Auf dem Weltentwicklungsindex (Human Development Index) der Vereinten Nationen befindet sich die Republik Tschad an 175. Stelle – von insgesamt 182 Plätzen. Der zentralafrikanische Staat gehört damit zu den ärmsten Ländern der Erde und ist zudem umgeben von unter anderem Libyen und dem Sudan – liegt damit direkt neben dem Darfur-Konflikt. Nach Jahren des Bürgerkriegs löste im März 2009 die United Nations Mission in the Central African Republic and Chad (kurz: MINURCAT) die Überbrückungsmission der EUFOR Tchad/RCA ab und hat die Aufgabe die Region zu stabilisieren und die Kriminalität zu bekämpfen. Wirtschaftlich angewiesen auf die Ölförderung und den Export gelang dem Tschad mithilfe der Weltbank und den Vereinigten Staaten als Abnehmer eine Möglichkeit zumindest den ölfördernden Süden mit Finanzmitteln zu versorgen (vgl. Basedau 2006: 2/3).
Der globale amerikanische Konkurrent China hat sein wirtschaftliches Interesse und Engagement hat in den letzten Jahren über den ganzen afrikanischen Kontinent verteilt stark erweitert. Auch in der Region um den Tschad ist China aktiv. Das chinesische Interesse an den Erdölvorkommen steht damit in Konkurrenz zur USA – und das inmitten des Darfur-Konflikts. In der Vergangenheit hat China im UN-Sicherheitsrat mehrmals die Entsendung der Friedenstruppen in den Sudan verhindert und damit gleichzeitig tschadische Rebellen unterstützt und sie mit Waffen beliefert. Nachdem der Tschad seine diplomatischen Beziehungen zum amerikafreundlichen Taiwan 2006 verändert hatte, änderte China seine Position von Rebellenseite auf Regierungsseite. Mittlerweile hat auch China Anteil an den tschadischen Ölvorkommen und baut an einer Pipeline.
Diese Seminararbeit will erklären was spoilers, sogenannte „Störenfriede, im Friedensprozess eines Landes sind und ob Chinas wechselndes Engagement in der Republik Tschad als ein solches spoiling eingeordnet werden kann. Dabei wird zuerst die Theoriekonzeption der spoilers erläutert und anschließend die Situation im Tschad und Chinas Engagement genau betrachtet werden. Das Forschungsdesign schließlich, gleicht verschiedene Punkte in Theorie und Empirie ab und soll die Wirkung der unabhängigen Variable, Chinas Diplomatie im Tschad, auf die abhängige Variable, den Friedensprozess in Region untersuchen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der theoretische Rahmen - das Spoiler Konzept
- Kategorisierung von „Störenfrieden“
- Spoilertypen nach Stedman
- Erweiterung und Erklärungsmuster für spoiling
- Die Republik Tschad
- Krisen und Konflikte in der Region
- Militär- und Friedensmissionen
- Internationales Interesse am Tschad
- China und Afrika
- Chinas Rolle im Friedensprozess im Tschad
- Chinas Engagement im Tschad
- Analyse und Einordnung der chinesischen Tätigkeiten während des Friedensprozesses im Tschad nach dem Spoiler - Konzept
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert die Rolle Chinas im Friedensprozess in der Republik Tschad unter dem Aspekt des Spoiler-Konzepts. Sie befasst sich mit der Frage, ob Chinas Engagement im Tschad als „Störenfried“ im Sinne einer negativen Beeinflussung des Friedensprozesses interpretiert werden kann.
- Das Spoiler-Konzept und seine Anwendung auf den Fall Tschad
- Die politische und wirtschaftliche Situation in der Republik Tschad
- Chinas wachsende Präsenz in Afrika und die Rolle des Landes im Tschad
- Die Analyse von Chinas Engagement im Kontext des Darfur-Konflikts und der Friedensbemühungen
- Die Auswirkungen von Chinas Engagement auf die Friedensprozesse in der Region.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit und die Problemstellung vor, die durch die Situation in der Republik Tschad und das Engagement Chinas in der Region entsteht. Es wird auf die Armut und die Konflikte im Tschad eingegangen, sowie auf die Rolle der internationalen Gemeinschaft, insbesondere der USA und der Vereinten Nationen, in der Region.
Kapitel 2 stellt die Theoriekonzeption der "Spoiler" im Friedensprozess vor und erläutert verschiedene Kategorien und Typen von Akteuren, die durch ihr Verhalten die Friedensentwicklung negativ beeinflussen können. Dabei werden die Motive und Ziele der Spoiler, wie beispielsweise Machtansprüche, ökonomische Interessen oder ideologische Ziele, analysiert.
Kapitel 3 beleuchtet die Situation in der Republik Tschad im Detail. Es werden die Krisen und Konflikte in der Region sowie die internationalen Bemühungen zur Stabilisierung der Situation, darunter die Rolle der EUFOR und der MINURCAT, dargestellt.
Kapitel 4 untersucht Chinas Engagement in Afrika und insbesondere die Rolle des Landes im Friedensprozess in der Republik Tschad. Dabei wird die Rolle Chinas im Darfur-Konflikt und die Auswirkungen des chinesischen Engagements auf die Beziehungen zwischen dem Tschad und anderen Akteuren, wie den USA, betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Spoiler im Friedensprozess, Chinas Engagement in Afrika, der Republik Tschad, dem Darfur-Konflikt, Friedensbemühungen und internationaler Politik. Die Schwerpunkte liegen auf der Analyse von Chinas Rolle im Tschad und der Einordnung des Landes nach dem Spoiler-Konzept.
- Quote paper
- Anton Frick (Author), 2010, Chinas Engagement in der Republik Tschad, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160588