Verbesserung des Technologietransfers von Universitäten und Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Biotechnologie

Literaturanalyse und Fallstudie zur TU Dresden


Diplomarbeit, 2009

95 Seiten, Note: 1,9


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1 Einführung
1.1 Relevanz
1.2 Zielsetzung und Vorgehen
1.3 Aufbau der Arbeit.

2 Theoretische Grundlagen und Methodik
2.1 Begriffliche Grundlagen
2.1.1 Technologietransfer
2.1.2 Die Biotechnologie
2.2 Ablauf und Inhalt der Literaturrecherche
2.3 Vorbereitung der Literaturanalyse.
2.4 Durchführung der Literaturanalyse
2.4.1 Merkmale im Bereich „General Informations“
2.4.2 Merkmale im Bereich „Theory“
2.4.3 Merkmale im Bereich „Methods and Data“
2.4.4 Merkmale im Bereich „Variables“
2.4.5 Merkmale im Bereich „Results“

3 Literaturanalyse
3.1 Allgemeine Strukturierung der relevanten Literatur.
3.2 Abhängige Variablen und deren Erfolgsmessung
3.3 Determinanten des Technologietransfers
3.3.1 Technologietransferfördernde Faktoren sowie Barrieren
3.3.2 Erkenntnisse mit Fokus auf die Biotechnologiebranche

4 Der Fall der Technischen Universität Dresden.
4.1 Theoretische Grundlagen und methodisches Vorgehen
4.2 Biotechnologietransfer an der TU Dresden
4.2.1 Besonderheiten des Biotechnologietransfers
4.2.2 Ablauf und Beteiligte des Transferprozesses an der TU Dresden
4.3 Auswertung der Experteninterviews

5 Handlungsempfehlungen

6 Zusammenfassung und kritische Würdigung der Untersuchungsergebnisse

ANHANGSVERZEICHNIS

LITERATURVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

ABBILDUNGS- und TabellenVERZEICHNIS

Abbildung 1: Technologietransfer

Abbildung 2: Vereinfachtes Modell des Technologietransferprozesses

Abbildung 3: Biotechnologietransferprozess an der TU Dresden

Tabelle 1: Untersuchungsmerkmale „General Informations“

Tabelle 2: Untersuchungsmerkmale „Theory“

Tabelle 3: Theorie-/Modelltypen mit ihren Ausprägungen

Tabelle 4: Untersuchungsmerkmale „Methods and Data“

Tabelle 5: Analysemethoden mit ihren Ausprägungen

1 Einführung

1.1 Relevanz

Der Austausch von Technologie und Know-how zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist eine der Grundvoraussetzungen für Innovationen. Jene sind wiederum die Triebfedern für die wirtschaftliche Entwicklung und somit den Erfolg eines jeden Unternehmens. Und gerade dieser Erfolg ist es, der einerseits ganze Regionen zum erblühen oder - bei Ausbleiben des Selbigen - zu deren Verfall führen kann. Diese Kausalität verdeutlicht auf anschauliche Art und Weise die außerordentliche Bedeutung einer funktionierenden Verwertung wissenschaftlicher Forschungs-ergebnisse durch die Wirtschaft.

Da auch die Politik begonnen hat diese Notwendigkeit zu erkennen, lenkt sie seit einigen Jahren ihren Fokus verstärkt in Richtung wissensbasierter Industrien, den Aufbau von exzellenten Forschungseinrichtungen sowie das Anwerben von Spin-Offs aus Universitäten und Forschungseinrichtungen. Nichtsdestotrotz ist bei diesen Bemühungen noch längst kein zufriedenstellender Zustand erreicht. Es existiert also noch ausreichend Verbesserungspotential.

