Die griechische Antike und ihre Mythen erfreuen sich in der Rezeption des 18. Jahrhunderts größter Beliebtheit. Vor allem die homerischen Epen gelten als vorbildlich und erstrebenswert. Hölderlin sieht in Achill den „genialischen, allgewaltigen, melancholisch-zärtlichen Göttersohn“, Goethe sucht mit seiner Achilleis dem „hohen Vorbild“ nachzueifern. Unter diesen zeitgenössischen Voraussetzungen beginnt Kleist 1806 die Arbeit an seiner Penthesilea, mit dem Sujet des trojanischen Krieges und dem „Besten der Achaier“ als – ja, als was eigentlich? Als Helden? Als Liebhaber? Als Hilfskonstruktion? Dieser Frage folgend soll hier zunächst der homerische Achill skizziert werden, um später den Kleistschen Achill, den homerischen Achill und das Antikebild der deutschen Klassik zueinander in Bezug zu setzen. Vor dieser Folie gehe ich auf den Achill der Penthesilea ein und stelle einerseits heraus, welche Züge heroisch sind – und zwar sowohl in der Binnenwahrnehmung als auch darüber hinaus im Handlungszusammenhang. Andererseits erörtere ich, inwiefern Achill Hilfskonstruktion für die Charakterentwicklung Penthesileas ist. In einem nächsten Schritt sollen die Ergebnisse in einen zeitlichen Bezug gesetzt werden, wobei ich vor allem auf Kleists Antikeverhältnis aus seiner Sicht und in der Wahrnehmung seiner Zeitgenossen eingehe, bevor ich die Penthesilea im Kontext der deutschen Klassik betrachte.
Letztendlich sollen also folgende Fragen geklärt werden: Wie ist die Figur Achills konstruiert? Welche Züge sind heroisch, welche Hilfskonstruktion? Und weitergehend: Wie verhalten sich diese zueinander und zu ihrem Umfeld, und was sagen sie über die Dichterintention aus?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- I. Der homerische Achill
- II. Kleists Achill
- 1. heroische Züge
- 1.1. in der Binnenwahrnehmung
- 1.2. im Handlungszusammenhang
- 2. Achill als Hilfskonstruktion
- 3. Zeitbezug
- 3.1. Kleists Verhältnis zur Antike
- 3.2. Die Penthesilea im Kontext der deutschen Klassik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Figur des Achill in Heinrich von Kleists Drama „Penthesilea“ und analysiert, wie Kleist den mythischen Helden aus der homerischen Ilias in seinem Werk verarbeitet. Die Arbeit untersucht sowohl die heroischen Züge Achills als auch seine Rolle als Hilfskonstruktion für die Entwicklung von Penthesileas Charakter.
- Die Analyse des homerischen Achill im Kontext der Antike
- Die Darstellung von Achills heroischen Zügen in Kleists „Penthesilea“
- Die Rolle Achills als Hilfskonstruktion für Penthesileas Charakterentwicklung
- Die Analyse des zeitlichen Bezugs und Kleists Verhältnis zur Antike
- Die Einordnung von Kleists „Penthesilea“ in den Kontext der deutschen Klassik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Antikenrezeption im 18. Jahrhundert dar und beleuchtet, wie die homerischen Epen in dieser Zeit als vorbildlich angesehen wurden. In diesem Kontext wird die Figur des Achill und sein Stellenwert in der Antike beleuchtet.
Das erste Kapitel widmet sich dem homerischen Achill. Es werden die zentralen Merkmale seiner Gestalt sowie seine Funktion im Kontext der Ilias beschrieben. Die Arbeit fokussiert auf die ambivalente Darstellung des Helden, der sowohl als bewundernswerter Mann als auch als gnadenloser Krieger gezeichnet wird. Die Kapitel beleuchtet die Konflikte, die aus Achills Handeln entstehen, sowie die Wirkung dieser Konflikte auf das Publikum der Ilias.
Das zweite Kapitel geht auf die Figur des Achill in Kleists „Penthesilea“ ein. Es werden die heroischen Züge Achills analysiert, die in der Binnenwahrnehmung der Figuren in Kleists Drama deutlich werden. Der Fokus liegt dabei auf der Darstellung Achills als leuchtender und göttlicher Held, der von allen Figuren, sowohl Griechen als auch Amazonen, bewundert wird.
Schlüsselwörter
Homerische Ilias, Achill, Antike, deutsche Klassik, Penthesilea, heroische Züge, Hilfskonstruktion, Zeitbezug, Kleists Antikeverhältnis, Charakterentwicklung.
- Quote paper
- Juliane Dienemann (Author), 2009, Kleists 'Achill', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155418