Die apokalyptischen Reiter wurden in der Geschichte schon häufig thematisiert. Die zahlreichen exegetischen Abhandlungen, aber auch die beträchtliche Anzahl an Gemälden bis hin zu Titel- und Künstlernamen musikalischer Bands bezeugen bis heute ein erhebliches Interesse am Gegenstand. Durch die für heutige Leser der Offenbarung des Johannes oft nicht (leicht) zu verstehende Bildsymbolik sind zudem verschiedenste Deutungen dieser apokalyptischen Reiter möglich, die sicher auch zu deren Erfolg in der Rezeptionsgeschichte beigesteuert haben.
Innerhalb der Auslegungsgeschichte ist besonders der erste Reiter (Offb 6,2) oft unterschiedlich gesehen worden. Das weiße Pferd, der ihm gegebene Kranz und der Bogen, sowie Parallelen zu dem ähnlich beschriebenen Christus in Offb 19,11, veranlassten viele Exegeten dazu, den ersten Reiter als Christus zu identifizieren. Gegen dieses positive Bild wird seit Luther argumentiert .
Mit diesem Essay wird ein weiterer Blick auf den ersten Reiter angestrebt. Nachdem der theologische Hintergrund der urchristlichen Leser skizziert wird, werden Argumente für das positive und das negative Bild des ersten Reiters dargelegt, um schließlich zu diskutieren, auf welcher Seite die Argumente überwiegen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorlesung: Gottesbilder im Neuen Testament
- Zur Naherwartung in der Offenbarung
- Zur Entfaltung des konträren Verständnisses des ersten Reiters
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht die unterschiedlichen Interpretationen des ersten apokalyptischen Reiters in Offenbarung 6,2. Ziel ist es, die theologischen Argumente für eine positive (Christus als Reiter) und eine negative Deutung zu beleuchten und deren Gewichtung zu diskutieren. Der Kontext der urchristlichen Gemeinde und deren Erwartung der baldigen Wiederkunft Christi spielt dabei eine zentrale Rolle.
- Die urchristliche Erwartung der Wiederkunft Christi
- Die unterschiedlichen Interpretationen des ersten Reiters (positiv vs. negativ)
- Die Symbolik des weißen Pferdes, des Kranzes und des Bogens
- Die Parallelität der vier Reiter und ihre Bedeutung
- Der alttestamentliche Verstehenshorizont der Rezipienten
Zusammenfassung der Kapitel
Vorlesung: Gottesbilder im Neuen Testament: Die Einleitung thematisiert das anhaltende Interesse an den apokalyptischen Reitern, verschiedene Deutungsmöglichkeiten aufgrund der Bildsymbolik und die unterschiedlichen Interpretationen des ersten Reiters im Laufe der Auslegungsgeschichte. Der Essay wird den theologischen Hintergrund der urchristlichen Leser skizzieren, Argumente für positive und negative Interpretationen des ersten Reiters darlegen und diese schließlich gegeneinander abwägen.
Zur Naherwartung in der Offenbarung: Dieses Kapitel betont den brieflichen Charakter der Offenbarung als Schreiben an sieben Gemeinden in Asien. Die Nähe zur paulinischen Briefliteratur und die Schlussformel unterstreichen den Bezug zu konkreten Gemeindeproblemen und deren Verständnis der Symbolik. Die urchristliche Erwartung der baldigen Wiederkunft Christi, deutlich in Offb 6,11b ausgedrückt, wird als zentraler Kontext für das Verständnis der Apokalypse (als Enthüllung) hervorgehoben. Das Lamm als Christus, der das Buch mit den sieben Siegeln öffnet, wird als Schlüssel für das Verständnis des folgenden Kapitels eingeführt.
Zur Entfaltung des konträren Verständnisses des ersten Reiters: Dieses Kapitel analysiert die unterschiedlichen Interpretationen des ersten Reiters. Während Kirchenväter ihn aufgrund der Ähnlichkeit zu Offb 19,11 als Christus sahen, vertreten neuere Exegesen eine negative Deutung. Die Argumente für eine negative Deutung basieren auf der Parallelität zu den anderen Reitern (Krieg, Hungersnot, Tod), der Vorstellung, dass Christus bereits in Offb 6,1 als Lamm erscheint, und der Aussage, dass ein "Sieger" implizit einen "Verlierer" voraussetzt. Gegenargumente betonen die sprachliche Abgrenzung des ersten Reiters zum zweiten, die positive Konnotation von Bogen und Kranz im alttestamentlichen Kontext, und die weiße Farbe des Pferdes als Symbol des eschatologischen Eroberers. Die unterschiedlichen Positionen werden ausführlich diskutiert und gegeneinander abgewogen.
