Ein Sprachkonflikt liegt dann vor, wenn zwei deutlich voneinander verschiedene Sprachen sich
gegenüberstehen, wobei die eine politisch dominiert (im staatlichen und öffentlichen Gebrauch)
und die andere politisch unterworfen ist. Die Formen der Dominanz sind vielfältig und gehen
von den eindeutig repressiven (wie sie der Spanische Staat unter dem Franquismus verwendete)
bis hin zu den politisch toleranten, deren repressive Kraft vor allem ideologischer Natur ist […].
(Definition des Congrés de Cultura Catalana; vgl. Kremnitz 1990: 33).
Das zeitliche und geografische Nebeneinander von Kastilisch und Katalanisch stellt die
Region Katalonien vor diese Problematik eines Sprachkonflikts. Während in der
Franco-Diktatur die Regionalsprache Katalanisch systematisch unterdrückt und
geschwächt wurde, liegt der Fokus seit dem ersten Autonomiestatut von 1979 auf einer
erneuten Regulierung des Sprachgebrauchs in Katalonien, einer Sprachpolitik zugunsten
des Katalanischen mit dem Ziel der gesellschaftlichen Etablierung der Sprache, der
sogenannten Sprachnormalisierung. Dies stellte die politischen Kräfte vor eine große
Herausforderung, denn außer der geschwächten Stellung und dem niedrigen
Anerkennungswert der Sprache in der Bevölkerung aufgrund der nahen Geschichte,
musste sie sich immer wieder mit stark divergierenden Forderungen gesellschaftlicher
Gruppierungen auseinandersetzen, die von Monolinguismus bis zu einer llei de catalá
reichten. Auf welchem Weg die Etablierung des Katalanischen erreicht werden sollte,
was die Rahmenbedingungen für erfolgversprechende gesetzliche Maßnahmen waren,
wie diese aussahen und in welchen Bereichen sie wie umgesetzt wurden, möchte diese
Arbeit darstellen. Ein vollständiges Bild aufzuzeigen ist anhand der Komplexität der
Thematik jedoch nicht möglich – es werden die wichtigsten Eckpunkte der
Sprachgesetze dargestellt.
Zunächst soll der Sprachkonflikt Katalanisch versus Kastilisch, genauer der
Autonomiestatus Kataloniens und der damit verknüpfte Status der Kooffizialität der
beiden Sprachen als Grundlage der Sprachpolitik in Katalonien dargestellt werden. Nur
auf dieser Grundlage können die Sprachgesetze später zum Tragen kommen. Im
Folgenden wird dezidiert auf die beiden Sprachgesetze Kataloniens, die Llei de
Normalització Lingüística a Catalunya (LNL) von 1983 und die Llei de Política
Lingüística (LPL) von 1998 eingegangen und deren Inhalte in den bedeutendsten
Bereichen vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
- I. Der Sprachkonflikt in Katalonien
- I.1 Das Autonomiestatut und dessen Bedeutung für die Sprachengesetzgebung Kataloniens
- II. Das erste Sprachgesetz: Die LNL vom 06.04.1983
- II.1 Das Gesetz
- II.1.1 Katalanisch in der Verwaltung
- II.1.2 Stärkung des Katalanischen als Landessprache
- II.1.3 Das Katalanische im Bildungssystem
- II.2 Exemplarische Darstellung der LNL-Umsetzung: Chancen und Schwierigkeiten im Bildungswesen
- II.3 Auswirkungen des Gesetzes auf Kenntnis- und Gebrauchsstand der Sprache
- III. Das zweite Sprachgesetz: Die LPL vom 07.01.1998
- III.1 Reformbedarf? Beibehaltung der LNL oder Monolinguismus? Die Sprachdebatte
- III.2 Voraussetzungen, Bedingungen und Ziele des Gesetzes
- III.3 Das Gesetz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Sprachgesetzgebung in Katalonien seit 1983, insbesondere die Llei de Normalització Lingüística (LNL) von 1983 und die Llei de Política Lingüística (LPL) von 1998. Ziel ist es, die Grundlagen, Inhalte und die Umsetzung dieser Gesetze im Kontext des katalanischen Sprachkonflikts darzustellen und zu analysieren.
- Der katalanisch-kastilische Sprachkonflikt und sein Einfluss auf die Sprachpolitik.
- Die Rolle des Autonomiestatuts von 1979 (und dessen Überarbeitung 2006) für die Sprachgesetzgebung.
- Analyse der LNL (1983) und ihrer Auswirkungen auf die Verwaltung, das Bildungssystem und den Sprachgebrauch.
- Die LPL (1998) als Reaktion auf die Entwicklungen und Debatten seit 1983.
