Jean Piaget (1896-1980) liefert bis heute die umfassendste Theorie der kognitiven Entwicklung. Ausgehend von der Entwicklung des kindlichen Denkens suchte Piaget nach allgemeinen geistigen Konstruktionsprozessen. Zentrale Fragen seiner empirisch fundierten Theorie sind: Wie entsteht Erkenntnis immer wieder von Neuem? In welchem Alter halten Menschen welche Annahmen für wahr?
Piaget widerlegte die These, alle Erkenntnis und alles Verhalten beruhe auf angeborenen Fähigkeiten, bzw. Trieben und Instinkten (siehe Freud). Er bestritt jedoch auch Umwelteinflüsse als alleinige Ursache für Entwicklung (siehe Behaviorismus). Piagets Fokus liegt auf der durch das Individuum selbst initiierten Interaktion mit der Umwelt.
Gesellschaftliche Prägung spielt bei ihm eine geringe Rolle, seine Theorie soll ja aber auch keine Sozialisationstheorie sein, sondern eine, die sich mit der Entwicklung des Denkens beschäftigt. Im Gegensatz zum Behaviorismus, der Entwicklung im Sinne von Verhaltensänderungen auf die Konditionierung durch bestimme Umweltreize zurückführt, sieht Piaget das menschliche Gehirn nicht als „Black Box“ an, sondern stellt es in den Mittelpunkt menschlicher Entwicklung. Menschen sind bei Piaget mehr als komplizierte mechanische Apparate, die auf äußere Reize in festgelegter Weise reagieren. Sie sind von Geburt an Wesen, die aus sich selbst heraus motiviert sind, sich mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen und die sich durch die Erfahrungen mit der Umwelt weiterentwickeln.
Im Folgenden werde ich zunächst grundlegenden Konzepte von Piagets Theorie vorstellen – Intelligenz, Inhalt des Denkens, erblich angelegte Strukturen, Tendenzen der Anpassung und Organisation, Psychologische Strukturen, Äquilibration, Soziale Vermittlung und Kognitive Entwicklung. Dann werde ich die vier Stadien der geistigen Entwicklung nach Piaget beschreiben und Kritik mit Hilfe neuster Forschungsergebnisse daran üben. Anschließend werde ich Implikationen von Piagets Erkenntnissen für die Erziehungswissenschaft erläutern und abschließend Piagets Verdienst benennen und Kritik an seiner Theorie als Ganzem üben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Piagets grundlegende Konzepte zur geistigen Entwicklung
- Intelligenz
- Inhalt des Denkens
- Erblich angelegte Strukturen
- Invariante Funktionen: die Tendenzen der Anpassung und Organisation
- Psychologische Strukturen
- Äquilibration
- Soziale Vermittlung
- Die vier Stadien der geistigen Entwicklung
- Geburt bis 2 Jahre: Sensumotorisches Stadium
- Implikationen von Piagets Theorie für die Erziehungswissenschaft
- Piagets Verdienst und Kritik an seiner Theorie
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay beleuchtet die Theorie der geistigen Entwicklung von Jean Piaget. Das zentrale Anliegen ist es, die grundlegenden Konzepte Piagets und die vier Stadien der geistigen Entwicklung nach Piaget vorzustellen. Der Fokus liegt dabei auf der Entstehung von Erkenntnis, der Entwicklung des Denkens und der Rolle der Interaktion mit der Umwelt.
- Die Entstehung von Erkenntnis als Konstruktionsprozess
- Die vier Stadien der geistigen Entwicklung nach Piaget
- Die Rolle der Interaktion mit der Umwelt
- Die Bedeutung von Schemata und Äquilibration
- Die Bedeutung von Reifung, sozialer Vermittlung und Äquilibration für die kognitive Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Theorie von Jean Piaget als eine der umfassendsten Theorien der kognitiven Entwicklung vor. Sie hebt die zentralen Fragen der Theorie hervor: Wie entsteht Erkenntnis? Welche Annahmen halten Menschen in welchem Alter für wahr? Die Einleitung diskutiert Piagets Kritik an angeborenen Fähigkeiten und Umwelteinflüssen als alleinige Erklärung für Entwicklung und betont stattdessen die Bedeutung der durch das Individuum selbst initiierten Interaktion mit der Umwelt.
Piagets grundlegende Konzepte zur geistigen Entwicklung
Dieser Abschnitt erläutert zentrale Konzepte wie Intelligenz, den Inhalt des Denkens, ererbte Strukturen und die invarianten Funktionen der Anpassung und Organisation. Er beschreibt die Rolle von Schemata, Äquilibration und sozialer Vermittlung in der geistigen Entwicklung.
Die vier Stadien der geistigen Entwicklung
Dieser Abschnitt führt in die vier Stadien der geistigen Entwicklung nach Piaget ein. Die Universalhypothese wird vorgestellt, wonach alle Menschen die Stadien in gleicher Reihenfolge durchlaufen, jedoch mit unterschiedlichem Tempo. Dieser Abschnitt konzentriert sich auf das erste Stadium, das sensumotorische Stadium, und beschreibt die Entwicklung des Kindes in sechs Substadien. Er beleuchtet den Erwerb von Fähigkeiten wie Objektpermanenz und das Beginnen des begrifflichen Denkens.
Schlüsselwörter
Piaget, kognitive Entwicklung, geistige Entwicklung, Intelligenz, Schemata, Äquilibration, Anpassung, Organisation, Assimilation, Akkommodation, sensumotorisches Stadium, Objektpermanenz, Entwicklungsstufen.
- Quote paper
- Carolin Duss (Author), 2010, Piagets Theorie der geistigen Entwicklung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151933