Aufgrund der bestehenden Produktvielfalt sehen sich Konsumenten heutzutage einer enormen Anzahl an Konsumentscheidungen ausgesetzt. Gleichzeitig existieren vorwiegend Käufermärkte, so dass es für Unternehmen unerlässlich ist, erfolgreiche Innovationen auf den Markt zu bringen, um den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und die Sicherung des Wachstums zu gewährleisten. Die Entscheidungsmacht über Erfolg oder Misserfolg liegt somit bei den potentiellen Käufern und wird durch deren Annahme oder Ablehnung des Neuprodukts ausgeübt. Dabei handeln sie nicht immer rational und lehnen daher auch solche Innovationen ab, die objektiv betrachtet einen großen Mehrwert liefern würden.
Eine Erklärung für dieses irrationale Verhalten liefert ein aus den Sozialwissenschaften stammender Effekt, der unter dem Namen Status Quo Bias in die Forschungsliteratur eingegangen ist. Das Phänomen ist Ausdruck einer Verhaltensweise und äußert sich in diversen Entscheidungssituationen, in denen Menschen unverhältnismäßig oft an dem Ist-Zustand (Status Quo) festhalten. Die hohe Relevanz des Status Quo Bias für das Marketingmanagement wurde erst spät erkannt, weshalb bis heute nur eine überschaubare Anzahl an Studien existiert. Daher setzt die vorliegende Arbeit an dieser Stelle an und untersucht marketingrelevante Variablen, die das Auftreten des Effekts determinieren und in seiner Stärke beeinflussen.
Im Rahmen eines Experiments, an dem 200 Studenten der Universität Mannheim teilnahmen, bestätigte sich der signifikante Einfluss von Performance Satisfaction und Word-of-Mouth als Determinanten der Entscheidung zur Ablehnung einer Innovation. Aus den Daten, die mittels der logistischen und linearen Regression sowie der ANOVA ausgewertet wurden, geht hervor, dass die Status Quo-Zufriedenheit als Moderationsvariable den Kausalzusammenhang des erhaltenen Word-of-Mouth auf die Ablehnung einer Innovation beeinflusst. Insbesondere im Fall von Unzufriedenheit erwies sich der Moderationseffekt als auffallend stark. Weitere Effekte dieser Art konnten für die Persönlichkeitsvariablen Risikoaversion, Perfektionismus und „Consumer Independent Judgement Making“ auf die beiden Haupteffekte ermittelt werden(...).
Inhaltsverzeichnis
- Die Irrationalität der Konsumenten bei der Ablehnung von Neuprodukten
- Grundlagen zum Adoptionsprozess und zur Entscheidungstheorie
- Die Adoption von Neuprodukten
- Definition von Innovation
- Definition von Adoption und Ablehnung
- Adoption als individueller Entscheidungsprozess
- Teilgebiete der Entscheidungstheorie
- Normative bzw. Präskriptive Entscheidungstheorie
- Deskriptive Entscheidungstheorie
- Der Status Quo Bias als Phänomen der deskriptiven Entscheidungstheorie
- Definition und Abgrenzung des Status Quo Bias
- Nachweise des Status Quo Bias in der Ökonomie
- Verwandte Phänomene in der deskriptiven Entscheidungstheorie
- Der Endowment Effekt
- Der Omission Bias
- Die Adoption von Neuprodukten
- Aktueller Forschungsstand zum Status Quo Bias
- Allgemeine Erkenntnisse zu dem Phänomen
- Literaturüberblick zum Status Quo Bias in der Marketingforschung
- Studien mit Fokus auf Konsumentencharakteristika
- Studien mit Fokus auf situativen Entscheidungscharakteristika
- Fazit und Übersicht der Studien
- Entwicklung eines Modells zur Erklärung des Status Quo Bias
- Erklärungsansätze des Status Quo Bias
- Der Status Quo Bias als Folge rationaler Entscheidungsfindung
- Der Status Quo Bias als Ergebnis kognitiver Sinnestäuschung
- Der Status Quo Bias als Konsequenz psychologischer Bindung
- Die Sozialpsychologische Interaktionstheorie
- Ökonomische und Verhaltenswissenschaftliche Theorien zur Erklärung von Adoptionsentscheidungen
- Adoptions- und Diffusionstheorie
- Informationsökonomie
- Risikotheorie
- Gesamtuntersuchungsmodell
