Die Arbeit untersucht Achim von Arnims "Isabella von Ägypten, Kaiser Karl des Fünften erste Jugendliebe" aus dem Jahr 1812 unter emotionspsychologischen Gesichtspunkten, insbesondere in Bezug auf die Evokation negativer Emotionen und den literarischen Antisemitismus. Arnims Werk nutzt pejorative und positive Markierungen der Figuren, um beim Rezipienten gezielt Emotionen zu erzeugen und so antisemitische Kognitionen zu fördern.
Die Analyse zeigt, wie Arnim fremde Emotionskulturen kollidieren lässt und wie die jüdisch markierten Figuren negative Emotionen beim Leser hervorrufen, während die Zigeunerinnen und Zigeuner positiv besetzt sind. Diese emotionale Dichotomie dient der Konstruktion einer homogenen deutschen Identität, die alles Jüdische ausschließt.
Im Kontext des wachsenden Verlangens nach kollektiver Identität fungiert "Isabella von Ägypten" als identitätsstiftendes Programm. Arnim bedient sich diverser Emotionalisierungsstrategien, um Figuren je nach kultureller Zugehörigkeit Emotionen zuzuschreiben und den Leser affektiv zu beeinflussen.
Zentrale Forschungsfragen sind: Aus welchen Konstituenten setzt sich die Emotionsevokation beim Leser zusammen? Welches Induktionspotential negativer Emotionen wohnt dem Ressentiment als kognitive Disposition inne? Welche Emotionen durchlebt die Figur Isabella und wie wirkt dies auf das Publikum? Wie werden binär angelegte Gesellschaften zur Kontrastierung genutzt? Welche Fluktuationen bzw. Ambivalenzen lassen sich in den Figurenkonzeptualisierungen systemtheoretisch beobachten?
Die bisherige Forschung hat Arnims Werk hauptsächlich im Hinblick auf dessen antisemitisches Mobilisierungspotential und poetische Allegorien untersucht. Diese Arbeit geht einen Schritt weiter, indem sie sozial- und kognitionspsychologische Überlegungen einbezieht und zeigt, wie Isabella durch ihre negativen Emotionen und die sakrale Auratisierung zur deutschen Identifikationsfigur wird, während das Jüdische eine strategische Degradierung erfährt.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- Wissenschaftliche Relevanz
- Forschungsfragen, -stand und Zielsetzung
- ANALYSE: AKTIVIERUNG ANTISEMITISCHER AFFEKTPROGRAMME
- Exzessives Emotionserleben: Hyperaktivierte Affekthaushalte
- Isabellas ereignisreiche Emotionsbiographie
- Pejorative Aufladungsstrategien: Der Alraun
- Emotionsinduktive Denunziatorik: Abwertung durch Aufwertung
- Kontrastierung und Binarisierung
- Sakrale Auratisierung der Zigeuner
- Sprachliche Dehumanisierung des Jüdischen
- SYNTHESE: KONDENSIERUNG DER ANALYSEERGEBNISSE UND FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Analyse von Achim von Arnims „Isabella von Ägypten“, einem Werk, das unter den literarischen Antisemitismus subsumiert wird. Die Studie untersucht, wie Arnim in seinem Text antisemitische Kognitionen und Verhaltensstrukturen kreiert und positiv bewertet. Dabei werden die emotionalen Strategien des Autors beleuchtet, die er nutzt, um die Genese negativer Affekte beim Leser zu fördern.
- Emotionsinduktive Mechanismen in „Isabella von Ägypten“
- Die Rolle von Kultur und Identität im antisemitischen Diskurs
- Emotionalisierung als Mittel der Abwertung und Konstruktion von Alterität
- Die Funktion von Emotionen in der Identitätsbildung und sozialen Synchronisierung
- Die historische und literarische Relevanz von Arnims Werk im Kontext des 19. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der wissenschaftlichen Relevanz der Arbeit und führt in die Forschungsfragen, den Forschungsstand und die Zielsetzung der Studie ein. Das zweite Kapitel analysiert die Aktivierung antisemitischer Affektprogramme in Arnims Text. Es untersucht die exzessive Darstellung negativer Emotionen bei den jüdisch markierten Figuren und analysiert die pejorativen Aufladungsstrategien des Autors. Außerdem werden die emotionsinduktiven Mechanismen der Denunziatorik beleuchtet, die zur Abwertung des Jüdischen eingesetzt werden.
Es wird untersucht, wie Arnim durch die Aufwertung der Zigeuner eine transaktionale Abwertung des Jüdischen bewirkt und die sprachliche Dehumanisierung des Jüdischen einsetzt.
Schlüsselwörter
Antisemitismus, Emotionsinduktion, Affekthaushalt, Literaturanalyse, Isabella von Ägypten, Achim von Arnim, Kultur und Identität, Alterität, Dehumanisierung, Sprache, 19. Jahrhundert.
- Citar trabajo
- Marco Garbely (Autor), 2019, Antisemitische Affektmobilisierung. Strategien der Emotionsinduktion in Achim von Arnims "Isabella von Ägypten" (1812), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1491494