„About A Boy“. Inhaltliche und filmanalytische Betrachtung von Nick Hornbys Werk

Eine Unterrichtsreihe mit Bezug auf Roman und Verfilmung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

72 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1 Unterrichtsgegenstand Buch sowie der Film „About a Boy“ von Nick Hornby
1.1 Biografie Nick Hornby, Entstehung und Quelle seiner Literatur
1.2 Zum Roman
1.3 Zum Film
1.4 Vergleich Roman- Film
1.5 Hauptfiguren
1.5.1 Marcus
1.5.2 Will
1.5.3 Fiona
1.6 Weitere Figuren
1.6.1 Ellie
1.6.2 Rachel
1.6.3 Marcus Vater Clive
1.7 Motive und Themen der Handlung
1.7.1 Alleinerziehende Mütter
1.7.2 Erwachsenwerden
1.7.3 Mobbing
1.7.4 Tod

2 . Filmanalyse
2.1 Erste Szene
2.2 Zweite Szene
2.3 Dritte Szene
Didaktische Hausarbeit

3. Neue Medien – Edutainment – Medienkompetenz im Unterricht
3.1 Film und Buch im formanalytischen Vergleich
3.2 Der Prozess der Filmanalyse und didaktisch-methodische

Überlegungen

4. Die Unterrichtsreihe
4.1 Kurzinformation
4.2 Unterrichtsverlauf nach Phasen für die ersten sechs Unterrichtsstunden
4.3 Bemerkungen zum geplanten Unterrichtsverlauf

1. Unterrichtsgegenstand Buch sowie der Film „About a Boy“ von Nick Hornby

1.1 Biografie Nick Hornby, Entstehung und Quelle seiner Literatur

Nick Hornby wurde am 17.04.1957 in London geboren. Seine Familie gehört zur englischen Oberklasse. Sein Vater war Sir Derek Hornby, ein erfolgreicher Geschäftsmann, und seine Schwester, auch eine erfolgreiche Autorin, ist verheiratet mit dem Politiker und Schriftsteller Robert Harris. Als Nick elf Jahre alt war ließen sich seine Eltern scheiden „und brachten ihn so in eine ähnliche Situation wie seine Romanfigur Marcus“ (Peters 2008: 3) Hornby zeigte schon sehr früh Interesse für Literatur und studierte somit in den späten 70ern englische Literatur in Cambridge. Nach seinem Studium war er als Lehrer für Englisch für ausländische Studenten, als „In- House- Englisch- Lehrer bei Samsung“ (Bode 2006: 6) und als Journalist für diverse Zeitschriften und Magazine tätig. 1992 erschien sein erster (autobiografischer) Roman "Fever Pitch" mit großem Erfolg. In diesem Buch verarbeitet er seine große Fußballleidenschaft zu dem Verein Arsenal London. Der Erfolg dieses Buches erlaubt es ihm, eine ernsthafte Karriere als freier Schriftsteller zu führen. Er veröffentlicht Artikel in Stadtmagazinen, in Literaturzeitschriften und schreibt sogar Musikkritiken. Da die Musik neben der Literatur und dem Fußball zu seiner dritten Leidenschaft gehört, verarbeitet er diese Passion in seinem nächsten Buch „High Fidelity“. Dieses Buch wurde auch einige Jahre später verfilmt. In der Schaffensphase zu „High Fidelity“ wird Hornby Vater eines Sohnes, bei dem relativ früh Autismus diagnostiziert wurde, eine Krankheit die die Betroffenen ein Leben lang begleitet. Diese Menschen haben Schwierigkeiten, mit anderen Leuten zu kommunizieren und zwischenmenschliche Beziehungen, selbst zu den engsten Bezugspersonen, aufzubauen. Diese Belastung wirkte sich auch auf Hornbys Ehe zu Virgina Bovell aus, die letztlich scheiterte und geschieden wurde Das Einkommen seiner Bücher und Filmrechte investiert Nick Hornby in die Betreuung seines Sohnes. Da Hornbys Bücher geprägt sind „von einer Auseinandersetzung mit dem Alltag, mitunter auch unter Bezug auf seine eigene Biographie“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Nick_Hornby, 14:47Uhr, 10.05.09), werden in seinen späteren Werken Themen wie Behinderungen (wie die seines Sohnes), Depressionen und Suizid aufgenommen.

Somit erschien 1998, im gleichen Jahr seiner Trennung, sein Roman "About a boy", 2001 "How to be good", 2002 „Speaking with the Angel“, 2003 „31 Songs“ und 2005 „A Long way down“. Hornby „vertritt den Standpunkt, dass die Menschen auch über Alltägliches lesen wollen und dass einem Buch etwas fehlt, es unehrlich ist, wenn ihm die Beschreibung des Alltäglichen genommen wird.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Nick_Hornby, 14:47Uhr, 10.05.09)

