Keine andere Serie wird so kritisch unter die Lupe genommen wie der Tatort. Dabei steht doch die prickelnde Unterhaltung der Zuschauer an erster Stelle und nicht vorrangig die soziologische Aufklärung. Sieht man sich jedoch derzeit einen Tatort am Sonntagabend um 20.15 Uhr an, scheint aber mit Themen wie HartzIV, Überforderung allein erziehender Mütter oder Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom ein Blick in die heutige Gesellschaft geworfen und der soziologischen Aufklärung ein höherer Stellenwert beigemessen. Tritt nun angesichts dessen die eigentliche kriminelle Tat der Serie in den Hintergrund? Dient die Kriminalität nur noch als Ausgangspunkt für den sozialkritischen Inhalt, den die Serie im weiteren Verlauf eigentlich vermitteln möchte? Ist das Verbrechen in Anbetracht dessen überhaupt von Realitätsgehalt?
An diesem Konflikt setzt die vorliegende Arbeit an: Sie untersucht den Tatort zum Einen auf seine Umsetzungsweise von Kriminalität. Als Analysegrundlage werden insgesamt vier exemplarische Folgen aus den letzten vier Jahrzehnten herangezogen und auf Darstellungsspezifika bzw. Wirklichkeitstreue hin untersucht.
Zum Anderen geht die Arbeit auf Grundlage einer umfangreichen Themenanalyse der Frage nach, inwieweit der Tatort „den Zustand des Landes“ jedes Jahrzehnts widerspiegelt. Zur Ratifizierung dienen dabei Inhaltsangaben von 530 Folgen Tatort, anhand derer die Themen der einzelnen Jahrzehnte untersucht werden.
Zunächst sollen aber die theoretischen Grundlagen aufgezeigt werden. Dabei wird mit Zugang zum Bereich der Mediensoziologie deutlich, dass das bearbeitete Thema durchaus als Gegenstand der Kultursoziologie behandelt werden kann. Zudem werden ausgewählte Theorien zur Konstruktion von Wirklichkeit im Film und zur Mediennutzung dargelegt, bevor der Forschungsstand zu den Themen Krimi und Tatort ausgewertet wird. Danach dient eine Analyse des Fernsehprogramms als Grundlage zur Veranschaulichung der Faszination, die von Serien und von Krimis im Speziellen ausgeht. Nachdem die Idee, das Konzept, die Entwicklung, die Darstellung von Gewalt und der Erfolg der Krimireihe Tatort ausführlich betrachtet wurden, dient eine Vorabfeststellung zur Darstellung von Realität in Krimis und im Tatort als Ausgangspunkt für die eigenen Untersuchungen.
Abschließend werden die Methodik und die Ergebnisse der Untersuchungen dargelegt und interpretiert bevor im eine zusammenfassende Überprüfung der Hypothesen stattfindet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Theoretische Grundlagen
- 2.1 Die Entwicklung des Fernsehers zum Massenmedium
- 2.2 Mediensoziologie - eine Begriffsbestimmung
- 2.2.1 Soziale Wirklichkeit im Medium Film
- 2.2.2 Die Realität der Massenmedien im Allgemeinen und speziell im Film
- 2.2.3 Theorien der Mediennutzung
- 2.3 Der Forschungsstand zum Krimi im Allgemeinen und zum TATORT im Speziellen
- 2.3.1 Die Untersuchungen von Stein-Hilbers und Uthemann zur Kriminalitätsdarstellung im Fernsehen
- 2.4 Die Anziehungskraft von Serien
- 2.5 Die Anziehungskraft von Krimis
- 2.5.1 Der Ursprung eines Erfolgsgenres
- 2.5.2 Zur Geschichte des Fernsehkrimis
- 2.5.3 Der Charakter des Fernsehkrimis
- 2.5.3.1 Die Funktion und zentrale Botschaft des Fernsehkrimis
- 2.6 Die Krimireihe Tatort
- 2.6.1 Von der Idee bis zur ersten Umsetzung
- 2.6.2 Das Konzept
- 2.6.3 Wichtige Entwicklungsschritte in der Geschichte des TATORTS
- 2.6.4 Gewalt - ein viel diskutiertes Mittel der Unterhaltung
- 2.6.5 Der Erfolgsgarant TATORT
- 2.7 Zur allgemeinen Darstellung von Realität in Krimis
- 2.8 Zur speziellen Darstellung von Realität in der Reihe TATORT - eine Vorabfeststellung
