Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema der Identitätsfindung junger Erwachsener im interkulturellen Kontext. Trotz des scheinbar abstrakten Charakters der Thematik Identität will die Arbeit verdeutlichen, dass es sich hierbei um ein wissenschaftlich klar definierbares Phänomen handelt, das anhand von Filmen belegt werden kann. Es soll zum einen besonders herausgearbeitet werden, dass Identitätsfindung einen prozessartigen Charakter aufweist und nur durch die Überwindung von persönlichen und identitären Krisen erfolgen kann. Zum anderen sollen zentrale Einflüsse veranschaulicht werden, denen Identitätsfindung unterliegt.
Als Analysegegenstand fungieren Filme des "cinéma beur" und des Deutsch-türkischen Kinos, beides Formen des "cinéma de métissage". Herausgegriffen werden speziell Werke der Regisseure Malik Chibane und Fatih Akin, die beide selbst einen bikulturellen Hintergrund haben. Anhand ihrer Filme sollen nun erstmals zentrale Thesen der Kulturpsychologie beleuchtet werden, wobei die Prozessartigkeit der Identitätsfindung in Anlehnung an Alexander Thomas und zentrale Einflussfaktoren auf den Identitätsfindungsprozess nach Heiner Keupp im Mittelpunkt stehen.
Der Weg zum Analyseziel führt über folgende Kapitel:
1. Theorien zur Identitätsfindung im interkulturellen Kontext
2. Was Film- für die Identitätsanalyse leisten kann
3. "Cinéma beur" und Deutsch-türkischer Film – "cinéma de métissage" deluxe
4. Gemeinsamkeiten (Themen) und Unterschiede (Genrecharakter) von "cinéma beur" und Deutsch-türkischem Film
5. Detailanalyse ausgewählter Filme bezüglich des Aspekts der Identitätsfindung im interkulturellen Kontext
Für die Erstellung der vorliegenden Arbeit war das Einbeziehen einer Vielzahl von "films beurs" und Deutsch-türkischen Filmen nötig. Durch Gesamtwerkanalysen Malik Chibanes und Fatih Akins sollen zentrale Themen des mittlerweile international codierten "cinéma de métissage" verdeutlicht werden. Einzelne Filme werden unter Schwerpunktlegung auf die persönliche Entwicklung der Charaktere besonders ausführlich behandelt. Dies sind im Falle Fatih Akins die Filme "getürkt", "kurz und schmerzlos" und "Gegen die Wand" und im Falle Malik Chibanes "Hexagone", "Douce France" und "Nés quelque part". Diese Filme sollte der interessierte Leser der Arbeit gesehen haben, um tiefer in die Materie einsteigen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- I. Analyseziel und Stand der wissenschaftlichen Forschung
- II. Identitätsfindungsprozesse junger Erwachsener im interkulturellen Kontext – Eine Generation im Umbruch auf der Suche nach sich selbst
- 1. Die Suche nach Identität im „kulturellen Supermarkt“ oder „Was ist die Mehrzahl von Heimat?\" – Junge Deutschtürken zwischen Traditions- und Zukunftsorientierung
- 2. Multikulturalität im Kiez und Akkulturationsprozesse im Spannungsfeld Zentrum - Peripherie
- 3. Hybridkulturalität als Überwindung bipolaren Denkens
- 4. Identitätsmanagement in spätmodernen Gesellschaften – Die Theorien Heiner Keupps
- 4.1. Identitätsfindung als ständige Passungsarbeit von Teilidentitäten
- 4.2. Identitätsfindung durch Ausloten und Vereinbaren von Herkunft und Zukunft
- 5. Identität als diskursive Konstruktion durch Rollenspiel und Selbstthematisierung
- 6. Identität und Alterität - Das Fremde als Projektion in unserem Kopf
- 7. Emotionalisierung und Komplexitätsreduktion – Die Funktion von Stereotypen im Spannungsfeld von Identität und Alterität
- 8. Identitätsfindung als Prozess und Ergebnis dreier Haupteinflüsse – Thesenaufstellung basierend auf Thoerien von Alexander Thomas
- 8.1. Phasenverlauf des Handlungskompetenzerwerbs und des Identitätsfindungsprozesses im interkulturellen Kontext
- 8.2. Einflussfaktoren des Handlungskompetenzerwerbs und der Identitätsfindung im interkulturellen Kontext
- 9. Zwischenfazit: Identitätsfindungsprozesse im interkulturellen Spannungsfeld sind auf mehrere Faktoren hin zu analysieren
- III. Weshalb Film für Identitätsanalyse geeignet ist
- IV. Cinéma beur und Deutsch-türkischer Film - Métissage deluxe!
