Die machtpolitische Stellung Athens zur Gründungszeit des Ersten Attischen Seebundes


Hausarbeit, 2004

13 Seiten, Note: 1,0

Kevin Kappel (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Gründung des Ersten Attischen Seebundes
2.1 Der historische Kontext
2.2 Die Struktur des Bundes
2.2.1 Der Bund als Symmachie
2.2.2 Die Bündnisformel
2.3 Die Organisation des Bundes

3. Die Zielsetzung des Bundes
3.1 Interessen und Ziele Athens
3.2 Interessen und Ziele der athenischen Symmachoi
3.3 Vergleich der unterschiedlichen Interessen und Ziele

4. Schluss

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Im Rahmen des Proseminars Attische Demokratie wurde u.a. näher auf den 1. Attischen Seebundes eingegangen, der einen nicht unwesentlichen Beitrag auf dem Weg zur Vollendung der athenischen Demokratie geleistet hat. Innerhalb der vorliegenden Hausarbeit wird der Frage nachgegangen, welche machtpolitische Stellung Athen zur Gründungszeit des attischen Seebundes eingenommen hat bzw. ob zu jener Zeit ein gleichberechtigtes Verhältnis zwischen Athen und seinen Symmachoi herrschte oder ob die Vorraussetzungen bzw. der Rahmen für die später einsetzende außergewöhnliche Machtentfaltung Athens innerhalb des Seebundes bereits im Gründungsakt gegeben waren. Zur Erreichung dieses Erkenntnisziels wird im Folgenden zunächst der historische Hintergrund, dann der strukturelle Aufbau sowie die Organisation des Seebundes und schließlich die Motive bzw. Ziele Athens einerseits und die der Symmachoi andererseits untersucht.

2. Die Gründung des 1. Attischen Seebundes

Die Gründung des 1. Attischen Seebundes ist eine Folge der Perserkriege[1] und „einer veränderten Konstellation im Hellenenbund von 481“.[2]

2.1 Der historische Kontext

Im Jahre 480 v. Chr. unternahm der Großkönig Persiens, Xerxes, den lange vorbereiteten Versuch, ganz Griechenland unter seine Herrschaft zu bringen. Zur Abwehr der drohenden Persergefahr hatten sich schon 481 einige griechische Städte, darunter auch Athen und Sparta, zu einem Kampfbund, dem sog. Hellenenbund zusammengeschlossen.[3] Unter der militärischen Führung Spartas[4] gelang es, die persische Flotte bei Salamis (480) und Mykale (479)[5] und das persische Heer bei Plataiai(479)[6] vernichtend zu schlagen. Die Gunst der Stunde nutzten daraufhin viele Insel- und Festlandionier und sagten sich von der persischen Herrschaft los.[7] Um jedoch dauerhaft ihre Freiheit gegenüber Persien wahren zu können, benötigten die Ionier eine Schutzmacht und Athen war fest entschlossen, als solche zu fungieren.[8] Im Jahre 478 nach der Eroberung von Byzantion durch den Hellenenbund kam es dann innerhalb des Bundes zum sog. Hegemoniewechsel, da Athen nun die militärische Führung des Bundes übernahm.[9] Diese war von Athen von Anfang an angestrebt worden[10]. Der Anstoß zur Gründung eines völlig neuen Bündnissystems,[11] sei dann, laut Thukydides, von den athenischen Bündnispartnern ausgegangen,[12] nicht zuletzt veranlasst durch das „arrogante Auftreten des Pausanius“.[13] Aber dadurch, dass Aristeides, der führende Repräsentant Athens, sich bewusst von Pausanius Verhalten abgrenzte und betont freundlich und partnerschaftlich gegenüber den potentiellen Verbündeten auftrat, hat dieser erst die Vorraussetzung für die Gründung des delisch- attischen Seebundes geschaffen.[14] Wilhelm Welwei spricht sogar von einem regelrechten Komplott des Aristeides gegenüber Pausanius, um Sparta die militärische Führung im Hellenenbund zu entziehen.[15] Ob Athen nun lediglich die militärische Führung im Hellenenbund oder die Gründung eines neuen Bündnisses anstrebte, ist letztlich schwer zu sagen. Unverkennlich ist jedoch der starke Wille Athens, Herrschaft und Verantwortung zu übernehmen. Dies legt die Vermutung nahe, dass Athen nicht nur aus reiner Selbstlosigkeit heraus handelte,[16] sondern sich mit der Stellung des Hegemon machtpolitische Vorteile erhoffte und diese bei der Gestaltung des Seebundes durchzusetzen versuchte.

2.2 Die Struktur des Bundes

Im Nachfolgenden soll deutlich gemacht werden, dass der strukturelle Rahmen des 1. Attischen Seebundes v.a. den Interessen und Zielen Athens entgegenkam.[17]