Diese Arbeit soll sich im Besonderen der Biotechnologiebranche widmen, weil diese zu den bedeutendsten Technologien des einundzwanzigsten Jahrhunderts gehört. Da die Biotechnologieindustrie sehr forschungsintensiv und in Europa außerdem noch wenig entwickelt ist, steigt die Zahl der Technologietransfers (TT) und Ausgründungen aus Universitäten und Forschungsinstituten zusehends. Der Umsatz aller Biotech - Firmen in Deutschland kletterte im Jahr 2007 erstmals über die Grenze von einer Milliarde Euro. Dabei betrug das Wachstum der privaten Unternehmen gemessen am Umsatz 15%[1].

Die Biotechnologiebranche verfügt über das Potenzial, zumindest im medizinischen Sektor, zu einem der wichtigsten Industriezweige zu werden. Dies gilt im Besonderen für Länder wie Deutschland, welche sich von einem typischen Produktions- hin zum einem Wissens- und Forschungsstandort entwickeln. Die Frage nach einer wirkungsvollen und effizienten Abwicklung von Technologietransfers wird also in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen.

1.2 Zielsetzung und Vorgehen

Der Hauptbestandteil der Arbeit ist eine umfassende Kategorisierung und Analyse von Literatur, welche zum Thema Effektivität von Technologietransfers oder deren genereller Verbesserung existiert.

Im zweiten Teil der Arbeit werden im Rahmen einer Fallstudie die konkreten Technologietransferstrukturen bezüglich des Biotechnologiesektors an der Technischen Universität Dresden (TU Dresden) untersucht werden. Dabei sollen Faktoren ausfindig gemacht werden, welche einen effizienten Technologietransfer in die Biotechnologiebranche begünstigen bzw. ihm entgegenstehen. Im Rahmen der Fallstudie wurden Interviews mit Personen durchgeführt, die einerseits bereits Erfahrungen mit Technologietransfers an der TU Dresden gemacht haben, z.B. durch eigene Unternehmensgründung. Andererseits wurden auch Personen befragt, die am Transferprozess beteiligt sind. Dafür kamen beispielweise Mitarbeiter der Transferstelle der TU Dresden oder des Patentinformationszentrums Dresden in Frage.

Das Ziel der Arbeit ist schließlich die Ableitung und Erstellung von Handlungs-empfehlungen für die Durchführung von Technologietransfers an der Technischen Universität Dresden auf dem Biotechnologiesektor.

1.3 Aufbau der Arbeit

Anschließend an diese Einführung sollen im Kapitel 2 die theoretischen Grundlagen dieser Arbeit erläutert werden. Dies umfasst zum ersten eine Darstellung und Erläuterung des Vorgehens bei der Vorbereitung der eigentlichen Literaturanalyse, sprich die Erstellung eines Kriterienkatalogs anhand dessen die Einordnung der Fachartikel geschehen ist. Weiterhin wird das Vorgehen bei der Literaturrecherche beschrieben. Zum zweiten erfolgt die Klärung und Abgrenzung von für die vorliegende Arbeit essentiellen Begrifflichkeiten sowie eine Abgrenzung und Clusterbildung bezüglich der einzelnen Untersuchungsmerkmale des Kriterienkatalogs.

Das dritte Kapitel ist der eigentlichen Literaturanalyse gewidmet, mit dem Ziel der Darstellung und Strukturierung der vorhandenen Literatur anhand der Untersuchungsmerkmale des Kriterienkatalogs. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Wegen der Erfolgsmessung bei Technologietransfers sowie Faktoren, welche Technologietransfers begünstigen oder behindern.

Das Thema im Kapitel 4 ist die Fallstudie an der TU Dresden. Dabei werden zunächst die Beteiligten von Technologietransfers identifiziert. Ziel ist die Darstellung und Bewertung der Technologietransfersituation und des TT-Prozesses an der TU Dresden mit Hilfe von Interviews und der Anwendung der Erkenntnisse aus der Literaturanalyse.

Der Inhalt des fünften und vorletzten Kapitels ist die Ableitung von Handlungs-empfehlungen, basierend auf den erlangten Einsichten und Erkenntnissen, anhand derer die Technologietransfersituation an der TU Dresden speziell im Hinblick auf den Bereich der Biotechnologie optimiert werden kann.

