Im Rahmen dieser Arbeit soll gezeigt werden, wie das Thema "Entfremdung" in der Literatur abgehandelt wird. Ziel ist es, einen Überblick über die wissenschaftlichen Ansätze zur Entfremdung zu schaffen, die Theorien mit der Literatur von Peter Handke und Elfriede Jelinek zu vergleichen und schließlich "Die Stunde der wahren Empfindung" und "Die Klavierspielerin" in ihrem Konzept, Entfremdung zu zeigen, zu analysieren. Die Forschungsfrage lautet daher: Wie wird Entfremdung in der Literatur von Peter Handke und Elfriede Jelinek dargestellt?
Gegenstand dieser Arbeit ist das Thema "Entfremdung" in der Literatur. Der Begriff ist weitläufig und Forschungsgegenstand in unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen, darunter Philosophie, Soziologie und Psychologie. Geschichtlich betrachtet wurde bereits in der Antike über den Zustand der Entfremdung berichtet und dieser erhielt über die Jahrhunderte hinweg immer wieder Aufmerksamkeit, sei es in Forschung oder Literatur. An Relevanz hat die "Entfremdung" dabei nie verloren, doch insbesondere zur gegenwärtigen Zeit, ausgehend von der Covid-19-Pandemie, dem nachfolgenden Ukrainekrieg und den wirtschaftlichen Folgen daraus scheint der Begriff von besonderer Aktualität.
Die Schweizer Philosophin Rahel Jaeggi legt dem Begriff "alltägliche Erfahrungen" zugrunde. So unterschiedlich wie die Forschungszugänge sind auch die Formen von Entfremdung. Man spricht beispielsweise von Selbstentfremdung, der entfremdeten Arbeit, der körperlichen oder sexuellen Entfremdung. Eine alltägliche Erfahrung wäre beispielsweise das Verhaftet-Sein im Kapitalismus, über das Karl Marx bereits 1962 berichtete. Weil die Arbeit, der wir nachgehen, in vielen Fällen nicht dem entspricht, womit wir uns wirklich beschäftigen wollen, können sich Menschen entfremden. Hier spricht man von der entfremdeten Arbeit.
Besonders die Erfahrungen, die Menschen während der Pandemie machen mussten, brachten viele in einen Entfremdungszustand. Insbesondere der erste Lockdown 2020 fühlte sich für manche so an, als wäre man durch eine unsichtbare Wand von der Außenwelt abgeschnitten.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIMENSIONEN DER (SELBST-)ENTFREMDUNG
- ENTFREMDUNGSASPEKTE IN DER LITERATUR
- SCHREIBEN ALS BEWUSSTSEINSPATHOS BEI PETER HANDKE
- HANDKES DIE STUNDE DER WAHREN EMPFINDUNG: GREGOR KEUSCHNIG
- ENTFREMDUNG UND HEIMATVERLUST
- KEUSCHNIGS WELTWAHRNEHMUNG
- SELBSTBESPIEGELUNG UND NEUWERDUNG
- DIE BEWUSSTWERDUNG VON GREGOR KEUSCHNIG
- FAZIT
- SCHREIBEN ALS ZEICHEN DER ENTFREMDUNG BEI ELFRIEDE JELINEK
- DIE GESCHLECHTSLOSE IDENTITÄT KOHUTS
- KUNST ALS DISTINKTIONSMERKMAL BEI DIE KLAVIERSPIELERIN
- MÜTTERLICHE DOMINANZ UND SEXUELLE ENTFREMDUNG
- SELBSTVERLETZENDES VERHALTEN IM ROMAN VON JELINEK
- DIE INSZENIERTE PARODIE DER PSYCHOANALYSE BEI JELINEK
- FAZIT
- CONCLUSIO
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Thema „Entfremdung“ in der Literatur, indem sie wissenschaftliche Ansätze mit den Werken von Peter Handke und Elfriede Jelinek vergleicht. Sie untersucht, wie Entfremdung in Handkes „Die Stunde der wahren Empfindung“ und Jelineks „Die Klavierspielerin“ dargestellt wird und welche Bedeutungen sich daraus ergeben.
- Entfremdung als Konzept in der Literatur
- Vergleichende Analyse von Handkes und Jelineks Werken
- Darstellung von Entfremdungserfahrungen in den Texten
- Verbindung von literarischen und theoretischen Ansätzen
- Analyse der Schreibweisen von Handke und Jelinek
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema „Entfremdung“ in der Literatur vor und skizziert den Forschungsrahmen der Arbeit. Sie beleuchtet die historische Relevanz des Themas sowie aktuelle Aspekte, die Entfremdungserfahrungen verstärken.
Kapitel 2 widmet sich verschiedenen Dimensionen der Entfremdung, beginnend mit antiken philosophischen Ansätzen bis hin zu modernen Definitionen. Es werden verschiedene Formen der Entfremdung beleuchtet, wie zum Beispiel Selbstentfremdung, entfremdete Arbeit und körperliche oder sexuelle Entfremdung.
Kapitel 3 analysiert Peter Handkes Werk „Die Stunde der wahren Empfindung“ und beleuchtet die Entfremdungserfahrung des Protagonisten Gregor Keuschnig. Es untersucht Aspekte wie die Bedeutung von Schreiben, die Auseinandersetzung mit Heimatverlust, die Wahrnehmung der Welt und die Selbstbespiegelung als Mechanismen der Bewusstwerdung.
Kapitel 4 widmet sich Elfriede Jelineks Werk „Die Klavierspielerin“ und betrachtet die Darstellung von Entfremdung in Bezug auf die geschlechtslose Identität der Protagonistin, die Bedeutung von Kunst als Distinktionsmerkmal, die Auswirkungen von mütterlicher Dominanz und die Aspekte von sexueller Entfremdung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Konzept der Entfremdung in der Literatur, wobei die Werke von Peter Handke und Elfriede Jelinek im Fokus stehen. Schlüsselbegriffe sind: Entfremdung, Selbstentfremdung, literarische Analyse, Schreibweise, Bewusstwerdung, Heimatverlust, Sexualität, Psychoanalyse, Kunst, Distinktion, mütterliche Dominanz, Gesellschaftskritik.
- Quote paper
- Sabine Reisenbüchler (Author), 2023, Entfremdung in der Literatur. Elfriede Jelineks "Die Klavierspielerin" und Peter Handkes "Die Stunde der wahren Empfindung", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1439050