1.2 Zum Roman

Der Jugendroman „About a Boy“ oder auch im deutsche „Der Tag der toten Ente“ genannt, in dem Nick Hornby das Leben zweier unterschiedlicher Menschen beschreibt die im Laufe des Buches zusammenfinden, gehört inzwischen zu den modernen Klassikern der Jugendliteratur. Darüber sind sich die Jugendbuchkritiker ebenso einig wie die Lehrerinnen und Lehrer der unterschiedlichen Schultypen, für die das Buch zu einem Favorit für die Klassenlektüre geworden ist. Durch Integrierung dieses Buches im Schulbereich wird der Versuch gestartet „den verknöcherten Schullektürenkanon aufzubrechen“ (Bode 2006: 5) Verschiedene deutsche Kultusministerien wollen mehr Werke von derzeitigen noch lebenden englischsprachigen Autoren in den Schulalltag mit einbringen. „About a boy“ ist dafür ein sehr lukratives Buch, da der Roman unter anderem spannend ist, Identifikationsfiguren für die Schüler und Schülerinnen bietet, Themen wie zum Beispiel Erwachsenwerden, Mobbing sowie die Beziehung von Kindern und Eltern auf erfrischende Weise neu und anders aufgreift. Weil der Autor das Ganze überaus geschickt mit spannenden und überraschenden Aktionen vermischt, fand das Buch sowie auch die Verfilmung von Beginn an auch bei den jungen Menschen sehr starken Zuspruch. Das beweisen unter anderem auch die Verkaufszahlen und die Auszeichnungen (Nominierung für den Oscar sowie für die Golden Globe Preisverleihung).

Anders, als es der Titel zunächst vermuten lässt, geht es in diesem Werk von Nick Hornby nicht um einen, sondern um zwei sehr unterschiedliche "Jungs", die sich auf dem Weg befinden, erwachsen zu werden. Während der eine, Markus, von beiden erst 12 Jahre alt ist und ohne väterliches Vorbild und ohne wirkungsvolle Unterstützung seiner überforderten Mutter seinen Weg finden muss hat jedoch der andere, Will, bereits das 36. Lebensjahr erreicht und noch immer daran glaubt das Leben aussperren zu können. Der beziehungsunfähige Egomane wird erst durch den Kontakt mit dem Zwölfjährigen dazu gebracht, Verantwortung zu übernehmen und sich um andere Menschen zu kümmern. Er lernt, dass nicht One Night Stands, sondern mitmenschliche Beziehungen dem Leben einen Sinn geben.

Die Geschichte schildert somit den Lebensabschnitt dieser beiden Figuren, in dem sie sich aufgrund ihrer jeweiligen Lebensumstände dem Erwachsenwerden stellen müssen.

Das Buch hat ein klares pädagogisches Konzept: Eine Reihe von brisanter Probleme- das Erwachsenwerden, die Probleme Alleinerziehender, die Beziehung zwischen Männer und Frauen, Mobbing, Selbstmordversuche, Tod etc. werden nicht nur aufgeworfen und beschrieben , sondern auch hinsichtlich ihrer Entstehung und ihrer Konsequenzen gezeigt und erklärt. Gleichzeitig werden auch einige Lösungsansätze geboten und genannt, die eine durchaus realistische Basis haben. Das Buch ist an einem aktiven und reflektierenden Leser gerichtet, der sich- sofern er die Gelegenheit wahrnimmt, eigene Gedanken zur Handlung anzustellen, Beziehungen zu entdecken, Alternativlösungen zu suchen- in der Auseinandersetzung mit dem Text (weiter-)entwickelt. Damit hat der Autor für die von Max von der Grün aufgestellte Forderung „Lesen soll auch und gerade zum Denken erziehen“ (von der Grün 1981: 217) ein gutes Beispiel gegeben.

Dem Autor gelingt es, seine pädagogische Intention in einer sehr eindringlichen, aber auch „mit viel Sprachwitz“ (Peters 2008: 1) und somit in einer humorvollen Weise deutlich zu machen.

Der ausgeprägte Sprachwitz kommt zum Beispiel in einem kurzen Wortwechsel zwischen Will und einem Taxifahrer am Tag von Cobains Tod zum Ausdruck: „Is he Nirvana geezer? He shot himself in the head. Boom“ „Dead?“ (Will) „No. Just a headache. Yeah, course he´s dead.“ (Hornby 1998: 245)

Die Erzählperspektive wird durch einen Er- Erzähler (third- person point of view) wiedergegeben. Der Erzähler ist keine Figur des Romans, er schildert das Geschehen sowie deren Gedanken aus der Innensicht. Die Leser erfahren durch diese Erzählperspektive alles über die beiden Hauptdarsteller, sogar ihre geheimsten Gedanken und Wünsche. Dadurch wird deutlich, dass der Erzähler ein allwissender Erzähler ( omniscient narratot) ist, da sein Kenntnisstand über diese beiden Personen unbegrenzt ist. Seine Schilderung beschränkt er jedoch sehr stark auf eine objektive Sichtweise und hält sich somit sehr stark bei der Bewertung von Handlungen und Ideen der Figuren zurück. Er räumt dem Leser somit die Freiheit ein, die Handlungen und Figuren selbst nach dem eigenen Maßstab zu bewerten und sich die Frage zu stellen mit welcher Person man sich am Ehesten identifizieren will und kann. Der Erzähler im Buch ist nicht nur allwissend sondern auch ein zuverlässiger Erzähler (reliable narrator), da der Leser den Berichten des Erzählers Glauben schenken kann, da im Groben alles so eintritt, wie es vom Erzähler geschildert wird.

Ein anderes, sehr wichtiges erzähltechnisches Mittel im Roman ist „die Kontrastierung der Gedanken einer Figur mit dem, was sie anderen gegenüber äußert“ (Peters 2008: 47) Diese Erzählweise gibt dem Buch den witzigen und humorvollen Unterton. Zum Beispiel als Will von seinen Freunden John und Christine gefragt wurde, ob er sich auch Kinder wünscht, reagiert Will mit einem „Not yet“ (Horny 1998: 8). Seine Antwort widerspiegelt aber im Geringsten seine Gedanken: „I would rather eat one of Barney´s dirty nappies“, he thought“ (Horny 1998: 8).

