Beratung in der Erwachsenenbildung. Die Beratungstelle zur Weiterbildung der VHS Y in Kooperation mit dem Z e.V.


Praktikumsbericht / -arbeit, 2008

44 Seiten, Note: 1,6


Leseprobe


Inhalt

1.) Einleitung

2.) Begriffliche Bestimmung
2.1) Der Begriff „Beratung“
2.2) Historische Entwicklung
2.3) Das Menschenbild in der Beratung
2.4) Beratung als kommunikative Gattung
2.5) Drei Funktionen von Beratung

3.) Mitten in der Stadt- Die X Volkshochschule
3.1) Rechtsform
3.2) Leitbild
3.3)Struktur

4.) Mein Tätigkeitsfeld
4.1) Auswertung der Dokumentation zur Weiterbildungsberatung
4.2) Gesellschaftliche Rahmenbedingungen/ Arbeitsmarktsituation

5.) Beratung in der Erwachsenenbildung
5.1) Zur geschichtliche Entwicklung der Beratung in der Erwachsenenbildung
5.2) Gesellschaftliche Begründungen einer Beratung in der Erwachsenenbildung
5.3) Positionen und Selbstverständnis von WB Beratung
5.4) Aufgaben und Ziele der Beratung in der Erwachsenenbildung

6.) Fazit

7.) Literatur
7.1) PDf Dateien
7.2) Nachschlagewerke

1.) Einleitung

Im Seminar „Beratung in der Beratungsgesellschaft“ ist meine Wahrnehmung zu den Beratungseinrichtungen in unserer Gesellschaft und ihren Aufgaben und Funktionen sensibilisiert worden. Zugleich wurde zufällig im Seminar „Neue Betriebsformen der EB“ vom Dozenten Herrn B. ein Praktikum bei der Weiterbildungsberatungsstelle der Volkshochschule Y empfohlen. Er gab den Hinweis, dass solche Beratungsstellen groß im Kommen wären.

So bekam ich Interesse, mein Praktikum in der Weiterbildungsberatungsstelle der X Volkshochschule Y zu machen und mich somit mit dem Thema Beratung innerhalb der Erwachsenenbildung näher zu befassen. Mich beschäftigte vor allem die Frage, was das besondere an einer Weiterbildungsberatungsstelle ist, warum diese Stelle laut Herrn B. ein neuer Trend ist obwohl es meiner Meinung beim Arbeitsamt und bei der IHK und anderen Kammern auch Beratungsstellen gibt und schon immer gegeben hat.

Auch kamen Fragen auf wie: Was sind die Aufgaben einer solchen Beratungsstelle?. Wie gesellschaftlich notwendig ist sie und aus welcher Notwendigkeit wurde sie ins Leben gerufen? Was für Menschen kommen in die Beratung? Und: Wie sieht so eine Beratung aus?

Mein Praktikum soll helfen, diese Fragen zu klären. Dabei werde ich grob dargestellt wie folgt vorgehen:

- Zunächst wird es im theoretischen Teil um den Beratungsbegriff allgemein gehen.

Ich werde Beratung an sich mit Hilfe von Wörterbüchern und theoretischen Texten begrifflich bestimmen um erste Eindrücke darüber zu geben, was Beratung alles bedeuten kann. Hier wäre es auch interessant zu schauen, wie sich dieser Begriff historisch entwickelt hat.

- Im zweiten Teil wird es darum gehen, die Einrichtung zu präsentieren. Da die Weiterbildungsberatungsstelle ein Angebot der Volkshochschule Y in Kooperation mit dem Z e.V. ist, wird es um die Volkshochschule gehen.

Insofern werde ich das Leitbild, die Entstehung der VHS und die Arbeitsbereiche aufzeigen wobei die Weiterbildungsberatung im Fachbereich Integration &Beratung integriert ist.

- Im dritten Teil geht es darum, zu schauen wer die Klientel einer WBB sind, welche Wünsche, Nöte und Erwartungen sie haben, wie Ihnen geholfen wird und ob es einen bestimmten Typus gibt, der sich in der WBB beraten lässt.

Denn dieser Teil wird im Praktikum meine Hauptaufgabe sein: Die Beratungsfälle sollen mit Hilfe der schon ausgefüllten Dokumentationsbögen mit einer Excel Tabelle festgehalten und anschließend ausgewertet werden.