2 Theoretische Grundlagen und Methodik

2.1 Begriffliche Grundlagen

2.1.1 Technologietransfer

In der einschlägigen Literatur findet sich eine Vielzahl von Definitionen für den Begriff des Technologietransfers. Roessner gibt hier eine relativ knappe Auslegung und definiert Technologietransfer wie folgt:

‘‘the movement of know-how, technical knowledge, or technology from one organizational setting to another”.[2]

Als Transferobjekte kommen demnach verschiedene Dinge infrage. Zum ersten kann es sich um Wissen oder auch praktische und technologische Erfahrungen handeln. Zum zweiten sind tatsächliche Technologien, also beispielsweise Prototypen oder technologische Produkte sowie Prozesse denkbar. Technologiegeber sind dabei in der Regel Universitäten oder Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen, die Technologie vorwiegend auf produzierende Unternehmen in der Wirtschaft übertragen[3]. Allerdings soll der Transfer von Know-how ausdrücklich kein Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit sein.

Technologietransfer kann auf zweierlei Wegen stattfinden, auf direkte und auf indirekte Weise. Beim direkten Transfer besteht eine unmittelbare Beziehung zwischen dem Technologiegeber- und dem Technologienehmersystem. Dieser Transferform gehören die Mechanismen der F&E-Kooperation, Auftragsforschung sowie der Lizenzierung an. Der indirekte Transfer hingegen umfasst alle Mechanismen, bei denen die Übertragung nicht unmittelbar zwischen einem Geber und einem Nehmer stattfindet. Zwischen den beiden Transferparteien befindet sich eine Transferstelle (TTO), was somit zu einer mittelbaren Beziehung zwischen diesen beiden Partnern führt. Der indirekte Transfer kann über Konferenzen, Publikationen, Beratung, Personalaustauschprogramme, Spin-Offs oder Diplom- und Studienarbeiten geschehen.[4] Allerdings ist keiner dieser Mechanismen für sich genommen optimal, sodass er allein, also isoliert von den anderen zum Erfolg führt. Nur im Rahmen eines sinnvollen Ineinandergreifens mehrerer dieser Mechanismen kann ein befriedigendes Technologietransferergebnis erreicht werden[5].

Auch wenn sich diese Arbeit ausdrücklich dem TT von der Wissenschaft hin zur Wirtschaft widmet, muss trotzdem bemerkt werden, dass der Transfer von Technologie grundsätzlich keine „Einbahnstraße“ ist. Es handelt sich dabei eher um eine gegenseitige Austauschbeziehung zwischen zwei Partnern, welche die Vermeidung von Einseitigkeit voraussetzt[6].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Technologietransfer

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Lüthi 2001 S.52

Wie in Abbildung 1 verdeutlicht wird, ist die Transferstelle das dritte Element in einem TT - neben den beiden Transferparteien. Sie ist ein Intermediär, welcher helfen soll den TT zu vermitteln und zu koordinieren. Um diese Mittlerrolle auszufüllen, kann die Transferstelle mehrere Positionen einnehmen[7]. Dies kann die Position des erfahrenen Beraters sein, welcher seine Erfahrungen und Kenntnisse einbringen kann. Ebenso ist die Position des „Managing Agent“ möglich, der dem Unternehmen bei der Identifizierung seines Problems hilft und es an den geeigneten Wissenschaftler vermittelt. Als dritte hier aufgeführte Position, sei die des „Animateurs“ genannt, der Unternehmen gezielt auf eine Problemlösung hin motiviert. Die vierte ist die des „Supporters“ und soll den Transferpartnern bei der formalen Abwicklung des TTs Hilfestellung leisten.[8]

Die Anbahnung und Pflege von Kontakten mit wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen sowie die Erhebung und Analyse von Angebots- und Nachfrage-strukturen nach Technologien gehören zu den Kernaufgaben von Transferstellen. Dies gilt unabhängig davon, welche der oben erwähnten Rollen eine Transferstelle einnimmt.[9]

