Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich aus der US-amerikanischen subkulturellen Lesben-Szene heraus das Phänomen der Drag Kings entwickelt, das sich vorwiegend in einer im weitesten Sinne queeren Theater- und Clubkultur verorten lässt. Mit dem Begriff Drag King beschreiben sich Menschen, die bewusst Männlichkeit inszenieren und damit darstellerisch sowohl die herrschende heteronormative Grundordnung als auch die Zweigeschlechtlichkeit
unserer Gesellschaft in Frage stellen können, indem sie die Künstlichkeit
des Männlichen herausarbeiten und sichtbar machen.
Die Kulturtheoretikerin Judith „Jack“ Halberstam bezeichnete den zeitgenössischen Drag King als unerwarteten „Nachzögling in der die Geschlechterrollen durcheinanderwirbelnden Drag-Szene“, zu der sie die biologisch männlichen Drag Queens mit ihren „karikaturalen Imitationen berühmter Diven“ ebenso zählt wie die durch Theater und inzwischen
auch in vielen Filmen – dort häufig verzerrt – dargestellten Transvestiten.
Die Szene rekrutiert sich aus überwiegend queeren Zusammenhängen und ist mannigfaltig zusammensetzt. Während sich manche Drag Kings als „Vorboten einer Transgender-Vision, [...] in der das Geschlecht Menschen nicht mehr auf eine Rolle festlegt und alles möglich ist“, verstehen, betrachten sich andere lediglich als Schauspieler und Performer.
Die Schwierigkeit, diese Menschen mit pathologischen oder selbstbezeichnenden Begriffen wie Transsexualität, Transvestismus, Transmann oder Transgender angemessen benennen zu können, ist in der Vielfalt und mitunter in der Dynamik der unterschiedlichen Identitätsentwürfe begründet. Diese begriffliche Mannigfaltigkeit macht auch eine klare Abgrenzung gegenüber den Drag Kings schwierig.
In der vorliegenden Arbeit werde ich den Begriff Drag King definieren und in Anknüpfung an Judith Butlers Arbeit Gender Trouble (dt.= Das Unbehagen der Geschlechter) untersuchen, ob und in welchem Maß Drag Kings subversiv sein können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Definition Drag Kings
- 2.1. Abgrenzung von Drag Kings und Transsexualität/Transvestismus
- 3. Kinging als subversive Praktik
- 3.1 Bedeutung von Inszenierung und Distanz
- 3.2 Bedeutung des sozialen Kontext
- 4. Kritik
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit hat zum Ziel, den Begriff "Drag King" zu definieren und zu untersuchen, inwieweit Drag Kings als subversiv verstanden werden können. Die Analyse basiert auf Judith Butlers "Gender Trouble".
- Definition von Drag Kings und Abgrenzung zu Transsexualität und Transvestismus
- Kinging als subversive Praxis und deren Bedeutung
- Die Rolle von Inszenierung und sozialem Kontext im Kinging
- Kritik an der Drag King-Kultur
- Vielfalt der Identitätsentwürfe innerhalb der Drag King-Szene
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Drag Kings ein, die sich seit den 1990er Jahren aus der US-amerikanischen Lesbenszene entwickelt haben. Sie beschreibt Drag Kings als Personen, die Männlichkeit inszenieren und damit heteronormative Ordnung und das Zweigeschlechtlichkeitssystem hinterfragen. Die Einleitung erwähnt Judith Halberstam und deren Einordnung von Drag Kings in die Drag-Szene, betont die Vielfältigkeit der Szene und die Schwierigkeit einer klaren begrifflichen Abgrenzung, und kündigt die bevorstehende Definition und Untersuchung des subversiven Potentials von Drag Kings an.
2. Definition Drag Kings: Dieses Kapitel definiert den Begriff "Drag King" und beleuchtet den Unterschied zwischen Kinging und Queening. Es wird erläutert, dass beim Kinging die Darstellung von Männlichkeit im Vordergrund steht, unabhängig vom biologischen Geschlecht des Akteurs. Das Kapitel beschreibt die vielfältigen Facetten von Drag King Performances, verweist auf die Kingz of Berlin als Beispiel und diskutiert die Schwierigkeiten, Drag Kings eindeutig zu kategorisieren. Es wird deutlich gemacht, dass Drag Kings nicht ausschließlich lesbische Frauen sind, und die Heterogenität der Szene wird hervorgehoben.