Neben der Besonderheit der Kontrastierung, macht der Erzähler oftmals auch Rückgriffe auf das Mittel des inneren Monologs (interior monologue). Damit will er die Gedanken und Reaktionen einer Figur hervorheben und verdeutlichen. Ein Fallbeispiel hierfür wäre die Situation, als Angie Will mitteilt, dass sie ihre Beziehung zu ihm beenden müsse. Der Grund sei aber nicht er, sondern ihr Ehemann Simon, der mit der Situation, dass sie einen neuen Freund habe nicht zu Recht käme. Will wollte Angie Widersprechen und sich als Retter der Situation darstellen, er bricht aber mitten im Satz ab und der Leser erhält Informationen über Will´s Gedanken: “Is he giving you a hard time? Because if he is… `You`ll what? He wanted to ask himself contempuously. You´ll roll yourself a joint when you get home and forget them? You´ll go out with someone a lot easier?” (Hornby 1998: 23)

Hornby hat zwar auf Kapitelübersichten verzichtet; das Buch ist jedoch in 36 Handlungseinheiten gegliedert, wodurch es lesbarer und verständlicher wird.

Am Anfang des Romans treten zwei deutlich getrennte Handlungsstränge auf. Somit erhält der Leser entscheidende Hintergrundinformationen über die beiden Protagonisten Marcus und Will. In den ersten sieben Kapiteln erhält der Leser signifikante Informationen über Marcus´ Zusammenleben mit seiner Mutter, deren Depressionen und seine Probleme an der neuen Schule.“(Peters 2008: 48) Ebenfalls wird Wills Leben in den wesentlichen Grundzügen dargestellt. Hierfür nimmt der Erzähler jeweilig die Perspektive der Hauptfiguren Marcus und Will ein.

Im achten Kapitel kommt dann die Wende und die beiden Handlungsstränge werden zusammengeführt. Hier treffen Marcus und Will zum ersten Mal aufeinander. Was auch immer in den folgenden Kapiteln geschieht- es betrifft beide Figuren, so dass nunmehr nur noch ein Handlungsstrang vorliegt. Jedoch werden die Vorkommnisse weiterhin „kapitelweise abwechselnd aus der Sicht einer der beiden Protagonisten geschildert, auch wenn beide gemeinsam in dem Kapitel auftreten.“(Peters 2008: 48) Das ist eine spezielle Technik, die man zum Beispiel in der Szene als Marcus Will besucht wieder findet: In Kapitel 14 beschreibt der Erzähler, dass Will Marcus die Haustür öffnet und ihn hereinbittet: „Oh. Right. Come in.“He said it warmly enough, as far as he could tell. “(Hornby 1998: 91) Hier bezieht sich das “He” auf Will. Im darauf folgenden Kapitel wechselt die Perspektive. In „The first time he went back“ (Hornby 1998: 48) ist Marcus mit dem „he“ gemeint.

Diese Struktur steht im engen Bezug mit den zentralen Aussagen des Buches. Das erste Kapitel wird aus dem Blickwinkel von Marcus erzählt. Seine Probleme bilden den Anfang des Romans, was auch der Grund dafür ist warum er als Junge des Titels erscheint. Am Schluss des Romans entsteht jedoch „auf der strukturellen Ebene eine Verschiebung.“(Peters 2008: 48). Das 36te und somit das letzte Kapitel wird aus Wills` Sicht geschildert. Somit rückt der Erzähler Wills` Sicht und seine Probleme in den Blickpunkt des Geschehens. Diese vom Autor sehr gründlich überlegt Struktur reflektiert somit die inhaltliche Entwicklung, „denn nach dem Rollentausch der Protagonisten ist es nun Will, der dringend Hilfe des anderen benötigt.“ (Peters 2008: 49)

Erzählt wird über einen Zeitraum von ungefähr 9 Monaten in chronologischer Reihenfolge. Die Geschichte beginnt im Spätsommer/ Herbst 1993 und geht über den Winter bis ins Frühjahr 1994. Eine Art Nachwort zeichnet das letzte Kapitel aus, indem Hornby noch den allgemeinen Lauf der Dinge bis Sommer 1994 beschreibt. Dadurch das Hornby das Prinzip der Chronologie in seinem Buch einsetzt finden wir keine unterschiedlichen Zeitebenen in dem Buch wieder, es kommt lediglich zu einigen zeitlich Überschneidungen. Zum Beispiel als Will und Fiona, die Mutter von Marcus, am Ende von Kapitel 32 den Anrufbeantworter abhören und eine Nachricht von Markus darauf finden wo er sich noch auf der Polizeistation in Royston befand. Er jedoch zu Beginn des nächsten Kapitels erst noch im Zug nach Royston sich befindet.

Eine weitere sehr auffällige Taktik des Erzählers ist, dass er nicht vergangene Ereignisse in die Handlung mit einbezieht. Er verzichtet vollkommen auf Rückblenden (flashbacks). Es gibt nur sehr wenige Stellen im Buch, „an denen die Protagonisten an ihre eigene Vergangenheit zurückdenken“ (Peters 2008: 47) Das Auftreten der Gedanken der Figuren in die eigene Vergangenheit, sind im Buch explizit als Gedanken der Figuren gekennzeichnet und sind somit nicht als Bestandteil der Handlung anzusehen. Ein Beispiel für eine solche „Rückblende“ befindet sich direkt am Romananfang, als Marcus nicht einschlafen kann und über den obligatorischen nächsten Schultag nachdenkt. In seinen Gedanken vergleicht er die derzeitig neue Situation an seiner Schule in London mit der alten Schule in Cambridge, dabei erkennt er wesentliche Unterschiede (vgl: Hornby 1998: 14). Ein weiteres Beispiel hierfür wäre, als Will sich in der Vorweihnachtszeit an seine Kindheit zurückerinnert. Dem Leser wird deutlich, dass es sich um die Schilderung aus der Sicht des erwachsenen Will handelt und nicht um die Perspektive eines Kindes (vgl: Hornby 1998: 124-126)).

