Die marianische Heeresreform

Ihre politischen und sozialen Folgen


Seminararbeit, 2006

16 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

Einleitung

1) Das Römische Heer vor der Marianischen Heeresreform

2) Die Marianische Heeresreform
2.1 Marius
2.2 Die postmarianische Legion

3) Die politischen und sozialen Folgen

Schluss

Literaturverzeichnis/Quellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Einleitung

In dieser Arbeit geht es um das Römische Heer, die wohl berühmtesten Streitkräfte der Antike mit einer mehr als tausendjährigen Geschichte. Das Ziel meiner Ausführungen sollte ein umfassender Überblick über die Wandlung des römischen Heerwesens, aufgrund der Marianischen Heeresreform, von einem Milizheer zu einer Berufsarmee sein.

Zuerst war die Legion aus der Zeit vor Marius Reform zu beschreiben, sie beruhte noch auf dem servianischen System des 6.Jh.v.Chr. Dann wollte ich auf Marius selbst, seinen Lebenslauf, und dann auf seine große Heeresreform bzw. die „post-marianische Legion“[1] zum Ende des 2.Jh.v.Chr. eingehen. Danach bin ich auf die politischen und die sozialen Folgen der Reform eingegangen, ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der Veteranenversorgung und den veränderten Klientelbeziehungen. Zum Schluss galt es dann die Frage nach der Bedeutung Marius und seiner Reform für das römische Reich und seine Armee zu klären.

Bei der Literatur legte ich meiner Arbeit besonders „Die Legionen Roms“ von Adrian Goldsworthy zugrunde, denn hier wird sich ausschließlich und ausführlich mit dem Heerwesen des Römischen Reiches, von seinem Beginn bis zum Ende des Weströmischen Reiches befasst. Daneben waren Karl Christs umfassende Ausführungen in „Krise und Untergang der Römischen Republik“ zu Marius Aufstieg und der Heeresreform sehr wichtig. Auch habe ich Theodor Mommsens Klassiker „Römische Geschichte“ benutzt. Hier wurden Marius und dessen Reform, sowie die Folgen sehr gut verständlich dargestellt. Dann war auch noch die „Die Geschichte der Römischen Republik“ von Jochen Bleicken Teil meiner Basisliteratur. Auch dieses Werk war in Bezug auf die Reform und ihre Folgen sehr nützlich, wobei es sich hier im wahrsten Sinne des Wortes um einen Grundriss handelt, denn alles wurde hier recht knapp, aber eben übersichtlich abgehandelt. Bei den Quellen habe ich ausschließlich Sallusts bedeutendes „Bellum Iugurthinum“ miteinbezogen, das er zwar zwischen 60 und 70 Jahre nach dem Geschehen schrieb, doch konnte er wohl als gedienter Politiker, er brachte es schließlich bis zum Proconsul cum imperio[2], auf die Archive, die wichtigen Dokumenten und vielleicht sogar noch Augenzeugen zurückgreifen.

1. Das Römische Heer vor der Marianischen Heeresreform

Die Römische Legion aus der Zeit vor Marius hatte immer noch die Servianische Verfassung des 6.Jh v.Chr. als Grundlage, das Militärwesen beruhte auf dieser „uralten Bürgerwehrordnung“.[3] Das wesentliche aus der Zeit des sechsten Königs der Römer Servius Tullius was bis zum Ende der Republik überdauerte, waren die Zenturiatscomitien, die comitia centuriat a. Dieses alte System wurde von den römischen Geschichtsschreibern Livius und Dionysios von Halikarnossos grundlegend erklärt.[4] Zentrales Element war der Zensus, das war die Aufstellung von Bürgerlisten, um das Vermögen der Bürger zu schätzen und sie zu mustern. Die erwachsenen Männer waren wegen ihres Vermögens in 5 Klassen eingeteilt, diese Klassen wurden dann weiter in 193 Zenturien eingeteilt. Eine Zenturie hatte 100 Mann, später nur noch 60. Jede der Klassen war verpflichtet, sich ihre Ausrüstung selbst zu besorgen.[5]

Die reichsten der ersten Klasse stellten mit 80 Zenturien fast so viele Fußsoldaten wie die anderen vier Klassen. Von den 193 Zenturien stellten sie außerdem die 18 Zenturien der Kavallerie. Die Römer glaubten, dass die reichsten Bürger ein stärkeres Mitspracherecht bei Staatsangelegenheiten verdient hatten. Daher hatte jede Zenturie in der ersten Klasse weniger Mitglieder als die anderen, sodass in der ersten Klasse die Stimme eines Mannes das Gewicht von mehreren trug. Die Soldaten in den ersten drei Klassen hatten als Hobliten annährend die gleiche Bewaffnung, bis auf unterschiedliche Schilder und Beinschienen. Die Soldaten der anderen beiden Klassen hatten eine weniger gute Ausrüstung.[6] Zu dieser Zeit wurden neben der Ausrüstung der Griechen auch die Taktik der griechischen Phalanx übernommen. Bereits im 5. und 4.Jh.v.Chr. änderte sich die Schlachtordnung durch die Taktik bzw. Aufstellung in Manipeln.[7]