Mit Hilfe der Grafik in Abbildung 2 soll der TT-Prozess dargestellt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Vereinfachtes Modell des Technologietransferprozesses

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Kingsley et al. 1996 S.976

Voraussetzung für den Technologietransferprozess ist der erfolgreiche Abschluss des Forschungsprojektes, resultierend in einem wissenschaftlichen und/oder technologischen Ergebnis. Nachdem das Forschungsprojekt erfolgreich abgeschlossen wurde, muss eine detailliertere Aufbereitung des Forschungsergebnisses in Vorbereitung des Transfers vorgenommen werden. Im nun folgenden Verlauf muss zwischen einem aktiven und passiven Transferansatz unterschieden werden. Während beim aktiven Ansatz einer oder mehrere Akteure des Forschungsprojektes eine Strategie zur Verwertung des Transferobjektes entwickeln, erfolgt beim passiven Ansatz die Einbeziehung von Unterstützungsleistungen Dritter, dem Transfermittler. Erst nachdem die eigentliche Technologie oder diese betreffende Informationen im weiteren Prozessverlauf den Transferpartnern zur Verfügung gestellt worden sind (Transfer Activity), erfolgt die eigentliche Übertragung (Out-the Door).[10]

Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeit wird die Länge des Technologie-transferprozesses in dem Sinne definiert, dass dieser mit der aus einer Forschungsaktivität resultierenden Erfindung einer Technologie startet. Die Übertragung der Technologie (Out-the-Door), also das Verlassen des Technologie-gebers, bildet den Abschluss eines erfolgreichen Transfers. Die spätere Nutzung der Technologie und die daraus resultierenden Auswirkungen sind für die Definition eines erfolgreichen TTs ohne Einfluss.

2.1.2 Die Biotechnologie

Nach Auffassung der OECD ist Biotechnologie:

„die Anwendung von Wissenschaft und Technik auf lebende Organismen, Teile von ihnen, ihre Produkte oder Modelle von ihnen zwecks Veränderung von lebender oder nichtlebender Materie zur Erweiterung des Wissensstandes, zur Herstellung von Gütern und zur Bereitstellung von Dienstleistungen“.[11]

Diese Definition fasst den Anwendungsbereich der Biotechnologie äußerst weit, was den Raum für vielfältige Einsatzmöglichkeiten lässt. Derzeit wird die gesamte Biotechnologie in drei große Gebiete unterteilt: die rote, grüne und weiße Biotechnologie. Dahinter verbergen sich die Gebiete der Medizin, der Landwirtschaft und die Industrie, wobei in Zukunft noch weitere Einsatzgebiete hinzukommen werden.[12]

Wie bereits im ersten Kapitel erläutert wird erwartet, dass die Biotechnologie zu einer der bedeutendsten medizinischen Industriezweige des 21. Jahrhunderts avancieren wird. Etwa seit dem Jahr 2000 hat die Biotechnologie auch in Dresden einen enormen Schub erfahren. So flossen in den zurückliegenden Jahren hohe Summen an Fördermitteln nach Dresden. Zum einen stammen diese aus der Biotechnologie-Offensive „biosaxony“, in deren Zuge der Freistaat Sachsen die nachhaltige Entwicklung einer wettbewerbsfähigen Biotechnologie fördert[13]. Zum anderen stammen sie aus der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen. Mit Hilfe dieser Mittel war es und ist es auch derzeit möglich, ausgehend vom Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG), weitere Einrichtungen wie das Biotec-Zentrum oder das DFG-Forschungszentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) zu errichten. Die Voraussetzungen für die Anwerbung erstklassiger Wissenschaftler auf dem Gebiet der Biotechnologie und der Etablierung des Standortes Dresden auf der Weltkarte der biotechnologischen Forschung sind somit gegeben.[14]