- V. Cinéma beur und Deutsch-türkischer Film im Vergleich
- VI. Identitätsfindungsprozesse junger Männer in ausgewählten Filmen Das Erwachsenwerden in multikulturellen Cliquen zwischen Gewalt, Moral und Liebe
- VII. Identitätsfindungsprozesse junger Frauen in ausgewählten Filmen Das Schwanken zwischen Familientradition und Freiheitsdrang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit analysiert die Identitätsfindung junger Erwachsener im interkulturellen Kontext, insbesondere anhand ausgewählter Werke des Cinéma beur und des Deutsch-türkischen Films. Die Arbeit untersucht, wie die Spannungen zwischen unterschiedlichen kulturellen Einflüssen die Entwicklung der Identität beeinflussen.
- Identitätsfindungsprozesse junger Erwachsener mit Migrationshintergrund
- Der Einfluss von Kultur und Gesellschaft auf die Identitätsbildung
- Vergleichende Analyse des Cinéma beur und des Deutsch-türkischen Films
- Die Rolle des Films als Medium zur Darstellung und Analyse von Identitätskrisen
- Identitätsmanagement in spätmodernen Gesellschaften
Zusammenfassung der Kapitel
I. Analyseziel und Stand der wissenschaftlichen Forschung: Dieses Kapitel legt die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz der Arbeit dar. Es skizziert den aktuellen Forschungsstand zur Identitätsfindung im interkulturellen Kontext und begründet die Wahl der Untersuchungsmethode.
II. Identitätsfindungsprozesse junger Erwachsener im interkulturellen Kontext – Eine Generation im Umbruch auf der Suche nach sich selbst: Dieses Kapitel liefert einen theoretischen Rahmen für die Analyse der Identitätsfindungsprozesse. Es beleuchtet verschiedene theoretische Ansätze zur Identitätsbildung und diskutiert Konzepte wie Hybridkulturalität und Identitätsmanagement. Es werden die Herausforderungen und Chancen für junge Menschen, die zwischen zwei oder mehreren Kulturen aufwachsen, beschrieben, unter Berücksichtigung von sozialen und kulturellen Kontextfaktoren. Die Kapitelteile analysieren Akkulturationsprozesse und die Rolle von Stereotypen bei der Identitätsfindung.
III. Weshalb Film für Identitätsanalyse geeignet ist: Dieses Kapitel rechtfertigt die Verwendung von Filmen als Analysemedium. Es erläutert den Zusammenhang zwischen interkultureller Psychologie und Filmpsychologie, indem es die Eignung des Films als Spiegel der Gesellschaft und als Medium des Fremdverstehens diskutiert. Die Ambivalenz zwischen Realität und filmischer Darstellung wird kritisch beleuchtet und die möglichen Grenzen und Vorteile der filmischen Analyse für Identitätsfragen werden abgewogen.
IV. Cinéma beur und Deutsch-türkischer Film - Métissage deluxe!: Dieses Kapitel beschreibt die Entwicklung und Charakteristika des Cinéma beur und des Deutsch-türkischen Films. Es beleuchtet den Wandel der Filmlandschaft, den Einfluss der Migration, und die Entstehung des „cinéma de métissage“ als Reflex auf bikulturelle Erfahrungen. Der vergleichende Ansatz hebt Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen beiden Filmgenres hervor, wobei der Fokus auf den biografischen Hintergrund der Regisseure und ihrem Einfluss auf die filmische Darstellung liegt. Fatih Akin wird als Beispiel für einen mehrfachkulturell sozialisierten Regisseur analysiert.
V. Cinéma beur und Deutsch-türkischer Film im Vergleich: Dieses Kapitel vergleicht die beiden Filmgenres hinsichtlich ihres Genrecharakters, ihrer Stilmittel und ihrer thematischen Schwerpunkte. Es analysiert die unterschiedlichen Forschungsstände und die Rollen von Stereotypen in der Darstellung der Identität. Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden im Kontext des „cinéma de métissage“ diskutiert. Es wird auf die Bedeutung von Teilidentitäten im Gesamtwerk ausgewählter Regisseure eingegangen.
