Im Sudan zeigen sich prototypisch die Folgen staatlichen Scheiterns: trotz seines großen
Ressourcenreichtums leben die Sudanesen in Armut, sie haben unter kriegerischen
Auseinandersetzungen parastaatlicher Akteure zu leiden, hunderttausende wurden
ermordet, noch mehr wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Nach dem Friedensschluss
zwischen der islamistischen Regierung unter Omar al-Baschir und den Rebellen im Süden
des Landes wurden mit dem darauf einsetzenden massenhaften Morden und der
systematischen Vertreibungen in Darfur alle Hoffnungen auf eine baldige Besserung der
Lage enttäuscht.
Die Auswirkungen staatlichen Scheiterns im Sudan sind Thema dieser Arbeit: Welche
Ursachen hat es und wer sind die relevanten Akteure? Was sind ihre Interessen und wie
lassen sich diese miteinander vermitteln? Was sind die zentralen Konfliktlinien und wie
hängen diese zusammen? Ist schließlich ihre Auflösung möglich? Und worauf lässt sich,
wenn dies positiv beantwortet wird, ein dauerhafter Frieden für die Menschen des Sudan
gründen?
Es sollen also die Gründe des State Failing im Sudan aufgezeigt werden und auch, warum
trotz der Kriegsmüdigkeit der großen Bevölkerungsmehrheit noch immer keine wirkliche
Besserung der Lage in Sicht ist. Zunächst sollen die historischen und aktuellen Gründe
für die Auseinandersetzungen und das Scheitern des Staates im Sudan dargestellt werden.
Eine Beschreibung der auf dem Gebiet des Sudan agierenden Akteure und ihrer Interessen
soll dann ein Urteil darüber erlauben, welche Lösungen sich zur Konfliktbeilegung für
den Sudan denken lassen.
Die Quellenlage zu den verschiedenen im Sudan bestehenden Problemen ist schwierig:
zwar gibt es eine Reihe von politikwissenschaftlichen und journalistischen Publikationen
zum Thema, doch sind bereits einfache Fakten wie beispielsweise die Einwohnerzahl des
Sudan kaum zu ermitteln und schwanken je nach Quelle stark. Nach dem Ende des Kalten
Krieges gewann das Thema State Building an Konjunktur. Auf dem Gebiet der
ehemaligen Sowjetunion bildeten sich neue Staaten, was normalerweise einige Konflikte
aufwirft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konfliktursachen
- Koloniales und vorkoloniales Erbe
- Internationalisierung und Aufrüstung des Konflikts
- Islamistische Ideologie als Regierungsprogramm
- Ökonomische Faktoren
- Aktuelle Lage des Sudan
- Der Konflikt zwischen Nord und Süd
- Darfur
- Der Rest des Sudan
- Akteure
- Die Zentralregierung
- Die Muslimbruderschaft und Hassan al-Turabi
- Die SPLM/A und andere Befreiungsbewegungen
- Nachbarstaaten
- Internationale Gemeinschaft
- Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Ursachen des staatlichen Scheiterns im Sudan und untersucht die relevanten Akteure, ihre Interessen und die Möglichkeiten der Konfliktlösung. Dabei werden die historischen und aktuellen Gründe für die Auseinandersetzungen und das Scheitern des Staates im Sudan dargestellt. Die Beschreibung der Akteure und ihrer Interessen soll ein Urteil darüber erlauben, welche Lösungsansätze sich für den Sudan denken lassen.
- Die Ursachen des staatlichen Scheiterns im Sudan
- Die relevanten Akteure und ihre Interessen
- Die zentralen Konfliktlinien und ihre Verknüpfung
- Möglichkeiten der Konfliktbeilegung
- Die Herausforderungen für einen dauerhaften Frieden im Sudan
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Arbeit beleuchtet die Folgen des staatlichen Scheiterns im Sudan, insbesondere die Armut, die kriegerischen Auseinandersetzungen und die Vertreibungen. Der Fokus liegt auf den Ursachen des Scheiterns, den relevanten Akteuren und ihren Interessen sowie auf den Möglichkeiten der Konfliktlösung. Die Arbeit stellt die historische und aktuelle Situation im Sudan dar und untersucht, ob eine Auflösung der Konflikte möglich ist.
2. Konfliktursachen
2.1. Koloniales und vorkoloniales Erbe
Der Sudan war schon in vorkolonialer Zeit keine politische Einheit, sondern ein Flickenteppich aus kleineren Königreichen. Die Kolonialisierung durch Ägypten und später Großbritannien führte zu einer weiteren Fragmentierung des Landes und verstärkte bestehende Konflikte. Die unterschiedlichen sozialen Organisationsformen, die ethnische Spaltung und der Rassismus zwischen der nördlichen "arabisierten" und der südlichen "afrikanischen" Bevölkerung bilden die Grundlage für den Konflikt.
2.2. Internationalisierung und Aufrüstung des Konflikts
Der Sechstagekrieg führte zu einer Internationalisierung des Konflikts. Der Sudan erhielt militärische Unterstützung von der Sowjetunion und arabischen Staaten, während Israel die Anya Nya im Süden unterstützte. Die Aufrüstung des Konflikts führte zu einer Eskalation der Gewalt.
3. Aktuelle Lage des Sudan
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der aktuellen Situation im Sudan und behandelt die Konflikte zwischen Nord und Süd, den Konflikt in Darfur und die Lage in den übrigen Regionen des Landes.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen staatliches Scheitern, Konfliktursachen, Akteure, Interessen, Konfliktbeilegung, Sudan, Nord-Süd-Konflikt, Darfur, islamistische Ideologie, Kolonialismus, Internationalisierung, Aufrüstung.
- Arbeit zitieren
- Markus Dierson (Autor:in), 2009, Der Sudan: ein scheiternder Staat, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/156601