Einführung in das Thema und Problemstellung
Der Schicksalsbegriff beinhaltet Probleme, die einen wesentlichen Bestandteil der Philosophiegeschichte ausmachen.
Wie entscheidet sich das Schicksal (Fortuna) einige Menschen in die Katastrophe zu stürzen, während andere unverdienterweise mit Reichtümern ausgestattet zum höchsten Ruhm gelangen? Was nützen einem der Gebrauch von Vernunft und Einsicht, wenn ein sittliches Handeln keine gerechte Strafe und Belohung erhält? Nimmt in einer durch die göttliche Vorsehung geordneten Welt, das Schicksal einen höheren Rang ein als die Ordnung Gottes? Oder ist Gott selbst ungerecht, indem er Menschen nach seinem Gutdünken bestraft oder belohnt ohne auf ihr Handeln näher einzugehen?
Vor Dante Alighieri haben sich auch andere Philosophen mit diesem Problem befasst. Für Dantes Fortunabild waren dabei hauptsächlich die Quellen der christlichen Interpretationen von Augustinus und Boethius, die Lehren der großen Scholastiker Albertus Magnus und Thomas von Aquin maßgebend.
Während Augustinus für die Schicksalsgöttin der Heiden keinen Raum in der christlichen Lehre sieht und die Fortuna in das Reich der Dämonen versetzt, verhalf Boethius in der Consolatio philosophiae der Gestalt der antiken Glücksgöttin zu frischem Leben um sie schließlich ganz in den Dienst Gottes zu stellen. Albertus Magnus und sein Schüler Thomas von Aquin gewinnen ihre Fortuna-Konzeption in der Auseinandersetzung mit Aristoteles und versuchen dabei eine Synthese zwischen christlicher Theologie und aristotelischer Metaphysik zu finden. Damit verschafften sie Dante den Zugang zu den philosophischen Systemen griechischer Tradition.
Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass das von Boethius erzeugte ambivalente Bild einer christlichen Fortuna zur Grundlage für den mittelalterlichen Fortuna-Begriff wurde, sondern vor allem auch, weil sich Dante in seiner Diskussion auf die philosophische Quelle des Boethius beruft und einige Aspekte seiner Argumentation mit ihm teilt , soll in dieser Arbeit die Herangehensweisen an das Problem der Fortuna dieser beiden Autoren auf ihre gegenseitige Beziehung überprüft werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung in das Thema
- Problemstellung
- Hauptteil
- Tradition und Entwicklung der Fortuna in der Antike
- Der Begriff der Fortuna bei Boethius
- Der Begriff der Fortuna bei Dante
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Fortuna-Begriffs in Dantes „Convivio“ im Kontext der christlichen Interpretationen von Augustinus und Boethius. Die Analyse fokussiert auf die Beziehung zwischen Dantes Fortunabild und der Quelle des Boethius, insbesondere im Hinblick auf die philosophischen Systeme der griechischen Tradition.
- Die Entwicklung des Fortuna-Begriffs in der Antike
- Die Fortuna-Konzeption bei Boethius und ihre Bedeutung für das Mittelalter
- Dantes Nutzung des Fortuna-Begriffs im „Convivio“
- Der Einfluss von Boethius auf Dantes Fortunabild
- Die Verbindung zwischen christlicher Theologie und aristotelischer Metaphysik in Bezug auf die Fortuna
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des Schicksalsbegriffs ein und stellt die Problemstellung vor: Wie erklärt man die Ungleichheit des Schicksals in einer durch göttliche Vorsehung geordneten Welt? Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung der Fortuna in der Antike, indem sie die etymologische Bedeutung des Begriffs und die Verbindung zwischen Fortuna und Tyche erörtert. Das Kapitel beleuchtet die Fortuna-Konzeption des Boethius und wie sie die alten Vorstellungen von der Fortuna mit der christlichen Konzeption von göttlichem Vorwissen und Willensfreiheit verschmolz. Die Arbeit stellt die Fortuna in Boethius' „Consolatio Philosophiae“ vor, die den Versuch unternimmt, mit einem Schicksal fertig zu werden, das äußerlich unabwendbar ist. Die Bedeutung der Fortuna in Dantes „Convivio“ wird im Rahmen der Auseinandersetzung mit Boethius' Werk erörtert.
Schlüsselwörter
Fortuna, Tyche, Schicksal, Glück, Boethius, Augustinus, Dante, „Convivio“, „Consolatio Philosophiae“, christliche Theologie, aristotelische Metaphysik, griechische Tradition.
- Arbeit zitieren
- Ferda Cav (Autor:in), 2006, Überprüfung des Fortuna - Begriffes in Dantes "Convivio" mit Heranziehung des Verständnisses von Fortuna bei Boethius als Quelle , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147283