Schlüsselwörter
Apokalyptische Reiter, Offenbarung des Johannes, Urchristentum, Naherwartung, Christus, Exegese, Bildsymbolik, positive und negative Deutung, Sieger, Krieg, Hungersnot, Tod, weißes Pferd, Bogen, Kranz.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Gottesbilder im Neuen Testament und die Deutung des ersten apokalyptischen Reiters
Was ist der Gegenstand dieses Essays?
Der Essay untersucht die unterschiedlichen Interpretationen des ersten apokalyptischen Reiters in Offenbarung 6,2. Er beleuchtet die theologischen Argumente für eine positive (Christus als Reiter) und eine negative Deutung und diskutiert deren Gewichtung. Der Kontext der urchristlichen Gemeinde und deren Erwartung der baldigen Wiederkunft Christi spielt eine zentrale Rolle.
Welche Themen werden im Essay behandelt?
Der Essay behandelt die urchristliche Erwartung der Wiederkunft Christi, die unterschiedlichen Interpretationen des ersten Reiters (positiv vs. negativ), die Symbolik des weißen Pferdes, des Kranzes und des Bogens, die Parallelität der vier Reiter und ihre Bedeutung sowie den alttestamentlichen Verstehenshorizont der Rezipienten.
Welche Kapitel umfasst der Essay?
Der Essay besteht aus drei Kapiteln: "Vorlesung: Gottesbilder im Neuen Testament", "Zur Naherwartung in der Offenbarung" und "Zur Entfaltung des konträren Verständnisses des ersten Reiters".
Was wird im Kapitel "Vorlesung: Gottesbilder im Neuen Testament" behandelt?
Die Einleitung thematisiert das anhaltende Interesse an den apokalyptischen Reitern, verschiedene Deutungsmöglichkeiten aufgrund der Bildsymbolik und die unterschiedlichen Interpretationen des ersten Reiters im Laufe der Auslegungsgeschichte. Es wird der theologische Hintergrund der urchristlichen Leser skizziert, Argumente für positive und negative Interpretationen des ersten Reiters dargelegt und diese schließlich gegeneinander abgewogen.
Was ist der Schwerpunkt des Kapitels "Zur Naherwartung in der Offenbarung"?
Dieses Kapitel betont den brieflichen Charakter der Offenbarung, die Nähe zur paulinischen Briefliteratur und den Bezug zu konkreten Gemeindeproblemen. Die urchristliche Erwartung der baldigen Wiederkunft Christi wird als zentraler Kontext für das Verständnis der Apokalypse hervorgehoben. Das Lamm als Christus wird als Schlüssel für das Verständnis des folgenden Kapitels eingeführt.
Worauf konzentriert sich das Kapitel "Zur Entfaltung des konträren Verständnisses des ersten Reiters"?
Dieses Kapitel analysiert die unterschiedlichen Interpretationen des ersten Reiters. Es vergleicht die Sichtweise der Kirchenväter, die ihn als Christus sahen, mit neueren Exegesen, die eine negative Deutung vertreten. Die Argumente für und gegen beide Positionen werden ausführlich diskutiert und gegeneinander abgewogen.
Welche Schlüsselwörter sind für den Essay relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Apokalyptische Reiter, Offenbarung des Johannes, Urchristentum, Naherwartung, Christus, Exegese, Bildsymbolik, positive und negative Deutung, Sieger, Krieg, Hungersnot, Tod, weißes Pferd, Bogen, Kranz.
Welche Deutungen des ersten Reiters werden im Essay diskutiert?
Der Essay diskutiert sowohl positive Deutungen (Christus als Reiter) als auch negative Deutungen des ersten Reiters. Die Argumente für beide Positionen werden detailliert untersucht und verglichen.
Welche Rolle spielt die urchristliche Erwartung der Wiederkunft Christi?
Die urchristliche Erwartung der baldigen Wiederkunft Christi ist ein zentraler Kontext für das Verständnis der Apokalypse und der Interpretation des ersten Reiters. Der Essay betont die Bedeutung dieses Kontextes für die Deutung der Texte.
Wie werden die verschiedenen Interpretationen des ersten Reiters gegeneinander abgewogen?
Der Essay präsentiert die Argumente für beide Interpretationen (positiv und negativ) und wägt diese sorgfältig gegeneinander ab, um zu einer fundierten Einschätzung zu gelangen.
- Arbeit zitieren
- Stefan Rohde (Autor:in), 2010, Der erste apokalyptische Reiter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150354