- 2.8.1 Kritische Betrachtung des „Tat-Orts“
- 2.8.2 Vorab-Betrachtung debattierter Folgen und Themen
- 2.9 Zur Aufgabe des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks
- 3 Zielsetzung
- 4 Die Untersuchungen
- 4.1 Themenanalyse der TATORTE von 1970 bis 2008
- 4.1.1 Methodik und Datengrundlage
- 4.1.2 Übersicht der Analyseergebnisse
- 4.1.2.1 BENANNTE STRAFTATEN
- 4.1.2.2 PRIVATE MOTIVE FÜR TATBEGEHUNG
- 4.1.2.3 GESELLSCHAFTSPOLITISCH VERHANDELTE THEMEN
- 4.1.3 Objektivität, Reliabilität und Validität
- 4.1.4 Interpretation der Analyseergebnisse
- 4.2 Die Untersuchung der Darstellung von Umweltkriminalität anhand von vier TATORT-Folgen
- 4.2.1 Methodik und Datengrundlage
- 4.2.2 Übersichten zu den einzelnen Filmen
- 4.2.2.1 TATORT Gift (21.7.1974, NDR)
- 4.2.2.2 Tatort Kielwasser (25.3.1984, WDR)
- 4.2.2.3 TATORT Buntes Wasser (13.10.1996, RBB)
- 4.2.2.4 Tatort Der Kormorankrieg (6.1.2008, SWR)
- 4.2.3 Interpretation der Darstellungen
- 4.2.4 Objektivität, Reliabilität und Validität
- 5 Zusammenfassung – die Realität des TATORTS
- 6 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit "Die Realität des TATORTS" untersucht die Darstellung von Kriminalität und gesellschaftlichen Themen in der beliebten deutschen Krimiserie aus soziologischer Perspektive.
- Analyse der Entwicklung des Fernsehers zum Massenmedium und der Mediensoziologie
- Bedeutung der Anziehungskraft von Serien und Krimis im Allgemeinen
- Untersuchung der Geschichte und des Konzepts der Krimiserie TATORT
- Analyse der Darstellung von Realität in der Serie, insbesondere im Hinblick auf Straftaten, Motive und gesellschaftliche Themen
- Bewertung der Objektivität, Reliabilität und Validität der Darstellung von Realität im TATORT
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz des Themas und die Forschungsfrage formuliert. Anschließend werden die theoretischen Grundlagen erläutert, die für die Untersuchung der Realität des TATORTS relevant sind.
Kapitel 2 behandelt die Entwicklung des Fernsehers zum Massenmedium, die Mediensoziologie und die Anziehungskraft von Serien und Krimis im Allgemeinen. Es wird auf den Ursprung des Erfolgsgenres, die Geschichte des Fernsehkrimis und die Funktion und zentrale Botschaft des Fernsehkrimis eingegangen.
In Kapitel 3 wird die Krimiserie TATORT näher betrachtet, wobei die Geschichte, das Konzept und wichtige Entwicklungsschritte dargestellt werden. Die Rolle von Gewalt als Unterhaltungsmittel und der Erfolgsfaktor der Serie werden diskutiert.
Kapitel 4 widmet sich der Analyse der Themen, die im TATORT behandelt werden. Die Untersuchung basiert auf einer systematischen Auswertung von TATORTE-Folgen aus den Jahren 1970 bis 2008. Es werden Straftaten, Motive und gesellschaftliche Themen analysiert. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf Objektivität, Reliabilität und Validität bewertet.
Kapitel 5 untersucht die Darstellung von Umweltkriminalität in vier ausgewählten TATORTE-Folgen, um die Relevanz dieser Thematik für die Serie zu beleuchten.
Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse und einer Schlussbetrachtung, die die wichtigsten Erkenntnisse der Untersuchung zusammenfasst und Perspektiven für zukünftige Forschung eröffnet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit "Die Realität des TATORTS" beschäftigt sich mit den Themen Mediensoziologie, Krimi, Fernsehserie, TATORT, Kriminalitätsdarstellung, Realität, Gesellschaft, Objektivität, Reliabilität und Validität.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Roehling (Autor:in), 2009, Die Realität des Tatorts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142620