In Beratungssituationen ist der Sozialarbeiter in seiner Verantwortung einer Flut an Anforderungen und Regeln ausgesetzt. Er muss im Moment entscheiden, auf welche Art und Weise er unterstützend eingreift und welche Auswirkungen sein Eingreifen haben kann. Obwohl die Beratungssituation, je nach eingesetzter Methode, dem Berater mehr oder weniger Freiheiten gewährt, gibt es bei vielen Gesprächen einen bestimmten Grenzpunkt. An diesem muss der Berater aktiv in das Geschehen eingreifen. Diese „Grenze der Freiheit“ des Klienten liegt spätestens dann vor, wenn eine Fremd- oder Selbstgefährdung erkennbar ist.
An diesem Punkt sieht sich der Berater ganz klar einem Dilemma gegenüber gestellt, in dem abzuwägen ist, ob die Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht des Klienten aktiv außer Kraft gesetzt werden kann, da die Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht anderer eingeschränkt werden könnte.
Dieser aktive Eingriff, der den Klienten „vor sich selbst schützen“ soll, kann auf verschiedenste Wege betrachtet und erklärt werden.
Diese Betrachtungsweisen können rechtlicher oder ethischer Natur sein. Aber auch die Beratungsmethode an sich, ist an viele (mehr oder weniger genaue) Grundsätze gebunden, die bei erfolgreicher Beratung eingehalten werden sollen.
In wie weit bleibt dem Berater in Krisensituationen, also die eigene Freiheit, seine „Eingriffe“ ins Geschehen abzuwägen.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Sozialarbeiter in seiner professionellen Arbeit stets in der Lage sein muss, sein Handeln im Nachhinein „Recht zufertigen“ bzw. auf wissenschaftlicher Basis zu begründen. Doch was dient dem Berater als Grundlage, wenn doch die verschiedensten, sich oftmals widersprechenden, Theorien als Begründung herangezogen werden können?
Diese Arbeit soll drei unterschiedliche Begründungsgrundlagen der Beratung darlegen und deren Grenzen aufzeigen.
Anhand des Beispiels der Fremd- und Selbstgefährdung wird das Dilemma bzw. die Widersprüchlichkeit, in der sich der Berater befindet, verdeutlicht.
Vorliegende Arbeit kann nur einen Einblick in dieses Paradox der Beratungsgrundlagen geben und garantiert freilich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Grundlagen und Grenzen der Beratung aus ethischer, rechtlicher und sozialarbeiterischer Sichtweise
- Freiräume und Grenzen der Beratung aus Sicht der Sozialen Arbeit
- Forschungsprogramm subjektive Theorien, als Grundlage der Kooperativen Beratung nach Wolfgang Mutzeck
- Personenzentrierte Beratung nach Carl Rogers
- Ressourcenorientierte Beratungskonzepte
- Ethische Freiräume, Grenzen und Verantwortungen der Beratung anhand der Codes of Ethics des DBSH
- Rechtliche Freiräume, Grenzen und Pflichten der Beratung
- Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (GG)
- Sozialgesetzbuch (SGB) und Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
- Praxisbeispiele einer Beratungssituation
- Selbstbestimmungsrecht des Klienten bei Fremdgefährdung
- Selbstbestimmungsrecht des Klienten bei Selbstgefährdung
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Grundlagen und Grenzen der Beratung aus ethischer, rechtlicher und sozialarbeiterischer Sichtweise. Sie untersucht, welche Freiräume und Grenzen der Beratung aus Sicht der Sozialen Arbeit bestehen, welche ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen die Beratung beeinflussen und wie diese im Kontext der Selbstbestimmung des Klienten bei Fremd- und Selbstgefährdung zu betrachten sind.
- Theoretische Grundlagen der Beratung
- Ethische Prinzipien der Beratung
- Rechtliche Rahmenbedingungen der Beratung
- Selbstbestimmungsrecht des Klienten
- Dilemmata der Beratung in Krisensituationen
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort führt in die Thematik der Beratungssituationen ein und beleuchtet die Herausforderungen, denen sich Sozialarbeiter in diesen Situationen gegenübersehen. Es thematisiert das Spannungsfeld zwischen dem Selbstbestimmungsrecht des Klienten und der Notwendigkeit, in Fällen von Fremd- oder Selbstgefährdung aktiv einzugreifen.
Der erste Teil der Arbeit befasst sich mit den Freiräumen und Grenzen der Beratung aus Sicht der Sozialen Arbeit. Es werden drei verschiedene theoretische Ansätze vorgestellt: Das Forschungsprogramm subjektive Theorien, die personenzentrierte Beratung nach Carl Rogers und ressourcenorientierte Beratungskonzepte. Diese Ansätze werden im Hinblick auf ihre jeweiligen Menschenbilder und Handlungsempfehlungen analysiert.
Der zweite Teil beleuchtet die ethischen Freiräume, Grenzen und Verantwortungen der Beratung anhand der Codes of Ethics des DBSH. Es werden ethische Prinzipien und Leitlinien für das professionelle Handeln in Beratungssituationen dargestellt.
Der dritte Teil widmet sich den rechtlichen Freiräumen, Grenzen und Pflichten der Beratung. Es werden die relevanten Gesetze und Verordnungen, wie das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (GG) und das Sozialgesetzbuch (SGB), sowie das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), im Kontext der Beratungstätigkeit erläutert.
Der vierte Teil der Arbeit präsentiert Praxisbeispiele einer Beratungssituation, wobei das Selbstbestimmungsrecht des Klienten bei Fremd- und Selbstgefährdung im Vordergrund steht. Es werden konkrete Szenarien und Dilemmata dargestellt, die in der Praxis auftreten können.
Schlüsselwörter
Beratung, Soziale Arbeit, Ethik, Recht, Selbstbestimmung, Fremdgefährdung, Selbstgefährdung, Menschenbild, Kooperation, Ressourcenorientierung, Personenzentrierung, Codes of Ethics, Grundgesetz, Sozialgesetzbuch, Bürgerliches Gesetzbuch, Praxisbeispiele.
- Arbeit zitieren
- Monika Schattenkirchner (Autor:in), 2009, Grundlagen und Grenzen der Beratung aus ethischer, rechtlicher und sozialarbeiterischer Sichtweise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144725