Geschmiedete blanke Waffen – Symbole der Macht, Kraft und Eleganz. Drahtherstellung.

Beiträge zur Technikgeschichte (3)


Wissenschaftliche Studie, 2009

55 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis.

Vorwort

Geschmiedete blanke Waffen – Symbole der Macht, Kraft und Eleganz
Definition des Gegenstandes
Über die geschmiedeten blanken Waffen
Chronologie zur Entwicklung der Blankwaffen
Literatur zu den geschmiedeten blanken Waffen

Zeit- und Stilepochen des Schmiedens
I. Entwicklung des Schmiedens von den Anfängen bis ins Mittelalter
II. Entwicklung des Schmiedens vom Mittelalter bis zur Gegenwart

Schmieden eine Handwerkskunst
Die Schmiedekunst im Allgemeinen
Abriss zur Geschichte der Schmiedekunst
Literatur zum Kapitel Schmieden eine Handwerkskunst
Weiterführenden Literatur zum Kapitel Schmieden eine Handwerkskunst
Ausgewählte Enzyklopädieeintragungen zum Schmieden

Drahtherstellung – eine Schmiedtechnik und Schmiedetechnologie
Einige bedeutende Hängebrückenbauwerke

Zusatzliteratur zur Schmiedetechnik und zum Material historischer Blankwaffen

Vita des Autors

Abstract

Vorwort.

Der dritte Band der Beiträge zur Technikgeschichte beinhaltet die Themen „Geschmiedete blanke Waffen – Symbol der Macht, Kraft und Eleganz“ wie auch die „Drahtherstellung - eine Schmiedtechnik und Schmiedetechnologie“ und er fasst ihre wesentlichen geschichtlichen Fakten in konziser Form zusammen.

Das Buch ist für einen breiten Leserkreis von Interesse – sei es, um sich über die historische Entwicklung der Blankwaffen und/oder der Drahtfertigung zu informieren, oder um bereits Bekanntes aus ihrer Fortentwicklung aufzufrischen, zu vervollständigen beziehungsweise nachzuschlagen.

Inhaltliche Schwerpunkte sind unter anderem die Genese der geschmiedeten blanken Waffen, die Chronologie zur Entwicklung der Blankwaffen, die Zeit- und Stilepochen des Schmiedens, wie die Entwicklung des Schmiedens von den Anfängen bis ins Mittelalter sowie die Entwicklung des Schmiedens vom Mittelalter bis zur Gegenwart, das Schmieden eine Handwerkskunst sowie die Drahtherstellung – eine Schmiedtechnik und Schmiedetechnologie.

Neben den kapitelbezogenen Schrifttumsangaben ist außerdem noch eine überaus umfangreiche Zusammenstellung über Zusatzliteratur zu der Schmiedetechnik und zu den historischen Blankwaffen aufgenommen.

Geschmiedete blanke Waffen – Symbole der Macht, Kraft und Eleganz

Definition des Gegenstandes.

Zur Erläuterung des Gegenstandes dieses Beitrages wird eine Definition des Begriffes Waffen im Allgemeinen wie auch der Blankwaffen, auch als blanke Waffen bezeichnet, im Besonderen, vorangestellt.[1]

In der Literatur ist festgehalten: „Waffen (althochdeutsch Wapen) sind Werkzeuge zur Schädigung des Feindes oder zum Schutz gegen feindliche Schädigungen (Schutz- und Trutzwaffen).“

Eine modernere Definition ist die aus[8], wonach folgendes unter dem zu behandelnden Gegenstand verstanden wird: „Waffen ist die Sammelbezeichnung für alle Mittel und Vorrichtungen, deren man sich im Kampf bedient, um die Truppen des Gegners zu vernichten bzw. zu schädigen und sein militärisches und ökonomisches Potential zu zerstören. Dabei wird die Hieb-, Stich-, Spreng-, Splitter-, Brand- Strahlungs-, Vergiftungs- oder Verseuchungswirkung ausgenutzt.

Und nach Seitz[2] und Seifert[3] gilt für blanke Waffen: „Eine Blankwaffe, auch blanke Waffe, ist eine Waffe, die ihre ´Antriebskraft´ aus dem direkten Einsatz der Muskelenergie bezieht.“

Ihren Ursprung haben sie mit höchster Priorität im ordinären Werkzeug, was der Mensch sich geschaffen hatte. Denn ursprünglich waren Waffe und Werkzeug ein und dasselbe.

