Der Mythos des Sisyphos

Sisyphos, der absurde (Anti-)Held


Seminararbeit, 2009

13 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis :

1. Einleitung

2. Albert Camus: „Der Mythos des Sisyphos“
2.1 Die Philosophie des Absurden
2.2 Die Definitionen des Helden und des Antihelden

3. Fazit: Sisyphos - absurder Held oder Antiheld?

4. Literatur- und Quellenverzeichnis

5. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Der franzosische Schriftsteller Albert Camus Abb>1, der am siebten November 1913 in Algerien geboren wurde und am vierten Januar 1960 in Frankreich verstarb1, schrieb im Jahre 1942 die Essaysammlung ,Der Mythos des Sisyphos‘, in der das Zentrum der philosophischen Schrift aus dem Absurden und dem Mythos des SisyphosAbb.2, der laut Camus eine Metapher fur die aussichtslose Situation der modernen Menschen ist, besteht. In seiner Essaysammlung, im Kapitel, das sich mit dem Mythos selbst beschaftigt, schrieb Camus: „Es ist nicht schwer zu verstehen: Sisyphos ist der absurde Held.3

Die These, dass Sisyphos ein absurder Held sei, wird der Mittelpunkt der nun folgenden Hausarbeit sein. Sisyphos wird haufig als Held bezeichnet, doch nun stellt sich die Frage, warum er nicht nur als Held, sondern auch als absurder Held charakterisiert wird. Um diese Frage beantworten zu konnen, werde ich zunachst die Begriffe des Absurden und des Helden definieren. Was ist demzufolge ein Held? Was macht ihn aus? Was ist das Absurde und wie kann es bewaltigt werden?

Vergleicht man den Mythos des Sisyphos mit den Assoziationen, die man zum Begriff des Helden hat4, wird, wie in meinem Falle, deutlich, dass die augenscheinlichen Merkmale eines Helden nicht vollstandig auf Sisyphos anzuwenden sind. Doch wie ist es mit den Definitionen des Begriffs in einem Lexikon? Besitzt Sisyphos die Eigenschaften, die ein Held in einem Lexikon zugeschrieben bekommt? Ist es moglich, dass Sisyphos nicht als Held bezeichnet werden sollte, sondern stattdessen im Mythos die Rolles eines Antihelden ubernimmt?

Um diese wesentliche Frage beantworten zu konnen, ob Sisyphos ein absurder Held oder ein absurder Antiheld ist, werde ich herausarbeiten, was sich hinter der Bezeichnung eines Antihelden verbirgt, und worin die signifikanten Unterschiede zwischen einem Helden und einem Antihelden bestehen.

2. Albert Camus: „Der Mythos des Sisyphos“

2.1 Die Philosophie des Absurden

In Albert Camus‘ Essaysammlung „Der Mythos des Sisyphos“ befasst sich dieser mit der Frage nach dem Sinn des Lebens und ob das Leben es tatsachlich wert ist, gelebt zu werden oder ob der Selbstmord stattdessen in Betracht gezogen werden sollte, der laut Camus das Zugestandnis ist, dass das Leben nicht lebenswert ist.

Welches Gefuhl treibt einen Menschen dazu, sich in den Selbstmord zu sturzen? Diese Frage beantwortet Camus mit der folgenden Aussage:

„Was fur ein unberechenbares Gefuhl raubt denn dem Geist den lebensnotwendigen Schlaf? Eine Welt, die man - selbst mit schlechten Grunden - erklaren kann, ist eine vertraute Welt. Aber in einem Universum, das plotzlich der Illusionen und des Lichts beraubt ist, fuhlt der Mensch sich fremd. Aus diesem Exil gibt es keine Ruckkehr, da es der Erinnerungen an eine verlorene Heimat oder der Hoffnung auf ein gelobtes Land beraubt ist. Diese Entzweiung zwischen dem Menschen und seinem Leben, zwischen dem Handelnden und seinem Rahmen, genau das ist das Gefuhl der Absurditat.“5

Der Mensch hat, so scheint es, zwei Moglichkeiten, wie er dem Absurden entgehen kann. Zum Einen durch die Hoffnung und zum Anderen durch den Selbstmord. Um sicher zu stellen, dass diese beiden Moglichkeiten angemessen sind, betrachtet Albert das Absurde detaillierter. Das Absurde resultiert aus einer Entzweiung, die entsteht, wenn der Mensch Klarheit uber etwas mochte, die auf Irrationalitat stoBt. Es entsteht demzufolge aus dem Ausruf des Menschen, der auf die Schweigsamkeit der Welt stoBt. Das Absurde im Leben der Menschen ist, dass sie nach dem Sinn ihres Lebens in einer Welt suchen, die selbst sinnwidrig ist.

Fur das Absurde ist das Bestehen der Welt und des Menschen unverzichtbar. Wenn sich demzufolge der Mensch dazu entscheidet, Selbstmord zu begehen, geht das Absurde mit ihm ins Grab.

Camus zufolge ist der Selbstmord deshalb verboten, da das Absurde das einzige ist, dass als wahr bezeichnet werden kann und deshalb erhalten und festgehalten werden muss. Der richtige Weg ist es, weder sich mit dem Absurden abzufinden noch die Hoffnung zu besitzen, dass das Absurde irgendwann uberwunden werden kann6. Der Mensch muss mit jedem Tag erneut kampfen, mit dem Wissen, dass er niemals gewinnen kann:

„Hier dagegen wird deutlich, daB es um so besser gelebt werden kann, je weniger Sinn es hat. Eine Erfahrung, ein Schicksal leben heiBt: es ganz und gar auf sich nehmen. Man wird aber dieses Schicksal, von dem man weiB, daB es absurd ist, nicht leben, wenn man nicht alles tut, um vor sich selbst das vom BewuBtsein zutage geforderte Absurde aufrechtzuerhalten.“7

Camus fordert daraufhin die Auflehnung des Menschen. Aus dieser Einstellung entsteht eine neue Form der Handlungsfreiheit, die zuvor dadurch ausgepragt war, dass der Mensch ein Ziel hat und dieses Ziel die dazu notwendigen Handlungen bestimmt.

