults. Kapitel 2 verfolgt die Entwicklung von der Souveränitätsmacht zur Biomacht, indem es die Veränderungen im Umgang mit Leben und Tod analysiert. Die Abwertung des Todes, die im 18. Jahrhundert begann, wird als ein Indiz für die Entstehung der Biomacht betrachtet.
Kapitel 3 analysiert die beiden Haupttechnologien der Biomacht: die disziplinäre Macht, die sich auf die Kontrolle und Verwaltung von Individuen konzentriert, und die regulierende Macht, die sich auf die Steuerung ganzer Populationen richtet. Das Gefängnis wird als Beispiel für die disziplinäre Macht vorgestellt, während die regulierende Macht in der Steuerung von demografischen Prozessen und der Gesundheitspolitik zum Ausdruck kommt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Konzepte der Biomacht, Souveränitätsmacht, disziplinäre Macht, regulierende Macht, Leben, Tod, Sexualität, Gefängnis und Michel Foucault.
- Arbeit zitieren
- Viktor Witte (Autor:in), 2009, Michel Foucault – Die Biomacht, eine neue Machtstruktur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140740