- Darauf aufbauend wird es im vierten Teil um meine Fragestellung konkreter gehen: „Beratung in der Erwachsenenbildung am Beispiel der Weiterbildungsberatung der Volkshochschule Y in Kooperation mit dem Z e.V. Aus dieser Auswertung aber auch aus den Beratungen an denen ich dabei sein durfte, erhoffe ich mir Antworten auf die am Anfang gestellten Fragen zu bekommen. Hier wird es auch darum gehen, einen Einblick über die WBB zu geben und ihre gesellschaftliche Notwendigkeit zu klären.

Bevor es mit den nächsten Seiten weitergeht möchte ich noch anmerken, dass es nicht Ziel dieser Arbeit sein soll, verschiedene Beratungskonzepte/- Theorien zu nennen und auch nicht herauszufinden was eine gute Beratung ist und wie man beraten soll. Es soll eher dargestellt werden, mit welcher Notwendigkeit eine Weiterbildungsberatungsstelle Mitten in der Stadt existiert und warum dies ein neuer Trend ist.

Ich erhoffe mir während meines Praktikums die Ziele dieser Arbeit zu erreichen und bleibe auf die nächsten acht Wochen die mich erwarten gespannt.

2.) Begriffliche Bestimmung

„Zunächst wird es im theoretischen Teil um den Beratungsbegriff allgemein gehen.

Ich werde Beratung an sich mit Hilfe von Wörterbüchern und Lexika begrifflich bestimmen um erste Eindrücke darüber zu geben, was Beratung alles bedeuten kann. Hier wäre es auch interessant zu schauen, wie sich dieser Begriff historisch entwickelt hat.“

2.1) Der Begriff „Beratung“

Bei meiner Recherche in Wörterbüchern über die ältere Bedeutung des Begriffs „Rat“ und seiner Verben „erraten“, „beraten“ hat sich ergeben, dass die älteren Bedeutung sich von heute unterscheiden.

Denn hier meinen diese Wörter zumeist nicht einen Rat:

So wird im Duden Herkunftswörterbuch Rat als altgermanisches Wort mit folgender ursprünglicher Bedeutung beschrieben: Rat sei ein Mittel gewesen, welches zum Lebensunterhalt notwendig gewesen war. Darunter zu verstehen ist z.B. „Vorrat, Unrat“, Gerät, Hausrat“ (Drosdowski 1999). Später entwickelt sich aus dieser Bedeutung eine „Besorgung der notwendigen Mitteln“ (Drosdowski 1999), wie etwa kürzer zusammengefasst „Beschaffung, Abhilfe, Fürsorge“ (Drosdowski 1999). Rat bedeutet hier auch ein “Gut gemeinter Vorschlag, Unterweisung, Empfehlung, ratsam, empfehlenswert, Ratschlag“ (Drosdowski 1999).

Das Verb hierzu, raten ist verwandt mit: „macht, zweckt, bringt zustande“, „für jemanden sorgen“ (Drosdowski 1999) und bedeutete ursprünglich „sich etwas (geistig) zurechtlegen, überlegen, (aus) sinnen, Vorsorge treffen, vorschlagen, empfehlen, erraten, deuten (Rätsel)“ (Drosdowski 1999).

Auch im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm bedeutete Rat (Rath im altgermanischen) alles das, was das Oberhaupt der Familie leisten musste. Es entspricht der Fürsorge jeder Art und Schutz. Die älteste Bedeutung ist Fürsorge/ Schutz vom Gott oder Herrscher. Es ist eine Anweisung die man zu befolgen hat ( Richtschnur, Rechtsbehelfsbelehrung ). Da es verschiedene Arten dieser Fürsorge gibt, spaltet sich dieser Begriff später in weit auseinander liegende Bedeutungen (vgl. Grimm, 1984).

Zunächst ist es ein umfassender Begriff für alles das, was für die leibliche Fürsorge und Nahrung seitens des Familienoberhauptes anzuschaffen war. Von daher ist Rat auch ein Nutzen/ Gewinn den man macht und steht im Gegensatz zu Unrat. Auch ist Rat hier als Schutz, Hilfe, Vorsorge und Förderung die das Familienoberhaupt oblag, zu sehen. So ist Rat immer mit Hilfe, Macht und Mittel verbunden gewesen.

