Die Doppelbelastung der berufstätigen Mütter


Hausarbeit, 2008

26 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


0 Einleitung

Immer mehr rückt die Familie in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, wobei jedoch oft maßgebliche Funktionsbedingungen, Strukturmerkmale und Leistungsfähigkeiten des Intimsystems Familie, welche die Erweiterung des Funktionssystems Ehe durch Kinder ist, als fragwürdig und veränderungsbedürftig angesehen werden. Im Zentrum dieser Diskussion steht dabei oftmals die Frage nach der Rollenverteilung innerhalb der Familie, denn die, in vielen Haushalten bestehende, Differenz in der Verteilung von Haus- und Erwerbstätigkeit zwischen den Geschlechtern führt zu einer Doppelbelastung der Frau.

So möchte auch die vorliegende Hausarbeit unter anderem diese Diskussion aufgreifen und sich in erster Linie auf die Doppelorientierung der erwerbstätigen Mutter und Hausfrau beziehen. Es soll gezeigt werden, dass diese doppelte Orientierung zwischen Haus- und Erwerbstätigkeit einen enormen Aufwand und eine extreme Belastung für die Frau darstellt. Die Familienarbeit hat sowohl in der Planung innerhalb der Familie als auch in der Beurteilung durch die Gesellschaft große Beachtung verdient, welche ihr jedoch heutzutage immer noch nicht bzw. kaum gewährt wird. Kindererziehung und Hausarbeit gelten auch heute immer noch nicht als ökonomische Tätigkeiten. So hat auch der deutsche Nationalökonom Friedrich List bereits über 150 Jahren eine wichtige Bemerkung gemacht, die nach Meinung der Professorin für Philosophie Angelika Krebs auch heute noch unverändert fortbestehe:

„`Wer Schweine erzieht ist ein produktives, wer Menschen erzieht, ein unproduktives Mitglied der Gesellschaft´“.[1]

Die vorliegende Hausarbeit möchte versuchen, die sozialethische Frage nach dem Guten und Gerechten in diesem Zusammenhang zu bearbeiten und zu werten: Ist es gerecht, dass Familienarbeit nicht entlohnt wird? Kann die gesellschaftliche Zuweisung der Familientätigkeiten an Frauen eine gute oder auch nur eine akzeptable Sache sein?

Es soll noch erwähnt werden, dass sich die vorliegende Hausarbeit auf die erwerbstätigen Mütter in der Bundesrepublik Deutschland bezieht. Ein Vergleich mit den EU- Staaten würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen.

1 Familienarbeit

Arn gibt in seinem Buch eine, wie es zunächst scheint, scherzhafte Definition der Haus- und Familienarbeit: „Haus- und Familienarbeit ist das, was Hausfrauen und Hausmänner tun“.[2] Doch was tun Hausfrauen und Hausmänner eigentlich? Oft fallen einem bei dieser Frage zunächst nur die monotonen Tätigkeiten ein, wie beispielsweise waschen, bügeln, kochen, putzen. Doch Haus- bzw. Familienarbeit ist weit mehr. Zu der Familienarbeit gehört beispielsweise die Beziehungsarbeit, welche den Zusammenhalt der Familienmitglieder untereinander sicherstellt. Und auch die Betreuung von pflegebedürftigen Kindern und alten Menschen ist eine wichtige Aufgabe der Familie. Familienarbeit ist somit für das Funktionieren einer Gesellschaft exentiell notwendig und nicht mehr wegzudenken.

1.1 Funktion von Familie

Als Funktion von Familie kann heute, ebenso wie früher, immer noch die gesellschaftliche Inklusion der Person genannt werden, insofern der Mensch in der Familie soziale Resonanz findet und zwar mit allem, was ihn angeht.[3]