Zur Erfindung von Waffen und Werkzeugen hat den Menschen die Befähigung zur Selbstbeobachtung geführt. Demgemäß erscheinen die ersten Werkzeuge und Waffen durchaus als Verlängerung und Verstärkung oder Verschärfung leiblicher Organe, unter Benutzung der zur Hand befindlichen Gegenstände.

Dazu fand und findet der Mensch in allen drei Naturreichen (d. h. den Gruppen der Naturgegenstände: Mineral-, Pflanzen und Tierreich) Muster für die Herstellung seiner Werkzeuge und Waffen. So fand er beispielsweise die Grundtypen des Keils, des Meißels, der Axt- und Beilklinge massenhaft an den Ufern der Gewässer. Auch der Baumast war das Modell für die Hacke, des Hammers, der Axt und mehrzackige Zweige waren Vorlage von Gabeln, Dornen als Pfriemen und Nadeln sowie Wurzelknollen die Urgestalt für Keulen. Das Vorbild für die Schutzrüstung findet der Mensch im Schuppenpanzer der Schuppen- und Gürteltiere.

Die Urformen der Trutzwaffen waren Stein und Stock, dann erst folgte das Metall; und auch die Urgestalt einer Schutzwaffe, zum Beispiel der Schild, waren der Knüppel, das Tierfell, erste Geflechte, Rinden- und Holzgebinde, also nichtmetallische Naturgegenstände. Und mit der Entwicklung der Menschheitsgeschichte stieß der Mensch auf Metalle und schuf sich daraus auch blanke Werkzeuge und blanke Waffen.

Allgemein gehören zu den blanken Waffen, worüber zu einer Ausführungsart die historische Entwicklung nachfolgend etwas näher betrachtet wird, gehören alle Klingenwaffen, die über ein scharf und spitz ausgebildetes (geschliffenes) Stück Metall (Klinge) als wirksames Element verfügen.

Der Griff einer Klingenwaffe, so sie mit der Hand geführt wird, heißt Heft, bei Säbeln, Schwert, Degen, Rapier und Florett Gefäß. Bei Klingenwaffen sind das Heft und der Schaft meist axial angeordnet. Werden Sie zur Jagd benutzt, dann heißen sie oftmals kalte Waffen. Ist die Klinge bei blanken Waffen an einer langen Stange (Schaft) befestigt, wird von Stangenwaffen gesprochen.

Unterteilt werden gemeinhin die Klingenwaffen in Hieb- und Stichwaffen. Zu den blanken Waffen zählen auch die Schlagwaffen, beispielsweise der Streitkolben sowie verschiedene Formen der Beile und Äxte, der Morgenstern, aber auch allerlei Arten der Keule. Weit verbreitet werden zu den Blankwaffen auch Fernwaffen, wie Pfeil und Bogen sowie die Armbrust, gezählt, bei denen gespeicherte Muskelkraft die Energie für die Verteidigung vor bzw. für den Angriff des Gegners liefert.

Über die geschmiedeten blanken Waffen.

Solange der Mensch Werkstoffe (insbesondere Metalle) nutzt, seitdem fertigt er aus ihnen nicht nur Werkzeuge, sondern auch Waffen. Anfänglich waren für ihn Werkzeug und Waffe ein und dasselbe. Aber besonders im Altertum vollzog sich da seit der Nutzung der sieben Metalle der Antike ein Wandel, nämlich die ursprünglichen Waffen für die Jagd wandelten sich zu Waffen für den Kampf. So schuf der Mensch sich aus den Metallen neben Trutz- auch Schutzwaffen. Damit waren die Metalle bereits von den Anfängen ihrer Nutzer nicht nur von Positivem begleitet.

Schon aus Homers Epen (um 800 v. u. Z.) „Ilias“, das Poem des Krieges, und „Odyssee“, das Poem des Friedens, sind über die Verwendung der Metalle für kriegerische Zwecke deutliche Aussagen getroffen. So waren danach die Helden des Trojanischen Krieges (1193 bis 1184 v. u. Z.) Achilles 1), Hektor 2) und Patroklos mit „kupfergetriebenen Rüstungen“ bekleidet und schlugen mit „langspitzigen Kupferschwertern“, und der hüftlahme Gott der Schmiede Hephaitos erzeugte eine wundervolle Legierung und schmiedete den Bronzeschild des Achilles.

Weiteres über den friedlichen sowie nichtfriedlichen Einsatz des ersten Gebrauchsmetalls Kupfer schrieb auch der römische Dichter Lucretius (96-55 v. u. Z.) in seinem Werk „De rerum natura“. Und erste Hinweise über die Herstellung der „blanken Waffen“ (genauso genommen der „kalten Waffen“) gibt es aus der Bronzezeit (um 3000 v. u. Z.), u. a. aus dem Vorderen Orient.