Eine dritte Bedeutung ist die Abschaffung eines Leidens und Übels, Rat dient hier als ein Gegenmittel (vgl. Grimm 1984).

Auch wird mit Rat die Eigenschaft genannt, die zum Ratgeben und zur Beratung nötig ist: Hierzu gehören Überlegenheit, Bedachtsamkeit und ein gutes Urteilsvermögen ( „Guter Rat“, „gute Urteilskraft“, Grimm 1984). Rat wird auch als Ergebnis und Abschluss einer Beratung gesehen sowie als Gegenstand der Überlegung und Beurteilung.

(vgl. Grimm 1984)

Insofern ist die Bedeutung von Rat/ Beratung sehr vielfältig. Auffallend in diesem Fall ist, dass Rat/Beratung immer etwas mit Macht zu tun hat.

Denn eine Beratung setzt voraus, dass der Berater die überlegene und weisere Person ist welche dem Ratsuchenden immer einen Schritt voraus ist und man allein deswegen ihren Rat annehmen bzw. gehorchen sollte (siehe Familienoberhaupt/Herrscher).

2.2) Historische Entwicklung

Dieses Machtverhältnis bestand vor allem in den 1920er Jahren bis 1970 Jahren:

Beratungseinrichtungen gibt es spätestens seit den 1920er Jahre (Berufsberatung, Jugendfürsorge etc.). Aus etlicher Literatur lässt sich hier erkennen, dass in jeder Epoche (1920er Jahre, 1950er Jahre, 1970er Jahre und Gegenwart) die gesellschaftliche Funktion von Beratung immer eine andere ist und jeweils einem anderen sozialen und gesellschaftlichen Zweck dient. In jeder Epoche wird dem Ratsuchenden im Bezug auf sich selbst jeweils etwas anderes „gesagt“(vgl. Bergmann, Goll, Wiltschek 1998).

So hatten Beratungsinstanzen einen anderen Sinn als die heutigen. Den auf der einen Seite war die Beratungsinstanz, besonders in der Weimarer Republik, dazu da den Jugendlichen, der nicht in strenge gesellschaftliche Normen passte, zu kasernieren. So wurde in das Privatleben der einzelnen Personen eingegriffen, um verwahrloste Jugendliche auszusortieren (vgl. Bergmann, Goll, Wiltschek 1998). Man muss sich vor Augen halten, dass diese Zeit durch eine strikte Rationalität geprägt wurde, wenn es möglich war Krankheiten zu heilen, dann vermutete man, muss es auch möglich sein Jugendprobleme zu lösen.

In den 70 er Jahren änderte sich die Rolle der Beratungseinrichtung. Diese Zeit stellt das Ende des Diagnostischen dar (vgl. Bergmann, Goll, Wiltschek 1998): Wenn früher „unnormale“ Subjekte aussortiert werden sollten, so entwickelt sich nun eine Beratung für „Normale“. Es entsteht eine vermittelnde Instanz, die einen Zwischenbereich von Institution und Individuum darstellt und auf das Individuum zurückweist der sich aus eigener Kraft ändern soll. Zu dieser Zeit entstehen neue Vokabeln, wie zum Beispiel: „Selbstdarstellungsfähigkeiten“, „Risikobereitschaft“ und „Autonomie durch gesteigerte Selbstachtung“(vgl. Bergmann, Goll, Wiltschek).Auch Begriffe wie Selbstoptimierung, Selbstaktivierung und Ressourcenorientierung entstammen einem mechanistischen Menschenbild und enthalten auch immer einen normativen Aspekt; der IST- Zustand sei verbesserungswürdig.

So wird gegenwärtig Beratung im Duden Wörterbuch wie folgt definiert:

Beratung ist eine zwischenmenschliche Interaktion in der gemeinsam ein Problem erörtert wird und darüber reflektiert werden soll um anschließend eine Lösung zu finden (Duden 1997).

Von nun an ist die Selbstbestimmung als ein Schlüsselkonzept der Beratung zu sehen. Durch Selbstbestimmung soll der Ratsuchende Entwicklungspotentiale nutzen, seine Fähigkeiten steigern, sowie seine Persönlichkeit ausbauen und schädigenden Handlungsalternativen ausschließen. D. h. er soll zur „autonomen Selbstführung aktiviert“ (Bergmann, Goll, Wiltschek, 1998) werden. Gleichzeitig ist aber der Schritt zur Beratung als Zeichen aktiver Selbstbestimmung zu deuten.