- Die Herausforderungen der Umsetzung der Sprachgesetze und die Berücksichtigung gesellschaftlicher Forderungen.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Der Sprachkonflikt in Katalonien: Dieses Kapitel beschreibt den Sprachkonflikt zwischen Katalanisch und Kastilisch in Katalonien. Es definiert den Begriff des Sprachkonflikts und erläutert die historische Unterdrückung des Katalanischen während der Franco-Diktatur. Das Kapitel legt den Fokus auf die Bedeutung des Autonomiestatuts von 1979 für die nachfolgende Sprachpolitik, die auf die Normalisierung des Katalanischen abzielt, und die damit verbundenen Herausforderungen, insbesondere die Berücksichtigung divergierender gesellschaftlicher Forderungen.
II. Das erste Sprachgesetz: Die LNL vom 6.4.1983: Dieses Kapitel analysiert das erste Sprachgesetz Kataloniens, die LNL von 1983. Es beschreibt die politischen Hintergründe seiner Verabschiedung und beleuchtet die zentralen Maßnahmen, die das Gesetz zur Förderung des Katalanischen in der Verwaltung, im Bildungssystem und im öffentlichen Leben vorsah. Besondere Aufmerksamkeit wird der Umsetzung im Bildungswesen gewidmet, und es werden die Chancen und Herausforderungen dieser Umsetzung diskutiert.
Schlüsselwörter
Sprachgesetzgebung, Katalonien, Katalanisch, Kastilisch, Sprachkonflikt, Sprachpolitik, Llei de Normalització Lingüística (LNL), Llei de Política Lingüística (LPL), Autonomiestatut, Kooffizialität, Sprachnormalisierung, Bildungssystem, Verwaltung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Sprachgesetzgebung in Katalonien
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Sprachgesetzgebung in Katalonien, insbesondere die Llei de Normalització Lingüística (LNL) von 1983 und die Llei de Política Lingüística (LPL) von 1998. Sie untersucht die Grundlagen, Inhalte und die Umsetzung dieser Gesetze im Kontext des katalanischen Sprachkonflikts.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den katalanisch-kastilischen Sprachkonflikt und dessen Einfluss auf die Sprachpolitik, die Rolle des Autonomiestatuts von 1979 (und dessen Überarbeitung 2006) für die Sprachgesetzgebung, die Analyse der LNL (1983) und ihrer Auswirkungen, die LPL (1998) als Reaktion auf vorherige Entwicklungen und Debatten, sowie die Herausforderungen bei der Umsetzung der Sprachgesetze und die Berücksichtigung gesellschaftlicher Forderungen.
Was ist die Llei de Normalització Lingüística (LNL) von 1983?
Die LNL ist das erste Sprachgesetz Kataloniens. Die Arbeit beschreibt die politischen Hintergründe seiner Verabschiedung und beleuchtet die zentralen Maßnahmen zur Förderung des Katalanischen in der Verwaltung, im Bildungssystem und im öffentlichen Leben. Die Umsetzung im Bildungswesen und die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen werden besonders untersucht.
Was ist die Llei de Política Lingüística (LPL) von 1998?
Die LPL ist das zweite Sprachgesetz Kataloniens. Die Arbeit betrachtet sie als Reaktion auf die Entwicklungen und Debatten seit 1983 und analysiert ihre Inhalte und Ziele.
Wie wird der katalanisch-kastilische Sprachkonflikt dargestellt?
Der Sprachkonflikt zwischen Katalanisch und Kastilisch wird als zentraler Kontext für die Sprachgesetzgebung beschrieben. Die Arbeit beleuchtet die historische Unterdrückung des Katalanischen während der Franco-Diktatur und die Bedeutung des Autonomiestatuts von 1979 für die Normalisierung des Katalanischen.
Welche Rolle spielt das Autonomiestatut?
Das Autonomiestatut von 1979 (und dessen Überarbeitung 2006) spielt eine entscheidende Rolle, da es die Grundlage für die Sprachgesetzgebung in Katalonien bildet und die rechtlichen Möglichkeiten zur Förderung des Katalanischen schafft.
Welche Auswirkungen hatten die Sprachgesetze?
Die Arbeit analysiert die Auswirkungen der LNL und der LPL auf den Kenntnis- und Gebrauchsstand des Katalanischen in der Verwaltung, im Bildungssystem und in der Gesellschaft. Es werden sowohl Erfolge als auch Herausforderungen bei der Umsetzung der Gesetze betrachtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Sprachgesetzgebung, Katalonien, Katalanisch, Kastilisch, Sprachkonflikt, Sprachpolitik, Llei de Normalització Lingüística (LNL), Llei de Política Lingüística (LPL), Autonomiestatut, Kooffizialität, Sprachnormalisierung, Bildungssystem, Verwaltung.
- Quote paper
- Sarah Pfeffer (Author), 2007, Sprachengesetzgebung in Katalonien seit 1983, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148724