Zu den frühen Waffen gehören Schwerter. Historiker gehen davon aus, daß sich das Schwert aus der behauenen Steinaxt und dem gespitzten Stock entwickelt hat. Das älteste bekannte Schwert stammt aus der Zeit um 3000 v. u. Z., es folgten Schwerter aus Eisen und schließlich aus gehärtetem Stahl.

Solche Sachzeugnisse sind zum Beispiel ein bei Ausgrabungen des sumerischen Königsgräber vor Ur gefundener eiserner Dolch mit Gold belegtem Griff (um 3100 v. u. Z.) sowie der Bodenfund einer eisernen, kunstvoll gestalteten Axt aus Ugarit (um 1400 v. u. Z.).

Als Waffenmaterial setzte sich Eisen erst mit der Kenntnis seiner Härtbarkeit (in der 2. Hälfte des 1. Jahrtausends v. u. Z.) durch. Ab diesem Zeitpunkt begann sich dann auch bei vielen Völkern die Schwertschmiedekunst zu entwickeln. Als die wohl hervorzuhebendsten Fertigungstechniken zählen die Eisenverarbeitung zu natürlichem Damast, zu Strukturdamast oder Gussdamast.

1) Achilleus (dt. Achill oder latinisiert Achilles, Geburtsname eigentlich Ligyron) ist in der griechischen Mythologie ein unverwundbarer Held der Griechen (Achaier) vor Troja.

2) Hektor ist eine Gestalt aus Homers berühmtem Epos „Die Ilias“. Er ist vor seinem jüngeren

Bruder Paris der älteste Sohn des Königs von Troja, Priamos und dessen Frau Hekabe sowie

Gatte der Andromache und ist der wichtigste Held und Heerführer Trojas im zehnjährigen

Trojanischen Krieg.

3) Patróklos („Ruhm des Vaters“, lat. Patroclus), Sohn des Menoitios und der Sthenele, ist in

der griechischen Mythologie engster Freund und Waffengefährte des Achilleus und einer

der griechischen Kämpfer vor Troja, den er in den Trojanischen Krieg begleitete.

Zuerst beherrscht wurde diese Technologie von den Schmieden in Indien wie auch Persien. Ihre damaszierten Waffen stellten sie aus indischem Wutzstahl her. Darüber hinaus wurde diese Erzeugung von Schweißdamast auch in Asien, Afrika und Europa beherrscht. Bekannt ist auch, daß bereits zurzeit von Kaiser Diokletian (um 230-313 oder 316) vermutlich unter Verwendung von indischem Stahl in den Klingenschmieden von Damaskus Waffen mit Damaszenerklingen gefertigt wurden. Von dem Ort ihrer Fertigung kommt wahrscheinlich auch die Bezeichnung „Damaststahl“.

Auch in Japan war die Kenntnis zur Herstellung von Damastschwertern frühzeitig bekannt. Nachweislich wurden dort bereits zur Zeit des Prinzregenten Shotoku (573-621) solche hergestellt, später unter Kaiser Gutoba (1180-1239) erreichten die japanischen Damaszenerwaffen einen besonders hohen Stand.

Auf dem Gebiet der Entwicklung der blanken Waffen ist weiterhin folgendes überliefert.

In Ägypten kam es schon zur Zeit der Pharaonen (im 3. zum 2. Jahrtausend v. u. Z.) zu einer Verwendung von Metallen für die Waffenfertigung, wobei anfänglich die Buntmetalle, zum Teil verarbeitet mit den Edelmetallen bestimmend waren. Eisen wurde erst im Neuen Reich (1527 bis 1080 v. u. Z.) als Material für blanke Waffen angewendet.

Für Indien wird vermutet, daß um 1000 v. u. Z. die Eisenschmiede aus dem Inneren von Asien eingewandert sind. Bedeutungsvolle von ihnen gefertigte Waffen stammen sowohl aus der Zeit der Shaishuangu-Dynastie (etwa 6000 bis 372 v. u. Z.) wie auch der Maurya-Dynastie (322 bis 185 v. u. Z.).

Aus Griechenland ist bekannt, daß dort Metalle bereits zur mykenischen Zeit (im 2. Jahrtausend v. u. Z.) zu Waffen in recht ausgeprägter Form verarbeitet worden sind. Eiserne Schwerter treten etwa ab 1100 v. u. Z. da verstärkter auf.