Der Grieche Polybios lieferte im Rahmen seiner Historie über den 2. Punischen Krieg eine detaillierte Darstellung der Grundstruktur des römischen Heeres um die Mitte des 2.Jh.v.Chr. Der Zensus und die Klasseneinteilung waren unverändert. Die Dienstzeit wurde spezifiziert, jeder Mann musste an maximal 16 Feldzügen teilnehmen oder er musste 16 Jahre Dienst in der Armee dienen. Im Gegensatz zu früher wurden nicht mehr alle wehrfähigen Männer in den Krieg geschickt. Jetzt legte der Ältestenrat der Republik, der Senat, fest, wie viele Männer eingezogen werden mussten und wohin sie geschickt werden sollten. Die Legion war nun nicht mehr das Heer an sich, sondern seine einzelnen Hauptabteilungen gemeint. Eine Legion umfasste 4200 Fußsoldaten und 300 Reiter. Die 18 Zenturien Reiterei, die equites, wurden nach wie vor von den reichsten Bürgern gestellt. Geführt wurden die Legionen von gewählten Magistraten. Das waren zum einen die beiden Konsuln, die jeweils zwei Legionen kontrollierten und zum anderen die im Rang folgenden Prätoren mit dem Kommando über jeweils eine Legion. Nur sie hatten das imperium, die militärische Herrschaftsvollmachten, inne. Der Senat konnte gegebenenfalls diese Zeitspanne verlängern. Befehlshabende Offiziere gab es nicht in einer Legion. Die Befehlsgewalt wechselte alle zwei Monate zwischen sechs Militärtribunen. Eine Zenturie hatte immer einen Zenturio, der ihr vorstand. Die Fußsoldaten wurden nun nicht nur nach ihrem Einkommen, sondern auch nach ihrem Alter und ihren Aufgaben betreut. Die ärmsten Bürger, die gerade noch soviel besaßen, um in die Armee zu kommen und die jungen Männer, die noch nicht alt genug für die Hauptschlachtreihe waren, dienten als velites, als leichte Infanterie. Es waren ca. 1200 velites in einer Legion. Ihre genaue Aufstellung und Befehlsstruktur innerhalb der Legion sind unbekannt. Die große Stärke der Legion lag in der Aufteilung der Fußsoldaten in drei Schlachtreihen. Die erste, die Frontlinie bildete die hastati, 1200 junge Männer pro Legion im Alter zwischen 17 und 23 Jahren. Die zweite Reihe bildeten ebenfalls 1200 Männer in den Zwanzigern und Dreißigern, die principes. In der letzten Reihe standen die erfahrensten und ältesten Krieger, die triarii. Sie waren bloß 600 Mann pro Legion. Eingeteilt war eine Schlachtreihe in jeweils zehn Manipel. Die Manipeln bildeten die taktischen Einheiten des Heeres dieser Zeit, sie setzten sich aus je 2 Zenturien zusammen. Daher spricht man auch von der Manipularlegion bzw. der Manipulartaktik.[8] Damit wurde ein entscheidender Nachteil der Phalanx kompensiert, denn die hinteren Glieder fielen hier für den Kampf fast völlig aus. Die Aufstellung der Legion in Manipeln in Schachbrettformation ermöglichte, die Manipeln durch die Zwischenräume vorzuziehen bzw. wieder in Formation zurück zu bringen.[9]