Die Familie ist, soziologisch erklärt, das Funktionssystem der Gesellschaft, das die Funktion der Komplettberücksichtigung der Person übernimmt, sie ausbaut und stabilisiert[4] In der Familie geht es um die Komplettberücksichtigung der Peson. Es geht also, anthropologisch gesprochen, um die Berücksichtigung von Körper, Geist und Seele eines jeden Menschen. Wirklich deutlich, welche Anstrengung und Mühe diese komplette Berücksichtigung bedeutet, wird es allerdings erst, wenn man bedenkt, welche Merkmale wir beispielsweise alleine schon mit dem Körper in Verbindung setzen. Um hier nur einige Beispiele aufzuzählen: Sexualität, Empfängnis, Gebären, Säugen, Nähren, Stoffwechsel, Heranwachsen, Gesundheit, Stärke, Schwäche, Krankheit, Alter, Tod. Dieses stellt nicht nur einen enormen Anspruch an die einzelnen Familienmitglieder dar, sondern ebenso eine enorme Belastung und Herausforderung für die einzelnen Familienmitglieder. Diese immense Anstrengung nimmt die Familie aus Liebe für seine Mitglieder in Kauf. So formuliert auch Fuchs weiter im Text: „Im Intimsystem Familie, das die Erweiterung des Intimsystems Ehe ist, muss das Kommunikationsmedium Liebe angenommen werden.“[5] Die Berücksichtigung der ganzen Person als solche funktioniert demnach nur aus und in Liebe. Die Mitglieder der Institution Familie erwarten und benötigen Liebe. Präzise formuliert heißt das: „Man muss lieben in der Familie. Man darf nicht nicht lieben. Abneigung und Vernachlässigung, selbst Teilabneigung und Teilvernachlässigung (...) werden nicht toleriert. Denn: Wenn Liebe die Voraussetzung für das Funktionieren ist, führt der Mangel an Liebe zur Katastrophe.“[6]

1.2 Alles Frauensache?

Doch oft bleiben die eben aufgezeigten Aufgaben einzig an der Frau hängen. So weist auch Kinderbetreuung eine typische Aufgabenverteilung der Geschlechterrollen auf, insofern die Frauen den größten Teil der Betreuungsaufgaben leisten.[7] „Bei der Wahl der Betreuungsform ihrer Kinder steht für die meisten Mütter das Kindeswohl im Vordergrund. Sie sind vielfach bereit, berufliche und finanzielle Nachteile in Kauf zu nehmen, um die Erziehung sicherzustellen“.[8]

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine gerechtere Arbeitsteilung im familiären Bereich finden sich in dem §1356 BGB[9]. Hier heißt es wie folgt:

„(1) Die Ehegatten regeln die Haushaltsführung im gegenseitigen Einvernehmen. Ist die Haushaltsführung einem der Ehegatten überlassen, so leitet dieser den Haushalt in eigener Verantwortung“.
„(2) Beide Ehegatten sind berechtigt, erwerbstätig zu sein. Bei der Wahl und Ausübung einer Erwerbstätigkeit haben sie auf die Belange des anderen Ehegatten und der Familie die gebotene Rücksicht zu nehmen“.

Doch die Realität sieht oft anders aus. Nur selten wird die Haushaltsführung im gegenseitigen Einvernehmen beider Partner geregelt. So scheint es auch nicht verwunderlich, dass selbst die rechtssoziologische Forschung davor warnt, zu denken, Rechtsnormen seien in der Lage, konstruktiv in die Intimbeziehungen einzugreifen.[10]

Zwar hat eine Männerstudie aus dem Jahre 1999 erwiesen, dass es den neuen familienorientierten Mann, der sich sowohl eine gleichmäßige Verteilung der Familienarbeit auf beide Geschlechter wünscht, als auch selbst dazu bereit ist, Erziehungsurlaub zu nehmen, während seine Ehefrau erwerbstätig ist gibt, doch ist dieser Männertyp kirchlich gebunden und umfasst zu 70% Männer unter 46 Jahren.[11] Im Jahr der Studie umfasst dieser Typ Mann 19% aller Männer, was auf finanzielle und soziale Gründe zurück zu führen ist. So verdient der Mann auch heute noch in vielen Berufen wesentlich mehr als seine weiblichen Kollegen.[12]

Doch die Tendenz des neuen Mannes steigt weiterhin nach oben, denn die Prozentzahl derer Väter, die Erziehungsurlaub nehmen, ist bereits von 3,5% im Jahr 2006 auf rund 7% im Jahr 2007 gestiegen.[13] Hier scheint das Elterngeld, welches 2007 durch die CDU eingeführt wurde, ein attraktiver Lösungsansatz für beide Partner zu sein. Des Weitern sind heute ca. 90% aller Väter bei der Geburt ihrer Kinder anwesend. Im Vergleich hierzu waren es vor rund dreißig Jahren gerade einmal 10%[14].

