In meiner Hausarbeit möchte ich das Helfersyndrom untersuchen. Statistisches Material gibt es zu dieser Thematik kaum, da sich das Helfersyndrom nur schwer erfassen läßt, daher betrachte ich es hauptsächlich aus der psychoanalytischen Sicht. Die wenigsten Helfer würden sich eingestehen, daß sie unter diesem Phänomen leiden. Dennoch ist es für einige typisch, Helfen als Abwehr zu nutzen. Besonders in sozialen Berufen (Sozialarbeit, Psychotherapie, Lehrer, Arzt, Priester etc.) kommt die psychologische Ausstattung eines Helfers zum Tragen, da sie sein wichtigstes Instrument ist; „die Grenzen ihrer Belastbarkeit und Flexibilität sind zugleich die Grenzen unseres Handelns“ (Schmidbauer 1977, S. 7). Ihre emotionale Hilflosigkeit versucht der Helfersyndrom-Helfer hinter einer stark scheinenden Fassade zu verstecken. Problematisch ist, daß ihn die Ausbildungsinstitutionen in dieser Haltung unterstützen, ihm praktische Fertigkeiten mit auf den Weg geben, sich aber nicht mit seiner emotionalen Seite beschäftigen.
Wolfgang Schmidbauer, auf dessen Buch „Die hilflosen Helfer. Über die seelische Problematik der helfenden Berufe.“ mein Referat zu großen Teilen basiert, definiert das Helfersyndrom wie folgt: „Die Berufswahlmotivation professioneller Helfer muß in dem unbewußten Eigennutz gesucht werden, der mit der helfenden Beziehung eigene Ängste und innere Leere, Wünsche und Bedürfnisse kompensiert.“ Die Motivationen zum Helfen und die aus dem Helfersyndrom resultierenden Probleme für den Helfer und seinen Klienten sollen hier genauer beschrieben werden. Wie entsteht der dringende Wunsch, anderen ständig zu helfen? Welche frühkindlichen Prozesse tragen dazu bei? Beeinträchtigt das Helfersyndrom die Leistungsfähigkeit des Helfers auf jeden Fall? All diese Fragen will ich versuchen zu beantworten. Um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, daß alle Helfer unter dem Helfersyndrom leiden, will ich zunächst andere Motivationen zum Helfen benennen. Darunter ist das Helfersyndrom auch ein möglicher Ansporn. Im zweiten Kapitel möchte ich das Helfersyndrom beschreiben und ursächlich erklären. Da nun Helfen im sozialen Kontext passiert, liegt mein Schwerpunkt auf den Auswirkungen im beruflichen und privaten Bereich. Auf Lösungen der damit verbundenen Problematik gehe ich im Fazit nur kurz ein, da ich mich mehr mit der Helfersyndrom-Konstellation an sich befassen möchte.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Motivationen zum Helfen
- 1.1. Wege zum Helfen
- 1.2. Das Helfersyndrom als Motivation
- 2. Das Helfersyndrom
- 2.1. Die Beschaffenheit des Helfersyndroms
- 2.2. Die Ursachen des Helfersyndroms
- 3. Die Problematik des Helfersyndroms
- 3.1. Auswirkungen im beruflichen Bereich
- 3.2. Die Helfer-Schützling-Beziehung
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Helfersyndrom, insbesondere aus psychoanalytischer Perspektive, da statistisches Material rar ist. Die Hauptziele sind die Beschreibung der Motivationslagen zum Helfen, die Erläuterung des Helfersyndroms und seiner Ursachen sowie die Analyse der daraus resultierenden Probleme für Helfer und Klienten.
- Motivationen zum Helfen: Spontane Hilfe, Ersatzkontakt, Zwang, Beruf, Abwehr eigener Probleme.
- Das Helfersyndrom als Abwehrmechanismus: Beschreibung der Symptome und Auswirkungen.
- Ursachen des Helfersyndroms: Frühkindliche Erfahrungen und narzisstische Bedürfnisse.
- Problematik des Helfersyndroms im beruflichen Kontext: Auswirkungen auf die Helfer-Klient-Beziehung.
- Die Rolle von Ausbildungsinstitutionen in der Entstehung und Aufrechterhaltung des Helfersyndroms.
Zusammenfassung der Kapitel
0. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Helfersyndroms ein und skizziert den Forschungsansatz, der sich primär auf eine psychoanalytische Perspektive konzentriert. Es wird auf die Schwierigkeit hingewiesen, das Helfersyndrom statistisch zu erfassen, und die zentrale Frage nach den Motivationen zum Helfen sowie den daraus resultierenden Problemen für den Helfer und den Klienten formuliert. Die Autorin kündigt die Struktur der Arbeit an und betont ihre Annahme, dass das Helfersyndrom viele Helfer in unterschiedlichem Ausmaß betrifft.
