„[…] Helge Schneider ist allerdings etwas für sehr bescheidene Köpfe. Diese Form von Kabarett ist mir zu simpel. Da gehört meiner Vorstellung nach mehr Geist und Hintergrund rein.“ Diese Bemerkung Reinhold Messners steht wohl exemplarisch für eine Rezeptionslinie der Kunst Helge Schneiders, die bis heute anhält. Andere dagegen erkennen in Helge Schneider einen legitimen Nachfahren von Diogenes von Sinipe, des „hervorragendsten Vertreter[s]“ des Kynismus, eine Figur der Philosophie also. Und mittlerweile entstanden eine Reihe von Essays, die sich mit dem Phänomen Helge Schneider ernsthaft auseinandersetzten, um sein Werk von den „Comedy“-Vertretern der „‚Spassgesellschaft‘“ abzugrenzen. Erstaunlicherweise jedoch haben beide Seiten, Gegner und Befürworter, das, was Helge Schneider berühmt machte und für das sein Name steht, nicht wesentlich thematisiert: Die Komik.
Offenkundig wird als gegeben betrachtet, dass Helge Schneiders Auftritt in all seinen Sparten nicht immer, aber meistens komisch ist, und die Untersuchung richtet sich mehr auf die tiefere Bedeutung seiner Philosophie, seiner Kunst anstatt auf die Art seiner Komik. Gerade das aber halte ich für interessant und sogar essentiell, um seiner Kunst auf den Grund zu kommen. Ich werde mich auf den literarischen Teil dieses Werkes konzentrieren, genauer gesagt auf einen Teil dieser Disziplin: die „Kommissar Schneider“-Kriminalromane „Zieh dich aus du alte Hippe“ und „Das scharlachrote Kampfhuhn“. Diese beiden Kriminalromane haben Seriencharakter und man kann nur bedingt von einzelnen in sich geschlossenen Geschichten sprechen . Vielmehr kann man von „ununterbrochene[n] Aneinanderreihung[en] von […] Handlungssequenzen, die nie zu einem großen Ganzen finden“ , sprechen. „Die Morde, die sonst noch so beschrieben sind […] haben nichts mit dem Fall ‚Zieh dich aus, du alte Hippe‘ zu tun“ (Schneider im Nachwort). Diese ‚sonst noch so beschriebenen Morde‘ sowie die anderen Episoden sind eigentlich, diese These möchte ich vorausschicken, Zitat- und Klischeesammlungen, die grundlegend mit der Produktion der Komik verbunden sind. Das gilt es nachzuweisen.
Im Zentrum der Textbeispiele wird die Figur des Protagonisten – Kommissar Schneider – stehen. Die komischen Elemente sollen ausfindig und Gemeinsamkeiten sichtbar gemacht werden, nach denen die Leitfrage geklärt werden kann, ob eine übergeordnete Strategie zur Produktion von Komik gezeigt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konzepte der Komik
- Der Betrachter des komischen Gegenstandes
- Zwei unterschiedliche Spielarten von Komik
- Der idealtypische Kriminalroman
- Die Kommissar-Schneider-Romane
- Kommissar Schneider als idealtypischer hard-boiled-Held?
- Komik bei Kommissar Schneider
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Komik in Helge Schneiders Kommissar-Schneider-Romanen, um herauszufinden, ob sich ein übergeordnetes System zur Produktion komischer Effekte erkennen lässt. Das Ziel ist es, die Art der Komik in diesen Romanen zu untersuchen und Muster zu identifizieren, die die komischen Aspekte der Erzählungen prägen.
- Die Bedeutung des Betrachters bei der Produktion von Komik
- Die Verwendung von Klischees und Zitaten in der Komik
- Die Rolle der Figur des Kommissar Schneider in der Komik
- Die Beziehung zwischen Komik und dem idealtypischen Kriminalroman
- Die Erforschung von Theorien der Komik und deren Anwendung auf die Romane
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Arbeit vor und erklärt die Forschungsfrage. Sie beleuchtet die bestehende Rezeption der Komik in Helge Schneiders Werk und argumentiert für die Notwendigkeit einer Analyse der Komik an sich. Das zweite Kapitel erörtert die verschiedenen Konzepte der Komik, insbesondere die Rolle des Betrachters und den Zusammenhang zwischen Ernst und Komik. Das dritte Kapitel skizziert die wichtigsten Merkmale und Eigenschaften des idealtypischen Kriminalromans. Das vierte Kapitel widmet sich der Analyse der Kommissar-Schneider-Romane und untersucht die Figur des Kommissar Schneider als möglichen idealtypischen hard-boiled-Held sowie die Komik in seinen Romanen.
Schlüsselwörter
Komik, Helge Schneider, Kommissar-Schneider-Romane, Kriminalroman, Klischee, Zitat, Betrachter, Ernst, Ironie, Kipp-Phänomen.
- Arbeit zitieren
- Jan Hosmann (Autor:in), 2008, „Dieser Mensch hat keine Grenze.“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140928