Während sich in Zentralafrika (zum Beispiel in Mauretanien) die die Waffenschmiedekunst bis in die Zeit um 1200 v. u. Z. annehmen läßt, setzt die eigentliche Metallurgie wie auch die Metallbe- und –verarbeitung aber erst vom 1. zum 2. Jahrtausend dort ein. Nach El Zouhri soll etwa um 1150 im alten Ghans-Reich mit Eisenschwertern oder Eisenlanzen gekämpft worden sein.

Auch bei den nordamerikanischen Indianern im Gebiet der Großen Seen wurde schon um 2000 v. u. Z. gediegen gefundenes sowie bergmännisch abgebautes Kupfer auch zu Waffen verarbeitet.

Zu Ausgang der Stadtstaaten und der Zeit Hammurabis (1792-1750 v. u. Z.) beschränkte sich sowohl die Metall- als auch die Waffenproduktion in Mesopotamien nur wenige Städte, zum Beispiel auf Durgurguri – die Festung der Kupferschmiede, Sippar – die Bronzestadt, und Eriden – die Schmiedesiedlung.

Auch in Europa war dies örtlich anfänglich recht begrenzt. Nachdem um 1000 v. u. Z. das Eisen in die Alpenländer gelangt war, wurden nur in der Hallstädter Umgebung im heutigen Österreich in der Zeit etwa ab 750 bis 450 v. u. Z. von den Kelten gute Waffen hergestellt.

Nach ihrem Charakter und ihrer Anwendung wird bei den blanken Waffen zwischen Hieb-,

Stich- und Stoßwaffen unterschieden. Zu den bekannt gewordenen Hiebwaffen gehören das Schwert, der Pallasch, der Dussak, der Säbel und die Axt, zu den wichtigsten Stichwaffen zählen der Degen und der Dolch. Neben diesen „kurzen Waffen“, den Griff- oder Seitenwaffen, wurden auch Stangenwaffen verwendet, wozu unter anderem der Spieß, der Speer, später die Hellebarde, die Partisane, die Gelfe, die Runka gehörten. Zu den verwendeten kurzen Schlag- und Stoßwaffen zählt die Keule, der Streitkolben und der Streithammer; bei den in Anwendung gestandenen Stangenwaffen hatten der Morgenstern und der Kriegsflegel besondere Bedeutung erlangt.

Neben diesen Trutzwaffen legten die Kulturvölker des Altertums auch besonderes Gewicht auf ihre Schutzwaffen.

Zu den ersten ägyptischen blanken Waffen und militärische Ausrüstungen zählten Speer, Stabkeule, Streitaxt, Schwert, Krummsäbel, Panzerhemden, rechteckiger bzw. ovaler Schild. Metallhelme trugen meist nur Könige. Einen solchen trugen dagegen alle Krieger bei den Assyrern, den Persern sowie den Medern.

Geführt wurden Schwerter aus Bronze, Eisen, zum Teil auch Stahl; Lanzen Streitkolben, Stachelkeulen, Streitäxte, teilweise stählerne Panzerungen, runde Schilde mit Stoßspitzen.

Hauptwaffe der Griechen waren Speere, Spieße, Schwerter, Plattenrüstungen, runder bzw. ovaler Schild, zum Teil erzumrundet, mit Schildnabel wie auch Schildsprüchen.

Typische römische Waffen waren Schwert, Wurfspeer und Lanze. Zum Schutz wurden Gurtpanzer aus Metallstreifen, zum Teil Metallhelme, oft auch Schild getragen.

Urwaffe der Germanen war eine Blankwaffe, die Framea (Celt). Sie war zum Wurf, Stoß und Hieb geeignet. Später nutzten sie Streitaxt, Kriegsbeil, Streithammer, Wurfkeule, Morgenstern, Teutona oder Cateja, Speer, Angon, Ger, Spieß, Pinke, Lanze, Partisane, Korseke, Gelve, Panzerbrecher u. a. m.

Zu den berühmtesten Zentren der Blankwaffenherstellung zählten Toledo in Spanien, Mailand, Brescia in Italien, Solingen, Passau in Deutschland, Slatoust in Rußland, Bradley in England.

Mit der Entwicklung des Schießpulvers und den Feuerwaffen verloren die blanken Waffen ausgehend vom 14. Jahrhundert immer mehr an Bedeutung. Es kam zu einem Wechsel der Bedürfnisse; der Hauptbedarf wechselte einerseits von der blanken Waffe zur Handfeuerwaffe und den Geschützen, aber andererseits auch von der Kampf- und Schutzwaffe zur Prunk- sowie Turnierwaffe wie auch Sportwaffe.