Unterstützt und begründet durch dieses in Dresden vorhandene wissenschaftliche und wirtschaftliche Umfeld für die Branche der Biotechnologie, sind erfolgversprechende Geschäftsideen und damit verbundene Patentanmeldungen in den letzten Jahren immer zahlreicher geworden. Alleine im Zeitraum von 2001 bis 2006 gab es in Dresden 23 Neugründungen und acht Firmenansiedlungen. Derzeit existieren 40 Biotechnologie-Unternehmen sowie weitere 30 Zulieferer oder Dienstleister dieser Branche in Dresden.[15] In diesem Kontext betrachtet wird verständlich, inwiefern auch der Biotechnologietransfer für die TU Dresden enorm an Bedeutung gewonnen hat. Auch die vorliegende Arbeit leistet ihren Beitrag in dieser Entwicklung.

2.2 Ablauf und Inhalt der Literaturrecherche

Um eine möglichst vollständige Literaturanalyse zu erreichen, wurden insgesamt drei relevante Datenbanken strukturiert durchsucht. Dabei handelte es sich um:

- EBSCO
- Science Direct
- PubMed

Zusätzlich wurde Google Scholar als Suchmaschine sowie der Katalog der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden benutzt, um das Spektrum der Ergebnisse zu erweitern. Die Literaturrecherche umfasste Werke in deutscher und englischer Sprache. Im Verlauf des Rechercheprozesses wurde jedoch deutlich, dass der Anteil der englisch-sprachigen Literatur deutlich überwiegt.

Die folgenden Begriffe waren Bestandteil der Datenbankrecherche: Technologie-transfer, Erfolgsfaktoren, Effektivität und Verbesserung. Suchbegriffe der englischen Sprache umfassten: technology, transfer, effectiveness, efficiency, efficient, optimize, enhance, improve, bio, biotech und biotechnology. Ein Großteil dieser Begriffe wurde zum Zweck einer effizienten Recherche mit anderen kombiniert. Dies wurde nötig, da einige Suchanfragen Trefferzahlen in einer nicht zu bewältigenden Höhe ergaben.

Die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführte Literaturrecherche - und demzufolge auch die darauf aufbauende Analyse - wurde auf Quellen begrenzt, welche die Effektivität oder die Erfolgsfaktoren von Technologietransfers und im Idealfall auch die Verbesserung oder Optimierung des Selbigen untersuchen. Es war dabei entscheidend, dass ein Artikel Ergebnisse liefert, aus denen Schlüsse für die Verbesserung von Technologietransfers gezogen werden können. Die bloße Untersuchung des ohne die Absicht der Verbesserung des TTs, stellte somit keine brauchbare Quelle dar. Die Fokussierung eines Artikels auf den Technologietransferprozess oder zumindest Teile oder Beteiligte davon war ein wichtiges Kriterium für die Relevanz. Dies bedeutet jedoch auch, dass Artikel als irrelevant eingestuft wurden, die sich beispielsweise mit der Verbesserung der Forschungsproduktivität in Forschungseinrichtungen oder Firmen beschäftigen. Diese Vorgehensweise erschien sinnvoll, obwohl argumentiert werden kann, dass die Ergebnisse universitären Technologietransfers von der Qualität und Quantität der Innovationen abhängig ist[16].

Der Bereich der Wissens- bzw. Know-how-Transfers wurde bewusst ausgeklammert. Das bedeutet, dass Artikel, welche sich ausschließlich oder hauptsächlich auf dieses spezielle Gebiet der Technologietransfers konzentrieren, bei der Literaturrecherche aussortiert wurden. Eine Ausnahme bildeten Quellen in denen explizit der Biotechnologiesektor untersucht wurde. Diese Fälle wurden jedoch gekennzeichnet.