Und hierin liegt der Widerspruch der Beratung. Dieser macht sich auch in dieser Weise bemerkbar, dass durch die Neutralität eines Informationsvortages Klientel in eine Entscheidungsfalle geraten (Bergmann, Goll, Wiltschek 1998). Denn wer sich beraten lässt sucht eine Entscheidung, diese will Beratung aber nicht leisten (Beratung soll Entscheidungen nur vorbereiten). Durch die fehlende Bewertung des Problems und der entstehenden vielen Handlungsalternativen bleibt die Unsicherheit der Selbstbestimmung bestehen oder verstärkt sich sogar:

„Sie (die Beratung) verspricht Rat und Hilfe, die sie letztlich nicht bietet, und sie beruhigt, während sie zugleich verunsichert. Beratung trägt zugleich bei zur verschärften Individualisierung und sozialen Homogenisierung“ (S. 26, Text 1).

2.3) Das Menschenbild in der Beratung

Der Mensch gilt in der Beratung als etwas, dass nie sein Optimum erreichen kann und immer optimierungswürdig bleibt (vgl. Kocyba 2004). In diesem Zusammenhang steigert sich die Vielfalt der Beratungsbereiche und Angebote ins Unendliche. Jede Beratung enthält die Hoffnung des Ratsuchenden, dass diese die endgültige und entscheidende Beratung sei. Doch oft reicht nicht nur eine Beratung aus.

Zu beachten ist, dass Beratung nie als Vorschrift, sondern nur als Vorschlag angesehen werden darf. Beratung ist somit ein Spiel zwischen „Selbst- und Fremdführung“ (zitiert nach: Bergmann, Goll, Wiltschek 1998, S.28) und zwingt uns „die Verantwortung für gesellschaftliche Risiken in ein Problem der Selbstsorge zu transformieren und in Eigenregie zu managen“ (zitiert nach: Bergmann, Goll, Wiltschek 1998, S.28).

Festzuhalten ist demnach, dass jeder jederzeit als beratungsbedürftig und verbesserungsbedürftig gilt. Doch wie funktioniert eine Beratung, die den Menschen „verbessern“ möchte?

2.4) Beratung als kommunikative Gattung

Hierzu beschreibt Schützeichel Beratung als „Kommunikative Gattung“ mit folgenden Merkmalen (vgl.: Schützeichel 2004):

2.4.1) In zeitlicher Hinsicht: Eine Beratung hält dem Ratsuchenden die gegenwärtige Zukunft vor Augen. Diese ist vom Ratsuchenden wählbar oder auch nicht.

2.4.2) In sachlicher Hinsicht: Beratung befasst sich mit Problemstellungen, die durch Entscheidungen gelöst werden und Handlungen provozieren soll. Sachverhalte werden in Entscheidungsprobleme überführt.

2.4.3) In sozialer Hinsicht: Beratung vermittelt in erster Linier ein „ Wissen vom Entscheidungsproblem“, welches das Wissen der Ratsuchenden in Richtung Problemlösung verändert. Der Berater weist dem Hilfesuchenden die Rolle des Entscheidenden, sowie die damit von ihm/ihr zu tragende „primäre Verantwortung“ (zitiert nach Schützeichel 2004) zu.

Schließlich hat der Autor zwei wesentliche Schlussfolgerungen. Erstens wird der Ratsuchende über Kommunikation zu einer Art „Entscheidungsfinder“ (zitiert nach: Schützeichel 2004) gemacht und zu pragmatischen Handeln gedrängt.

Zweitens passen Beratungen besser dem je in die Zeit der Spätmoderne, da sich durch sie „reflexive, individualisierende, entscheidungsforcierende soziale Beziehungen“ (zitiert nach Schützeichel 2004) einstellen (sollen) und ein bestimmter Typus eines rationalen Menschen erzeugt wird. Dies sei ein Charakter von Modernisierungsprozesse und somit auch der Spätmoderne.