In dieser Periode hin zu den Handfeuerwaffen, also diejenigen tragbaren Feuerwaffen, welche aus der Hand abgefeuert werden, liegt die Wiege der Stand-, Hand- und Faustrohre mit Streitaxt, der Donnerbüchsen sowie die sich bis zum 15. Jahrhundert entwickelnden Donnerbüchsen und Hakenbüchsen oder Arkebusen. Verbunden mit dieser Entwicklung war auch die Weiterentwicklung der Fähigkeiten und Fertigkeiten der Waffenschmiede.

So mussten ab dem 14. Jahrhundert die Schmiede geübt sein, den Lauf beispielsweise mit rotationssymmetrischer Verbreitung, der aus Schmiedeeisen war, über einen Dorn

zuschweißen und diesen in einen geraden Schaft zu arretieren. Anfang bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts mussten die Waffenschmiede bereits die Fertigung der Pfanne und von Luntenschlössern mit beherrschen. Hinzu kam auch die Schaffung der Handbüchse.

Mitte des 15. Jahrhunderts mussten sich die Waffenschmiede auch die Tüchtigkeit erwerben solche Handrohe, die Vorläufer der Faustrohre und der Karabiner waren, als Feuerwaffe der Reiter fabrizieren zu können. Eine frühe Fertigung dieser ist unter dem Namen Scopitus in Frankreich und Escopette sowie Poitrinal in Italien überliefert.

Mehr und mehr gehörte es auch zu ihren Tätigkeiten, die Büchsen mit Visier und Korn sowie mit einer Ladestockrinne im Vorderschaft und einer Kolbenverdünnung in hoher Qualität auszustatten. Ab bzw. nach 1517 kam die Kunst der Fertigung des von einem Nürnberger Urmacher erfundenen Radschlosses hinzu. Auch revolverähnliche Drehlinge sowohl als Fäustling wie als Wendergewehr konnten Waffenschmiede in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts fertigen.

In Frankreich waren die Waffenschmiede 1543 erfahren, für Reiter und Mineure die ersten Karabiner zu fertigen. Um dieselbe Zeit waren bayrische Waffenschmiede in der Lage den Doppelabzug oder Stecher und in Spanien das Schnapphahnschloss und folgend nach 1630 zuerst in Frankreich das Steinschloss sowie weit verbreitet ab 1648 als Batterie- oder Steinschloss herzustellen. Nach 1807 mussten sich diese Schmiede befähigen in der Verfertigung von dem von dem Schotten Alexander Forsyth erfundenen Perkussionsschloss. Routine hatte die Schmiede dieser Zeit auch in der Herstellung von eisernen Ladestöcken.

Über die weitere Spezialisierung der Waffenschmiedearbeiten in der Hochzeit der industriellen Revolution und danach ist einer weiteren spezielleren Veröffentlichung vorbehalten.

Noch anzumerken wäre abrundend auch, bei vielen Völkern hat irgendwann das Schwert eine Rolle gespielt. Als Waffe wurde ihm dabei in nahezu allen Kulturen und durch alle Jahrhunderte hindurch ein bedeutungsvoller Rang beigemessen als irgendeiner anderen. Als blanke Waffe ist es inzwischen überflüssig geworden.

Übrigens, ein Schwert war aber nur dann ein angemessener Schutz gegen den Feind, wenn sein Träger mit ihm entsprechend geschickt umzugehen wusste. Besonders wichtig dabei war, der Arm des Trägers und das Schwert mussten eine Einheit sein, um seine Symbolik als kämpferische Macht zu sichern und nicht zum Hindernis zu werden.

Apropos, in der Ausführung der Schwerter spiegelte sich stets auch die Kultur der Metallformung wie auch das Können der Waffenschmiede wieder und offerierte gleichzeitig Dabei konnte ein schmuckvolles Schwert in seiner Scheide ein Gegenstand rein dekorativer Schönheit sein, beispielsweise mit einem kunstvoll gearbeiteten Heftgriff mit kostbaren Edelsteinen verziert. Aber, war es sehr simpel geschmiedet, so reduzierte es sich auf seine Zweckmäßigkeit.

Ab und an wurde die Schwertscheide, um ein weiteres effektvolles Element zu besitzen, auch aus Holz geschnitzt oder aus rein funktionellen Gründen auch aus gewöhnlichem Metall geschmiedet. Im Übrigen ließen die christlichen Kreuzritter beispielsweise ihre Schwerter mit einem kreuzförmigen Heftgriff als Symbol der Verehrung Gottes fertigen

Notabene, geschmückt waren blanke Waffen, insbesondere Schwerter, oft auch mit Gravuren, die auf die todbringende Kraft dieser Waffen verweisen, wie zum Beispiel mit der Inschrift „Memento Mori“.