Zwar ist es das Ziel dieser Arbeit Handlungsempfehlungen für den Technologietransfer der TU Dresden mit Fokus auf den Biotechnologiesektor zu geben. Wegen der noch sehr geringen Anzahl an Studien - die Biotechnologie betreffend - wurden bei der Recherche jedoch Quellen alle Sektoren und Branchen betreffend berücksichtigt. Geographische Einschränkungen fanden nicht statt. Ebenso war nicht ausschlag-gebend, dass es sich bei den Technologiegebern in den Studien ausschließlich um Universitäten und Forschungseinrichtungen handelt.

Da das Thema dieser Arbeit die Verbesserung des Technologietransfers im speziell an der TU Dresden ist, werden des Öfteren die Begriffe Effizienz und Effektivität verwendet. Unter einer Verbesserung des Technologietransfers oder der Erhöhung dessen Effektivität kann im Allgemeinen die Schaffung von Rahmenbedingungen verstanden werden, welche den erfolgreichen Ablauf von TTs begünstigen. Während Effektivität lediglich misst, ob und in welchem Umfang eine Zielsetzung erreicht wurde, setzt das Maß der Effizienz diesen Sachverhalt ins Verhältnis zum dafür eingesetzten Aufwand. Grundsätzlich gibt es eine Vielzahl von Begrifflichkeiten, welche die Verbesserung eines Zustandes oder Vorganges ausdrücken, weshalb auch die Datenbankrecherche zum Auffinden relevanter Quellen mit einer Anzahl von Synonymen durchgeführt wurde (siehe oben). Letzten Endes ist jedoch nur Relevant, dass unter einer Verbesserung des TTs zweierlei verstanden werden kann, eine schlichte Erhöhung des Ergebnisses des TTs, z.B. eine höhere TT-Erfolgsquote oder auch eine Steigerung der Lizenzeinnahmen eines Technologiegebers. Zum anderen eine Senkung der zu TT-Zwecken eingesetzten Ressourcen - im Zweifel auch bei konstantem Output-Niveau.

Um eine exakte Nachvollziehbarkeit der Literatursuche zu gewährleisten, befindet sich auf dem beigelegten Datenträger, in der Tabelle „Übersicht zur Literaturrecherche“, eine detaillierte Auflistung der bei der Recherche gefundenen und für die vorliegende Arbeit relevanten Literatur. Dabei wurde jeder Artikel sowohl seiner Quelldatenbank als auch den für sein Finden verwendeten Suchbegriffen zugeordnet.

2.3 Vorbereitung der Literaturanalyse

Um eine strukturierte Analyse der in der Recherche gefundenen Quellen durchführen zu können, ist es nötig diese nach wohl überlegten Kriterien zu beurteilen und somit zu strukturieren. Zu diesem Zweck wurde eine Tabelle mit 22 Unterscheidungskriterien erstellt, in welche alle relevanten Artikel einsortiert wurden. Hierbei muss angemerkt werden, dass diese „Kriterientabelle“ aus Gründen der besseren praktischen Verwertbarkeit als einziger Bestandteil dieser Arbeit in englischer Sprache geführt wird.

Zu den Unterscheidungsmerkmalen gehören zum ersten „General Informations“, also allgemeine Informationen wie Autor, Jahr der Veröffentlichung, Name des Artikels, Schlagworte und der Verleger. Weitere Kriterien sind theoretische Faktoren, wie der Fokus auf einen bestimmten Industriezweig und die theoretische Basis der Arbeit Innovationstyp/Innovationsphase. Einen weiteren großen Block bilden „Data and Methods“ bestehend aus den folgenden Kriterien: Art der Studie, Quelle der Daten, Jahr der Erhebung, Stichprobenumfang, Kreis der Probanden, geographischer Fokus, untersuchte Einheit und verwendete statistische Analysemethoden. Es folgen die abhängigen und unabhängigen Variablen sowie die Art der Erfolgsmessung zusammengefasst unter dem Überbegriff „Variables“. Vervollständigt werden die Unterscheidungsmerkmale durch die Erkenntnisse, welche aus der Studie bezogen werden können und die Empfehlungen bezüglich weiterführender Forschung. Besonders wichtige Quellen, die theoretische Basis und statistischen Methoden betreffend, werden in der letzten Spalte der Tabelle vermerkt.

