Führung im internationalen Kontext bedarf eines besonderen Verständnisses für interkulturelle Disparitäten. Wenn Menschen verschiedener Kulturkreise in Führungsbeziehungen zueinander
stehen, sollten beide Seiten eine Vorstellung von der jeweils anderen Kultur sowie eine gewisse Kompetenz im Umgang mit ihr haben, um kulturbedingte Konflikte vermeiden oder durch konstruktive Lösungserarbeitung zu produktiveren Arbeitsergebnissen führen zu können. Zur Erleichterung
der Zusammenarbeit wurden für die meisten Industrienationen kulturvergleichende Studien durchgeführt. Die Russische Föderation ist jedoch ein vergleichsweise weißer Fleck auf der
Landkarte der internationalen Managementforschung, und dies obwohl immer mehr internationale Konzerne, insbesondere deutsche, Personal in diese Region entsenden. „Foreign firms have increased interest in Russia, but they often encounter cultural problems.“ Solche Äußerungen bestätigen den Bedarf an intensiver Erforschung und wissenschaftlicher Durchdringung der russischen Kultur. Die vorliegende Arbeit soll dazu beitragen, diese Lücke zu schließen und aktuelle Entwicklungen in der Zusammenarbeit zwischen deutschen Vorgesetzten und russischen Mitarbeitern abzubilden.
Den theoretischen Hintergrund der Arbeit bilden einerseits allgemeine Theorien zu den Werten einer Nation, ihrer Entwicklung im Zeitverlauf und der Beeinflussung durch die Geschichte. Andererseits werden anhand des Dimensionenkonzepts nationaler Kulturen nach Hofstede die Grundlagen geschaffen, um die russische Kultur mit der deutschen vergleichbar zu machen. Anhand
der Einordnung dieser Länder in das Dimensionenkonzept und länderspezifischen Untersuchungen zu den situativen Gegebenheiten sollen die Konsequenzen für die Kultur und Werte dieser Gesellschaften abgeleitet und zu einem Bild der in diesen Ländern vorherrschenden Kulturen verdichtet werden. Die Dimensionen, welche den Ergebnissen verschiedener Studien nach die
gravierendsten Unterschieden in den Ausprägungen aufweisen, werden isoliert und bilden die Grundlage für die weitere Untersuchung der Arbeit.
Hinsichtlich des in der Konstellation deutscher Vorgesetzter mit russischen Mitarbeitern angemessenen Führungsstils werden mittels situativer Ansätze zur Führung die sozioökonomische Ausgangslage Russlands beleuchtet und die daraus erwachsenden Konsequenzen bezüglich des Mitarbeiterverhältnisses abgeleitet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Theoretischer Hintergrund
- 2.1 Die nationale Kultur und ihr Wertegerüst
- 2.1.1 Das Dimensionenkonzept Hofstedes
- 2.1.1.1 Die Begriffe Werte und Kultur
- 2.1.1.2 Situative Bedingungen
- 2.1.1.3 Dimensionen
- 2.1.2 Übertragung des Dimensionenkonzepts auf die Zielnationen Deutschland und Russland
- 2.1.2.1 Die Einordnung Deutschlands in das Dimensionenkonzept
- 2.1.2.2 Die Einordnung Russlands in das Dimensionenkonzept
- 2.1.2.3 Vergleich der Einordnungen Deutschlands und Russlands
- 2.1.3 Geschichte
- 2.1.3.1 Zur deutschen Geschichte
- 2.1.3.2 Zur russischen Geschichte
- 2.1.4 Kritische Betrachtung der Einordnungen nach Hofstede
- 2.1.5 Unterschiede in den Dimensionen und ihre möglichen Konsequenzen für die Zusammenarbeit
- 2.2 Führung
- 2.2.1 Führungstheorien
- 2.2.1.1 Eigenschaftsansatz
- 2.2.1.2 Verhaltensansätze
- 2.2.1.3 Situationsansätze
- 2.2.1.4 Das System abgestufter Führungselemente nach Bleicher/Meyer
- 2.2.2 Ableitung des dominanten Führungsstils in Deutschland und Russland
- 2.2.2.1 Vorstellungen der Deutschen über die Führungsbeziehungen
- 2.2.2.2 Vorstellungen der Russen über die Führungsbeziehungen
- 2.2.2.3 Zusammenfassung der Vorstellungen über die Führungsbeziehung
- 2.3 Thesen über die Auswirkungen der nationalen Kulturen auf das Führungsverhältnis und Ableitung eines die Problemfelder berücksichtigenden, angemessenen Führungsstils in der Russischen Föderation
- 2.3.1 Machtdistanz
- 2.3.2 Individualismus
- 2.3.3 Sonstige Aspekte
- 3 Methodik
- 3.1 Auswahl der Untersuchungseinheiten, Stichprobenumfang und externe Bedingungen der Interviews
- 3.1.1 Auswahl der Untersuchungseinheiten
- 3.1.2 Grundgesamtheit und Stichprobe
- 3.1.3 Externe Bedingungen
- 3.1.3.1 Ort und Zeit der Durchführung
- 3.1.3.2 Sprache
