Die Analyse untersucht die einzigartigen Merkmale der dadaistischen Manifeste, insbesondere Tristan Tzaras "Manifest Dada 1918". Durch eine kritische Annäherung an die Manifesttheorie des Futurismus, formuliert von Filippo Tommaso Marinetti, und durch moderne literaturwissenschaftliche Ansätze, wird das dadaistische Manifest hinsichtlich seiner Struktur und Absichten analysiert.
Manifeste spielten eine zentrale Rolle im literarischen und politischen Diskurs, besonders während der Avantgarde. Diese Form der Verlautbarung, die von Künstlern und Revolutionären genutzt wurde, kündigte tiefgreifende Veränderungen an und trug zur Gestaltung neuer Bewegungen bei. Ein typisches Manifest verkündet ein klares Programm und strebt eine breite Rezeption an. Doch die dadaistischen Manifeste, verfasst zwischen 1915 und 1919, brechen bewusst mit diesen Konventionen und präsentieren eine Anti-Intentionalität, die traditionelle Manifesttheorien herausfordert.
Zentrale Forschungsfragen sind: Wie unterscheiden sich dadaistische Manifeste von traditionellen Manifesten hinsichtlich Struktur und Intentionalität? Welche Absichten verfolgen die Autoren durch die Verwendung unkonventioneller Satzgefüge und grammatikalischer Freiheiten? Inwieweit kann ein vermeintlich intentionsfreies Manifest als Anti-Manifest verstanden werden?
Die Analyse beginnt mit einer Übersicht über die Charakteristika eines typischen Manifests und Marinettis Manifesttheorie, die als Maßstab für den Vergleich dient. Es wird diskutiert, ob dadaistische Manifeste, trotz ihrer scheinbaren Sinnentleertheit und Ambiguität, bewusst als Anti-Manifeste konzipiert sind und somit typische Merkmale der Dada-Bewegung widerspiegeln.
Der praxisorientierte Teil der Untersuchung fokussiert sich auf das Motivcharakter und die Anti-Intentionalität in Tzaras "Manifest Dada 1918". Die These, dass das dadaistische Manifest trotz seiner Abweichung von traditionellen Theorien eine spezifische, dadaistische Intentionalität aufweist, wird durch die Analyse untermauert und erweitert.
Diese Arbeit bietet GermanistInnen einen neuen Interpretationsansatz, der das Verständnis literarischer Manifeste vertieft und einen subversiven Aspekt der Avantgarde-Literatur beleuchtet. Sie trägt dazu bei, die komplexen Wechselwirkungen zwischen Intentionalität und literarischer Form in den dadaistischen Texten besser zu erfassen und einzuordnen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Die Gattung des Manifests
- Charakteristika eines Manifests und terminologische Unsicherheit
- Marinettis Manifesttheorie
- Tristan Tzaras Manifest Dada 1918
- Anti-Intentionalität
- Manifestcharakter
- Die Gattung des Manifests
- Das dadaistische Selbstverständnis und Zusammenfassung der Analyseergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern sich das dadaistische Manifest von gängigen Manifesttheorien unterscheidet und welche Absichten der Autor mit seiner Anti-Intentionalität verfolgt. Die Analyse des Manifests Dada 1918 von Tristan Tzara soll dabei im Mittelpunkt stehen.
- Untersuchung der Charakteristika und der gängigen Manifesttheorie
- Analyse der Anti-Intentionalität und des Motivcharakters des Manifests Dada 1918
- Erarbeitung einer Klassifizierung des Manifests Dada 1918 als gattungsatypisches Manifest
- Erweiterung des Forschungsstandes zum dadaistischen Manifest anhand eigener Erkenntnisse
- Bessere Einordnung und Erfassung literarischer Manifeste in der Literaturwissenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die Relevanz von Manifesten im 19. und 20. Jahrhundert, insbesondere während der Avantgarde. Sie zeigt die besonderen Merkmale des Dadaismus auf und verdeutlicht die Notwendigkeit, die Anti-Intentionalität dadaistischer Manifeste zu untersuchen.
Hauptteil
Die Gattung des Manifests
Dieser Abschnitt widmet sich den Charakteristika eines Manifests und der terminologischen Unsicherheit, die aufgrund zahlreicher Synonymzuschreibungen entstanden ist. Die Manifesttheorie von Filippo Tommaso Marinetti, die in einem Brief an Henry Maassen dargelegt wird, dient als Referenz für die Analyse von Tristan Tzaras Manifest.
Tristan Tzaras Manifest Dada 1918
Hier wird Tzaras Manifest Dada 1918 im Hinblick auf seine Anti-Intentionalität und seinen Manifestcharakter untersucht. Der Abschnitt befasst sich mit der Frage, ob das Manifest als Anti-Manifest verstanden werden kann und ob die Ambiguität des Werkes beabsichtigt war.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Manifest, Dadaismus, Anti-Intentionalität, Manifesttheorie, Tristan Tzara, Filippo Tommaso Marinetti, Motivcharakter, gattungsatypisches Manifest.
- Quote paper
- Marco Garbely (Author), 2016, Über beabsichtigte Anti-Intentionalität und den wahren Manifestcharakter von Tristan Tzaras "Manifest Dada 1918", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1491501