2.4 Durchführung der Literaturanalyse

Im Rahmen der in dieser Arbeit durchgeführten Literaturanalyse wurden sämtliche relevanten Artikel gelesen und mit Hilfe der bereits beschriebenen Kriterientabelle kategorisiert. Die 22 Unterscheidungsmerkmale wurden in fünf Cluster gegliedert, welche in den folgenden Teilkapiteln zusammen mit ihren Ausprägungen erläutert werden. Dies geschieht überwiegend in tabellarischer Form und wird gegebenenfalls durch ergänzende Ausführungen vervollständigt. Vorab eine Bemerkung bezüglich der in den nachfolgenden Teilkapiteln beschriebenen Untersuchungsmerkmalen und deren mögliche Ausprägungen. Die Ausprägung „none“ wurde bei der Literaturanalyse stets dann verwendet, wenn entweder das betreffende Untersuchungsmerkmal in der Studie überhaupt nicht geprüft wurde, oder es zwar geprüft, jedoch dessen Ausprägung nicht von den Autoren erläutert wurde.

2.4.1 Merkmale im Bereich „General Informations“

Das Untersuchungsmerkmal „General Informations“ umfasst die folgenden Eigenschaften.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Untersuchungsmerkmale „General Informations“

Quelle: Eigene Darstellung

2.4.2 Merkmale im Bereich „Theory“

Unter dem Bereich „Theory“ werden die folgenden vier Eigenschaften subsumiert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Untersuchungsmerkmale „Theory“

Quelle: Eigene Darstellung

Considered Sector: Dieses Untersuchungsmerkmal dient besonders dazu jene Studien kenntlich zu machen, welche sich dem Bereich der Biotechnologie widmen, da sie im Hinblick auf die Zielsetzung dieser Arbeit von besonderem Interesse sind. Bezüglich der möglichen Merkmalsausprägungen ist zu sagen, dass bei branchenübergreifenden Erhebungen oder wenn keine Branche explizit erwähnt wurde, die Ausprägung „cross sectoral“ gewählt wurde.

Theoretical Basis: Dieses Untersuchungsmerkmal kann eine Vielzahl von Ausprägungen haben. Die am häufigsten anzutreffenden sind Theorien und Modelle den Technologietransferprozess im weitesten Sinne betreffend - also auch Innovationstransferprozess bzw. Aneignungsprozess. Theorien stellen das in einem Zustand vorhandene Wissen in objektiver, meist sprachlich niedergelegter Weise dar. Modelle können aus Theorien abgeleitet werden und sind begriffliche Konstrukte zur Abbildung realer Systeme oder zum Umgang mit solchen.[17] Für die oben erwähnten Theorien und Modelle kommen entweder solche infrage, die von den Autoren der betreffenden Studie selbst oder von anderen Wissenschaftlern entwickelt wurden. Den ersten Fall vorausgesetzt, besteht außerdem die Möglichkeit, dass das betreffende Modell im Rahmen der zu analysierenden Studie selbst entwickelt wurde oder sie der Autor in einer vorangegangenen Arbeit hergeleitet hat. Beispiele für Theorien und Modelle den TT-Prozess betreffend sind: „conceptual frameworks“, die ein methodisches Grundgerüst des TT-Prozesses und seiner Einflussfaktoren vorgeben, welches es zu validieren gilt. Beispiele für Modelle anderer Wissenschaftler sind: „Adoption Process“ von Rogers oder „Technology Generation and Transfer Process“ von Linton. Wie bereits erwähnt, sind dies Theorien und Modelle, welche speziell auf den Technologietransfer abzielen.