Dadurch, dass der Mensch sich ein Lebensziel setzt und sich den Forderungen, die das Ziel mit sich bringt, anpassen muss, wird er zum „Sklaven seiner Freiheit“8.

Bevor der Mensch auf das Absurde trifft, lebt er mit verschiedenen Zielen im Leben und dem Gedanken an die Zukunft. Durch das Wahrnehmen des Absurden hingegen wird im Leben des Menschen alles erschuttert. Der Mensch wird sich seiner Endlichkeit bewusst und verliert seinen Glauben an das ewige Leben und die ewige Zukunft.

Nur der Tod ist „die einzige Realitat“9, die noch existent ist. Diese Erkenntnis ist es, die zum Ursprung der Freiheit fuhrt.

2.2 Die Definitionen des Helden und des Antihelden

Der Begriff des Helden veranderte sich im Laufe der Jahrhunderte. Denkt man uber die Bedeutung des Heldenbegriffs nach, fallen die ersten Assoziationen meist auf Mythologien und deren Helden, die bekannt waren fur Mut, Selbstlosigkeit und Tapferkeit. Der Begriff des Helden hat jedoch in der modernen Zeit nicht mehr die gleiche Bedeutung, wie es damals war. Uber diese Veranderung wird nun kurz Stellung genommen.

Schlagt man in verschiedenen Lexika unter ,Held‘ nach, lassen sich eine Vielzahl von unterschiedlichen Definitionen finden, die sich jedoch allesamt in zwei Arten von ,Helden‘ gliedern lassen: den klassischen und den modernen Helden.

Die erste Erklarung10 des Heldenbegriffs bezieht sich auf den klassischen Helden der Mythologie. Dieser Definition zufolge ist ein Held „eine Sagengestalt, die sich durch groBen Mut und kuhne Taten auszeichnet“11 und „eine mythologische Gestalt (wie z. B. Odysseus), die besonders im Krieg und in Kampfen sehr tapfere Taten vollbracht hat“12. Eine weitere Erklarung bzw. Verwendung des Begriffs des Helden bezieht sich auf die zahlreichen modernen Helden.

Dem Lexikoneintrag zufolge, ist ein moderner Held „jemand, der mit sehr groBem Mut eine gefahrliche Aufgabe lost (u. damit anderen Menschen hilft)“13. Ein Beispiel fur solch einen modernen Helden in unserer Zeit ware u. A. ein Feuerwehrmann, der sich in brennende Hauser, also in gefahrliche Situationen, begibt, um andere Menschen aus diesen Gebauden zu retten. Diese Art eines modernen Helden ist selbstlos, da er sein Leben riskiert, um das Leben eines anderen Menschen zu retten und resultierend daraus die Bewunderung Anderer erhalt. Ein weiteres Beispiel fur dieses Zitat ist ein sogenannter ,Sportheld‘, der sich ebenfalls in gefahrliche Situationen bringt, so beispielsweise Autorennenfahrer, die darauf abzielen, die schwere Aufgabe, das Ziel als erster Fahrer zu erreichen, zu erfullen, Zuschauer zu unterhalten und ihre Bewunderung zu erhalten. Ihre Taten jedoch sind nicht selbstlos.

Auffallig ist an dieser Stelle, dass der generelle Begriff des Helden alles andere als eindeutig spezifiziert ist, da es eine Vielzahl von Heldenarten gibt, die von unterschiedlichen Perspektiven definiert werden. Ein deutliches Beispiel fur die verschiedenen Perspektiven ist der englische Held Robin Hood. Er war fur die armen Menschen ein Held, da er das Geld der Reichen stahl und es den Armen gab.

[...]


1 Vgl. Neues groBes Lexikon in Farbe (1996:138).

2 Vgl. Camus (2008:4).

3 Ebd., 156.

4 Meine Assoziationen eines ,Helden‘ sind die folgenden: Unerschrockener Mut, Kampfe gegen einen Widersacher / gegen das Bose, Herstellung des Gleichgewichts von Gut und Bose.

5 Camus (2008:14).

6 Vgl. Noding (2001:14).

7 Camus (2008: 72).

8 Ebd., S. 77.

9 Ebd., S. 76.

10 Fur die Definitionen der Begriffe ,Held' und ,Antiheld' verwende ich die freie Internet- Enzyklopadie ,TheFreeDictionary'

11 TheFreeDictionary (10.08.2009): http://de.thefreedictionary.com/Held.

12 Ebd.

13 Ebd.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Der Mythos des Sisyphos
Untertitel
Sisyphos, der absurde (Anti-)Held
Hochschule
Universität Erfurt
Veranstaltung
Camus: Der Mythos des Sisyphos
Note
2,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V159313
ISBN (eBook)
9783640755196
ISBN (Buch)
9783640755189
Dateigröße
529 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Philosophie, Sisyphos, Held, Antiheld, Camus, Mythos, absurd
Arbeit zitieren
Susanne Hahn (Autor:in), 2009, Der Mythos des Sisyphos, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159313

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