(vgl.: Schützeichel 2004)

Insofern ist Beratung heute in erster Linie zur Herstellung eines rationalen Entscheidungsfinders da und der Mensch wird unbewusst gezwungen zu Handeln. Schützeichel bemerkt hierzu, dass Beratung einen „binären Charakter“ (zitiert nach: Schützeichel 2004) hat.

Der Ratsuchende kommt in die Situation: entweder wählen oder nicht wählen (vgl.: Schützeichel 2004) Es ist aber nicht direkt gemeint, wie viele Optionen der einzelne hat. Es werden aber Handlungen in Beratungen vorkalkuliert. Hierbei hat sich der Begriff der Entscheidung seit den 60 er Jahren gewandelt. Nach Meyers Lexikon umfasse Entscheidung heute mehr als eine Handlung, bei der man sich nichts mehr wünschen kann.

Während Handlungen früher mit handeln, benehmen, tun und eben auch wünschen und urteilen zusammen hingen, werden Handlungen heute in ihrer Form verändert und wandeln sich zu Entscheidungen, Optionen und Verantwortungen, die der Bewertung/Auswertung unterliegen.

So ist es im Rahmen von Beratung nicht mehr möglich, „Keine Entscheidung“ zu treffen. „Keine Entscheidung“ ist selbst wieder eine Wahlalternative, für die es dann die Verantwortung zu tragen gilt.

2.5) Drei Funktionen von Beratung

Auch Im Text „Sinnorientierung durch Beratung? Funktionen von Beratungseinrichtungen in der Pluralistischen Gesellschaft“ von Jörg R. Bergmann, Michaela Goll und Ska Wiltschek wird Beratung mit drei Merkmalen charakterisiert (vgl.: Bergmann, Goll, Wiltschek 1998):

2.5.1.) Die kognitive Funktion:

Aufgrund der Masse an Informationen ist man orientierungslos und lässt sich beraten weil man einer Orientierungshilfe bedarf. Nach der Beratung soll der Klient mit seinem „geordneten Wissen“ (zitiert nach Bergmann, Goll, Wiltschek 1998) entscheidungsbezogen umgehen können.

Insofern umfasst die kognitive Funktion den Informationsaustausch zwischen Berater und Klient. Die Autoren stellen fest, dass die Mehrzahl der Klientel sich selbst durch Gespräche oder durch Nutzung der Medien mit Informationen ihr Problem selbst versorgt (vgl.: Bergmann, Goll, Wiltschek 1998).

Beratung ist demnach der nächste Schritt nach einer vergeblichen Selbsthilfe. Die kognitive Aufgabe des Beraters ist die eines Orientierungshelfers. Statt einer konkreten Lösung seines Problems erhält der Klientel den Verweis auf Problemlösungsmöglichkeiten und weitere Informationsquellen. Die Autoren kritisieren diesen „Verweisungskontext“ (zitiert nach Bergmann, Goll, Wiltschek), der sich durch die Vielzahl der Beratungsangebote zu einer Verweisungslandschaft summiert. Die Orientierungslosigkeit aufgrund fehlender Wegweiser droht so durch eine Orientierungslosigkeit aufgrund zu vieler Wegweiser ersetzt zu werden.

2.5.2.) Die affektive Funktion

Die Angst eine Entscheidung falsch zu treffen soll abgebaut werden. In dieser Hinsicht leitet Beratung hin zu einer Handlung. Die Affektive Funktion zielt hierbei auf die Art und Weise ab, wie der Berater/ die Beraterin mit den Gefühlen des Klientel/ der Klientin umgeht. Desorientierung, Verunsicherung und Angst sind vorherrschende Gefühle mit dem ein Berater in seiner Praxis durch den Klienten konfrontiert wird. Der Klient befindet sich in der Misere, lieber keine Entscheidung zu treffen, als sich falsch zu entscheiden. Dieser durch Angst hervor- gerufenen Situation begegnen die Berater mit einer Beschwichtigung des Problems. Die Klienteln sollen dadurch das Vertrauen in ihren Menschenverstand zurückerhalten.

Die Autoren erkennen in diesem Vorgehen allerdings einen Mangel in der kommunikativen Kompetenz der Berater, denn eine emotionale Bewältigung des Problems findet auf diese Weise nicht statt.

