Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Wirtschafts- und Unternehmensethik
3 Corporate Social Responsibility
3.1 Grundgedanken des Gebens
3.2 Begriffsbestimmung — Corporate Social Responsibility
3.3 Instrumente der Corporate Social Responsibility
4 Problematisierung: Ethisches Handeln von Unternehmen
5 Diskussion: Corporate Social Responsibily - Ein fragliches Konzept?
6 Literatur
1 Einleitung
Der geizige und herzlose Geschäftsmann Ebenezer Scrooge wird an einem Weihnachtsabend vom Geist seines ehemaligen Geschäftspartners Marley, der zu Lebzeiten noch geiziger als Scrooge war, heimgesucht. Der Geist prophezeit Scrooge ein düsteres Ende, wenn er sich nicht grundlegend ändere. Mit seiner 1843 verfassten Weihnachtsgeschichte („A Christmas Carol“) versuchte Charles Dickens die Aufmerksamkeit auf die Not der Armen in der Gesellschaft Englands zu lenken und, dass Unternehmer, die durch die Gesellschaft und ihrer Ressourcen reich geworden sind, auch etwas für diese tun müssen.
Heutzutage führen der gesellschaftliche Wandel, der zunehmende Druck von Stakeholdern oder einfach nur schlaue Marketingstrategien dazu, dass sich Unternehmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen. Ein Konzept, auf das seit den 1950er Jahre zurückgegriffen wird, ist das sogenannte Corporate Social Responsibility. Wenn wir von Corporate Social Responsibility sprechen bewegen wir uns auf der Ebene der Unternehmensethik, die als ein Teilbereich der Wirtschaftsethik betrachtet werden kann. In der folgenden Arbeit möchte ich die Begrifflichkeiten, wie Wirtschaftsethik, Unternehmensethik sowie Corporate Social Responsibility grob abgrenzen und die Strategien, die dahinter stecken kurz diskutieren.
2 Wirtschafts- und Unternehmensethik
Das Zeit-Lexikon definiert Wirtschaftsethik als „theoretische Reflexion über moralische Aspekte wirtschaftlichen Handelns.“ (vgl. Weiß u.a. 2005, S. 307) Es geht des Weiteren um institutionelle Bedingungen, um ein interdisziplinäres Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften und der Philosophie. Ökonomie und Ethik scheinen im ersten Moment ein Gegensatzpaar zu sein und ergänzen sich weniger, dennoch gehören ethische Überlegungen schon seit jeher zu den Grundlagen der Wirtschaftstheorie. Es geht innerhalb der Wirtschaftsethik um die moralischen Dimensionen des individuellen Handelns (z.B. wie handele ich als Verbraucher und ist das ethisch richtig) bis hin zu übergeordneten gesellschaftlichen Wert- und Zielvorstellungen, in denen wirtschaftliches Handeln eingebunden ist. (vgl. ebd., S. 307) Aus systemtheoretischer Sicht bewegen wir uns also bei der Wirtschaftsethik auf einer Makroebene, denn es geht um Ethik innerhalb des Gesamtsystems der Wirtschaft. Hierzu zählen auch moralische und ethische Überlegen, die im Zusammenhang mit der Wirtschafts- und Staatsordnung auftreten.
Der Bereich der Unternehmensethik ist auf Mesoebene angesiedelt. Götzelmann (2010, S. 11) versteht unter Unternehmensethik die „wissenschaftlich reflektierte Bearbeitung moralischer Fragen nach dem Menschen als Teil eines Unternehmens, den betrieblichen Ent- scheidungsprinzipien, -prozessen und -institutionen sowie der Lebensführung im Unternehmen.“ Es geht um Fragen des Selbstverständnisses des Unternehmens (seiner Mitarbeiter), nach dem unternehmerischen Handeln und der Gestaltung der Wirtschaftsorganisation sowie der Integration der Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens, seiner Prozesse und Institutionen. Eine etwas weitreichendere Betrachtung liefern Steinmann und Zerfaß (1993, S. 1117), die unter Unternehmensethik die „Lehre von denjenigen idealen Normen [verstehen], die dazu anleiten sollen, durch einen sozialverträglichen Gebrauch der unternehmerischen Handlungsfreiheit in der Marktwirtschaft einen eigenständigen Beitrag zur gesellschaftlichen Friedensstiftung zu leisten.“ Bei den Autoren ist Unternehmensethik demnach ein Instrument des Managements, um Konflikte zwischen internen und externen Anspruchsgruppen mit Hilfe von Selbstverpflichtungserklärungen zu lösen. Diese Erklärungen werden in Form von Dialogprozessen gebildet. Aus systemischer Sichtweise wird die Gesellschaft als komplexes Gesamtsystem verstanden innerhalb derer es Teilsysteme (Wirtschaft, Bildung, Politik, Wissenschaft, Journalismus etc.) gibt. Die Teilsystem werden durch das handelnde Menschen besetzt, diese bilden sie überhaupt erst und da Menschen handeln und dieses Handeln bestimmten moralischen und ethischen Prinzipien zugrunde liegt, spielt auch immer Ethik eine Rolle. Ethisches Handeln hat also immer auch e]ine Schnittmenge innerhalb der Teilsysteme und bestimmt menschliches Handeln.
