Das bekannteste Werk von Thomas Hobbes (1588- 1679) ist der „Leviathan“ aus dem Jahre
1651. Er ist eine der bedeutendsten staatstheoretischen Schriften und soll in dieser Arbeit,
einerseits hinsichtlich der von ihm ausgehenden Neuerungen, andererseits auf seine aktuellen
Bezüge und Auswirkungen auf die moderne politische Theorie und hier insbesondere unter
Berücksichtigung des modernen Rechtssystems untersucht werden.
Entstanden ist der „Leviathan“ zur Zeit des englischen Bürgerkrieges von 1642-49, der
zwischen den Anhängern der Monarchie und dem Parlament ausgetragen wurde, also in einer
Phase voller Unsicherheit und Gewalt. Der Bürgerkrieg war verbunden mit einem religiös
motivierten Konflikt zwischen katholischer und anglikanischer Kirche. In diesem Kontext ist
er zwar stets zu lesen, allerdings kann es nicht als rein zeitgeschichtliches Werk verstanden
werden. Der Anspruch des Autors, den „richtigen, recht begründeten und recht beherrschten
Staat“ (Dießelhorst 1970, S.310) entworfen zu haben und seine Bedeutung als
„Gründungsbuch der politischen Moderne“ (Kersting 1996, S.1) für die heutige Wissenschaft
gehen weit darüber hinaus. Der Ruf der diesem Werke vorauseilt, ist oft kein guter. So
bemerkte schon Hegel es sei ein „sehr verrufenes Werk“ (Schmitt 1938, S.9). Dies scheint
sicherlich auch im Namen selbst begründet zu sein, ist doch der „Leviathan“ (siehe Buch
Hiob 40,25 – 41,26) in der jüdisch-christlichen Mythologie als „Symbol des Teuflischen, des
Bösen“ (Schmitt 1982, S.12) schlechthin verstanden worden.
Der „Leviathan“ wurde im „Laufe der Geschichte entstellt“ (Tönnies 1925, S. 250) und oft als
möglicher Wegbereiter des frühneuzeitlichen, fürstlichen Absolutismus dargestellt. Wegen
der Tragweite seines Inhalts, den Tönnies als „großen, kühnen Wurf“ bezeichnet (Tönnies
1925, S. 248) und der bis in unsere Zeit von erheblicher Bedeutung ist, verbietet es sich aber
diese Sichtweise unreflektiert zu übernehmen. So merkt Kersting an, dass auf Hobbes unter
anderem die Begründung des vertragstheoretischen Staatsmodells zurückgeht (Kersting 1996,
S.1). Dies wurde später in der politischen Theorie unter anderem von John Locke und Jean
Jacques Rousseau (siehe Locke „Two Treatises of Governement“ von 1689 und Rousseau
„Du Contract Social“ von 1762) aufgegriffen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wissenschaftsverständnis
- Menschenbild und Naturzustand
- Verhältnis von Souverän und Untertanen
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Thomas Hobbes' "Leviathan" hinsichtlich seiner bahnbrechenden Beiträge zur Staatstheorie und beleuchtet deren Auswirkungen auf die moderne politische Theorie und das Rechtssystem. Der Fokus liegt auf den innovativen Aspekten von Hobbes' Werk, insbesondere im Kontext des englischen Bürgerkriegs, und seiner nachhaltigen Relevanz für die heutige Zeit.
- Das neuartige Wissenschaftsverständnis von Hobbes, das sich von der mittelalterlichen Theologie löst und naturwissenschaftliche Methoden integriert.
- Hobbes' Menschenbild und seine Beschreibung des Naturzustands als Ausgangspunkt für die Staatsgründung.
- Das Verhältnis zwischen Souverän und Untertanen im "Leviathan" und die Bedeutung des Gesellschaftsvertrags als Grundlage der staatlichen Legitimation.
- Die aktuelle Relevanz von Hobbes' Ideen für das Verständnis des modernen Staats und der politischen Theorie.
- Der Vergleich von Hobbes' Theorie mit aktuellen Institutionen und politischen Entwicklungen.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Das Kapitel führt in das Thema der Arbeit ein und stellt Thomas Hobbes' "Leviathan" als eine der bedeutendsten staatstheoretischen Schriften vor. Es erläutert den historischen Kontext des Werks, insbesondere den englischen Bürgerkrieg, und hebt die Aktualität und Bedeutung von Hobbes' Thesen für die heutige Zeit hervor.
Wissenschaftsverständnis
Dieses Kapitel befasst sich mit Hobbes' neuartigem Verständnis von Wissenschaft, das sich deutlich von der mittelalterlichen Denkweise abhebt. Es stellt die Abkehr von einer metaphysischen Naturauffassung und die Orientierung an naturwissenschaftlichen Methoden dar, die Hobbes' "Leviathan" prägen.
Menschenbild und Naturzustand
Dieses Kapitel untersucht Hobbes' Menschenbild und seine Darstellung des Naturzustands, der als Ausgangspunkt für die Staatsgründung dient. Hier werden Hobbes' Thesen zur menschlichen Natur, insbesondere zur Eigenliebe und zum Streben nach Macht, behandelt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Thomas Hobbes, Leviathan, Staatstheorie, Naturzustand, Gesellschaftsvertrag, Souverän, Untertanen, moderne politische Theorie, Rechtssystem, Wissenschaft, Naturwissenschaft, Theologie, Bürgerkrieg, Macht, Eigenliebe, Legitimation, Aktualität.
- Quote paper
- Martin Ahrens (Author), 2008, Thomas Hobbes - Wegbereiter des modernen Staates?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/156132