Und – während der Entwicklung der blanken Schwerter wie auch bei dem Übergang von den kalten Waffen zu den Handfeuerwaffen, veränderte sich auch die Bedeutung dieser Stichwaffen spürbar, nämlich anfangs waren zum Beispiel Schwerter nur Nahkampfwaffen, bald stellten sich aber auch die gesellschaftliche Bedeutung seines Trägers dar und schmückten ihn gleichsam wie seine Kleidung, Haarpracht oder Schmuck.

Eigentlich wandelte sich ab da der funktionelle Charakter des Schwerts offensichtlich in seine neuen Hauptfunktionen, bekanntlich Wohlstand, Status und Macht sowie darüber hinaus auch kunsthandwerkliche Meisterschaft der Metallformung zu demonstrieren. Für die Waffenschmiede und die Kunsthandwerker eröffnete sich nun ein breites Feld für die Metallbe- und Materialverarbeitung, um den Reichtum sowie das Luxus- und Repräsentationsbedürfnis für den Trägen zum Ausdruck bringen zu können.

Zu den luxuriösesten und bedeutenden Schwertern zählen vornehmlich das Biennais Prunkschwert von Kaiser Napoleon (1769-1821), das Schwert von Peter I. Aleksejewitsch, der Große (1672-1725) wie auch dem Kunst liebenden Preußenkönig Friedrich Wilhelm der Große (1620-1688). Heute beeindrucken diese pompösen Schwerter der gewichtigen Männer der Geschichte als historische Zeitzeugnisse die Museumsbesucher in aller Welt.

Angemerkt werden muß unbedingt auch noch, aufgrund ihres unschätzbaren historischen Wertes sind diese wie auch viele andere auch unbezahlbare Symbole herrschender Macht und Entschlossenheit.

Und wohl wissend, wurden blanke Waffen, wie die Schwerter, erst einmal aus der Scheide gezogen und am Heftgriff gehalten, verbreiteten sie allein schon dadurch Angst, Furcht und Schrecken. Diese Empfindungen untermauerte der große Feldherr Napoleon sehr deutlich mit seiner Aussage - „Es gibt nur zwei Mächte auf der Welt: Schwert und Geist. Auf lange Sicht siegt das Schwert stets über den Geist.“ Wie wahr, in der Menschheitsgeschichte bis zum heutigen Tage ist dies häufig eine bittere Erkenntnis gewesen; glücklicherweise siegt manchmal in den Köpfen der Menschen die Vernunft, dann ist es auch möglich, diese Kräfteverhältnis umzudrehen.

Blanke Waffen haben ihren friedlichsten Charakter als verschlossene, gut zu betrachtende Museumsstücke oder Sachzeugnisse in Privathand hoch gehangen, gut sichtbar an der Wand.

Ergänzend wäre noch anzuführen, da die Waffen zu allen Zeiten als Ehrenschmuck des Krieges wie jedes waffenfähigen, unbescholtenen Mannes galten, ihr Verlust daher als Schmach oder wohl auch gleich dem Verlust der Ehre angesehen wurde, hat sich bei die den alten Völkern, namentlich den Germanen, eine Symbolik der Waffen entwickelt, die tief in das Volksleben eingriff.

Die Hasta (Speer) diente den Königen aller Zeiten als Zepter, Zeichen der Herrschergewalt,

der Braut wurde bei der Vermählung mit der Hasta das Haar gescheitelt. Die Zusendung eines zerschnittenen Pfeils galt bei den Schweden noch im 8. Jahrhundert als Kriegserklärung und Einberufung der streitbaren Mannschaft, Heerpfeil. Bei den Bayern galt das Hineinschießen eines Pfeils in ein Gehöft als Fehdeerklärung.

Vor allen Waffen ist das Schwert reich mit der Symbolik umwoben, die auch durch die Kreuzform der Parierstange religiösen Charakter erhielt, daher bei der Eidesleistung das Schwert gleich dem Evangelium galt.

Bei den alten Germanen war die Verleihung der Waffen ein feierlicher Akt, wodurch der heranwachsende Knabe in die Reihe der wehrhaften Jünglinge aufgenommen ward. Hin und wieder war es auch Sitte, dem gefallenen Krieger die Waffe mit in das Grab zu geben oder mit ihm zu verbrennen, während anderwärts die Waffe der Väter auf die Söhne forterbten, um diese zur Nachahmung der väterlichen Tugenden anzuspornen.

