Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher war Pädagoge und Theologe, Theoretiker und Praktiker, Pfarrer und Professor. Sein Werk spiegelt diese Vielseitigkeit der Person wieder. Es enthält unter anderem Schriften über die Religion, Vorlesungen über Pädagogik und Kirchengeschichte, Übersetzungen von Platons Schriften, sowie Prosa und romantische Fragmente.
In der Erziehungswissenschaft besteht allgemeiner Konsens, dass Friedrich Schleiermacher (zusammen mit Herbart) als der „neuzeitliche Begründer der Pädagogik als Wissenschaft“ gilt.
Die Frage nach dem Verhältnis von Theorie und Praxis in der Pädagogik ist ein spezifisches Problem der heutigen Erziehungswissenschaft. Dies lässt sich an Aufsätzen von Elisabeth Badry (1999) und Helmut Heid (2001) aufzeigen.
Von Theorie und Praxis redet allerdings auch schon Schleiermacher in seiner Erziehungsvorlesung von 1826. Er bringt hier das Verhältnis von Theorie und Praxis in seinem berühmten Satz von der „Dignität der Praxis“ scheinbar auf den Punkt. Johanna Hopfner hat dieser einen Aussage Schleiermachers einen ganzen Aufsatz gewidmet. Die vorliegende Arbeit wählt die entgegengesetzte Vorgehensweise: Sie sucht nicht die konzentrierte Auseinandersetzung mit einem einzelnen Satz, sondern unterwirft das gesamte Vorkommen der Begriffe „Theorie“ und „Praxis“, in einem begrenzten Textabschnitt, einer inhaltlichen und formalen Analyse. Der zu untersuchende Textausschnitt soll die Einleitung zu Schleiermachers Erziehungsvorlesung von 1826 sein.
Die in der vorliegenden Arbeit zu diskutierende These ist folgende:
Das Aufstellen einer Theorie ist der Versuch, die Wirklichkeit in Form von Sprache handhabbar zu machen. Dabei müssen sowohl Form, als auch Inhalt der Sprache, der Komplexität der Wirklichkeit entsprechen. Praxis ist nicht mit Wirklichkeit gleichzusetzen. Sie kann als durch Theorie bewusstgewordene Wirklichkeit verstanden werden. Dennoch behält die Praxis ihren von der Theorie unabhängigen Wert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Darstellung der Methode
- Exkurs: Sprachphilosophische Kritik an der Methode
- Quantitative Analyse der Begriffe „Theorie“ und „Praxis“
- Inhaltliche Analyse des Begriffs „Praxis“
- Praxis der Erziehung ist...
- Äquivalente Begriffe
- Inhaltliche Analyse des Begriffs „Theorie“
- Theorie der Erziehung ist....
- Äquivalente Begriffe
- Formale Analyse
- Versuch der Definitionsbildung der Begriffe „Theorie“ und „Praxis“
- Versuch einer Definition von „Praxis“
- Versuch einer Definition von „Theorie“
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Verhältnis von Theorie und Praxis im Denken Friedrich Schleiermachers anhand der Einleitung zu dessen Erziehungsvorlesung von 1826. Ziel ist es, die Bedeutung der Begriffe „Theorie“ und „Praxis“ im Werk Schleiermachers zu analysieren und deren Verhältnis zueinander zu erforschen.
- Analyse der Bedeutung von „Theorie“ und „Praxis“ bei Schleiermacher
- Untersuchung der Beziehung zwischen Sprache, Wirklichkeit und Praxis
- Erörterung der Rolle der Hermeneutik im Verständnis von Schleiermachers Denken
- Bewertung der Herausforderungen, die mit der Anwendung von „Theorie“ auf die „Praxis“ verbunden sind
- Untersuchung des Verhältnisses von Theorie und Praxis in der Pädagogik im Allgemeinen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Verhältnis von Theorie und Praxis in der Pädagogik als zentrales Grundproblem der heutigen Erziehungswissenschaft vor. Die Arbeit analysiert dieses Verhältnis anhand der Erziehungsvorlesung von 1826 von Friedrich Schleiermacher.
Das zweite Kapitel erläutert die Methode der Arbeit. Die Hermeneutik wird als zentrale Methode eingesetzt, um Schleiermachers Verständnis von „Theorie“ und „Praxis“ zu erfassen.
Kapitel drei beschäftigt sich mit der quantitativen Analyse der Begriffe „Theorie“ und „Praxis“ in der Einleitung zu Schleiermachers Erziehungsvorlesung.
Kapitel vier widmet sich der inhaltlichen Analyse des Begriffs „Praxis“. Es werden sowohl die Praxis der Erziehung als auch äquivalente Begriffe im Werk Schleiermachers untersucht.
Kapitel fünf befasst sich mit der inhaltlichen Analyse des Begriffs „Theorie“. Hierbei werden sowohl die Theorie der Erziehung als auch äquivalente Begriffe untersucht.
Kapitel sechs beinhaltet eine formale Analyse der Begriffe „Theorie“ und „Praxis“ in Schleiermachers Erziehungsvorlesung.
Im siebten Kapitel wird versucht, die Begriffe „Theorie“ und „Praxis“ anhand des untersuchten Textmaterials zu definieren.
Schlüsselwörter
Theorie, Praxis, Friedrich Schleiermacher, Erziehungsvorlesung, Hermeneutik, Sprache, Wirklichkeit, Pädagogik, Bildung, Wissenschaft
- Arbeit zitieren
- Lutz Hermann (Autor:in), 2009, Das Verhältnis von Theorie und Praxis bei Friedrich Schleiermacher, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147226