Was brauchen psychiatrieerfahrene Menschen um die Krise zu überwinden oder das psychische Leiden zu bewältigen? Inwiefern kann eine derzeitige psychosoziale Versorgungsstruktur hier in Sachsen, bspw. in Glauchau und Leipzig, Hilfe leisten und wie weit entspricht sie den Bedürfnissen der Psychiatrieerfahrenen. Durch den vergleichenden Blick auf die stationären Dienste und ambulanten, komplementären Angebote soll exemplarisch der Frage nachgegangen werden, inwiefern bei der Bewältigung von Krisen und psychischem Leiden die Handlungsansätze der angesprochenen Dienste eine Rolle spielen. Dabei soll Ziel sein die Gegebenheiten der Versorgungsstruktur zu untersuchen und kritisch anzuschauen unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und Wünsche der Adressaten. Abschließend sollen eventuell Vorschläge zu betroffenenorientierten Konzepten, für unterstützende Hilfe, gemacht werden. Diese Arbeit ist ein Versuch strikt unter betroffenenorientierter Perspektive die eben genannten Fragen zu untersuchen (Es finden Erfahrungsberichte, Arbeiten und Projekte psychiatrieerfahrener Menschen vermehrt Anwendung; die Erstellung des Interviewleitfadens basiert auf e.g. Quellen und Erfahrungen aus dem Psychoseseminar Leipzig und dem Kontakt zu Sybille Prins (Korrekturvorschläge wurden eingearbeitet und Hinweise zur Durchführung der Interviews beachtet); Fragen, die aus den Interviews resultierten, wurden mit den Interviewten reflektiert; die Auswertung der Ergebnisse richtet sich nach deren Aussagen.):
„Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten (ein chinesisches Sprichwort).“
Der theoretische Teil I der vorliegenden Arbeit dient dem Einstieg in die Thematik und der Vorbereitung auf den konzeptionellen Teil. Im Teil II der Arbeit wird das methodologische Vorgehen betrachtet. Weiterhin werden Durchführung und Verlauf der Interviews dargestellt. Des Weiteren erfolgt die Auswertung der geführten Interviews und eine kategorische Zuordnung der qualitativen Aussagen der Psychiatrieerfahrenen. Anhand der Interviewaussagen gemeinsam mit den Ergebnissen aus dem theoretischen Teil werden neue konzeptionelle Überlegungen wirksamer Hilfen für die Bewältigung psychischen Leidens erstellt und mit vorhandenen Ansätzen verglichen. Die finanziellen und ökonomischen Aspekte finden in dieser Arbeit bewusst keine Beachtung. Nicht die Kosten und die Leistungskriterien sollen entscheidend sein, sondern die Sicht der psychiatrieerfahrenen Menschen und deren Bedürfnisse.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Danksagung
- Notwendige Vorbemerkungen
- Teil I. Menschen mit Psychiatrieerfahrungen im Kontext mit sich selbst und der Psychiatrie – theoretischer Teil
- 1 Die ,,Psychisch Leidende\" im Sprachgebrauch
- 1.1 Krank, abweichend, verrückt, irre
- 1.2 Krankheit, Betroffenheit und Kritik
- 1.3 Zusammenfassung
- 2 Von der Krise zur „,Verrücktheit“
- 2.1 Die Bedeutung von Krisen
- 2.2 Entstehen von „Verrücktheit“
- 2.3 Thesen zum Erleben von Psychosen
- 2.4 Zusammenfassung
- 3 Die etikettierte,,Verrücktheit"
- 3.1 Grundsätzliches zum Etikettierungsansatz
- 3.2 Stabilisierung psychischen Leidens als gesellschaftlich geschaffener Prozess
- 3.3 Die psychiatrische Etikettierung
- 3.4 Zusammenfassung
- 4 Wege der Psychiatrie in Glauchau und Leipzig
- 4.1 Die sozialpsychiatrische Entwicklung in Leipzig
- 4.2 Die psychiatriegeschichtliche Entwicklung in Glauchau
- 4.3 Leipzig und Glauchau - psychosoziale Versorgungsnetze im Vergleich
- 4.4 Die Psychiatriereform auf Abwegen