2.1. Abgrenzung von Drag Kings und Transsexualität/Transvestismus: Dieser Abschnitt grenzt Drag Kings von Transsexualität und Transvestismus ab. Im Gegensatz zu Transsexuellen, die ihren Körper an ihre Geschlechtsidentität anpassen wollen, und Transvestiten, die sich durch Kleidung und Auftreten ihrem Geschlecht annähern, betreiben Drag Kings eine temporäre und spielerische Rollenübernahme. Der Fokus liegt auf der Show und Inszenierung, nicht auf dem "Passing" in einem anderen Geschlecht. Die Unterschiede zwischen der Theatralisierung auf der Bühne und der Verkörperung im Alltag werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Drag Kings, Gender, Männlichkeit, Subversion, Heteronormativität, Transsexualität, Transvestismus, Inszenierung, Performance, Identität, Queer, soziale Kontext, Kinging, Queening.
Häufig gestellte Fragen zu: Drag Kings: Eine subversive Praxis?
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Begriff "Drag King" und analysiert, inwieweit Drag Kings als subversiv verstanden werden können. Die Analyse basiert auf Judith Butlers "Gender Trouble". Die Arbeit umfasst eine Definition von Drag Kings, eine Abgrenzung zu Transsexualität und Transvestismus, die Betrachtung des Kingings als subversive Praxis, die Rolle von Inszenierung und sozialem Kontext, Kritik an der Drag King-Kultur und die Vielfalt der Identitätsentwürfe innerhalb der Szene.
Was wird unter "Drag King" verstanden?
Drag Kings sind Personen, die Männlichkeit inszenieren, unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht. Im Fokus steht die Darstellung von Männlichkeit, nicht das "Passing" als Mann. Die Arbeit betont die vielfältigen Facetten von Drag King Performances und die Heterogenität der Szene, die nicht ausschließlich lesbische Frauen umfasst. Der Unterschied zu Queening wird ebenfalls erläutert.
Wie unterscheiden sich Drag Kings von Transsexuellen und Transvestiten?
Im Gegensatz zu Transsexuellen, die ihren Körper an ihre Geschlechtsidentität anpassen wollen, und Transvestiten, die sich durch Kleidung und Auftreten ihrem Geschlecht annähern, betreiben Drag Kings eine temporäre und spielerische Rollenübernahme. Der Fokus liegt auf der Show und Inszenierung, nicht auf dem "Passing" in einem anderen Geschlecht. Die Unterschiede zwischen der Theatralisierung auf der Bühne und der Verkörperung im Alltag werden hervorgehoben.
Welche Rolle spielen Inszenierung und sozialer Kontext im Kinging?
Die Arbeit betont die Bedeutung von Inszenierung und Distanz sowie des sozialen Kontextes für das Verständnis von Drag King Performances. Die Analyse beleuchtet, wie die Inszenierung von Männlichkeit heteronormative Ordnung und das Zweigeschlechtlichkeitssystem hinterfragt.
Welche Kritikpunkte an der Drag King-Kultur werden angesprochen?
Die Arbeit widmet ein Kapitel der Kritik an der Drag King-Kultur. Die spezifischen Kritikpunkte werden im Detail im entsprechenden Kapitel behandelt.
Welche Schlüsselbegriffe werden in der Arbeit behandelt?
Schlüsselbegriffe sind: Drag Kings, Gender, Männlichkeit, Subversion, Heteronormativität, Transsexualität, Transvestismus, Inszenierung, Performance, Identität, Queer, soziale Kontext, Kinging, Queening.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Definition von Drag Kings inklusive Abgrenzung zu Transsexualität und Transvestismus, ein Kapitel über Kinging als subversive Praxis, ein Kapitel mit Kritikpunkten und eine Zusammenfassung.
Welche theoretische Grundlage wird verwendet?
Die Analyse basiert auf Judith Butlers "Gender Trouble".
Wer sind die Kingz of Berlin?
Die Kingz of Berlin werden in der Arbeit als Beispiel für Drag King Performances erwähnt.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, den Begriff "Drag King" zu definieren und zu untersuchen, inwieweit Drag Kings als subversiv verstanden werden können.
- Arbeit zitieren
- Joachim Schmidt (Autor:in), 2010, Drag Kings. Über das subversive Potenzial einer kulturellen Praktik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155007