Hornby verwendet in dem Buch die „durchschnittliche Umgangssprache aus dem London der 1990er- Jahre“ (Peters 2008: 50) Somit handelt es sich weder „um eine besonders gehobene Sprache noch um ein sehr niedriges Sprachniveau“ (Peters 2008: 50) Die Wortwahl der Figuren entspricht und unterstützt die Charakterisierungen der Figuren sowie ihre Wesenszüge. Marcus zum Beispiel spricht immer das aus, was er denkt ohne irgendwelche Beschönigungen. Somit äußert er sich in einem Gespräch mit Suzie hemmungslos über den Zustand seiner Mutter: „Off colour? Is that what you call it?`said Marcus. `Ì call it nuts! `” (Hornby 1998: 50)

Das Buch ist emotional anregend erzählt und trefflich formuliert. Dem Leser wird ein intensiver und glaubhafter Einblick in das Leben des jungen zwölfjährigen Marcus gegeben sowie in das Leben des 36jährigen Will. Ihm wird klar, mit welchen Problemen ein zwölfjähriger Junge klar kommen muss, der von seiner Mutter alleine groß gezogen und der in der Schule gemobbt wird. Der Leser spürt etwas von der Einsamkeit und Ausgeschlossenheit, in der sich viele Kinder in der heutigen Zeit befinden und von der Angst und Unsicherheiten, mit der oftmals solche Kinder begegnet werden.

Die Wirkungen, die dieses Buch wahrscheinlich bei jungen Lesern hinterlässt, sind jedenfalls nicht zu unterschätzen.

1.3 Zum Film

Nach “High Fidelity” und “Fever Pitch” ist der Film “About a Boy” die dritte Verfilmung des britischen Kultautors.

Das die Verfilmung so gut gelingen würde, war nicht unbedingt vorauszusehen. Da mit John Cusack in „High Fidelity" und unter der Regie von Stephen Frears die Messlatte für eine gelungene Hornby-Adaption reichlich hoch gelegt worden ist, wollte man sich mit „About a boy“ keine finanzielle Pleite leisten. Jedoch gelingt es dem "American Pie"-Regisseuren Chris Weitz und Paul Weitz dieses umzudrehen. Man zweifelte an der Zusammenstellung der beiden Brüder und an dem Erfolg des Filmes „Glücklicherweise jedoch stellt der geneigte Zuschauer beim nun vorliegenden Ergebnis fest, dass die beiden Geschwister nicht zu viel versprochen haben und durchaus der wohl größten Herausforderung, nämlich der Ausbalancierung von Komödie und Drama, gewachsen sind.“ (http://www.filmspiegel.de/filme/filme.php?id=111, 11.05.2009, 17:33Uhr) Hinzu kommt die Auswahl der Schauspieler zum Beispiel des Hollywoods Schauspielers Hugh Grant, der in diesem Film die zweite Hauptperson Will verkörpert. Der Film stellt eine Art Gegenstück zur Verfilmung von „Bridget Jones“ dar, indem Grant auch schon gegen sein bisheriges Image „einen netten, freundlich leicht vertrottelten Engländer vom Typ `Lieblingsschwiegersohn`“(Bode 2006: 70), wie etwas in Vier Hochzeiten und ein Todesfall, Notting Hill oder Tatsächlich Liebe, anspielte. Letztendlich unterscheiden sich die beiden Streifen nur in ihrer geschlechtlichen Sichtweise und das die Story nicht so abgründig ist wie in „Bridget Jones“. Da es sich bei der „About a Boy“ Verfilmung um eine mehr moralischere Geschichte handelt.

Der zweite Protagonist, Marcus, wird von einem bislang unbekannten jungen Schauspieler namens Nicholas Hoult gespielt. In den meisten Szenen im Film spielt er einen kleinen `Deppen` und das mit einer großen Schauspielleistung.

1.4 Vergleich Roman und Film

Zwischen Roman und Verfilmung gibt es einige, sehr bedeutsame Unterschiede. Der wichtigste Unterschied zwischen Roman und Film ergibt sich aus seiner Datierung. Im Gegensatz zum Film ist der Roman genau datiert. Die Handlung fängt im Spätsommer/ Herbst 1993 an und endet im Frühjahr 1994, kurz nach dem Tod Cobains. Die Geschichte im Film ist jedoch in eine undefinierte Gegenwart versetzt. Das ist auch einer der Gründe, warum alle Hinweise auf Nirvana und Cobain- die im Buch behandelt werden- gestrichen wurden.

