Die vorliegende Seminararbeit behandelt die Einwanderung und Integration polnischer Arbeitsmigranten ins Ruhrgebiet nach Gründung des deutschen Kaiserreichs 1871 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Im Zuge der industriellen Erschließung des Ruhrgebiets Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer massiven Einwanderung in die Region. Aufgrund der wirtschaftlichen Expansion wurden Arbeitskräfte aus vielen Teilen des damaligen deutschen Kaiserreiches angeworben. Schnell bildeten dabei polnischstämmige Einwohner der preußischen Ostprovinzen eine der zahlenstärksten Immigrantengruppen. Die industriellen Unternehmer im Ruhrgebiet konnten durch die Anwerbung von polnischen Arbeitskräften ihren sprunghaft gestiegenen Bedarf abdecken. Die oft verarmten Polen aus den meist ländlich geprägten Ostgebieten waren zur Verbesserung ihrer Lebensumstände äußerst bereit ins aufstrebende Ruhrgebiet auszuwandern. In Zeiten der zunehmenden Industrialisierung bot ohnehin fast nur noch das Leben in urbanen und industriellen Räumen Chancen für einen sozialen Aufstieg. Die Einwanderungswellen ins Ruhrgebiet machten die Region schließlich erst zu einem urbanen Ballungsraum. Aus Dörfern und Kleinstädten wurden Großstädte.
Heute erkennt man noch deutlich die Prägung der Bevölkerung des Ruhrgebiets durch die polnischen Zuwanderer. Auffallend sind viele polnische Familiennamen und Wörter im Ruhrgebietsdialekt. Das Bewusstsein für die polnische Abstammung ist unter der großen Mehrheit der Nachfahren jedoch nicht mehr existent. Auch das Ausleben von polnischer Kultur und Tradition unter den folgenden Generationen verschwand. Dieser Umstand, falls nicht schon in Vergessenheit geraten, wurde und wird in der deutschen Öffentlichkeit oft voreilig damit begründet, dass die Einwanderung der Polen ins Ruhrgebiet ein Beispiel für gelungene Integration darstellt. An anderen Stellen wird allerdings auch von einer erzwungen Assimilation der sogenannten Ruhrpolen gesprochen.
Letztere Behauptung erscheint wissenschaftlich fundierter. Ziel dieser Arbeit soll es deshalb sein, Widrigkeiten und Probleme aufzuzeigen, welche sich den Ruhrpolen damals stellten. Dabei handelt es sich zum einen um Repressionen von staatlicher Seite, zum anderen um Diskriminierungen in Beruf und Alltag. Es soll dadurch schließlich der Frage nachgegangen werden, ob die Migration der Ruhrpolen tatsächlich als Beispiel für eine gelungene Integration angegeben werden kann oder ob diese eher unter Druck zustande kam.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die staatliche Germanisierungspolitik
- Überwachung des ruhrpolnischen Organisationswesens
- Die Schule als Institution zur „Bekehrung“
- Behinderungen der Religionsausübung
- Das Angebot zur Namensänderung
- Gesellschaftliche Diskriminierungen der Ruhrpolen
- Diffamierungen durch deutsche Mitbürger
- Die anti-polnische Stimmung der Presse
- Die Ruhrpolen im Beruf – Lohndrücker und Streikbrecher
- Exkurs: Der „Proleten- und Polackenverein“ Schalke 04
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert die Einwanderung und Integration polnischer Arbeitsmigranten ins Ruhrgebiet von 1871 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs. Die Arbeit beleuchtet die Auswirkungen der staatlichen Germanisierungspolitik auf die polnische Minderheit, insbesondere die Diskriminierung und Repression, die sie erlebten. Sie untersucht auch, wie die Ruhrpolen in der Gesellschaft und im Berufsleben behandelt wurden. Letztendlich wird die Frage gestellt, ob die Migration der Ruhrpolen als Beispiel für eine gelungene Integration angesehen werden kann oder ob sie eher unter Druck zustande kam.
- Die staatliche Germanisierungspolitik und ihre Auswirkungen auf die polnische Minderheit im Ruhrgebiet.
- Die Diskriminierung der Ruhrpolen in der Gesellschaft und im Berufsleben.
- Die Herausforderungen und Schwierigkeiten, denen die Ruhrpolen im Alltag begegneten.
- Die Frage, ob die Integration der Ruhrpolen tatsächlich als Beispiel für eine gelungene Integration angesehen werden kann.
- Die Rolle der polnischen Kultur und Tradition in der Integration der Ruhrpolen.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Kontext der Einwanderung polnischer Arbeitsmigranten ins Ruhrgebiet nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs vor. Sie beleuchtet die wirtschaftlichen und politischen Faktoren, die die Migration antrieben, und die Herausforderungen, denen die Polen im neuen Umfeld begegneten.
- Die staatliche Germanisierungspolitik: Dieses Kapitel befasst sich mit den Repressionsmaßnahmen der deutschen Regierung gegenüber der polnischen Minderheit. Es analysiert die Auswirkungen der Germanisierungspolitik auf die Bildung, Religion und das kulturelle Leben der Ruhrpolen.
- Gesellschaftliche Diskriminierungen der Ruhrpolen: Dieses Kapitel beleuchtet die Diskriminierung der Ruhrpolen in der Gesellschaft und im Berufsleben. Es betrachtet die Vorurteile, die gegen sie gerichtet wurden, und die Auswirkungen auf ihre Lebensbedingungen.
- Exkurs: Der „Proleten- und Polackenverein“ Schalke 04: Dieser Exkurs untersucht die Rolle des Fußballvereins Schalke 04 in der Geschichte der Ruhrpolen und die Verbindung zwischen dem Verein und der polnischen Minderheit.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Seminararbeit sind: Ruhrpolen, Einwanderung, Integration, Germanisierungspolitik, Repression, Diskriminierung, polnische Kultur, deutsche Gesellschaft, Berufsleben, Sozialgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Martin Philipp Wiesert (Autor:in), 2010, Die Ruhrpolen. Gelungene Integration oder erzwungene Assimilation?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154347