- 4.5 Zusammenfassung
- Teil II. Psychiatrieerfahrene Menschen und ihr eigenes Wissen - ausgewählte Einzelinterviews zu Wünschen und Bedürfnissen an die psychosoziale Versorgung in Leipzig und Glauchau
- 5 Die Interviews
- 5.1 Der methodische Ansatz
- 5.1.1 Beteiligung psychiatrieerfahrener Menschen an der Forschung
- 5.1.2 Das halbstrukturierte Interview nach problemzentriertem Ansatz
- 5.2 Vorgehensweise
- 5.2.1 Zugang zu den Psychiatrieerfahrenen
- 5.2.2 Durchführung der Interviews
- 5.2.3 Auswertung
- 5.3 Die interviewten Psychiatrieerfahrenen
- 5.4 Zusammenfassung
- 6 Aus der Sicht Psychiatrieerfahrener - Ergebnisse einer Befragung
- 6.1 Erfahrungen mit der eigenen Krise und dem eigenen psychischen Leiden
- 6.2 Erfahrungen mit der klinischen Psychiatrie
- 6.3 Erfahrungen mit alternativen Hilfen
- 6.4 Wünsche und Bedürfnisse psychiatrieerfahrener Menschen
- 7 Psychiatrie wie sie sein könnte. Ein konzeptioneller Entwurf wirksamer Hilfen zur Bewältigung psychischen Leidens
- 7.1 Vorschläge für eine hilfreiche Unterstützung
- 7.2 Gewünschte Unterstützung und vorhandene Hilfeansätze im Vergleich
- Die Rolle der Stigmatisierung und Etikettierung in der Wahrnehmung von psychischen Erkrankungen
- Die Bedeutung von individuellen Erfahrungen und Bedürfnissen in der psychosozialen Versorgung
- Die Herausforderungen und Chancen der Psychiatriereform in Bezug auf die Bedürfnisse von Betroffenen
- Die Entwicklung konzeptioneller Entwürfe für eine hilfreiche Unterstützung von Menschen mit Psychiatrieerfahrungen
- Die Bedeutung von Partizipation und Empowerment in der psychosozialen Versorgung
- Kapitel 1 beleuchtet den Sprachgebrauch im Kontext von psychischem Leiden und analysiert die damit verbundenen Stigmatisierungen.
- Kapitel 2 untersucht die Entstehung von "Verrücktheit" aus der Perspektive von Krisen und beleuchtet Thesen zum Erleben von Psychosen.
- Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem Etikettierungsansatz und untersucht die gesellschaftliche Konstruktion von psychischem Leiden.
- Kapitel 4 untersucht die historische und aktuelle Entwicklung der Psychiatrie in Glauchau und Leipzig, mit besonderem Fokus auf die psychosoziale Versorgung.
- Kapitel 5 beschreibt die methodische Vorgehensweise der Interviewstudie, einschließlich der Auswahl der Teilnehmer und der Durchführung der Interviews.
- Kapitel 6 präsentiert die Ergebnisse der Befragung und beleuchtet die Erfahrungen von Psychiatrieerfahrenen mit ihrer eigenen Krise, ihrer Begegnung mit der Psychiatrie und ihren Bedürfnissen an die psychosoziale Versorgung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert die Wünsche und Bedürfnisse von Menschen mit Psychiatrieerfahrungen hinsichtlich der stationären und ambulanten psychosozialen Versorgung. Die Arbeit basiert auf einer qualitativen Befragung von Betroffenen in Glauchau und Leipzig und zielt darauf ab, die Erfahrungen mit der eigenen psychischen Krise, die Kontaktpunkte mit der Psychiatrie und die Bedürfnisse an die psychosoziale Versorgung zu erforschen.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Psychiatrieerfahrungen, psychisches Leiden, Stigmatisierung, Etikettierung, psychosoziale Versorgung, Bedürfnisse, Wünsche, Partizipation, Empowerment, qualitative Forschung, Interviewstudie, Glauchau, Leipzig.
- Quote paper
- Doreen Müller (Author), 2009, Wünsche und Bedürfnisse an Einrichtungen psychosozialer Versorgung zur hilfreichen Unterstützung bei der Bewältigung psychischen Leidens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146269