Eine Theorie hiefür wäre, dass die Produzenten die Filmrechte an der Nirvana Musik nicht bekamen und diese Stellen somit im Film streichen mussten. Aufgrund dessen musste das gesamte Schlusdrittel anders als im Roman gestaltet werden. Der Film benötigte einen neuen Schluss. Die Lücken, die Nirvana hinterlässt, wird mit Rap Musik gefüllt, wobei man jedoch schnell erkennt, dass keine Person im Film ein persönliches Verhältnis zu dieser Musik hat, wie es bei Nirvana der Fall war. Besonders die Szenen mit Marcus und Ellie (Schulkameradin von Marcus) leiden unter der Eliminierung der Band. Demnach bleibt die Beziehung zwischen Ellie und Marcus im Film verglichen mit dem Buch nur sehr oberflächlich. Im Buch ist es die Band die sie immer wieder zusammenführt und somit vereint, im Film hingegen sind es nur ein paar Szenen. Folglich wird im Film nicht recht deutlich, was Marcus und Ellie eigentlich verbindet. Der Zuschauer erkennt keinen exakten Grund, warum Ellie sich mit Marcus abgeben soll. Man erfährt noch nicht einmal genau welche Musik Ellie nun hört, was im Roman doch als so wichtig erscheint. Es scheint als könnte die Anführerin der Schul-Clique mit ihrem Herrscherinstinkt noch einen Depp gebrauchen, den sie zum Hofnarren missbrauchen kann.

Das neu erfundene Ende, mit Marcus´ und Wills Auftritt auf dem Schulkonzert verringert immer weiter Ellies Rolle, und somit bleibt für sie nicht mehr als ein nur Beklatschen von Markus Auftritt im Drehbuch über. Zusammenfassend kann man sagen, dass durch Ellies verringerte Rolle eine durchaus große Lücke entstanden ist, da sie die Person im Buch war, die Marcus´ Entwicklung angestoßen und begleitet hat. Folge dessen hat Marcus sich im Film nicht wirklich von seiner Mutter emanzipiert und somit auch nicht das übliche Teenager Verhalten angenommen. Er demontiert sich selbst vor allen Leuten, indem er am Ende beim Schulkonzert allein vor der Schulgemeinde das Lied „ Killing me softly“ singt und somit sein Anderssein noch einmal deutlich in Szene setzt. Er ist und bleibt ein kleiner unabhängiger Depp.

1.5 Hauptfiguren

1.5.1 Marcus

Markus ist ein 12- jähriger Junge der die Inkarnation des Außenseiters ist. „Aufgewachsen in dem engen Korsett moralischer, weltanschaulicher und ästhetischer Vorstellungen seiner geschiedenen und selbstmordgefährdeten Mutter Fiona, hat er nie die Möglichkeit bekommen, sich in die Lebenswelt seiner Altersgenossen einzufinden.“ (Groschwald 2005: 6)

Erst vor kurzer Zeit ist er mit seiner Mutter aus dem beschaulichen Cambridge in die Großstadt London gezogen und tut sich schwer Kontakte herzustellen. Ohne Zweifel ist er auch ein etwas eigenartiger Zeitgenosse und wird deswegen auch gehänselt, gepeinigt und ausgegrenzt. Dass er mitten im Unterricht einfach anfängt laut zu singen, bringt ihm nicht gerade Freunde ein. Marcus ist für jedoch auf eine Art und Weise sein Alter geistlich weit fortgeschritten. Obwohl er erst 12 Jahre alt ist, ist er sehr ernst und erwachsen. Er macht sich ständig Sorgen um jeden und alles besonders um seine Mutter. Als Scheidungskind ist Marcus auf der Suche nach einer Vaterfigur, einem back up, einem „Plan B“, einen Ersatz für den Fall, dass es mit den Depressionen seiner Mutter nicht besser wird. Die beiden haben ein gutes Verhältnis zueinander, aber eben nur so weit, wie es der Zustand von Fiona zulässt. Ihm ängstigen die unvorhersagbaren Stimmungstiefs und ihre ständigen Heulattacken. Je weiter die Handlung jedoch fortschreitet, desto mehr und auch besser gelingt es Marcus, sich von seiner Mutter zu emazipieren.

Deutlich weniger verzeichnet man das Verhältnis von Markus zu seinem Vater, dieser so gut wie keine Rolle in Marcus Leben spielt. Marcus akzeptiert zum Beispiel ohne irgendwelche Einwände die Tatsache, dass sein Vater mit seiner neuen Lebensgefährtin Lindsey in Cambridge wohnt. Ihm ist es egal. Wenn Marcus über seinen Vater nachdenkt, hat er das Gefühl hat, dass er sowieso keinen Wert auf seine Gegenwart legt.

Sein Leben bekommt eine Wende als er den weltläufigen Will Freemann kennen lernt. Eine Person, die er als „Vater-Figur“ adoptieren möchte. Nicht nur Will sondern auch seine spätere Bekanntschaft mit der rebellischen, aufmüpfigen Ellie, eine Schulkameradin, verändern Marcus, da beide ihm „den sozialen Rahmen bieten, der es ihm erlaubt, sich von der ausschließlichen Konzentration auf seine Mutter abzuwenden und anderes im Leben zu entdecken, Fernsehen z.B., laute Musik, Turnschuhe, Mode u.a.“ (Bode 2006: 38). Durch die neu gewonnen Bekanntschaften erhält er ebenso die Motivation sich von seinem Außenseiterdasein zu lösen um so Anerkennung bei seinen Altersgenossen zu erhalten. „Sein verändertes Verhalten (er widerspricht nun seiner Mutter und diskutiert sowohl mit Will als auch mit Ellie auf Augenhöhe) mündet am Ende des Romans in eine plakative Anpassung seines Äußeren sowie seines Musikgeschmacks and die Standards der jugendlichen Subkultur.“ (Groschwald 2005: 6) Marcus ist schließlich zu der Erkenntnis gekommen, dass Freunde, Bezugspersonen bzw. generell Menschen im Leben einer Person wichtig sind „um die Gefahr des Alleingelassenwerdens oder des Enttäuschtwerdens, welche die Fixierung auf eine einzelne Person mit sich bringen kann, vorzubeugen.“ (Groschwald 2005: 7)