Jeder Legion wurde dann noch durch eine ala, ein Kontingent Bundesgenossen verstärkt. Daneben stellen sie noch zusätzlichen Reiter und Elitetruppen, die extraordinarii.[10] Diese speziellen Fußsoldaten und Reiter waren direkt dem Konsul unterstellt. So eine ala hatte genauso viel Fußsoldaten wie eine Legion, aber dreimal so viele Reiter. Sie war, wie später die ganze römische Armee, in Kohorten unterteilt war. Die Kohorten hatten eine Stärke von 400 bis 600 Mann. Die Legionen waren im Zentrum des Heeres, die alae, deckten dabei deren Flügel, als so genannte „Linke“ und „Rechte“ des konsularischen Heeres. Die Sollzahl von 4200 Fußsoldaten und 300 Reitern musste und konnte nicht exakt beibehalten werden, denn logischerweise verringerten Krankheiten und Verluste die Stärke einer Legion während des Feldzuges. Der Senat konnte außerordentlich auch größere Legionen aufstellen, so wie es die Lage erforderte. In Krisenzeiten, wie eben dem von Polybios beschriebenen 2. Punischen Krieg, hatten die Legionen eine Stärke von 5000 bis 6000 Mann. Als die Feldzüge beendet waren, lösten sich alle Legionen wieder auf und die Soldaten kehrten in ihr Alltagsleben zurück. Es war also kein stehendes Heer, denn selbst wenn die Legionen noch etwas länger bestanden, wurden sie wohl mit Beginn des nächsten Konsulatjahres neu gebildet.[11] So war die Situation der römischen Legionen zur Zeit des 2. Punischen Krieges, wo es auch schon erste Reformansätze gab. Doch erst Marius konkretisierte diese und andere Maßnahmen zu seiner groß angelegten Heeresreform.

2.1 Marius Aufstieg

Nun zu Gaius Marius, dem „ geschickten Organisator, der die einigermaßen eingerostete Maschine des römischen Heerwesens wieder in brauchbaren Zustand gesetzt hatte“.[12] Er wurde in dem Dorf Cereatae, nahe Arpinum ca. 157v.Chr geboren. Marius war ein Spross einer relativ unwichtigen Familie aus einfachen Verhältnissen. Das heißt, er hatte keine wichtigen Ahnen senatorischen Ranges, also keine wichtigen Leute in seiner Familie. Deshalb war er in seiner späteren politischen Laufbahn auch als einer der Homiles Novi, als ein neuer Mensch, der die politische Bühne betrat, bekannt. Wie es nun genau um seine Herkunft stand, da widersprachen sich die Gelehrten, laut dem römischen Historiker Velleius gehörte seine Familie dem Ritterstand an.[13]

Jedoch z.B. Theodor Mommsen spricht von Marius „ als einen armen Tagelöhners Sohn“. So war Marius jedoch früh durch Widrigkeiten gezeichnet, die für das spätere Soldatenleben ungemein wichtig waren, Erfahrungen mit Hunger, Durst, harten Wintern und brennenden Sommern.[14] Eben wegen seiner harten und einfachen Familiengeschichte entwickelte Marius auch seine fortdauernde Skepsis gegenüber der Aristokratie und seine Ablehnung der griechischen Bildung.[15] Denn „sobald er im wehrfähigen Alter war, gab er sich mit seinem Militärdienst, nicht mit griechischer Redkunst oder großstädtischer Lebensart ab“.[16]

[...]


[1] Adrian Goldsworthy, Die Legionen Roms ( Das große Handbuch zum Machtinstrument eines tausendjährigen Weltreiches), Frankfurt am Main 2004, S. 46

[2] Werner Eisenhut, Sallust – Leben und Werk, in: K. Bayer, M. Fuhrmann & G. Jäger (Hrsgg.), Sallust Werke, Darmstadt 1985, S. 373

[3] Theodor Mommsen, Römische Geschichte 1, München 41986, S. 202

[4] Goldsworthy 2004, S. 25

[5] Yann Le Bohec, DNP 5 ( 1998), s.v. Heerwesen, Sp. 229

[6] Goldsworthy 2004, S. 25

[7] DNP 5 Heerwesen, Sp. 229- 230

[8] Goldsworthy 2004, S. 26- 27

[9] Prof. Dr. Alfred Richard Neumann, KlP 2 (1979), s.v. Exercitus, Sp. 479-480

[10] DNP 5 Heerwesen, Sp. 230

[11] Goldsworthy 2004, S. 28

[12] Mommsen 1986, S. 200

[13] Karl Christ, Krise und Untergang der römischen Republik, Darmstadt ³1993, S. 151

[14] Mommsen 1986, S. 199

[15] Christ 1993, S. 151

[16] Sallust, Bell. Iug, 84, 2

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die marianische Heeresreform
Untertitel
Ihre politischen und sozialen Folgen
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Insitut für Altertumswissenschaften)
Note
2,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V141702
ISBN (eBook)
9783640506941
ISBN (Buch)
9783640506781
Dateigröße
447 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Marius, Rom Heeresreform, Römisches Reich Heeresreform, servianisches System, Aufbau römische Legion, Zenturiatscomitien, comitia centuriata, velites, hastati, triarii, Manipularlegion, Manipulartaktik, extraordinarii, Feind von Jugurtha
Arbeit zitieren
Thomas Heller (Autor:in), 2006, Die marianische Heeresreform, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141702

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