„Die Hexenprozesse waren eine der schlimmsten von Menschenhand angerichteten Katastrophen der europäischen Geschichte“1, wie Wolfgang Behringer und Günter Jerouschek jüngst konstatierten. Tatsächlich war die europäische Hexenverfolgung ein einschneidendes historisches Ereignis, das sich vom 15. bis in das 18. Jahrhundert erstreckte. Die Hexenforschung zählt nach wie vor zu den populärsten Themen innerhalb der Geschichtswissenschaft und auch außerhalb des wissenschaftlichen Diskurses herrscht ein großes Interesse an ihrem Gegenstand. Aufgrund dieser Popularität ist eine kaum überschaubare Fülle an Literatur entstanden. Viele Thesen älterer Arbeiten gelten allerdings heute als überholt, so werden monokausale Erklärungsansätze für die Entstehung der Hexenverfolgung revidiert und vereinfachende, romantisierende und ideologisch gefärbte Darstellungen kritisiert. In den letzten Jahren sind im Rahmen dieses Prozesses einige verdienstvolle Überblickswerke publiziert worden, wie etwa der Forschungsbericht von Walter Rummel und Rita Voltmer2. Die Hexenforschung ist dabei vorwiegend archivalisch orientiert; als Quellen dienen vor allem überlieferte Protokolle aus Hexenprozessen. Im Vergleich dazu sind wissenschaftliche Abhandlungen zeitgenössischer Hexentheoretiker, abgesehen von Heinrich Kramers Malleus Malleficarum, wenig erforscht. Ihnen wird eine geringere Bedeutung zugewiesen, da sie „keine objektiven Berichte, keine direkten Abbilder von Realität“3 darstellen. Jedoch ist in Frage zu stellen, ob dieses Kriterium für die Prozessakten oder für schriftliche Überlieferungen im Allgemeinen zutrifft. Ein weiterer Grund für die Vernachlässigung der Hexentraktate dürfte der Aufwand sein, der damit verbunden ist, diese sehr umfangreichen und zum Teil schwer verständlich formulierten Abhandlungen auszuwerten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Eckdaten der europäischen Hexenverfolgung
- Verbreitung und Popularisierung der Hexenidee
- Die Entstehung des elaborierten Hexereibegriffs
- Imagination des menschlichen Fluges
- Flugvorstellungen bis in das 15. Jahrhundert
- Der Hexenflug in den dämonologischen Traktaten
- Heinrich Kramer: Malleus Maleficarum
- Jean Bodin: De la Démonomanie des Sorciers
- Peter Binsfeld: Tractatus de confessionibus maleficorum et sagarum
- Nicolas Rémy: Daemonolatria
- Martín Antoine Delrío: Disquisitionum magicarum libri sex
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Darstellung und Begründung des Hexenfluges in Schlüsseltexten der frühneuzeitlichen Hexenlehre. Sie beleuchtet, wie das Konzept der Hexerei im Diskurs konstruiert und medial inszeniert wurde. Dabei stehen die theologisch-wissenschaftlichen Begründungen für die Vorstellung des Hexenfluges im Vordergrund. Die Arbeit analysiert die Argumentation und Darstellungen in den Werken von Heinrich Kramer, Jean Bodin, Peter Binsfeld, Nicolas Rémy und Martín Delrío.
- Dekonstruktion des Hexereikonzepts und seiner Entstehung
- Analyse der theologisch-wissenschaftlichen Begründungen für den Hexenflug
- Bedeutung der Hexenlehre für die Verbreitung des Hexereikonzepts
- Untersuchung des historischen Kontextes der europäischen Hexenverfolgung
- Analyse der Vorstellung vom menschlichen Flug im europäischen Volksglauben
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Relevanz der Hexenforschung dar und betont die Bedeutung der Hexentraktate als Quellen für das Verständnis der Hexenverfolgung. Sie beleuchtet die Notwendigkeit, die Schriften zeitgenössischer Hexentheoretiker zu analysieren, um den Hexereidiskurs zu verstehen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Darstellung und Begründung des Hexenfluges anhand ausgewählter Schlüsseltexte.
- Eckdaten der europäischen Hexenverfolgung: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die europäischen Hexenverfolgungen und beleuchtet die geschichtliche Katastrophe, die diese darstellten. Es werden die Eckdaten der Verfolgungen skizziert, die zeitliche Entwicklung und die geografische Verbreitung dargestellt.
- Verbreitung und Popularisierung der Hexenidee: Dieses Kapitel untersucht, wie die Hexereivorstellung durch Medien, Institutionen und Akteure verbreitet wurde. Es zeigt die verschiedenen Mechanismen auf, die zur Popularisierung des Hexereikonzepts beitrugen.
- Die Entstehung des elaborierten Hexereibegriffs: Dieses Kapitel dekonstruiert das Konzept der Hexerei und analysiert seine Bestandteile und die Bedingungen seiner Entstehung.
- Imagination des menschlichen Fluges: Dieses Kapitel untersucht die Vorstellung vom menschlichen Flug im europäischen Volksglauben und analysiert die Darstellung und Begründung des Hexenfluges in den dämonologischen Traktaten. Es beleuchtet die Argumentation von Heinrich Kramer, Jean Bodin, Peter Binsfeld, Nicolas Rémy und Martín Delrío.
Schlüsselwörter
Hexenverfolgung, Hexenlehre, Hexenflug, Frühneuzeit, Dämonologie, Malleus Maleficarum, Jean Bodin, Peter Binsfeld, Nicolas Rémy, Martín Delrío, Dekonstruktion, Konstruktion, Medialisierung, Theologie, Wissenschaft, Geschichte des Fluges, Volksglauben.
- Quote paper
- Sofie Sonnenstatter (Author), 2009, Zur Darstellung und Begründung des Hexenfluges in den Schlüsseltexten der frühneuzeitlichen Hexenlehre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142759