1.5.2 Will

Völlig unterschiedlich ist die Situation der zweiten Hauptperson Will Freeman. Er ist ein „erwachsener Mann“, Ende 30, der auf den ersten Blick ein lockeres, sorgenfreies Leben führt. Sein Vater hat einen Christmas Song erfunden, welcher jedes Jahr zu Weihnachten hoch und runtergespielt wird und von dessen Einnahmen Will frei von Zukunftssorgen lebt. Er hat sich somit noch nie Gedanken über das Arbeiten oder allgemein über ein härteres Leben gemacht. Er besitzt eine moderne Wohnung mit allen denkbaren technischen Geräten. Sein Lebensinhalt

„besteht hauptsächlich darin, den neusten Trends in Sachen Mode, Musik und Lifestyle nachzujagen oder in kurzen, oberflächlichen Liebschaften sexuelle Befriedigung sowie Selbstbestätigung zu finden. Feste, länger währende Beziehungen, Heirat oder gar Kinder sind Dinge, die Will sowohl für seine gegenwärtiges als auch sein zukünftiges Leben kategorisch ausschließt.“ (Groschwald 2005: 6)

Selbstzweifeln steigen nur dann in ihm auf, wenn er daran denkt, wie aussichtslos es für ihn ist beruflich Fuß zu fassen, der Mangel an Abwechslung in seinem Leben, denn im Allgemeinen verläuft sein Leben sehr eintönig und schematisch. Er ist jedoch ein Meister im Verdrängen dieser negativen Aspekte oder sie durch „Selbstgerechtigkeit bzw. Schönfärberei ins Gegenteil zu verkehren.“ (Groschwald 2005: 6)

Das Wort Familie existiert in seinem Wortschatz fast gar nicht. Seine Eltern sind beide verstorben und zu seinen beiden Stiefgeschwistern, die wesentlich älter sind als Will, hat er keinen Kontakt mehr. Sein Verhältnis zu anderen Menschen ist hauptsächlich von Oberflächlichkeit geprägt. Für andere ist er meist unnahbar, desinteressiert und als Leser erhält man oft den Eindruck das Empathie ein Fremdwort für ihn ist. Will erkennt sehr wohl, dass sein Leben in den größten Zügen oberflächlich ist, trotzdem möchte er nichts daran ändern.

Genau wie bei Marcus, erhält Will´s Leben durch die Bekanntschaft durch Marcus eine Wende „Als er gegen seinen Willen in die Geschichte um Marcus und Fiona hineingezogen wird, wehrt er sich lange gegen das Aufkommen von Gefühlen. Doch er kann deren Probleme nicht so einfach ignorieren, weil Marcus schließlich jeden Tag bei ihm klingelt. (Bode 2006: 37). In Marcus erkennt Will, nach einiger Zeit, auch einen Teil seiner selbst wieder und beschließt, Marcus ein wenig zu helfen und zu unterstützen. Und genau diese Bemühen ist es, was ihn selbst verändert. Nach langem öffnet er sich für andere Menschen, wird ehrlicher, menschlicher und somit auch verletzbarer. Im Gegensatz zu früher lügt er weniger und seine Coolness lässt auch nach. Marcus hat es geschafft den harten Kern zu brechen. Wills Schale ist aufgebrochen. „Marcus füllt dabei eine Lücke bei Will, von der dieser vorher gar nicht wusste, dass sie existiert: Marcus gibt Will ein Ziel, eine Aufgabe, einen Grund, morgens aufzustehen.“ (Bode 2006: 37) Auch wenn er sich Anfangs noch sehr dagegen wehrt, wird es ein Wechselspiel von Unterstützung und Hilfsangeboten, Will hilft Marcus und Marcus hilft ihm.

Am Ende des Romans kann Will sogar über ernste Themen reden und auf Leute eingehen. Er ist nicht mehr der coole, arrogante Egoman, der er am Anfang war, sondern ein Mann, der sich für andere und deren Bedürfnisse interessiert. Sein Leben ist nicht mehr durch Oberflächlichkeiten geprägt, ganz im Gegenteil, seine Bedürfnisse gehen dahin, dass er Leute zum Reden braucht und sie auch sicht. Zusammen fassend kann man sagen, dass er gezwungen worden ist, erwachsen(er) zu werden.

