Das Feld der KI ist sehr groß und dynamisch. Neben technischen Fragen und Einsatzgebieten geht es z.B. um gesellschaftliche Konsequenzen der KI in Wirtschaft, Politik oder Demokratie. Der Fokus in dieser Arbeit soll aber nicht darauf, sondern auf der Frage liegen, ob sich KI zu einem Menschen entwickeln kann und wird, ob also die Künstliche Intelligenz eine Natürliche Intelligenz wird. Und im Fokus stehen dabei die wesentlichen Begriffe, die die kognitiven Fähigkeiten des Menschen ausmachen: Haben KI-Maschinen Bewusstsein? Verstehen sie uns? Haben sie ein eigenes Ziel, nach dem sie handeln?
Wie können wir uns dem Thema und der Beantwortung in dieser Arbeit nähern?
Ausgangspunkt ist der sogenannte Touring-Test, in dem anhand des sprachlichen Verhaltens von außen unterschieden wird, ob wir einem Menschen oder Computer gegenübersitzen. An der Aussagekraft dieses Tests gibt es erhebliche Zweifel, die im Kern dargestellt werden. Am bekanntesten und wirksamsten widerspricht John Searle mit seinem Gedankenexperiment des Chinesischen Zimmers, wonach ein korrekt auf eine chinesische Frage Antwortender in einem isolierten Zimmer bei entsprechender formaler Unterstützung nicht zwangsweise versteht, was er sagt. Die erhebliche Kritik an Searle wird dargestellt und auf Stichhaltigkeit geprüft.
Die Frage ist nun, ob die Beweisführung von John Searle auch ein halbes Jahrhundert später noch trägt, wenn es nicht mehr um Gedankenexperimente geht, sondern um real existierende KI, also z.B. GPT-3 und das neueste darauf aufbauende ChatGPT? Dazu werden die Kriterien von John Searle auf ChatGPT angewandt und die künstliche der natürlichen Intelligenz gegenübergestellt.
Beim Resümee am Ende wird herausgearbeitet, wo die wesentlichen Unterschiede zwischen Mensch und Maschine liegen, und welche (Kategorien-)Fehler wir begehen, wenn wir Mensch mit KI gleichsetzen wollen. Zum Schluss erfolgt noch ein Ausblick, ob es jemals eine Starke KI wie einen Menschen geben wird. Das ganze Thema erfordert natürlich eine Grundlegung, was KI bedeutet und wie sie funktioniert; dies wird in der Arbeit geeignet eingestreut.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptteil
- 2.1. Künstliche Intelligenz (KI) – was bedeutet der Begriff?
- 2.2. Wie die Diskussion ernsthaft begann - der Turing-Test
- 2.2.1. Heißt den Turing-Test bestehen, denken zu können?
- 2.2.2. Können Turings eigene Einwände den Turing-Test als Denk-Nachweis retten?
- 2.2.3. Im Diskurs - Ist der Verhaltenstest von Turing wirksam und kann er auch das Menschsein erklären?
- 2.3. John Searles Gedankenexperiment des Chinesischen Zimmers
- 2.3.1. Warum versteht John Searle im Chinesischen Zimmer kein Chinesisch?
- 2.3.2 Können die Repliken gegen das Chinesische Zimmer seine Aussagekraft ernsthaft schmälern?
- 2.3.3 Kann eine vertiefte Kritik das Gedankenexperiment noch entkräften? Ist der Turing-Test etwa doch geeignet?
- 2.3.4 Searles Theorie hat Bestand - ein Computer hat einfach keine Intentionalität.
- 2.4. Wie sieht die aktuelle KI aus?
- 2.4.1. Zunächst – was passiert im Maschinenraum einer KI?
- 2.4.2. ChatGPT - der aktuellste Chatbot
- 2.5. Ist die heutige Starke KI so intelligent wie ein Mensch, oder können wir sie mit den Argumenten des Chinesischen Zimmers überführen?
- 2.5.1. Ein fiktiver Dialog - ChatGPT hat kein Bewusstsein, keine Intentionalität und versteht nichts
- 2.5.2. Maschinen-Intelligenz ist keine menschliche Intelligenz und sie ist auch nicht autonom.
- 2.5.3. Kategorienfehler bei der Gleichsetzung von Menschen und KI.
- 2.5.4. Am Ende noch ein Ausblick: Unterschiedliche Meinungen - wird es je eine starke KI geben?
- 3. Fazit
- Der Turing-Test als Kriterium für maschinelle Intelligenz und seine Kritik.
- John Searles Gedankenexperiment des Chinesischen Zimmers als Argument gegen die Möglichkeit von echtem Verständnis in KI.
- Die Funktionsweise aktueller KI-Systeme und die Frage, ob sie Bewusstsein und Intentionalität besitzen.
- Die Unterscheidung zwischen menschlicher und maschineller Intelligenz und die Gefahren der Gleichsetzung.
- Die Zukunft der KI und die Frage nach der Möglichkeit einer starken KI mit menschenähnlichen Fähigkeiten.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Frage, ob Künstliche Intelligenz (KI) zu einer Natürlichen Intelligenz werden kann und wird. Der Fokus liegt auf der Analyse der kognitiven Fähigkeiten des Menschen im Vergleich zu KI, insbesondere auf den Begriffen Bewusstsein, Verstehen und Intentionalität.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschreibt die Entwicklung und Verbreitung von KI in verschiedenen Bereichen und stellt die Frage nach dem Verhältnis von Mensch und Maschine. Kapitel 2.1 definiert den Begriff der KI und stellt unterschiedliche Perspektiven auf das Feld dar. Kapitel 2.2 beleuchtet den Turing-Test als frühen Versuch, maschinelle Intelligenz zu definieren und analysiert dessen Aussagekraft. Kapitel 2.3 widmet sich John Searles Gedankenexperiment des Chinesischen Zimmers, welches als eines der wichtigsten Argumente gegen die Möglichkeit von echtem Verständnis in KI gilt. Kapitel 2.4 erörtert die Funktionsweise aktueller KI-Systeme, beispielsweise ChatGPT, und deren Einsatzgebiete. Kapitel 2.5 stellt die Frage, ob aktuelle KI-Systeme menschenähnliche Intelligenz erreichen und argumentiert anhand von Searles Theorien gegen diese Annahme.
Schlüsselwörter
Künstliche Intelligenz, Turing-Test, Chinesisches Zimmer, John Searle, ChatGPT, Bewusstsein, Intentionalität, Natürliche Intelligenz, Maschinenintelligenz, Kategorienfehler, Starke KI.
- Arbeit zitieren
- Herbert Groß (Autor:in), 2023, Warum John Searles Gedankenexperiment des Chinesischen Zimmers immer noch aktuell ist, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1415791