Waffen dienten oft auch zur Aufrichtung von Siegeszeichen. Bei den Römern wurden insbesondere die Waffen feindlicher Feldherren in den Tempeln aufgehängt.

Chronologie zur Entwicklung der Blankwaffen.

Steine und Knüppel mögen die ersten Waffen gewesen sein. Auch vor ihnen galt es sich zu schützen. Wie die Menschen dies taten, wird folgend, unter Benutzung der Quellen[4] bis[9], beschrieben.

Ägypter trugen als Kopfschutz mit Metallplättchen besetzte Lederkappen, die Könige einen Metallhelm, einen mit Lederstreifen besetzten Rock, auch Panzerhemden von Krokodilhaut oder Lederhemden, dachziegelförmig mit Bronzeplatten besetzt, einen großen Schild mit Augenloch; das schwere Fußvolk einen kurzen Speer, Stabkeule, Streitaxt, kurzes Schwert, sichelartigen Krummsäbel (Khops), das leichte Fußvolk den Bogen; im sehr beliebten Kriegswagen standen zwei Mann, ein Bogenschütze und ein Wagenlenker, zugleich Schildträger.

Bei den Assyrern, Persern, Medern etc. kämpften auch die Könige mit Pfeil und Bogen, später mit Wurfspieß und Streitaxt vom Streitwagen. Sie trugen, wie alle Krieger, einen Metallhelm oder Lederkappe, Linnenpanzer, später mit (sogar tauschierten) Eisenplatten benäht (Schuppenpanzer), auch stählerne Panzerhemden und Panzerhosen, kleine, runde Schilde mit Stoßspitzen. Sie führten Schwerter aus Bronze, Eisen, auch Stahl (Damaszener Arbeit), Lanzen, Streitkolben, Stachelkeule (Morgenstern), Streitäxte mit Doppelschneide, Schleudern. Berühmt war die babylonische Reiterei; die leichten Reiter trugen Linnenpanzer und führten Bogen, schweren Metallhelm, mit dem Eisenpanzer durch die Halsberge verbunden, Beinschienen, Schwert und Stoßlanze; auch die Pferde wurden gepanzert.

Die Perser hatten auch eine Art Feldgeschütze, fahrbare Wurfmaschinen, und vorzügliches Belagerungsgerät an Wurfmaschinen, Sturmböcken (Widder), Sturmleitern, hohe Wandeltürme, sogar einen Brückentrain.

Bei den Griechen vervollkommneten sich alle Waffen, die Panzer zur wirklichen Plattenrüstung, Brust- und Rückenpanzer waren durch Schnallriemen verbunden, den Unterleib deckten Panzerflügel, die Schultern Schulterstücke; es gab auch Lederkoller, Schuppen- und Ringpanzer. An den Unterschenkeln saßen Beinschienen. Der Helm war vielgestaltig, der Schild anfänglich rund, später oval, erzumrandet, mit Schildnabel, auch Schildsprüchen. Hauptwaffe war der Speer, bis 2,5 Meter lang, als Stoß-, Wurf- und Riemenspeer; der um den Speer gewickelte Riemen versetzte letztern beim Wurf in Drehung. Später erreichte der Spieß gegen fünf Meter Länge und wurde mit zwei Händen geführt; das zweischneidige Schwert war etwa 0,5 Meter lang. Den Bogen fertigte man aus Tiergehörn (Doppelbogen). Außerdem hatte man Horizontal- und Wurfgeschütze in verschiedenen Kalibern, erstere (Euthytona) schossen Pfeile, letztere (Palintona) warfen Steine; die Gastrapheten, eine Art großer Armbrust, dienten als Wallbüchsen, eine größere Art als schwere Geschütze.

Die Waffen der Römerin der Kaiserzeit sind denen der Griechen ähnlich. Als Schutzrüstung diente ein Gurtpanzer aus Metallstreifen (lorica segmentata).

Offiziere, Principes und asiatische Hilfsvölker trugen Schuppen- oder Kettenpanzer (s. Kataphrakten), der lederne Waffenrock wurde auf dem Rücken geschnürt. Der lederne, eng beschlagene (galea) wie der metallene (cassis) Helm hatte nicht, wie der

griechische, ein Visier, dagegen Stirn- und Nackenschiene und Backenstücke.

