Die aktuelle Debatte über den Einsatz von Biokraftstoffen und Bioenergie, welche sowohl in Deutschland im Rahmen des Integrierten Klima‐ und Energiepakets als auch auf Ebene der Europäischen Union (EU) geführt wird, verfängt sich immer mehr in Widersprüchen und Unklarheiten über die tatsächliche Klimabilanz von Bioenergie in Form von Biomasse. So betonte Bundesumweltminister Gabriel in seiner Rede zur Einbringung des ersten Teils des Klimaschutzpakets in den Bundestag die Gefahr von Scheinbilanzen: „Natürlich müssen wir darauf achten, dass wir uns nicht selbst täuschen und eine Scheinbilanz für die Senkung von CO2 vorlegen. Weder darf der Einsatz von Biokraftstoffen in Deutschland und Europa das Abholzen von Regenwäldern beschleunigen noch dürfen wir die CO2‐Emissionen wissentlich übersehen, die bei der Herstellung von Biokraftstoffen ausgelöst werden können.“ (Bundestagsrede vom 21.02.2008) Ziel des Gesetzpakets ist der weitere Ausbau erneuerbarer Energien. Bis zum Jahr 2020 soll ihr Anteil am Energieverbrauch 18% betragen.
Der Vorteil der energetischen Nutzung von Biomasse, sei es als Kraftstoff, zur Wärmeerzeugung oder zur Stromproduktion, liegt zunächst klar auf der Hand. Mit ihrem Einsatz kann sowohl ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet als auch eine sichere Energieversorgung im Hinblick auf das sich verknappende Rohölangebot gewährleistet werden. Im Idealfall bietet die energetische Verwendung von Biomasse Potentiale zur Verknüpfung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Vorteilen (vgl. Dufey 2006: 37 f.).
Doch wie nachhaltig ist die Nutzung von Biomasse tatsächlich und welche ökologischen Auswirkungen sind mit einem gesteigerten Einsatz verbunden? Diese Fragen sollen im Verlauf der Arbeit am Beispiel von importiertem Palmöl aus Indonesien untersucht werden. Ziel ist es, herauszuarbeiten, dass der Einsatz von Biomasse als Energiequelle unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit durchaus kritisch zu betrachten ist und nur dann einen sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, wenn er in eine breit angelegte Nachhaltigkeitsstrategie eingebettet wird, welche sich nicht nur auf die Energieversorgung konzentriert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Daten und Fakten
- 1.1 Die vermeintliche „Öko“-Energiequelle: Indonesisches Palmöl als Regenwaldzerstörer
- 1.2 Die Verantwortung Deutschlands: Der deutsche Palmölverbrauch
- 2. Das Geschäft mit dem Klimaschutz - Gesetzeslücken und politische Unzulänglichkeiten
- 2.1 Das Erneuerbare-Energien-Gesetz - Im Namen des Klimaschutzes: Pflanzenöl-BHKW in Deutschland
- 2.2 Der „Runde Tisch“ für nachhaltiges Palmöl – Freiwillige Vereinbarung als Alibi
- 3. Fazit und Lösungsstrategien
- 3.1 Fazit: Palmöl ist ein Klimasünder
- 3.2 Lösungsstrategien: Ökostrom und Biodiesel sind nur ein Bestandteil der Lösung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert kritisch den Einsatz von Biomasse als Energiequelle am Beispiel indonesischen Palmöls. Dabei wird die vermeintliche „Öko“-Bilanz von Palmöl in Frage gestellt und die ökologischen Auswirkungen eines gesteigerten Einsatzes dieser Energiequelle aufgezeigt. Ziel ist es, zu verdeutlichen, dass der Einsatz von Biomasse nur dann einen sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, wenn er in eine nachhaltige Strategie eingebettet wird, die über die Energieversorgung hinausgeht.
- Die ökologischen Auswirkungen von indonesischem Palmöl auf die Umwelt
- Die Rolle von Palmöl im Kontext der deutschen und europäischen Energiepolitik
- Kritik an der „Öko“-Bilanz von Palmöl im Zusammenhang mit der Klimapolitik
- Gesetzeslücken und politische Unzulänglichkeiten in der deutschen und europäischen Palmölpolitik
- Mögliche Lösungsstrategien für eine nachhaltigere Energiepolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil der Arbeit beleuchtet die Daten und Fakten rund um das indonesische Palmöl, insbesondere die Rolle des Palmöls als Regenwaldzerstörer und die deutsche Palmölverantwortung. Das zweite Kapitel analysiert konkrete politische Unzulänglichkeiten, wie z.B. das Erneuerbare-Energien-Gesetz, die im Namen des Klimaschutzes den Einsatz von Pflanzenöl-BHKW in Deutschland fördern. Es werden außerdem die Grenzen des „Runden Tisches“ für nachhaltiges Palmöl als freiwillige Vereinbarung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen wie nachhaltige Energiepolitik, Biomasse, Palmöl, Regenwaldzerstörung, Klimaschutz, Biokraftstoffe, Energiepflanzen, Erneuerbare-Energien-Gesetz, politische Unzulänglichkeiten, Lösungsstrategien und Nachhaltigkeit.
- Quote paper
- Jana Schwenzien (Author), 2008, Vom „Ökostrom“ zum „Kahlschlagdiesel“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155105