Am Beispiel der Biotechnologie (Abbildung 1) wird deutlich, dass das Thema sowohl das Wirtschafts- als auch das Wissenschaftssystem betreffen und innerhalb beider auch ethisches Handeln eine Rolle spielt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Schnittmengenmodell am Beispiel der Biotechnologie (eigene Darstellung)
Das Grundproblem der Unternehmensethik besteht darin, „zur Lösung des Konflikts von Gewinn und Moral in einer ethisch begründbaren sowie ökonomisch implementierbaren Form beizutragen.“ (Suchanek 2007, S. 104) Dabei haben Unternehmen eine Verantwortung, die darin besteht, geeignet Investitionen zur eigenen und allgemeinen Besserstellung zu finden und zu realisieren (vgl. ebd., S. 107). Mit Hilfe von Leitsätzen ökonomischer Ethik soll das Zusammenspiel von Wirtschaftsakteuren geregelt und erleichtert werden. (vgl. ebd., S. 5)
3 Corporate Social Responsibility
3.1 Grundgedanken des Gebens
Obwohl die Diskussion um Corporate Social Responsibility in Deutschland erst in den 1950er Jahren im Rahmen der Umweltdiskussion aufkam, geht die Idee des Gebens schon bis in die Antike zurück. Der Begriff des Mäzens wurde durch historische Person des Gai- us Maecenas (um 70 v. Chr. - 8 v. Chr.) geprägt, der Künstler, Schriftsteller und Gelehrte fördernd und wohltätig unterstützte. Lexikalische Erwähnung fand der Begriff »Mäzen« erstmalig Anfang des 19. Jahrhunderts. Frey versteht unter einem Mäzen jemanden, der „private Mittel zum allgemeinen Nutzen zur Verfügung“ stellt und somit aktiv in gesellschaftliche Prozesse eingreift, um Veränderungen im jeweiligen politischen und kulturellen Umfeld zu bewirken. (vgl. Frey 1999, S. 11) Emundts (2000, S. 20) ist der Ansicht, dass das Mäzenatentum als altruistische Tat vermutlich erst mit dem »ökonomischen Prinzip« entstehen konnte, da mit diesem andere wirtschaftsimmanente Rechtfertigungen des Erwerbsstrebens Fuß fassten und jedes außerwirtschaftliche Engagement zu etwas Freiwilligem wurde (vgl. ebd., S. 20). Demnach könnte man das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen auch als eine Art Mäzenatentum verstehen. Wenn man dies aber tut, dann müsste aber das unternehmerische Handeln altruistischer Art (selbstlos) sein, was aber selten in der Wirtschaft der Fall ist.
Der ursprüngliche Gedanke des Gebens kann darin gesehen werden, dass Unternehmen, die mit Hilfe gesellschaftlicher Ressourcen Erfolg hatte, etwas der Gesellschaft zurückgeben wollen. Diese Art des Denkens ist vor allem in familiengeführten Unternehmen denkbar. Heute weit verbreitet ist das Geben vor allem in Form von Sponsoring und Spenden gängige Praxis. Die Spende bewegt sich Nahe dem Mäzenatentum, da die Spende ohne Gegenleistung ist. Die Spende hat jedoch für den Geber steuerliche Vorteile (Spendenquittung). Spenden erfolgen somit aus einer großen gesellschaftspolitischen Verantwortung heraus. Beim Sponsoring wird eine Gegenleistung in Form eines Sponsoringvertrages festgehalten. Sponsoringmittel sind für den Geförderten, wie Einnahmen zu behandeln, der Förderer kann die Ausgaben als Betriebsausgaben geltend machen und hat neben der Ge-genleistung auch steuerliche Vorteile. Durch die Nennung des Sponsors durch den Geförderten (z.B. auf Plakaten, in der Werbung etc.) kann diese Möglichkeit des Gebens auch sehr gut als Instrument der Unternehmenskommunikation eingesetzt werden.
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- Arbeit zitieren
- M.A. Karin Aldinger (Autor:in), 2010, Corporate Social Responsibility, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155129
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