In jüngster Zeit wurden immer wieder neue Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern publik. Das Internet bietet hierbei eine Handelsplattform und führt zu exponentiell ansteigenden Datenmengen in diesem Deliktsbereich, gleichzeitig werden die Auswertung und die Beweissicherung der zahlreichen Datenträger zeitaufwendiger und komplexer.
Fraglich ist, welche Auswirkungen die Konfrontation mit kinderpornografischem Material (KiPO-Material) auf die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden hat und welche Arbeitsressourcen vor Belastungsrisiken, besonders einer Posttraumtischen Belastungsstörung (PTBS) und Burnout, schützen können. Die vorliegende Masterarbeit liefert zu dieser Fragestellung die erste quantitative Studie in Deutschland überhaupt.
Konkret wurde vermutet, dass die Dosis der KiPo-Konfrontation (Häufigkeit und Intensität), als aufgabenbedingte Traumakonfrontation, negativ mit der psychischen Gesundheit zusammenhängt. Als Indikatoren der psychischen Gesundheit wurden PTBS-Symptome sowie Burnout-Symptome erhoben. Je mehr Symptome der jeweiligen Krankheitsbilder vorliegen, desto größer ist das Risiko an einer PTBS bzw. einem Burnout zu erkranken. Zudem wurde postuliert, dass KiPo-Fallbearbeitende, die viel soziale Unterstützung durch Führungskräfte bzw. Kollegen wahrnehmen, über eine bessere psychische Gesundheit verfügen als solche, die eine geringe Unterstützung wahrnehmen. Weiterhin wurde vermutet, dass sozial bzw. organisational psychosozial unterstützte KiPo-Fallbearbeitende bei gleicher Dosis der KiPo-Konfrontation weniger stark von PTBS- und Burnout-Symptomen betroffen sind als solche, die eine geringere Unterstützung wahrnehmen.
Zur Überprüfung der Hypothesen erfolgte eine Querschnittsuntersuchung in der bayerischen und nordrhein-westfälischen Polizei. Mittels eines Online-Fragebogens wurden die Konstrukte soziale Unterstützung durch Führungskräfte und Kollegen, organisationale psychosoziale Unterstützung, Dosis der KiPo-Konfrontation sowie PTBS und Burnout erhoben. Insgesamt nahmen 185 KiPo-Fallbearbeitende und/oder -Auswertende an der Untersuchung teil.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Theorieteil
- 2.1 Psychische Gesundheit
- 2.2 Burnout
- 2.2.1 Definition und allgemeine Forschung
- 2.2.2 Burnout innerhalb der Polizei
- 2.3 Posttraumatische Belastungsstörung
- 2.3.1 Definition und allgemeine Forschung
- 2.3.2 PTBS innerhalb der Polizei
- 2.4 Aufgabenbedingte Traumakonfrontation
- 2.5 Dosis der Traumakonfrontation
- 2.6 Zusammenhang von Arbeitsanforderungen, Ressourcen und psychischer Gesundheit
- 2.6.1 Arbeitsanforderungen
- 2.6.2 Arbeitsbezogene Ressourcen
- 2.6.3 Das Job Demands-Resources-Modell
- 2.7 Soziale Unterstützung als Arbeitsressource
- 2.7.1 Definition und allgemeine Forschung
- 2.7.2 Soziale Unterstützung durch Führungskräfte
- 2.7.3 Soziale Unterstützung durch Kollegen
- 2.7.4 Soziale Unterstützung innerhalb der Polizei
- 2.8 Die Fallbearbeitung Kinderpornografie
- 2.8.1 Polizeiliche kinderpornografische Ermittlungen
- 2.8.2 Symptome, Belastungen und Bewältigungsstrategien
- 2.8.3 Psychosoziale Unterstützung in der KiPo-Fallbearbeitung
- 2.9 Zusammenfassung der theoretischen Grundlagen und Hypothesenbildung
- 2.10 Hypothesenmodell
- 3 Methodik
- 3.1 Untersuchungsdesign
- 3.2 Untersuchungsablauf
- 3.3 Untersuchungsinstrumente
- 3.3.1 Methode zur Erfassung der Dosis der KiPo-Konfrontation
- 3.3.2 Methode zur Erfassung der PTBS
- 3.3.1 Methode zur Erfassung von Burnout
- 3.3.2 Methode zur Erfassung der sozialen Unterstützung
- 3.3.3 Methode zur Erfassung der organisationalen psychosozialen Unterstützung
- 3.3.4 Kontrollvariable Geschlecht
- 3.3.5 Kontrollvariable Alter
- 3.4 Stichprobe
- 3.4.1 Beschreibung
- 3.4.2 Repräsentativität
- 3.5 Gütekriterien der Untersuchungsinstrumente
- 3.5.1 Objektivität
- 3.5.2 Reliabilität