Den rechten Unterschenkel deckten Beinschienen, später Lederstrümpfe, dann Bundschuhe und Hosen. Über den Schild s. d. Hauptwaffe ist das Schwert (gladius), seit Hadrian bedeutend länger, spatha genannt, bis ins 1. Jahrhundert aus Bronze, dann aus Eisen. Nächst dem Schwert ist die charakteristische Waffe der Römer das Pilum, der Wurfspeer. Bogen, Pfeil und Schleuder wurden nur von Hilfstruppen (Kretern und Balearen) geführt. Die Reiterei führte Schwert und Lanze. Die Geschütze haben die Römer von den Griechen entlehnt.

Die Urwaffe der Germanen war die Framea (Celt), zum Wurf, Stoß und Hieb in gleicher Weise geeignet; aus ihr entwickelte sich die Streitaxt zum Schlag und Wurf, bei den Franken das Kriegsbeil, die Franziska, bei den Skandinaviern und in Norddeutschland der Streithammer. Die Wurfkeule, die Teutona oder Cateja der Goten, ist später als Morgenstern bei den Schweizern und Süddeutschen verbreitet.

In andrer Richtung gingen aus der Framea der Speer, Angon (Angelhakenspeer, Wurfspeer mit Widerhaken), Ger, Spieß, Pike, Lanze, die eigentlichen Stoßwaffen, hervor, die auch geworfen wurden (Wurfspieß). Hierher gehört die Ritterlanze für den Kampf und das Turnier; die lang gestielte Pike wird als Hiebwaffe zur Hellebarde, sie ist eine lang gestielte Streitaxt, die als Sponton bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert im Gebrauch blieb; Abarten sind die Partisane, Korseke, Gleve etc.

Der Streithammer erhielt später noch eine Spitze, als Panzerbrecher; der Streitkolben diente mit seinen scharfkantigen Platten oder Stacheln gleichem Zweck. Das Schwert, nachmals die Hauptwaffe der Deutschen, wurde zu Tacitus' Zeiten nur von den westlichen und nördlichen Völkern geführt und war ein zweischneidiges, spitzeloses Hiebschwert (sine mucrone) aus Eisen, Stahl, aus dem dann die schilfblattförmige, aber viel längere Spatha, ähnlich dem römischen Schwert (gladius), hervorging, die in Italien und Palästina den Namen der Deutschen schreckenvoll verbreitete.

[...]


[1] Piersig, W.: Kurzer punktueller, geschichtlicher Überblick zu den blanken Waffen,

Fertigungstechnik und Betrieb 40 (1990) H. 2, S. 121/122.

[2] Seitz, H.: Blankwaffen, 2 Bände, Braunschweig: Klinkhardt & Biermann 1965/1968.

[3] Seifert, G.: Fachwörterbuch der Blankwaffenkunde, Haiger: Eigenverlag 1981.

[8] Meyers Lexikon, Zwölfter Band, Sp. 913/914, Leipzig: Bibliographisches Institut 1930.

[4] Meyers Konversations-Lexikon, Achter Band, S. 102, Leipzig: Verlag des

Bibliographischen Instituts 1887.

[5] Meyers Konversations-Lexikon, Sechzehnter Band, S. 312/314, Leipzig und Wien:

Verlag des Bibliographischen Instituts 1890.

[6] Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20, S. 292/293, Leipzig: Verlag des

Bibliographischen Instituts 1909.

[7] Meyers Lexikon, Fünfter Band, Sp. 1049/1056, Leipzig: Bibliographisches Institut 1926.

[8] Meyers Lexikon, Zwölfter Band, Sp. 913/914 und Tafel: Entwicklung der Waffen,

zwischen Sp. 112 und 113, Leipzig: Bibliographisches Institut 1930.

[9] Meyers Neues Lexikon, Band 14, S. 638, Leipzig: VEB Bibliographisches Institut 1976.

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Details

Titel
Geschmiedete blanke Waffen – Symbole der Macht, Kraft und Eleganz. Drahtherstellung.
Untertitel
Beiträge zur Technikgeschichte (3)
Veranstaltung
Technikgeschichte
Autor
Jahr
2009
Seiten
55
Katalognummer
V141883
ISBN (eBook)
9783640508709
ISBN (Buch)
9783640508938
Dateigröße
693 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Blankwaffen, Kunstschmiedearbeiten, Schmieden., Schmiedeepochen, Drahtherstellung, Schmiedeschrifttum
Arbeit zitieren
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Ing., Dr.-Ing. Wolfgang Piersig (Autor:in), 2009, Geschmiedete blanke Waffen – Symbole der Macht, Kraft und Eleganz. Drahtherstellung., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141883

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