1.3 Erwartungen an Kinder

Es soll allerdings noch erwähnt werden, dass auch Kinder, ebenso wie Eltern den natürlichen Auftrag haben, Familienarbeit zu erbringen, wie es beispielsweise das Grundgesetz folgendermaßen vorsieht:

„Das Kind ist, solange es dem elterlichen Hausstand angehört und von den Eltern erzogen oder unterhalten wird, verpflichtet, in einer seinen Kräften und seiner Lebensstellung entsprechenden Weise den Eltern in ihrem Hauswesen und Geschäft Dienste zu leisten.“[15]

Am ehesten übernehmen Kinder die Betreuungsaufgaben für jüngere Geschwister in Form des Miteinader- Spielens, so dass die Eltern nicht direkt vor Ort zu sein müssen.[16] Nave- Herz vertritt die Sichtweise, dass diese „Kinderarbeit“ nicht mehr die Funktion der Arbeitsentlastung für Mütter habe, sondern die der Beschäftigung und / oder pädagogischer Funktion diene.[17] Ob dieses positiv oder negativ zu bewerten ist, sei jedoch erst einmal dahingestellt. Fest steht, dass hier ein zeitgeschichtlicher Wandel zu vernehmen ist, denn die Autorin Bayerl gibt in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass diese Art der Unterstützung, welche in der Nachkriegszeit eine Selbstverständlichkeit gewesen ist, heutzutage nur in geringer Form existiere: „Interessanterweise haben gerade in dem Zeitraum, in dem die Erwartungen an die Unterstützung der Kinder durch die Eltern zugenommen haben, die Leistungen der Kinder gegenüber der Familie abgenommen“.[18]

2 Erwerbsarbeit

Wie bereits im vorangegangen Kapitel geschehen, soll nun auch im Bereich der Erwerbsarbeit eine kurze Veranschaulichung der Alltagssituation von Frauen und Männern gewährleistet werden:

[...]


[1] List (1959), S.151, zit. n. Krebs (2002), S.11.

[2] Arn (2002), S.22.

[3] vgl. Jünemann (2006), Online im Internet: http://www.renovabis.de/download/Renovabis_Kongress_2006_Juenemann.pdf (17.08.2008)

[4] vgl. ebd.; vgl. auch Fuchs (1999), S.89ff.

[5] Fuchs (1999), S.89 ff., zit. n. Jünemann (2006), Online im Internet: http://www.renovabis.de/download/Renovabis_Kongress_2006_Juenemann.pdf (17.08.2008)

[6] Jünemann (2006), S.4.

[7] vgl. Hentschel, Römelt (2006), S.37.

[8] vgl. ebd.

[9] BGB (612008), §1356

[10] Nave- Herz 1994), S.43

[11] vgl. Jünemann (2006), Online im Internet : http://www.renovabis.de/download/Renovabis_Kongress_2006_Juenemann.pdf (17.08.2008)

[12] vgl. Franks (1999)

[13] vgl. http://www.abendblatt.de/daten/2007/05/18/741895.html. (12.08.2008)

[14] Vgl. Hentschel, Römelt (2006), S.200.

[15] BGB (612008), §1619.

[16] vgl. ebd.; vgl. auch Friedl, Kannicht (1998), S.114.

[17] vgl. Nave- Herz (1994), S.45.

[18] Hentschel, Römelt (2006), S.38.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Die Doppelbelastung der berufstätigen Mütter
Hochschule
Katholische Fachhochschule Nordrhein-Westfalen - Abteilung Paderborn
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
26
Katalognummer
V152460
ISBN (eBook)
9783640643684
ISBN (Buch)
9783640644216
Dateigröße
580 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hausarbeit, Erwerbsarbeit, Doppelbelastung, Sozialethik, Familienarbeit, Funktion der Familie, Geschlechterrollen, Gender, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Familienpolitik, Ethisches Dreieck
Arbeit zitieren
Oksana Kerbs (Autor:in), 2008, Die Doppelbelastung der berufstätigen Mütter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152460

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