- 3.5.3 Validität
- 3.6 Statistische Auswertung
- 4 Ergebnisse
- 4.1 Deskriptive Datenanalyse und Hypothesenüberprüfung
- 4.1.1 Mittelwerte, Standardabweichungen und Korrelationen
- 4.1.2 Moderatoranalyse per multipler Regression
- 4.1 Deskriptive Datenanalyse und Hypothesenüberprüfung
- 5 Diskussion
- 5.1 Untersuchungsannahmen und zentrale Befunde
- 5.1.1 Dosis der KiPo-Konfrontation als Prädiktor für PTBS und Burnout
- 5.1.2 Soziale Unterstützung als Prädiktor und Moderator
- 5.1.3 Organisationale psychosoziale Unterstützung als Moderator
- 5.2 Einordnung der Ergebnisse in die theoretischen Grundlagen und den Stand der Forschung
- 5.2.1 Dosis der KiPo-Konfrontation als Prädiktor für PTBS
- 5.2.2 Dosis der KiPo-Konfrontation als Prädiktor für Burnout
- 5.2.3 Soziale Unterstützung als Prädiktor und Moderator
- 5.2.4 Organisationale psychosoziale Unterstützung als Moderator
- 5.3 Stärken und Schwächen der Untersuchung
- 5.3.1 Datenqualität
- 5.3.2 Moderatoreffekte
- 5.3.3 Anteil erklärter und unerklärter Varianz
- 5.3.4 Untersuchungsinstrumente
- 5.4 Implikationen für weiterführende Untersuchungen
- 5.5 Implikationen für die polizeiliche Praxis
- 5.1 Untersuchungsannahmen und zentrale Befunde
- 6 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Belastungsrisiken, denen Polizeibeamte im Kontext kinderpornografischer Ermittlungen ausgesetzt sind. Der Fokus liegt auf der Analyse der Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit der Konfrontation mit kinderpornografischem Material, der Entwicklung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und Burnout sowie dem Einfluss von sozialer Unterstützung und organisationaler psychosozialer Unterstützung.
- Die Auswirkungen der Konfrontation mit kinderpornografischem Material auf die psychische Gesundheit von Polizeibeamten
- Der Einfluss von sozialen Unterstützungssystemen auf die Bewältigung von Belastungen
- Die Rolle der organisationalen psychosozialen Unterstützung im Kontext kinderpornografischer Ermittlungen
- Die Entwicklung von Präventions- und Interventionsmaßnahmen zur Unterstützung der psychischen Gesundheit von Polizeibeamten in diesem Bereich
- Die Bedeutung von wissenschaftlichen Erkenntnissen für die Praxis der polizeilichen Arbeit mit kinderpornografischem Material
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik der Belastungsrisiken in kinderpornografischen Ermittlungen. Kapitel 2 beleuchtet die theoretischen Grundlagen und umfasst Themen wie die Definition und Forschung zu psychischen Gesundheit, Burnout, PTBS, Aufgabenbedingte Traumakonfrontation, Dosis der Traumakonfrontation, das Job Demands-Resources-Modell und soziale Unterstützung. Es wird insbesondere auf die Besonderheiten dieser Konzepte im Kontext der polizeilichen Arbeit eingegangen, insbesondere in Bezug auf die Fallbearbeitung von Kinderpornografie. Kapitel 3 beschreibt die Methodik der Untersuchung, einschließlich des Untersuchungsdesigns, des -ablaufs und der eingesetzten Instrumente. Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse der Datenanalyse, während Kapitel 5 diese Ergebnisse diskutiert und in den wissenschaftlichen Kontext einordnet. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, welches die wichtigsten Erkenntnisse und Implikationen für die Praxis zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Kinderpornografie, Ermittlungen, Belastungsrisiken, psychische Gesundheit, Burnout, Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), Aufgabenbedingte Traumakonfrontation, Dosis der Traumakonfrontation, Job Demands-Resources-Modell, soziale Unterstützung, organisationale psychosoziale Unterstützung, Prävention, Intervention, Polizeiarbeit.
- Arbeit zitieren
- Ulrike Horn (Autor:in), 2020, Belastungsrisiken im Kontext kinderpornografischer Ermittlungen. Eine Untersuchung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1452506