Das in der Öffentlichkeit westlicher Länder bestehende Bild von islamischen Ländern ist größtenteils durch die Medien geprägt. Die jüngsten Anschlagserien im Irak und speziell die Ereignisse des 11. Septembers 2001 rückten den Fokus des internationalen Interesses in Richtung Mittlerer Osten. Diese Gewalttaten islamischer Fundamentalisten führen zu einer Reihe von Vorurteilen, da sie stellvertretend für den Islam als Ganzes angesehen werden. So gilt der Islam als westfeindlich, verschlossen gegenüber westlichen Ideen und als extrem gewaltbereit in der Umsetzung seiner Ziele. Doch darf im Interesse einer objektiven Auseinandersetzung mit diesem Thema nicht vergessen werden, dass es sich, trotz der in letzter Zeit häufig auftretenden Anschläge, hier um Taten fanatischer Fundamentalisten, die die Religion für ihre politischen Zwecke instrumentalisieren, handelt und nicht um die Ausübung der islamischen Gebote.
Anders als in westlichen Nationen ist eine Trennung von Staat und Religion in islamischen Ländern nahezu undenkbar. Der Islam, als eine der fünf Weltreligionen mit über einer Milliarde Anhängern weltweit, will nicht nur in moralischen Fragen Antworten vermitteln und Regeln aufstellen. Er bietet vielmehr ein strikt verbindliches Regelwerk für alle Bereiche des menschlichen Daseins an, das auch für wirtschaftliche Bereiche gilt.
Trotz immenser Ölvorräte in einigen Ländern des Mittleren Ostens haben diese mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Diese Probleme jedoch einzig und allein auf die Religion zurückzuführen wäre ebenso verfrüht, wie die Religion völlig aus dem wirtschaftlichen Bereich auszuklammern. Westliche Wissenschaftler weisen dem Islam mitunter eine entwicklungshemmende Komponente zu. Gegen diese These spricht die historische Entwicklung.
Da die Soziale Marktwirtschaft große wirtschaftliche Erfolge vorzuweisen hat, soll geprüft werden, ob sie eine mögliche Lösung der ökonomischen Probleme darstellen könnte und inwieweit die dafür notwendigen Voraussetzungen mit der islamischen Lehre vereinbar sind.
Die Heterogenität der Länder mit islamischer Staatsreligion erschwert eine allgemeingültige Aussage über die Möglichkeiten wirtschaftlichen Aufschwungs und Wachstums. So wurden die Länder des Mittleren Ostens stellvertretend ausgewählt um einen Vergleich zwischen Sozialer Marktwirtschaft und islamischer Wirtschaftsordnung durchzuführen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Stilisierte Fakten über den Entwicklungsstand in den Ländern des Mittleren Ostens
- 2.1. Ökonomische Indikatoren
- 2.1.1. Pro-Kopf – Einkommen
- 2.1.2. Human Development Index
- 2.2. Soziale Indikatoren
- 2.2.1 Lebenserwartung bei der Geburt
- 2.2.2. Alphabetisierungsrate bei Erwachsenen
- 2.2.3. Bevölkerungswachstum
- 2.1. Ökonomische Indikatoren
- 3. Soziale Marktwirtschaft
- 3.1. Hintergrund
- 3.2. Grundelemente einer funktionsfähigen Sozialen Marktwirtschaft
- 3.2.1. Privateigentum und Haftung
- 3.2.2. Vertragsfreiheit
- 3.2.3. Preissystem
- 3.2.4. Wettbewerb
- 3.2.5. Sozialer Ausgleich
- 4. Die Wirtschaftsordnung im Islam
- 4.1. Hintergrund
- 4.2. Staat und Religion in den Ländern des Mittleren Ostens
- 4.3. Grundelemente der islamischen Wirtschaftsordnung
- 4.3.1. Privateigentum
- 4.3.2. Zakat
- 4.3.3. Finanzsystem
- 5. Soziale Marktwirtschaft und Islam
- 5.1. Theoretischer Vergleich
- 5.2. Umsetzungsmöglichkeiten in der Praxis
- 5.2.1. Türkei
- 5.2.2. Iran
- 5.2.3. Irak
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit analysiert die Anwendbarkeit der Sozialen Marktwirtschaft als Wirtschaftsordnung in Ländern des Mittleren Ostens. Ziel ist es, die theoretischen Grundlagen beider Systeme, die Soziale Marktwirtschaft und die islamische Wirtschaftsordnung, zu vergleichen und die Umsetzbarkeit einer Sozialen Marktwirtschaft in den Ländern des Mittleren Ostens zu bewerten.
- Vergleich der theoretischen Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft und der islamischen Wirtschaftsordnung
- Analyse der wirtschaftlichen Situation der Länder des Mittleren Ostens
- Bewertung der Umsetzbarkeit der Sozialen Marktwirtschaft in den Ländern des Mittleren Ostens
- Beurteilung der Auswirkungen einer möglichen Einführung der Sozialen Marktwirtschaft auf die Wirtschaft und Gesellschaft der Länder des Mittleren Ostens
- Diskussion der Herausforderungen und Chancen einer solchen Transformation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik, die den aktuellen Stand der Debatte über die wirtschaftliche Situation der Länder des Mittleren Ostens beleuchtet. Das zweite Kapitel analysiert den Entwicklungsstand dieser Länder anhand ökonomischer und sozialer Indikatoren, um ein umfassendes Bild der Herausforderungen zu zeichnen. Im dritten Kapitel werden die Grundelemente der Sozialen Marktwirtschaft erläutert, während das vierte Kapitel die islamische Wirtschaftsordnung und ihre Grundprinzipien beleuchtet.
Das fünfte Kapitel vergleicht die beiden Wirtschaftsordnungen und untersucht, inwiefern sich die Soziale Marktwirtschaft mit den Prinzipien des Islam vereinbaren lässt. Schließlich beleuchtet die Arbeit die Umsetzungsmöglichkeiten der Sozialen Marktwirtschaft in ausgewählten Ländern des Mittleren Ostens: Türkei, Iran und Irak.
Schlüsselwörter
Soziale Marktwirtschaft, islamische Wirtschaftsordnung, Mittlerer Osten, Entwicklungsländer, Wirtschaftsordnung, Vergleich, Umsetzung, Herausforderungen, Chancen, Türkei, Iran, Irak, Privateigentum, Vertragsfreiheit, Wettbewerb, Sozialer Ausgleich, Zakat, Finanzsystem.