Es gibt jedoch ebenfalls eine Vielzahl von Theorien und Modellen, welche auf Vorgänge oder Probleme abzielen, die jedoch im Zusammenhang mit dem TT-Prozess stehen. Hierzu gehören Entscheidungstheorien in welchen Informationen und deren Erhalt, Verarbeitung und Verwertung im Entscheidungsfindungsprozess im Vordergrund stehen. Hinzu kommen Theorien, die Wechselwirkungen zwischen Organisationen untersuchen, Verhaltenstheorien und Ansätze zur Prozessanalyse. Schließlich bilden Modelle zur Erfolgsmessung von Technologietransfers und zur Erklärung von Unternehmenserfolg sowie die Klassifizierung von Firmen nach ihrem Innovationstyp den Abschluss des Clusters.

In der nachfolgenden Tabelle werden sämtliche mögliche Theorie- und Modelltypen mit ihren jeweiligen Ausprägungen dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3: Theorie-/Modelltypen mit ihren Ausprägungen

Quelle: Eigene Darstellung

Type of Innovation Process: Hierfür kommen zwei Ausprägungen infrage, „radical“ und „incremental“. Die Literatur unterbreitet mehrere Vorschläge, wie diese beiden Innovationstypen voneinander zu unterscheiden sind. Ein anschauliches Modell dafür ist zum Beispiel die Differenzierung über den Kundennutzen: Inwieweit müssen Kunden ihr Verhalten ändern? Welchen zusätzlichen Nutzen stiftet die Innovation[18] ?

Stage in Innovation Process: In Anlehnung an den Innovationsprozess von Witt kann es sich bei der Untersuchung in einem Artikel entweder um die Phasen „early stage“ oder „late stage“ handeln. Dabei werden als frühe Innovationsphasen die Prozessschritte der Ideengewinnung und Ideenselektion bezeichnet. In den Bereich der Spätphasen fallen die Schritte vom Rohentwurf des Produktkonzeptes bis hin zur letztendlichen Markteinführung[19].

[...]


[1] Ernst & Young 2008

[2] Roessner 2000, S.1

[3] Vgl. Pleschak et al. 1996, S. 328; Staudt 1986, S. 245f.

[4] Lee et al. 2004, S.435f

[5] Vgl. Schmoch et al. 2000, S.2

[6] Vgl. Lüthi 2001, S. 20f, 65ff; Vgl. Mecheels 1991, S.171; Vgl. Karpen 1990, S.81

[7] Vgl. Rothholz 1986, S. 103; Anhang 2, S. 168

[8] Vgl. Beise et al. 1995, S. 85

[9] Vgl. Sättler 1987, S. 54f, 72

[10] Vgl. Meißner 2001, S. 26f.

[11] OECD, 2009

[12] Vgl. BMBF, Internetseite: www.biotechnologie.de

[13] Vgl. Presseportal, Internetseite: www.presseportal.de/meldung/492600/

[14] Neuland - Das Wirtschaftsmagazin der Regionen 2009, S. 70ff.

[15] Neuland - Das Wirtschaftsmagazin der Regionen 2009, S. 74

[16] Phan et al. 2006, S. 46

[17] Balzer 1997, S.16

[18] Vgl. O’Connor 1998, S. 151 ff.; Danneels et al. 2001, S. 361

[19] Vgl. Witt 1996, S.10

Ende der Leseprobe aus 95 Seiten

Details

Titel
Verbesserung des Technologietransfers von Universitäten und Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Biotechnologie
Untertitel
Literaturanalyse und Fallstudie zur TU Dresden
Hochschule
Technische Universität Dresden  (SAP Stiftungslehrstuhl für Entrepreneurship und Innovation)
Note
1,9
Autor
Jahr
2009
Seiten
95
Katalognummer
V159350
ISBN (eBook)
9783640725458
ISBN (Buch)
9783640725755
Dateigröße
644 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Technologietransfer, Biotechnologie, Verbesserung, Effektivität, Effizienz, TU Dresden, Literaturanalyse
Arbeit zitieren
Tim Sievernich (Autor:in), 2009, Verbesserung des Technologietransfers von Universitäten und Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Biotechnologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159350

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