- 3.2 Durchführung der Interviews
- 3.3 Aufnahme- und Auswertungstechnik
- 3.4 Resonanz der Befragten
- 3.4.1 Deutsche Vorgesetzte
- 3.4.2 Russische Mitarbeiter
- 3.5 Stichprobeninduzierte Verzerrungen
- 4 Ergebnisse
- 4.1 Regelmäßigkeiten hinsichtlich Nennung verschiedener Aspekte und kritischer Punkte in der Zusammenarbeit
- 4.1.1 Machtdistanz
- 4.1.1.1 Deutsche Vorgesetzte
- 4.1.1.2 Russische Mitarbeiter
- 4.1.2 Individualismus
- 4.1.2.1 Deutsche Vorgesetzte
- 4.1.2.2 Russische Mitarbeiter
- 4.1.3 Sonstige Aspekte
- 4.1.3.1 Deutsche Vorgesetzte
- 4.1.3.2 Russische Mitarbeiter
- 5 Diskussion
- 5.1 Analyse der Interviews
- 5.1.1 Machtdistanz
- 5.1.1.1 Deutsche Vorgesetzte
- 5.1.1.2 Russische Mitarbeiter
- 5.1.2 Individualismus
- 5.1.2.1 Deutsche Vorgesetzte
- 5.1.2.2 Russische Mitarbeiter
- 5.1.3 Sonstiges
- 5.1.3.1 Deutsche Vorgesetzte
- 5.1.3.2 Russische Mitarbeiter
- 5.1.4 Ergebnisse der Analyse
- 5.2 Gegenüberstellung von Hypothesen und Ergebnissen der Analyse
- 5.2.1 Diskrepanzen zwischen Vorstellungen und Realität bei den deutschen Vorgesetzten
- 5.2.2 Diskrepanzen zwischen Vorstellungen und Realität bei den russischen Mitarbeitern
- 5.3 Zusammenfassung der Ergebnisse der Analyse
- 5.3.1 Machtdistanz
- 5.3.2 Individualismus
- 5.3.3 Sonstiges
- 5.4 Ausblick, Notwendigkeit weiterer Forschung
- Kulturelle Unterschiede im Führungsverständnis zwischen Deutschland und Russland
- Auswirkungen der nationalen Kultur auf die Führungsbeziehung
- Analyse der Zusammenarbeit zwischen deutschen Führungskräften und russischen Mitarbeitern
- Identifizierung von Herausforderungen und Konfliktpotenzialen in der interkulturellen Zusammenarbeit
- Entwicklung von Empfehlungen für einen angemessenen Führungsstil in der Russischen Föderation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Herausforderungen der Zusammenarbeit zwischen deutschen Führungskräften und russischen Mitarbeitern in Sankt Petersburg. Sie analysiert die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Russland im Hinblick auf das Führungsverständnis und die Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Vorgesetzten und Untergebenen. Die Studie basiert auf Interviews mit deutschen Führungskräften und ihren russischen Mitarbeitern und untersucht die tatsächliche Zusammenarbeit in deutschen Niederlassungen in Sankt Petersburg.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der interkulturellen Zusammenarbeit zwischen deutschen Führungskräften und russischen Mitarbeitern in Sankt Petersburg dar und führt in die Thematik der Arbeit ein.
Kapitel 2 beleuchtet den theoretischen Hintergrund der Arbeit. Es werden die nationalen Kulturen Deutschlands und Russlands anhand des Dimensionenkonzepts von Hofstede analysiert und die möglichen Auswirkungen auf die Führungsbeziehung untersucht.
Kapitel 3 beschreibt die Methodik der Arbeit und die Auswahl der Untersuchungseinheiten, die Stichprobenumfang und die externen Bedingungen der Interviews. Die Durchführung und Auswertungstechnik der Interviews werden erläutert.
Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse der Interviews, indem es die Regelmäßigkeiten hinsichtlich der Nennung verschiedener Aspekte und kritischer Punkte in der Zusammenarbeit zwischen deutschen Führungskräften und russischen Mitarbeitern analysiert. Die Ergebnisse werden auf die Dimensionen Machtdistanz und Individualismus sowie auf weitere wichtige Aspekte fokussiert.
Kapitel 5 diskutiert die Ergebnisse der Analyse und vergleicht die Hypothesen der Arbeit mit den empirischen Befunden. Es werden Diskrepanzen zwischen Vorstellungen und Realität in der Zusammenarbeit aufgezeigt und die Ergebnisse zusammengefasst. Schließlich wird ein Ausblick auf die Notwendigkeit weiterer Forschung gegeben.
Schlüsselwörter
Interkulturelle Zusammenarbeit, Führung, Führungsstil, Kultur, Russland, Deutschland, Machtdistanz, Individualismus, Hofstede, Sankt Petersburg, deutsche Niederlassungen, Interviews, Analyse, Ergebnisse, Empfehlungen, Herausforderungen, Konfliktpotenziale.
- Arbeit zitieren
- Desirée Leinenbach (Autor:in), 2004, Führen und geführt werden in Russland: Deutsche Niederlassungen in Sankt Petersburg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141165