VI. Identitätsfindungsprozesse junger Männer in ausgewählten Filmen Das Erwachsenwerden in multikulturellen Cliquen zwischen Gewalt, Moral und Liebe: Dieses Kapitel analysiert die Identitätsfindungsprozesse junger Männer in ausgewählten Filmen des Cinéma beur und des Deutsch-türkischen Films. Es untersucht, wie die Protagonisten mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens in einem multikulturellen Umfeld umgehen, und welche Rolle Gewalt, Moral und Liebe in ihrer Identitätsfindung spielen. Die Analyse fokussiert auf die Konflikte und die Suche nach Orientierung in einem sozialen Kontext.
Häufig gestellte Fragen zur Magisterarbeit: Identitätsfindungsprozesse junger Erwachsener im interkulturellen Kontext
Was ist das Thema der Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit analysiert die Identitätsfindungsprozesse junger Erwachsener im interkulturellen Kontext, insbesondere anhand ausgewählter Werke des Cinéma beur und des Deutsch-türkischen Films. Der Fokus liegt auf den Spannungen zwischen unterschiedlichen kulturellen Einflüssen und deren Auswirkungen auf die Identitätsentwicklung.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf verschiedene theoretische Ansätze zur Identitätsbildung, darunter die Theorien von Heiner Keupp (Identitätsmanagement in spätmodernen Gesellschaften) und Alexander Thomas (Einflussfaktoren auf den Handlungskompetenzerwerb und die Identitätsfindung). Konzepte wie Hybridkulturalität und Akkulturationsprozesse werden ebenfalls diskutiert.
Warum werden Filme als Analysemedium verwendet?
Filme eignen sich als Analysemedium, da sie die Gesellschaft spiegeln und Fremdverstehen ermöglichen. Sie bieten Einblicke in die Lebenswelten der Protagonisten und verdeutlichen die Herausforderungen der Identitätsfindung im interkulturellen Kontext. Die Ambivalenz zwischen Realität und filmischer Darstellung wird dabei kritisch beleuchtet.
Welche Filmgenres werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht den Cinéma beur und den Deutsch-türkischen Film. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Bezug auf Genrecharakter, Stilmittel, thematische Schwerpunkte und die Darstellung von Stereotypen analysiert. Der Einfluss des biografischen Hintergrunds der Regisseure auf die filmische Darstellung wird ebenfalls berücksichtigt.
Wie werden Identitätsfindungsprozesse analysiert?
Die Identitätsfindungsprozesse werden anhand ausgewählter Filme analysiert, wobei die Kapitel VI und VII die Erfahrungen junger Männer und Frauen separat betrachten. Es wird untersucht, wie die Protagonisten mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens in einem multikulturellen Umfeld umgehen und welche Rolle Gewalt, Moral und Liebe in ihrer Identitätsfindung spielen.
Welche konkreten Forschungsfragen werden behandelt?
Die Arbeit untersucht unter anderem folgende Fragen: Wie beeinflussen kulturelle Einflüsse die Identitätsbildung junger Menschen mit Migrationshintergrund? Welche Rolle spielen Stereotype bei der Identitätsfindung? Wie lässt sich das Identitätsmanagement in spätmodernen Gesellschaften beschreiben? Wie unterscheiden sich die Darstellungen von Identitätskrisen im Cinéma beur und im Deutsch-türkischen Film?
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit besteht aus sieben Kapiteln: I. Analyseziel und Stand der wissenschaftlichen Forschung; II. Identitätsfindungsprozesse junger Erwachsener im interkulturellen Kontext; III. Weshalb Film für Identitätsanalyse geeignet ist; IV. Cinéma beur und Deutsch-türkischer Film; V. Vergleich von Cinéma beur und Deutsch-türkischem Film; VI. Identitätsfindungsprozesse junger Männer in ausgewählten Filmen; VII. Identitätsfindungsprozesse junger Frauen in ausgewählten Filmen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind unter anderem: Identitätsfindung, interkultureller Kontext, Migration, Cinéma beur, Deutsch-türkischer Film, Hybridkulturalität, Akkulturation, Identitätsmanagement, Stereotype, Gewalt, Moral, Liebe.
- Arbeit zitieren
- M.A. Michaela Hillebrand (Autor:in), 2007, „Leben zwischen den Kulturen“ - Aspekte der Identitätsfindung junger Erwachsener im interkulturellen Spannungsfeld , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142500