Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit der Frage, welche Bedeutung die konfessionellen Gegensätze im Reich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts für das deutsche Machtgleichgewicht hatten. Auf die Rolle des Corpus Evangelicorum für das deutsche Machtgleichgewicht komme ich im Besonderen zu sprechen. Außerdem möchte ich aufzeigen, wie das Corpus institutionell funktionierte und es versuchte, sich in das geltende Reichsverfassungssystem zu integrieren. Ich werde versuchen die Absichten und Ziele des brandenburgisch-preußischen Königs Friedrich-Wilhelm I. (1713 - 1740) zu klären und zwar, inwieweit der sogenannte „Soldatenkönig“ durch den Ausbau des preußischen Staatswesens und an dem Wechsel der Fronten auf die antihabsburgische Seite an der Entstehung des Dualismus im Reich beteiligt war. Hinsichtlich der Bedeutung der konfessionellen Gegensätze im Reich für das deutsche und europäische Machtgleichgewicht bestehen in der derzeitigen Forschung unterschiedliche Meinungen. Welche Ziele für die Monarchen vorrangig waren, zum Beispiel ob die Konfessionsfrage für die Monarchen wichtiger war als die eigene territoriale Vergrößerung, möchte ich mit dieser Arbeit klären. Beim Verfassen dieser Arbeit bin ich sowohl thematisch als auch teilweise chronologisch vorgegangen. Die Funktionsweise des Corpus Evangelicorum im Reichsverfassungssystem zu erklären ist, wie das Gabriele Haug-Moritz treffend beschreibt, eine „schwierige Angelegenheit.“ Denn hinsichtlich dieser Frage gibt es mehrere Lösungsansätze in der heutigen Forschung.
Ausgehend von diesen Überlegungen möchte ich mit der konfessionellen Darstellung des brandenburgisch-preußischen Königs Friedrich Wilhelm anfangen, eingebettet in allgemeine Überlegungen zu den konfessionellen Gegensätzen dieser Zeit. Dann werde ich auf die Regensburger Unionsbestrebungen (1717 - 1719) eingehen. Sie zeigen den Versuch des brandenburgisch- preußischen Königs, entscheidenden Einfluss auf das Corpus Evangelicorum zu bekommen. Letztlich beschäftige ich mich mit dem Corpus Evangelicorum als Mittel zur Parität im Reich, um die Frage nach der Rolle des Corpus für das deutsche Machtgleichgewicht aufzugreifen. Die Literaturlage zu diesem Themengebiet ist sehr umfangreich. Der Aufsatz von Gabriele Haug-Moritz „Corpus Evangelicorum und deutscher Dualismus“ ist ein wichtiger Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konfessionelle Gegensätze im Reich
- Regensburger Unionsbestrebungen 1717-1719
- Corpus Evangelicorum als Mittel zur Parität im Reich
- Reichsverfassungsalternativen
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Bedeutung der konfessionellen Gegensätze im Reich für das deutsche Machtgleichgewicht in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Insbesondere untersucht sie die Rolle des Corpus Evangelicorum in diesem Zusammenhang und analysiert die institutionelle Funktionsweise des Corpus sowie dessen Integrationsbestrebungen in das Reichsverfassungssystem.
- Konfessionelle Gegensätze im Reich und ihr Einfluss auf das Machtgleichgewicht
- Die Rolle des Corpus Evangelicorum für das deutsche Machtgleichgewicht
- Die institutionelle Funktionsweise und Integrationsbestrebungen des Corpus
- Die Ziele und Absichten Friedrich Wilhelms I. im Zusammenhang mit dem Corpus Evangelicorum
- Die Frage nach der Priorität von Konfessionsfragen gegenüber territorialer Vergrößerung für die Monarchen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Bedeutung konfessioneller Gegensätze im Reich für das Machtgleichgewicht und fokussiert die Rolle des Corpus Evangelicorum. Sie erläutert die Forschungsziele und die Vorgehensweise der Arbeit.
- Konfessionelle Gegensätze im Reich: Dieses Kapitel analysiert die konfessionelle Situation im Reich und beleuchtet die Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. in Preußen. Es thematisiert den Systemwechsel im Absolutismus, den Aufstieg des Militärs in Preußen und die Rolle der Religion in der Politik Friedrich Wilhelms I.
- Regensburger Unionsbestrebungen 1717-1719: Dieses Kapitel untersucht die Regensburger Unionsbestrebungen und beleuchtet den Versuch Friedrich Wilhelms I., Einfluss auf das Corpus Evangelicorum zu gewinnen.
- Corpus Evangelicorum als Mittel zur Parität im Reich: Dieses Kapitel beleuchtet das Corpus Evangelicorum als Instrument zur Wahrung der Parität im Reich und analysiert dessen Rolle für das deutsche Machtgleichgewicht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Konfessionelle Gegensätze, Machtgleichgewicht, Corpus Evangelicorum, Parität, Reichsverfassung, Absolutismus, Friedrich Wilhelm I., Preußen, Brandenburg, Regensburger Unionsbestrebungen, und Dualismus.
- Quote paper
- Patrick Koops (Author), 2003, Corpus Evangelicorum und deutsches Machtgleichgewicht 1713 - 1740, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14964