Nachdem nunmehr die Bundesregierung Scholz das deutsch-russische Pipeline-Projekt Nord Stream 2 am 22.02.2022 „auf Eis“ legte, wurde es als „fataler Fehler“ bezeichnet. Die nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine reflexhaft erfolgten Reaktionen aus Wirtschaft und Politik bewegten sich im Spektrum der Fassungs- und Hilflosigkeit bis hin zur Verzweiflung über eine fehlgeschlagene deutsche Russlandpolitik. Der Leitidee „Wandel durch Verflechtung“ beziehungsweise in ihrer wirtschaftlichen Interpretation „Wandel durch Handel“ wurde die Basis entzogen. Zur Aufarbeitung der Vergangenheit, obwohl diese mit dem 2021 fertiggestellten NS2-Projekt noch gegenwärtig ist ist es interessant, das (außen-)politische Interagieren in Bezug auf NS2 von der Entstehung des Pipelineprojekts bis zur ausgesetzten Betriebsgenehmigung zu erforschen. Das Ziel dieser Analyse ist es, eine Erklärung für das Handeln der Bundesregierung zu finden und die damit einhergehenden innen- und außenpolitischen Implikationen aus einer theoretischen Perspektive im Rahmen der Internationalen Beziehungen zu analysieren.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Kontextuaisierung von Nord Stream 2
- 3. Theoretischer Hintergrund
- 3.1 Neoliberalismus nach Moravcsik
- 3.2 Analytischer Rahmen des Neoliberalismus & Hypothese
- 3.3 Konstruktivismus nach Wendt
- 3.4 Analytischer Rahmen des Konstruktivismus & Hypothese
- 4. Forschungsdesign
- 4.1 Prüfaspekte
- 4.2 Methode & Daten
- 5. Analyse des Regierungshandelns bei Nord Stream 2
- 5.1 Neoliberale Außenpolitikanalyse
- 5.1.1 Erdgasmehrbedarf
- 5.1.2 Lobbyismus bei Nord Stream 2
- 5.1.3 Einflussnahme bei NS2 durch Interessensgruppen, deutsch-russische Netzwerke und weitere Akteure
- 5.2 Konstruktivistische Außenpolitikanalyse
- 5.2.1 Russlandbild beeinflusst das Regierungshandeln
- 5.2.2 Weltbildkonstruktion regierungspolitischer Akteure
- 5.2.3 Einfluss durch deutsch-russische Kulturbeziehungen
- 5.1 Neoliberale Außenpolitikanalyse
- 6. Welches Leitbild erklärt das Regierungshandeln?
- 6.1 Analyseergebnisse der neoliberalen Prüfaspekte
- 6.2 Analyseergebnisse der konstruktivistischen Prüfaspekte
- 7. Fazit & Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Hintergründe für die Unterstützung des Nord Stream 2-Projekts durch zwei deutsche Bundesregierungen. Sie verfolgt das Ziel, das Regierungshandeln mithilfe eines kombinierten neoliberalen und konstruktivistischen Erklärungsrahmens zu analysieren. Die Arbeit will verstehen, welche Interessen, Normen und Werte das deutsche Engagement für Nord Stream 2 beeinflusst haben.
- Die Rolle des neoliberalen Denkens in der deutschen Außenpolitik und dessen Einfluss auf das Nord Stream 2-Projekt
- Der Einfluss konstruktivistischer Faktoren, wie das Russlandbild und deutsch-russische Kulturbeziehungen, auf das Regierungshandeln
- Die Analyse von Interessen und Normen, die das Regierungshandeln bei Nord Stream 2 beeinflusst haben
- Die Bewertung der Entscheidung für Nord Stream 2 vor dem Hintergrund geopolitischer Risiken und europäischer Solidarität
- Die Darstellung der Auswirkungen des Projekts auf die Energieversorgungssicherheit Deutschlands und Europas
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und beleuchtet die kontroversen Debatten um das Nord Stream 2-Projekt. Kapitel 2 setzt den Kontext des Projekts vor dem Hintergrund der deutschen Energiepolitik und der Beziehungen zu Russland dar. Kapitel 3 stellt die theoretischen Grundlagen des Neoliberalismus und des Konstruktivismus sowie die entwickelten Hypothesen vor.
In Kapitel 4 wird das Forschungsdesign erläutert, wobei die verwendeten Prüfaspekte, Methoden und Daten vorgestellt werden. Kapitel 5 analysiert das Regierungshandeln anhand der neoliberalen und konstruktivistischen Perspektiven, indem es auf Erdgasmehrbedarf, Lobbyismus, Einflussnahme durch Interessensgruppen und das Russlandbild eingeht.
Kapitel 6 evaluiert die Ergebnisse der beiden theoretischen Ansätze und versucht, das Regierungshandeln im Lichte der neoliberalen und konstruktivistischen Faktoren zu erklären. Kapitel 7 bietet ein Fazit und Ausblick auf weitere Forschungsfragen.
Schlüsselwörter
Nord Stream 2, Neoliberalismus, Konstruktivismus, Außenpolitik, Russland, Deutschland, Energiepolitik, Interessen, Normen, Werte, Geopolitik, Energieversorgungssicherheit, Lobbyismus, Russlandbild, Kulturbeziehungen, EU, Ukraine.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2021, Warum setzen sich zwei deutsche Regierungen für das Projekt Nord Stream 2 ein?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1437039