Die zunehmende Anzahl an Wirtschaftsskandalen, wie die Finanz- und Immobilienkrise, Schmiergeldaffären, Datenschutzrisiken, Umweltverschmutzung, um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen, zeigen, dass bloßes Gewinnstreben und quantitatives Wirtschaftswachstum in eine falsche Richtung führen. Letztendlich bleibt die Lebensqualität aller auf der Strecke, die ein noch so hoher Gewinn nicht kompensieren kann. Das Bedürfnis nach mehr Verantwortung rückt verstärkt in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung, die von den Verursachern, nämlich von den Unternehmen eingefordert wird. Das unternehmerische Handeln muss einer ethischen Legitimitätsprüfung unterzogen werden und betriebswirtschaftliche Überlegungen bedürfen einer Reformation. Peter Ulrich wendet sich von
der autonomen Ökonomik des neoklassischen Typs ab, die sich auf die unsichtbare Hand des Marktes verlässt und das Streben nach Gewinnmaximierung automatisch in eine Vernunftentfaltung münden lässt. Gemäß Ulrich ist auch eine rein ökonomische Problemstellung
nicht frei von ethischen Wertgesichtspunkten. Peter Ulrichs Konzept der integrativen Unternehmensethik stellt einen möglichen Weg für eine Vereinbarung von ethischen Aspekten und ökonomischen Gewinnstreben vor.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Die Rolle des Unternehmens in der Gesellschaft
- Verantwortung und Zumutbarkeit
- Das Gewinnprinzip
- Das Gewinnstreben in Verbindung mit Unternehmensethik
- Die Brücke zwischen Ethik und ökonomischem Erfolg
- Drei Leitideen
- Die Idee der funktionsorientierten Unternehmung in einem ganzheitlichen System
- Die Idee der konsensorientierten Unternehmenspolitik
- Die Idee der offenen Unternehmensverfassung
- Das zweistufige Konzept der Unternehmensethik
- Verwirklichung einer integren Geschäftspolitik
- Der Stakeholder-Dialog
- Kritische Würdigung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit von Judith Ratajczak widmet sich der Darstellung und kritischen Würdigung des integrativen Konzepts der Unternehmensethik von Peter Ulrich. Sie beleuchtet die Herausforderungen des verantwortungsvollen Handelns von Unternehmen in einer zunehmend komplexen Welt, die von Wirtschaftskrisen, ethischen Dilemmata und gesellschaftlichen Erwartungen geprägt ist. Die Arbeit analysiert den "Zwittercharakter" von Unternehmen, die gleichzeitig Teil des marktwirtschaftlichen Systems und gesellschaftliche Wertschöpfungsinstitutionen sind.
- Die Rolle des Unternehmens in der Gesellschaft und die Spannungen zwischen ökonomischen Sachzwängen und ethischen Anforderungen
- Das Konzept der integrativen Unternehmensethik als Ansatzpunkt für eine Vereinbarung von ethischen Aspekten und ökonomischem Gewinnstreben
- Die Kritik an der rein ökonomischen Rationalität und die Notwendigkeit einer normativen Ökonomie, die ethische Wertgesichtspunkte berücksichtigt
- Die Bedeutung eines Stakeholder-Dialogs für die Verwirklichung einer integren Geschäftspolitik
- Die Rolle der Führungskraft als Vermittler zwischen ethischen und ökonomischen Anforderungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Problemstellung der Arbeit anhand der zunehmenden Anzahl an Wirtschaftsskandalen und dem Bedürfnis nach mehr Verantwortung seitens der Unternehmen. Es wird deutlich, dass bloßes Gewinnstreben und quantitatives Wirtschaftswachstum nicht nachhaltig sind und die Lebensqualität aller auf der Strecke lassen. Peter Ulrichs Konzept der integrativen Unternehmensethik wird als ein möglicher Weg für eine Vereinbarung von ethischen Aspekten und ökonomischem Gewinnstreben vorgestellt.
Im zweiten Kapitel wird die Rolle des Unternehmens in der Gesellschaft näher betrachtet. Die Arbeit analysiert das Spannungsverhältnis zwischen den ethischen Anforderungen an Manager und den ökonomischen Sachzwängen, denen sie sich als Repräsentanten des Unternehmens gegenübersehen. Es wird deutlich, dass Unternehmen weder rein private noch ausschließlich öffentliche Institutionen sind, sondern eine hybride Rolle einnehmen. Sie sind Teil des marktwirtschaftlichen Systems und gleichzeitig gesellschaftliche Wertschöpfungsinstitutionen.
Das dritte Kapitel widmet sich der Frage nach der Verantwortung und Zumutbarkeit von unternehmerischem Gewinnstreben. Es wird diskutiert, inwieweit die Gewinnmaximierung als Selbstbehauptung des Unternehmens im Wettbewerb gerechtfertigt ist und welche Nebenfolgen für die Stakeholder akzeptabel sind. Die Arbeit stellt kritische Punkte zum Gewinnprinzip und zum ethischen Dilemma des Gewinnstrebens heraus.
Im vierten Kapitel wird die Brücke zwischen Ethik und ökonomischem Erfolg beleuchtet. Die Arbeit präsentiert das "Schnittmengen-Modell" als Ansatzpunkt für die Verbindung von ethischen und ökonomischen Aspekten. Es wird dargelegt, dass die Integration von ethischen Prinzipien in die Unternehmensstrategie langfristig zu wirtschaftlichem Erfolg führen kann.
Das fünfte Kapitel behandelt drei Leitideen des integrativen Konzepts der Unternehmensethik: die Idee der funktionsorientierten Unternehmung in einem ganzheitlichen System, die Idee der konsensorientierten Unternehmenspolitik und die Idee der offenen Unternehmensverfassung.
Das sechste Kapitel erläutert das zweistufige Konzept der Unternehmensethik, das von Peter Ulrich entwickelt wurde. Dieses Konzept besteht aus einem ersten Schritt, der die Entwicklung eines ethischen Leitbildes beinhaltet, und einem zweiten Schritt, der die praktische Umsetzung dieses Leitbildes in konkrete Handlungsprinzipien umfasst.
Das siebte Kapitel geht auf die Verwirklichung einer integren Geschäftspolitik ein. Es wird die Bedeutung des Stakeholder-Dialogs als Instrument für die Integration von Interessen und die nachhaltige Unternehmensführung betont.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich dem integrativen Konzept der Unternehmensethik von Peter Ulrich. Sie untersucht die Spannungen zwischen ökonomischen Sachzwängen und ethischen Anforderungen, den "Zwittercharakter" von Unternehmen, die Rolle der Führungskraft im Spannungsfeld zwischen Ethik und Ökonomie sowie die Bedeutung eines Stakeholder-Dialogs für eine integre Geschäftspolitik. Weitere Schlüsselwörter sind Gewinnprinzip, Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Verantwortung, ethische Legitimitätsprüfung, normative Ökonomie und "Schnittmengen-Modell".
- Arbeit zitieren
- Judith Ratajczak (Autor:in), 2010, Das integrative Konzept der Unternehmensethik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160844