- Erklärungsansätze des Status Quo Bias
- Empirische Überprüfung des Auftretens eines Status Quo Bias
- Zur gewählten Forschungsmethodik
- Definition und Aufbau eines Experiments
- Anforderungen an das Experiment und Gütekriterien
- Auswertung eines Experiments mittels Varianz- und Regressionsanalyse
- Analyse der Haupteffekte mittels ANOVA
- Analyse der Moderatoreneffekte mittels Dummyregression
- Datenerhebung
- Konzeptionelle Vorüberlegungen
- Experimentaldesign
- Deskriptive Auswertung der Stichprobe
- Manipulation Checks, Operationalisierung der Variablen und Beurteilung von Konstrukten
- Operationalisierung der unabhängigen Variablen und Manipulation Checks
- Operationalisierung der abhängigen Variable Adoptionsentscheidung
- Operationalisierung und Beurteilung der moderierenden Variablen
- Gütekriterien der Konstruktmessung
- Risikoaversion
- Perfektionismus
- Innovativität
- Überprüfung des Hypothesensystems und Interpretation der Ergebnisse
- Zur gewählten Forschungsmethodik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Einfluss des Status Quo Bias auf die Ablehnung von Neuprodukten. Ziel ist es, marketingrelevante Variablen zu identifizieren, die das Auftreten und die Stärke dieses Effekts determinieren. Die Studie basiert auf einem Experiment mit Studenten.
- Status Quo Bias und dessen Einfluss auf Konsumentscheidungen
- Einfluss von Performance Zufriedenheit und Word-of-Mouth auf die Ablehnung von Innovationen
- Moderierende Wirkung von Persönlichkeitsvariablen (Risikoaversion, Perfektionismus, unabhängige Entscheidungsfindung)
- Entwicklung eines Modells zur Erklärung des Status Quo Bias
- Implikationen für das Marketingmanagement von Innovationen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Irrationalität der Konsumenten bei der Ablehnung von Neuprodukten: Dieses Kapitel führt in die Thematik ein und beschreibt das Problem irrationaler Konsumentenentscheidungen bei der Ablehnung von Neuprodukten, obwohl diese einen objektiven Mehrwert bieten. Es begründet die Relevanz des Status Quo Bias als Erklärung für dieses Verhalten und die Notwendigkeit weiterer Forschung auf diesem Gebiet.
Grundlagen zum Adoptionsprozess und zur Entscheidungstheorie: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar. Es definiert Innovation und Adoption, beschreibt den Adoptionsprozess als individuellen Entscheidungsprozess und differenziert zwischen normativer und deskriptiver Entscheidungstheorie. Der Status Quo Bias wird als Phänomen der deskriptiven Entscheidungstheorie definiert und abgegrenzt, verwandte Phänomene wie der Endowment-Effekt und der Omission Bias werden ebenfalls erläutert. Dies bildet die essentielle Basis für das Verständnis des zentralen Forschungsthemas.
Aktueller Forschungsstand zum Status Quo Bias: Der aktuelle Forschungsstand zum Status Quo Bias wird umfassend dargestellt. Es werden sowohl allgemeine Erkenntnisse zum Phänomen als auch ein detaillierter Überblick über relevante Studien aus der Marketingforschung präsentiert, differenziert nach Studienfokus auf Konsumentencharakteristika und situative Entscheidungscharakteristika. Das Kapitel dient der Einordnung der eigenen Arbeit in den bestehenden Forschungsdiskurs und der Identifizierung offener Forschungsfragen.
Entwicklung eines Modells zur Erklärung des Status Quo Bias: In diesem Kapitel werden verschiedene Erklärungsansätze für den Status Quo Bias vorgestellt, einschließlich rationaler Entscheidungsfindung, kognitiver Sinnestäuschung und psychologischer Bindung. Zusätzlich werden ökonomische und verhaltenswissenschaftliche Theorien zur Erklärung von Adoptionsentscheidungen diskutiert, wie die Adoptions- und Diffusionstheorie, die Informationsökonomie und die Risikotheorie. Diese Theorien bilden die Grundlage für das im Anschluss entwickelte Gesamtuntersuchungsmodell.