1. Motivationen zum Helfen: Dieses Kapitel differenziert zwischen verschiedenen Motivationen für die Wahl eines Helferberufs. Es werden unterschiedliche Formen des Helfens unterschieden, von spontaner Hilfsbereitschaft bis hin zum Helfen als Abwehrmechanismus, letzteres im Kontext des Helfersyndroms. Der Fokus liegt auf der Vielfältigkeit der Motive, die von Identifikation mit Vorbildern über Eigeninteresse bis hin zur Existenzsicherung reichen. Das Kapitel analysiert auch den Zeitpunkt der Entstehung des Helfermotivs und stellt die verschiedenen Ansichten von Schmidbauer und Fengler gegenüber.
2. Das Helfersyndrom: Dieses Kapitel beschreibt die Beschaffenheit des Helfersyndroms als Unfähigkeit, eigene Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken, gepaart mit einer starren Fassade. Es beleuchtet die Rolle des Helfens als Abwehrmechanismus und analysiert die Beziehung zwischen Helfer und Klient als geprägt von Mangel an offener Gegenseitigkeit. Das Kapitel verweist auf statistische Daten zum Helfersyndrom bei Ärzten, die eine erhöhte Rate an psychischen Problemen aufzeigen. Die Schwierigkeit, die eigenen Bedürfnisse angemessen zu befriedigen, wird als zentrales Merkmal des Helfersyndroms hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Helfersyndrom, Motivationen zum Helfen, Abwehrmechanismen, Psychoanalyse, Helfer-Klient-Beziehung, narzisstische Bedürfnisse, soziale Berufe, Ausbildung, emotionale Hilflosigkeit, Isolation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Helfersyndrom
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über das Helfersyndrom. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf einer psychoanalytischen Betrachtungsweise des Helfersyndroms und der damit verbundenen Motivationen zum Helfen.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt die Motivationen zum Helfen (spontane Hilfe, Ersatzkontakt, Zwang etc.), die Beschaffenheit und Ursachen des Helfersyndroms (als Abwehrmechanismus, frühkindliche Erfahrungen, narzisstische Bedürfnisse), die Problematik des Helfersyndroms im beruflichen Kontext (Auswirkungen auf die Helfer-Klient-Beziehung) und die Rolle von Ausbildungsinstitutionen. Es wird auch die Schwierigkeit der statistischen Erfassung des Helfersyndroms angesprochen.
Welche Kapitel enthält das Dokument?
Das Dokument ist in vier Kapitel gegliedert: Einleitung, Motivationen zum Helfen, Das Helfersyndrom und Fazit. Jedes Kapitel wird im Dokument kurz zusammengefasst.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt des Dokuments?
Die Schlüsselwörter sind: Helfersyndrom, Motivationen zum Helfen, Abwehrmechanismen, Psychoanalyse, Helfer-Klient-Beziehung, narzisstische Bedürfnisse, soziale Berufe, Ausbildung, emotionale Hilflosigkeit, Isolation.
Welche Zielsetzung verfolgt das Dokument?
Die Arbeit untersucht das Helfersyndrom, insbesondere aus psychoanalytischer Perspektive, aufgrund der Seltenheit statistischen Materials. Die Hauptziele sind die Beschreibung der Motivationslagen zum Helfen, die Erläuterung des Helfersyndroms und seiner Ursachen sowie die Analyse der daraus resultierenden Probleme für Helfer und Klienten.
Welche Perspektive wird im Dokument eingenommen?
Das Dokument nimmt primär eine psychoanalytische Perspektive ein, um das Helfersyndrom zu verstehen und zu analysieren.
Welche Schwierigkeiten werden im Zusammenhang mit dem Helfersyndrom angesprochen?
Das Dokument hebt die Schwierigkeit hervor, das Helfersyndrom statistisch zu erfassen. Es thematisiert auch die Problematik des Helfersyndroms für sowohl den Helfer (z.B. emotionale Hilflosigkeit, Isolation) als auch den Klienten (z.B. Mangel an offener Gegenseitigkeit in der Beziehung).
Welche Rolle spielen Ausbildungsinstitutionen laut dem Dokument?
Das Dokument untersucht die potenzielle Rolle von Ausbildungsinstitutionen in der Entstehung und Aufrechterhaltung des Helfersyndroms.
- Arbeit zitieren
- Laura Dahm (Autor:in), 1997, Das Helfersyndrom, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14694