2.5.3.) Interaktive Funktion

Die Beratung setzt Ziele, die im Alltag auch tatsächlich umgesetzt werden können. Das bedeutet vor allem, dass die Klientel mit den Ressourcen die ihnen zur Verfügung stehen handeln und entscheidungsfähig werden sollen. Durch die (kommunikative) Interaktion zwischen Berater und Klient soll Letzterer dazu angeregt werden, aus den ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten eine Lösung zu finden und diese im eigenen Handeln umzusetzen. Die Welt des Beraters ist unter dieser Perspektive eine pragmatische. Ziele werden analysiert. Optionen werden gegeneinander abgewogen und Kompromisse als Mittel zum Zweck eingegangen.

(vgl.: Bergmann, Goll, Wiltschek)

Nach Lektüre des Textes stellen sich Fragen, inwieweit ein Berater tatsächlich dazu befähigt oder aber auch durch seinen Arbeitgeber dazu berechtigt ist, tatsächlich Probleme zu lösen. Welche Handlungsabsicht verbirgt sich hinter den Beratungsangeboten? Ist Beratung ein „Dienst am Menschen“, um dessen Lebenssituation zu verbessern?.

3.) Mitten in der Stadt- Die X Volkshochschule

Im zweiten Teil wird es darum gehen, die Einrichtung zu präsentieren.

Insofern werde ich das Leitbild und die Arbeitsbereiche der VHS aufzeigen. Hierzu gehört auch der Fachbereich Integration und Beratung, an dem ich tätig war.

3.1) Rechtsform

Die VHS versteht sich als eine moderne, öffentliche und wohlfahrtstaatliche Weiterbildungseinrichtung der Landeshauptstadt Y. Ihre Rechtsform ist demnach staatlich und wird nach dem EB-Gesetz anerkannt. Insofern wird sie neben Teilnehmerentgelte auch durch Landeszuschüsse und kommunale Gelder finanziert. Da sie zur Stadt Y angehört, ist sie eingegliedert in eine Großorganisation einer Verwaltungsbehörde. Das bedeutet vor allem, dass Entscheidungen einen langen Dienstweg durchlaufen und in der Verwaltungsbehörde abgestimmt werden müssen. Auch gibt es keinen eigenen Haushalt, der Gesamthaushalt der Stadt schließt den Haushalt der VHS mit ein.

3.2) Leitbild

In der Arbeit der VHS gelten Werte des Humanismus und der Aufklärung als ein wesentlicher Bildungsauftrag. Die VHS Y wurde 1919 von X errichtet. Der Rat der Landeshauptstadt Y hat 2006 beschlossen, die VHS nach ihrem Gründerehepaar zu benennen.

Konkret umgesetzt bedeuten diese Werte für die VHS, sich in der Bildungsarbeit für Emanzipation, soziale Gerechtigkeit, Solidarität sowie dem pfleglichen Umgang mit der Umwelt einzusetzen. Soziale Gerechtigkeit heißt für die VHS vor allem, die Interessen und Lebensbedingungen von sozial benachteiligten Menschen zu berücksichtigen und das Bildungsangebot für jeden bezahlbar und zugänglich zu machen. Dazu gehören auch Angebote zum Abbau geschlechtspezifischer Benachteiligung und zur Förderung der Integration von Migrantinnen und Migranten.

In ihrem Leitbild nennt die VHS als derzeit aktuelle Aufgabe, die wachsende Bildungsarmut zu begegnen, lebenslanges Lernen für alle Erreichbar zu machen und Menschen zu anerkannten Abschlüssen zu helfen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 44 Seiten

Details

Titel
Beratung in der Erwachsenenbildung. Die Beratungstelle zur Weiterbildung der VHS Y in Kooperation mit dem Z e.V.
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Erwachsenenbildung)
Veranstaltung
Praktikum
Note
1,6
Autor
Jahr
2008
Seiten
44
Katalognummer
V144953
ISBN (eBook)
9783668188822
ISBN (Buch)
9783668188839
Dateigröße
496 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
beratung, erwachsenenbildung, beratungstelle, weiterbildung, kooperation
Arbeit zitieren
Hanan Berjawi (Autor:in), 2008, Beratung in der Erwachsenenbildung. Die Beratungstelle zur Weiterbildung der VHS Y in Kooperation mit dem Z e.V., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144953

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