Empirische Überprüfung des Auftretens eines Status Quo Bias: Dieses Kapitel beschreibt die empirische Überprüfung des Status Quo Bias mithilfe eines Experiments. Es erläutert die gewählte Forschungsmethodik, einschließlich des Experimentaldesigns, der Datenerhebung und der Auswertungsmethode (ANOVA und Regression). Die Operationalisierung der Variablen (unabhängige, abhängige und moderierende Variablen) und die Durchführung von Manipulation Checks werden detailliert beschrieben. Das Kapitel fokussiert auf die methodische Vorgehensweise und die Güte der Daten.
Schlüsselwörter
Status Quo Bias, Neuprodukt-Adoption, Konsumentenverhalten, Entscheidungstheorie, Marketingforschung, Innovation, Word-of-Mouth, Performance Zufriedenheit, Risikoaversion, Perfektionismus, unabhängige Entscheidungsfindung, Experiment, Regression, ANOVA.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema: Irrationalität der Konsumenten bei der Ablehnung von Neuprodukten
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Einfluss des Status Quo Bias auf die Ablehnung von Neuprodukten. Das Hauptziel ist die Identifizierung marketingrelevanter Variablen, welche das Auftreten und die Stärke dieses Effekts beeinflussen. Die Studie basiert auf einem Experiment mit Studenten.
Was ist der Status Quo Bias und wie wirkt er sich auf Konsumentscheidungen aus?
Der Status Quo Bias beschreibt die Tendenz von Individuen, den bestehenden Zustand zu bevorzugen und Veränderungen zu vermeiden, selbst wenn diese objektiv vorteilhafter wären. Die Arbeit analysiert, wie dieser Bias die Ablehnung von Neuprodukten beeinflusst, obwohl diese einen Mehrwert bieten könnten.
Welche Variablen werden in der Studie untersucht?
Die Studie untersucht den Einfluss von Performance-Zufriedenheit und Word-of-Mouth auf die Ablehnung von Innovationen. Zusätzlich werden moderierende Persönlichkeitsvariablen wie Risikoaversion, Perfektionismus und unabhängige Entscheidungsfindung berücksichtigt.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf die Entscheidungstheorie, insbesondere die deskriptive Entscheidungstheorie. Es werden Theorien zum Adoptionsprozess, der Adoptions- und Diffusionstheorie, der Informationsökonomie und der Risikotheorie herangezogen. Verwandte Phänomene wie der Endowment-Effekt und der Omission Bias werden ebenfalls diskutiert.
Wie wird der Status Quo Bias in der Studie untersucht?
Die empirische Überprüfung erfolgt mittels eines Experiments mit Studenten. Das Experiment wird detailliert beschrieben, einschließlich des Designs, der Datenerhebung und der Auswertungsmethode (ANOVA und Regression). Es werden Manipulation Checks durchgeführt und die Operationalisierung der Variablen (unabhängige, abhängige und moderierende Variablen) sorgfältig erläutert.
Welche Methoden werden zur Datenanalyse verwendet?
Die Auswertung der Daten erfolgt mittels Varianzanalyse (ANOVA) zur Analyse der Haupteffekte und Dummyregression zur Analyse der Moderatoreffekte. Die methodische Vorgehensweise und die Güte der Daten werden detailliert beschrieben.
Welche Ergebnisse werden erwartet?
Die Studie zielt darauf ab, ein Modell zur Erklärung des Status Quo Bias zu entwickeln und marketingrelevante Implikationen für das Management von Innovationen aufzuzeigen. Die Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, welche Faktoren die Stärke des Status Quo Bias beeinflussen und wie dieser Effekt im Marketing berücksichtigt werden kann.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Status Quo Bias, Neuprodukt-Adoption, Konsumentenverhalten, Entscheidungstheorie, Marketingforschung, Innovation, Word-of-Mouth, Performance Zufriedenheit, Risikoaversion, Perfektionismus, unabhängige Entscheidungsfindung, Experiment, Regression, ANOVA.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu folgenden Themen: Irrationalität der Konsumenten, Grundlagen zum Adoptionsprozess und Entscheidungstheorie, aktueller Forschungsstand zum Status Quo Bias, Entwicklung eines Modells zur Erklärung des Status Quo Bias und empirische Überprüfung des Auftretens eines Status Quo Bias. Jedes Kapitel wird im Inhaltsverzeichnis detailliert aufgelistet.
- Arbeit zitieren
- Jennifer Pupp (Autor:in), 2008, Analyse des Status Quo Bias im Adoptionsprozess von Neuprodukten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143364