2.2.1 Der Bund als Symmachie

Bei dem um 487/77 gegründeten Seebund handelte es sich um eine Symmachie. In diesem Bündnissystem hatte Athen mit allen Verbündeten Einzelverträge abgeschlossen. Somit waren die Mitglieder des Bundes lediglich mit Athen vertraglich verbunden, jedoch nicht untereinander.[18] Dass es sich um Einzelverträge handelte wird auch aus der später belegten offiziellen Bezeichnung des Bündnisses deutlich: „Die Athener und ihre Bundesgenossen“.[19] Athen als militärisch stärkste Polis war zu Ausübung der Hegemonie, also der militärischen Führung, bestimmt.[20] Ein Symmachievertrag an sich lässt nicht erkennen, in was für einem rechtlichen Verhältnis die Verbündeten zueinander standen. Es könnte sich sowohl um ein gleichberechtigtes Verhältnis der Seebundsmitglieder zu Athen gehandelt haben als auch um ein Abhängigkeits- bzw. Unterordnungsverhältnis. Um diese Frage klären zu können, ist es wichtig, die tatsächlichen Machtverhältnisse zwischen dem Hegemon und seinen Symmachoi und die grundsätzlichen machtpolitischen Möglichkeiten eines Hegemon zu betrachten.[21] Athen war mit seiner großen Flotte unangefochten die militärische Übermacht zu jener Gründungszeit und es stand somit außer Frage, wer Hegemon des neuen Bündnisses werden würde. Aufgrund dieses großen Machtungleichgewichts zwischen Athen und seinen Symmachoi, war Athen in der Lage, die sich aus der Stellung eines Hegemon ergebenden allgemeinen Kompetenzen und Möglichkeiten äußerst gut für athenische Zwecke zu nutzen ohne einen großen Widerstand seitens der Seebundsmitglieder fürchten zu müssen. So setzte Athen als militärischer Führer die Kriegsziele fest (bestimmte also, wer Feind und Freund sein sollte), erhielt einen Anspruch auf die territorialen Gewinne und bestimmte über die Verwendung der beweglichen Beute. Diese beiden Aspekte machen deutlich, dass die athenischen Symmachoi zu Beginn des Seebundes wohl höchstens de jure gleichberechtigt waren, aber aufgrund der faktischen militärischen Überlegenheit Athens einerseits und der allgemeinen machtpolitischen Möglichkeiten eines Hegemon andererseits von Anfang an Athen untergeordnet waren. Die verbündeten Polis behielten zwar anfangs ihre innere politische Freiheit, mussten aber äußerst wichtige außenpolitische Kompetenzen an Athen abtreten.[22]

[...]


[1] Steinbrecher, M., Der delisch- attische Seebund und die athenisch- spartanischen Beziehungen in der kimonischen Ära (ca. 478/7- 462/1), Palingenesia Band 21, Stuttgart 1985, S. 73, abgekürzte Form: Steinbrecher, M., Der delisch- attische Seebund

[2] Welwei, K.-W.: Das klassische Athen (Demokratie und Machtpolitik im 5. und 4. Jahrhundert), Darmstadt 1999, S. 78, abgekürzte Form: Welwei, K.-W., Das klassische Athen

[3] Steinbrecher, M., Der delisch- attische Seebund, S. 127 f.

[4] Welwei, K.-W., Die griechische Polis. Verfassung und Gesellschaft in archaischer und klassischer Zeit, Stuttgart 1998, 2. Auflage, S. , abgekürzte Form: Welwei, K.-W., Die griechische Polis

[5] Bayer, E., Griechische Geschichte in Grundzügen, Darmstadt 1988, 6. Auflage, S. 57-59, abgekürzte Form: Bayer, E., Griechische Geschichte in Grundzügen

[6] Schachermeyr, F., Die Sieger der Perserkriege (Große Persönlichkeiten zwischen Beifall und Missgunst / Zur Problematik des geschichtlichen Erfolges), Persönlichkeit und Geschichte Band 82, Göttingen 1974, S. 73 ff.

[7] Stahl, M., Gesellschaft und Staat bei den Griechen: Klassische Zeit, Paderborn 2003, S. 166, abgekürzte Form: Stahl, M., Gesellschaft und Staat bei den Griechen

[8] Steinbrecher, M., Der delisch- attische Seebund, S. 76 f.

[9] Welwei, K.-W., Die griechische Polis, S. ?rechte Seite und Stahl, M., Gesellschaft und Staat bei den Griechen, S. 167

[10] vgl. Hdt. hist. 8, 3,

[11] Gottlieb/ Giovanni bestreiten hingegen die Gründung eines neuen Bündnissystems, für sie ist der attische Seebund der Hellenenbund, siehe auch Schubert, C., Athen und Sparta in klassischer Zeit (Ein Studienbuch), Stuttgart / Weimar 2003, S. 52 f. abgekürzte Form: Schubert, C., Athen und Sparta

[12] vgl. Thuk. 1, 95, 1.

[13] Welwei, K.-W., Das klassische Athen, S.77

[14] Steinbrecher, M., Der delisch- attische Seebund, S. 76

[15] Welwei, K.-W., Das klassische Athen, S. 77

[16] Smarczyk, B., Untersuchungen zur Religionspolitik und politischen Propaganda Athens im Delisch- Attischen Seebund, Quellen und Forschungen zur Antiken Welt, Band 5, München 1990, S. 441 f. abgekürzte Form: Smarczyk, B., Untersuchungen zur Religionspolitik und politischen Propaganda

[17] Interessen und Ziele Athens: siehe 3.1 sowie 3.3

[18] Welwei, K.-W., Die griechische Polis, S.

[19] Stahl, M., Gesellschaft und Staat bei den Griechen, S. 187

[20] Welwei, K.-W., Das klassische Athen, S. 78 und Steinbrecher, M., Der delisch- attische Seebund, S. 61

[21] Steinbrecher, M., Der delisch- attische Seebund, S. 60- 62, s. auch Stahl, M., Gesellschaft und Staat bei den Griechen, S. 187

[22] Steinbrecher, M., Der delisch- attische Seebund, S. 63- 66, siehe auch Stahl, M., Gesellschaft und Staat bei den Griechen, S. 187

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die machtpolitische Stellung Athens zur Gründungszeit des Ersten Attischen Seebundes
Hochschule
Universität Osnabrück
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
13
Katalognummer
V142369
ISBN (eBook)
9783640531516
ISBN (Buch)
9783640531967
Dateigröße
421 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
1. Attische Seebund, Athen, Antike
Arbeit zitieren
Kevin Kappel (Autor:in), 2004, Die machtpolitische Stellung Athens zur Gründungszeit des Ersten Attischen Seebundes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142369

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