1.5.3 Fiona

Fiona, die Mutter von Marcus und Anhängerin der so genannten 68er- Generation, tritt uns als eine bemerkenswert sonderliche Person entgegen. Nicht nur ihr Äußeres (Leggins, Wollpullis, Riesenohrclips aus Simbabwe), sondern auch ihr Musikgeschmack (zum Beispiel Joni Mitchel und Bob Marley), ihr Beruf als Musik- Therapeutin, ihre alternativen Einstellungen und die ökologisch-soziale, linksliberale Orientierung runden das Bild von ihr ab. Sie ist Vegetarierin, wie ihr Sohn Marcus, der jedoch keine andere Wahl hat als sich dem unterzuordnen. Im Allgemeinen ist Fiona eine emanzipierte Frau, die ihre Erziehungsprinzipien bei ihrem Sohn bewusst emanzipatorisch durchsetzt. Die Intention die hinter ihrem strengen autoritären Erziehungsprinzip steckt ist: Marcus zu eigenem Denken zu befähigen und zu ermutigen. Was sie jedoch nicht bemerkt ist, dass sie versucht Marcus als ein Abbild ihrer selbst zu schaffen und ihn zwingt ihren Geschmack zu lieben und auch zu folgen (ihren Musikgeschmack, ihre Essgewohnheiten etc.). Sie will die Lebensweisen ihres Sohnes bestimmen, erkennt jedoch die schwerwiegenden Probleme nicht, die sie dadurch auslöst (Schulmobbing, Außenseiter etc.). Dafür ist sie zu sehr mit den eigenen Schwierigkeiten und Problemen beschäftigt, als dass sie die Probleme von Marcus erkennt geschweige denn Empathie für Marcus entwickeln kann. Sie ist in der Rolle als geschiedene Alleinerziehende Mutter sowohl psychisch als auch mental überfordert. „Sie hat Schwierigkeiten, ihr Tagespensum, bestehend aus Beruf, Haushalt und Erziehung, zu bewältigen und wird in geringen Abständen bei immer geringeren Anlässen von Weinkrämpfen geschüttet.“ (Groschwald 2005: 7). Sie ist unglücklich und depressiv, was zu Beginn des Romans sogar zu einem Selbstmordversuch führt. Im Laufe des Romans stellt sich heraus, dass hinter ihren Depressionen und ihrer ständigen Bekümmertheit nicht ein schicksalhaftes großes Ereignis ihrer Vergangenheit steckt, sondern „die Summe der vielen kleinen Gemeinheiten und Ungerechtigkeiten, die das Leben für idealistische Erwachsene bereithält.“(Bode 2006: 40).Bis zum Ende des Romans ist sie nicht in der Lage einzusehen, dass sowohl ihr verantwortungsloses Verhalten (der Selbstmordversuch) als auch ihre zu dogmatisch gefärbte Erziehung das Leben ihres Sohnes Marcus über Gebühr erschwert und kompliziert haben.“ (Groschwald 2005: 7) Erst ziemlich am Ende des Romans, als Marcus durch Will und Ellie selbständiger und unabhängiger geworden ist, begreift sie, dass dadurch ein belastender Druck von ihr genommen worden ist, was sie sich vorher nie eingestehen wollte.

1.6 Weitere Figuren

1.6.1 Ellie

Die 15-jährige repräsentiert die Unangepasste und Aufsässige Schulkameradin von Marcus, die einen zweifelhaften Ruf an der Schule hat. Immer wieder verstößt sie gegen die Schulregeln, da sie die Schulregeln nach ihren eigenen Regeln auslebt und gerät somit immer wieder in Konflikt mit den Lehrern. „Ihr rüdes und aufrührerisches Verhalten sichert ihr Respekt und Ehrfurcht von den Mitschülern“ (Groschwald 2005: 7) und wenn sie jemanden nicht leiden kann, lässt sie es demjenigen durch aggressives Verhalten auch spüren. Ein gesichertes und vertrautes Familienleben besitzt die 15- jährige nicht. Von ihrer allein erziehenden Mutter, die immer eine selbstständige rebellische Tochter haben wollte, hat sie sich distanziert. Sie verhält sich ihr gegenüber sehr abweisend und taktlos und beschimpft sie mit Worten wie „sad old tart“ (Hornby 2002: 185). Jedoch gibt sie Marcus zu verstehen, dass sie ihre Mutter mag.

„Ellies Bestreben, sich jeglichen Konventionen zu entziehen, entspringt in einem hohen Maße ihrer Verehrung für den Rockstar Kurt Cobain, der seinerseits gesellschaftlichen Ordnungsprinzipien und Moralvorstellungen den Kampf angesagt hat.“ (Groschwald 2005: 7) Erstaunlich ist somit auch nicht, dass der Tod des Nirvana Sängers Ellie in tiefe Verzweiflungszustände, Ohnmacht und Orientierungslosigkeit wirft. Durch ihre eigene aufkommende Unsicherheit, kann sie für Marcus, „dessen sie sich vermutlich aus ihrem Hang zum Unkonventionellen heraus in fast rührender Weise angenommen hat, nicht mehr länger als souveräne Ansprechpartnerin und Ratgeberin sowie Beschützerin dienen“ Groschwald 2005: 7)

Im Allgemeinen ist Ellie sehr wichtig für die Handlung (im Roman), da sie das Verhalten und die Entwicklung von Marcus beeinflusst und fördert. Durch ihr Verhalten und ihre Art bietet sie einen starken Kontrast zu Marcus- sie ist rebellisch, wo Marcus sehr von seiner Mutter behütet ist, sie fällt auf, wo Marcus eher sehr unscheinbar ist, sie ist locker, wo Marcus eher „uncool“ ist. Zusammengefasst ist sie das verrückte, ausgefallene Mädchen und er der ruhige kleine Junge. Was sie beide gemeinsam haben ist, dass sie durch ihren Kleidungsstil auffallen: Sie durch ihre Grunge - Klamotten und Marcus durch sehr konserative, von seiner Mutter ausgesuchte Kleidungsstücke. Somit passen beide nicht in das gängige Verhalten auf dem Schulhof.

1.6.2 Rachel

Rachel, eine freischaffende Künstlerin, ist eine besondere Frau im Leben von Will. Sie ist, wie alle anderen Frauen in der Geschichte, eine allein erziehende Mutter eines Sohnes. Jedoch unterscheidet sie sich durch beachtliche Punkte von den anderen weiblichen Figuren im Roman: sie ist frei von Selbstzweifeln, Gewissenbissen, Orientierungslosigkeit oder mangelndem Selbstwertgefühl. Sie hat, wie man aus dem Kapitel 30 entnehmen kann, ihre depressive Phase schon hinter sich. Ihre Einstellung zum Leben, dass es immer im Leben etwas gibt, was erledigt werden muss, worauf man sich freuen kann oder das man anderen Menschen noch schuldet, hat sie „am Leben gehalten“. Diese positive Weltsicht beeinflusst auch Will. Für Will ist Rachel eine Frau, wonach er in seinem vorherigen Leben immer gesucht hat. Doch auch ihre Beziehung leidet an Wills ständigen Lügereien. Es dauert seine Zeit, bis Will verstanden hat, dass er Rachel die Wahrheit sagen kann. Sie bringt ihm Vertrauen gegenüber und Eifersucht ist für sie ein Fremdwort. Ihr Einfluss auf Will ist sogar so groß, dass sie es schafft Wills Einstellung gegenüber dem partnerschaftlichen Miteinander von Mann und Frau ins positive zu ändern und stärkt ihm in seiner Position zu Marcus.

