Die Geschichte, Programmatik und Struktur der Gewerkschaften Frankreichs ist wie auch in anderen Ländern entscheidend durch die Entwicklung der Gesellschaft geprägt. Die Entwickelung der Vorstruktur des bestehenden französischen Gewerkschaftssystems im Vergleich zum Rest Europas setzte allerdings erst sehr spät ein. Die „traditionellen Herrschaftsstrukturen“ stellte man vor Einsetzen der Industrialisierung 1830 noch nicht in Frage. Somit baute sich lange ein französisches Wirtschaftssystem mit unzähligen Kleinbetrieben auf. Außerdem wurde ein früherer Beginn der Gewerkschaftsbewegung durch das 1791 von der Nationalversammlung einstimmig verabschiedete „Loi de Chapelier“ verhindert, nach dem bis auf weiteres alle beruflichen und standesgemäßen Bünde sowie Streiks und Demonstrationen verboten wurden.
Die Konsequenz war eine übermäßig stark zersplitterte französische Arbeiterschaft, die später eine große Vielfalt innerhalb der Gewerkschaftsbewegung mit sich brachte. Obwohl alle heute bestehenden Gewerkschaften ihren Ursprung in einer Gewerkschaft, der Confédération Générale du Travail (CGT) fanden, hielt diese Einigkeit kaum zwanzig Jahre an. Schnell spalteten sich die in ihr unterschiedliche bestehenden Flügel von ihr ab und pluralisierten das Gewerkschaftssystem Frankreichs damit in einem hohen Maße.
Ausgangspunkt dieser Arbeit ist die historische Entwicklung der französischen Gewerkschaftsstruktur mit ihrem spezifischen Charakter dem Anarcho-syndikalismus. Diese Entwicklung verhinderte das frühere Einsetzen der Bewegung und die Einheit der Gewerkschaften. Wenngleich Frankreich kein „Hort des Klassenkampfes“ ist, so besteht dennoch eine gewisse Kampftradition, deren Ursprünge gewiss in der Französischen Revolution zu finden sind. Das weit verbreitete Selbstverständnis von Klassen- und Massenorganisationen ist ebenfalls ein Resultat dessen. Welche Rolle spielt dabei die 1906 verabschiedete Charta von Amiens?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historische Entwicklung des französischen Gewerkschaftssystems
- LO
- Frankreichs Gewerkschaften
- Die „repräsentativen“ Gewerkschaften
- Confédération Générale du Travail
- Confédération Générale du Travail - Force Ouvrière
- Confédération Francaise Democratique du Travail
- Confédération Francaise des Travailleurs Chrétiens
- Confédération Francaise de l'Encadrement - Confédération Générale des Cadres
- Fédération de l'Education National
- Weitere Gewerkschaften
- Mitgliederentwicklungen seit 1950 – Französische Gewerkschaften in der Krise
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Geschichte, der Programmatik und der Struktur der französischen Gewerkschaftsbewegung. Sie analysiert die Entwicklung des französischen Gewerkschaftssystems im Kontext der gesellschaftlichen Veränderungen und beleuchtet die Herausforderungen, denen die Gewerkschaften im Laufe der Zeit begegneten.
- Die historische Entwicklung des französischen Gewerkschaftssystems vom Anarcho-Syndikalismus bis zum Gewerkschaftspluralismus
- Die Rolle der "repräsentativen" Gewerkschaften in Frankreich und ihre unterschiedlichen programmatischen Ausrichtungen
- Die Mitgliederentwicklungen der französischen Gewerkschaften seit 1950 und die Ursachen für die Krise der Gewerkschaftsbewegung
- Die Auswirkungen der Krise auf die weitere Entwicklung der Gewerkschaftsbewegung
- Die Bedeutung der Charta von Amiens für die französische Gewerkschaftsbewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und erläutert die historische Entwicklung des französischen Gewerkschaftssystems, die stark von der Entwicklung der Gesellschaft geprägt ist. Es werden die Herausforderungen dargestellt, die die Gewerkschaftsbewegung in ihren Anfängen bewältigen musste, wie z.B. das "Loi de Chapelier", das alle Berufsverbände und Streiks verbot. Das Kapitel beleuchtet auch die Rolle des Anarcho-Syndikalismus und die Entstehung der Confédération Générale du Travail (CGT) als erste große Gewerkschaft.
Kapitel 2 widmet sich der detaillierten Analyse der "repräsentativen" Gewerkschaften in Frankreich. Es werden die Entstehung, Grundsätze und Ziele der CGT, der CGT-Force Ouvrière, der Confédération Francaise Democratique du Travail, der Confédération Francaise des Travailleurs Chrétiens und der Confédération Francaise de l'Encadrement - Confédération Générale des Cadres vorgestellt. Das Kapitel verdeutlicht die unterschiedlichen programmatischen Ausrichtungen der Gewerkschaften und beleuchtet gleichzeitig ihre Gemeinsamkeiten.
Kapitel 3 behandelt die Mitgliederentwicklungen der französischen Gewerkschaften seit 1950 und die Ursachen für die Krise der Gewerkschaftsbewegung, die ihren Höhepunkt Ende der 1970er-Jahre erlebte. Es werden die politisch-ideologischen Rahmenbedingungen analysiert, die die Krise begünstigten, und die Frage nach den Auswirkungen der Krise auf die weitere Entwicklung der Gewerkschaftsbewegung wird gestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der Gewerkschaftsbewegung in Frankreich, darunter die historische Entwicklung, die Rolle der "repräsentativen" Gewerkschaften, die Mitgliederentwicklungen seit 1950, die Krise der Gewerkschaftsbewegung und die Bedeutung der Charta von Amiens. Wichtige Schlüsselbegriffe sind Anarcho-Syndikalismus, CGT, Gewerkschaftspluralismus, "repräsentative" Gewerkschaften, Mitgliederentwicklungen, Krise, politische Rahmenbedingungen, Charta von Amiens.
- Arbeit zitieren
- Julia Krüger (Autor:in), 2008, Die Gewerkschaftsbewegung in Frankreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150914