Sie ist die einzige positive Frauenfigur in der Handlung und tritt somit als Kontrast zu Fiona, die karikaturhaft überzeichnet negativ dargestellt wird, auf.

1.6.3 Marcus´ Vater Clive

Da das Buch zum größtenteils aus der Sicht von Marcus erzählt wird, taucht er immer nur am Rande auf: als derjenige, der seinen Sohn im Stich gelassen hat. Als jemand, der seine neue Lebensgefährtin sogar mit zur Weihnachtsfeier mitbringt, obwohl Fiona dort ist. Als jemand der als Alt- Hippie tituliert wird, der Weihnachten Drogen nimmt und Marcus stillose Geschenke kauft. Als derjenige, der seinen Sohn nur dann sehen will, wenn er krank ist. Als jemand, der nach einem big think ein würdiger Vater sein will, obwohl er es die Jahre zuvor nicht war. Zusammengefasst ist Clive in der Geschichte ein nicht zu definierender Charakter, der sich immer im Hintergrund der Handlung befindet und das Zerrbild eines desinteressierten Vaters abgibt

1.7 Motive und Themen der Handlung

Geschickt hat es der Autor Nick Hornby verstanden, die unterschiedlichen Themen; die für die Handlung kennzeichnend sind, miteinander zu verknüpfen. Das Erwachsenwerden, die Ausgrenzung von Marcus in der Schule, sein Alleinsein und die aufgezwungenen Entscheidungen seiner Mutter werden gekonnt in die Problematik der gebrochenen Familienstruktur eingebettet: keines der kinderspezifischen Probleme eines Scheidungskindes, die für die Identifikation der Leser so wichtig sind, kommen zu kurz.

Die Hauptthematiken, die in der Geschichte behandelt werden, sind:

1.7.1 Erwachsenwerden

Ein Thema worum About a Boy immer wieder kreist, ist der Prozess der Selbstaufgabe und Selbstfindung.

Obwohl der Titel des Romans und der Verfilmung About a Boy lautet, wird schnell deutlich, dass der Autor aus dem Blickwinkel von zwei Figuren, deren Entwicklungslinien sich an einem Stagnationspunkt berühren, erzählt.

Es handelt sich hierbei um den 12-jährigen Marcus und dem 36-jährigen Will, der immer noch daran glaubt das Leben aussperren zu können.

In seinem Single-Universum geht es nur um ihn selbst und sein Wohlergehen. Ein „Mann“, der sein eigentlich armseliges und trostloses Dasein als cool und trendy verklärt. Ein lässiger Snob, dessen Off-Stimme den Tag in Wellness- und Pflegeeinheiten einteilt, und der beim Quizshow-Gucken auf dem schicken Sofa dann doch ziemlich verloren wirkt.

Im Laufe der Handlung bekommt Will einen kleinen, ungebetenen Gast (Marcus) dazugesetzt, gewissermaßen die entgegengesetzte Umkehrung seines Daseins: einen Mann im Kinde. Marcus ist ein altkluger Junge mit Pottfrisur, geringeltem Pulli und altmodischen Halbschuhen. Es ist die achselzuckende Art und Weise, mit der Marcus sein Anderssein versucht zu akzeptieren, die Will jedoch aus der selbstbezüglichen Reserve lockt und die nie da gewesene Verantwortungsgefühle sprießen lässt. Während Marcus durch Will das Kind (Musik, Markenklamotten) im Manne kennen lernt, fühlt sich das reiche „Papasöhnchen“ endlich als erwachsene Person angesprochen. Im Laufe des pädagogischen Feldversuchs verliert Will seine anfängliche Coolness, weil er sich plötzlich mit den üblichen Problemen zwischen Menschen herumschlagen muss.

Vielleicht fühlt man sich in diesem Film so heimisch, weil letztlich jeder damit beschäftigt ist, die widerstreitenden Prinzipien, von denen Hornby erzählt, unter einen Hut zu bekommen: Mann und Kind, Ernst und Spiel, Vernunft und Anarchie.

[...]

Ende der Leseprobe aus 72 Seiten

Details

Titel
„About A Boy“. Inhaltliche und filmanalytische Betrachtung von Nick Hornbys Werk
Untertitel
Eine Unterrichtsreihe mit Bezug auf Roman und Verfilmung
Hochschule
Universität zu Köln  (Institut für Englische Sprache und ihre Didaktik)
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
72
Katalognummer
V142310
ISBN (eBook)
9783640537969
ISBN (Buch)
9783640537747
Dateigröße
1682 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Filmanalyse, Medienkompetenz im Unterricht, Hauptfiguren in "About A Boy", Motive und Themen der Handlung in "About A Boy", Unterrichtsreihe "About A Boy"
Arbeit zitieren
Maike Jaeger (Autor:in), 2009, „About A Boy“. Inhaltliche und filmanalytische Betrachtung von Nick Hornbys Werk, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142310

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